Ziegenmilch eine Alternative?

Charly36

Im Langzeitstillforum habe ich schon einen Beitrag geschrieben, aber eine Frage gehört wohl besser hierher.
Fabian ist etwas auf Muttermilch und sehr auf Kuhmilch allergisch, es gibt auch noch andere Sachen. Bislang habe ich ihm folgendes verwehrt: Fleisch, Fisch, Ei, Milch (ausser MuMi natürlich) und noch ein paar andere Sachen, die als sehr allergen gelten.
Da er sich wohl grad versucht abzustillen, sorgt sich unser Heilpraktiker um seine Eiweißversorgung und hat mir nun empfohlen, Ziegenmilch und dessen Produkte daraus einzuführen, da Ziegenmilch wohl sehr hypoallergen ist.
Ist das denn nun eine Alternative, falls er sich abstillen sollte oder nicht?
Calcium ist kein Problem, das weiß ich ja dank der Machete!

Marlies/Hebamme

ich wußte doch, da war was....

Die Ernährungskommission der deutschen Gesellschaft für Kinderheilkunde und Jugendmedizin hat kürzlich zur Verwendung von Säuglingsnahrung auf Ziegenmilchbasis Stellung genommen (4). Die Ernährungskommission traf folgende Feststellungen:



1. Säuglingsnahrungen auf der Basis von Ziegenmilch dürfen in der Europäischen Union nicht unter den Verkehrsbezeichnungen Säuglingsanfangsnahrung oder Folgenahrung angeboten werden, da sie nicht den hier gültigen gesetzlichen Anforderungen zu Säuglingsnahrungen entsprechen.



2. Aussagekräftige klinische Studien zu den Auswirkungen einer Ziegenmilchnahrung auf Wachstum und Nährstoffversorgung im Säuglingsalter liegen nicht vor.



3. Zur Allergieprävention bei familiär erhöhtem Atopierisiko sind Ziegenmilchnahrungen nicht zu empfehlen.



4. Als therapeutische Nahrung bei Säuglingen mit einer Kuhmilcheiweißallergie sind die angebotenen Ziegenmilchnahrungen nicht geeignet.



5. Die Ernährungskommission rät aufgrund der ungenügenden Evaluation generell von der Verwendung von Ziegenmilchnahrung im Säuglingsalter ab.



Eine ganz übereinstimmende Einschätzung wurde kürzlich durch das Wissenschaftliche Gremium für diätetische Produkte, Ernährung und Allergien der europäischen Lebensmittelbehörde (European Food Standards Authority, EFSA) veröffentlicht (5). Diese von der europäischen Kommission beauftragte Expertenkommission folgert, dass es unverändertem Ziegenmilchprotein an Zystein und Tryptophan mangelt und es in unveränderter Form als Proteinquelle für Säuglingsanfangsnahrung ungeeignet ist. Des weiteren wurde gefolgert, dass die vorliegenden Daten nicht für ein selteneres Auftreten allergischer Reaktionen unter einer Säuglingsnahrung auf Ziegenmilchbasis als unter einer Kuhmilchnahrung sprechen. Aufgrund der verfügbaren Untersuchungen wird die nutritive Eignung und Sicherheit von Ziegenmilcheiweiß als Proteinquelle für Säuglingsnahrungen nicht bestätigt, da die Untersuchungen an erheblichen methodische Mängeln leiden. Dazu zählen die zu geringe Zahl beobachteter Kinder, die Beschränkung auf ausschließlich anthropometische Parameter, das Fehlen einer gestillten Vergleichsgruppe und Abweichungen vom Studienprotokoll. Die EFSA-Kommission folgert, dass unverändertes Ziegenmilcheiweiß nicht zur Verwendung als Proteinquelle für Säuglingsanfangsnahrung geeignet ist.

Diese eindeutigen Beurteilungen der Wissenschaft werden in den Aussendungen der Firma Blauer Planet nicht mit einem Wort erwähnt. Sie müssen aber die Kinderärzteschaft dazu veranlassen, Nahrungen auf Ziegenmilchbasis weder bei gesunden Säuglingen noch zur Behandlung von allergischen Reaktionen einzusetzen, solange nicht ihre Effektivität und Sicherheit zweifelsfrei belegt sind und die Voraussetzungen für die behördliche Zulassung als Säuglingsanfangsnahrung

Charly36

Danke für den Text, Marlies.
Also heißt das, ich sollte ihm keine Ziegenmilch geben oder? Mir ist nicht so ganz klar auf welches Alter sich das bezieht, Fabian ist ja nun doch schon fast 1 1/2 Jahre alt.
Hast Du denn einen Vorschlag, wie ich seine Eiweißversorgung sichern könnte, wenn er sich doch abstillen sollte?

Marlies/Hebamme

Tajaaaa...also darüber gibt es höchst widersprüchliche Aussagen. Ich weiss dass Naturheilkundler eher dazu raten, aber ob es wirklich sinnvoll ist, kann ich so gar nicht beurteilen. Aber überwiegend wird der Nutzen eher beweifelt
Schaf- und Ziegenmilch haben ähnliche Eiweißbestandteile wie Kuhmilch .
Diese Milchen können selbst Allergien auslösen und Kinder mit einer Kuhmilcheiweißallergie reagieren zu einem großen Prozentsatz auch auf diese Milchen.
Ziegenmilch, wie auch Schaf-, Stuten- und Sojamilch sind nicht generell als Ersatz für Kuhmilch bei Kindern mit Kuhmilchallergie einsetzbar. Wie bei allen Ersatzmilchen für kuhmilchallergische Kinder, gibt es Patienten, die diese nicht vertragen.
Deshalb müssen alle Ersatzmilchen auf ihre Verträglichkeit hin getestet werde.
Da Milcheiweißallergien nicht bei allen Allergikern gleich sind, kommt es auch zu erheblichen Unterschieden bei der Verträglichkeit bestimmter Lebensmittel. So vertragen beispielsweise Molkeeiweiß-Allergiker keine Rohmilch, dafür aber abgekochte Milch. Bei einer Casein-Allergie werden hingegen weder rohe noch abgekochte Milch vertragen. Auch Sojamilch wird von den meisten Milcheiweißallergikern nicht vertragen....
Ich sage noch Anja Bescheid, aber es kann etwas dauern. Evtl. käme lactosefreie Milch in Frage....

tesoro

Hallo!

Guck mal da: http://www.libase.de
Das ist ein Forum und eine Datenbank zu Lebensmittelunverträglichkeiten. Da habe ich sehr von profitiert als meine Laktoseintoleranz diagnostiziert wurde. Bin zwar jetzt nur noch selten da, aber da sind immer viele Leute mit viel Ahnung. Vielleicht wissen die was.

AnjaH

Hallo

Wenn er auf Kuhmilch reagiert dann ja sehr warscheinlich auf den Milchzucker. Da gibt es Milchzuckerfreie Kuhmilch. Minus L heißen die Produkte. Damit kannst du es ja mal probieren und schauen ob es das verträgt. ;-)

Charly36

Danke Tesoro für den Link, ich hab da schon mal was nachgeschlagen, aber so richtig Zeit zum Schauen hatte ich noch nicht.

Ich muss ehrlich sagen, das ich gar nicht weiß, worauf Fabian genau allergisch reagiert und ob es überhaupt eine Allergie oder nicht doch nur eine Unverträglichkeit ist. Der Heilpraktiker hat das per Kinesiologie getestet und mich da vor vollendete Tatsachen gestellt.
Ich weiß, ich sollte das nochmal sicher abklären lassen. Nur hat er immerhin meine Allergien auch herausgefunden, ohne das ich ihm vorher davon berichtet habe.
Aber was ist denn mit der Eiweißversorgung, falls es sich denn um eine Milcheiweiß-Allergie handeln sollte? Da werden doch diese MinusL- Produkte nicht funktionieren oder?

AnjaH

Also Milcheiweißallergien gibt es sehr sehr selten.
Normalerweise ist es eine Unverträglichkeit von Milchzucker. Und dem ist nur zu glauben wenn es durch einen seriösen Bluttest abgesichert ist.
Ich halte viel von Heilparktikern die klassische Homöophatie betreiben.

Aber dieses Armheben bei der Kinesiologie ist gefährliche Scharlatanerie und kann erhebliche gesundheitliche Folgen haben gerade bei Kindern.

Also bitte laß das von einem Kinderarzt klären..das ist kein Spaß mehr. Was du für dich tust ist deine Sache ..

´Das mit der Muttermilch hat mich schon sehr stutzig gemacht. Sowas gibt es eigentlich nicht. ;-)

Charly36

Hallo Anja,

wie meinst Du das denn, das die Kinesiologie erhebliche gesundheitliche Folgen haben kann? Beziehst Du das auf eventuell falsch gestellte Diagnosen? Das Armheben an sich wird ja nicht schädlich sein oder?

Ich hab ja, Gott sei Dank, noch nicht auf seine Vorschläge reagiert, lediglich die Homöopathika, die er repertorisiert hat, bekommt Fabian inzwischen.
Aber wie läuft das denn mit den Allergietests bei KiA? Ich dachte, das bei so Kleinen noch keine zuverlässigen Tests gemacht werden können?

Und noch eine Frage, wie meinst Du Deinen letzten Satz mit der Muttermilch? Meinst Du die leichte Allergie? Es gibt wirklich eine Muttermilchallergie, nur ist diese sehr, sehr selten.

So, nun ist die Fragestunde aber erst mal zu Ende :biggrin:

AnjaH

Also dsa Gesundheitsrisiko beziehe ich auf falsch gestellte Diagnosen und den daraus resultierenden Folgen.

Und auch bei kleinen Kindern kann man schon mit Bluttest eine Allergie austesten. Allerdings wenn keine Beschwerden vorliegen braucht man das nicht zu tun.

Bei einer "Muttermilchallergie" liegt ein Lactasemangel vor. Das würde sich aber durch heftigeste Durchfälle direkt nach der Geburt bemerkbar machen und nicht erst später.

Eine erworbene Lactosunverträglichkeit entsteht erst viel später und kann man dann durch einen Bluttest feststellen.

Eine Milcheiweißallergie ist es in den seltesten Fällen. Meist wird Milchzucker nicht vertragen. Das hätte auch die Logik das die Kinder auf die Muttermilch reagieren insbesondere wenn die Mutter viel Milchprodukte zu sich nimmt.

Und das Kinder Kuhmilch nicht vertragen gibt es sehr häufig. Oft vertragen sie es später dann doch.

Wie ist es denn mit Jogurt und anderen Kuhmilchprodukten bei ihm?

Charly36

Aha, jetzt verstehe ich, was Du gemeint hast.

Fabian hat seit seinem 3. Lebensmonat Probleme mit der Haut, quasi eine leichte Neurodermitis. In unserer Familie verträgt keiner so richtig Kuhmilch und deren Produkte und ich hab ja auch mit einer leichten Neuro zu kämpfen.
Was ich aber in Eigenregie schon festgestellt habe, er reagiert auf jegliche Art von Kuhmilch mit einer Verschlechterung seines Hautbildes. Sei es Vollmilch oder Joghurt oder Käse, ganz egal.
Ich reagiere zwar auch, aber lang nicht so heftig wie er und ich muss schon übermässig viele Milchprodukte verzehrt haben, das sich meine Haut verschlechtert. Meist hab ich morgens Milch zu meinem Müsli und Schlagsahne in den Kaffee, der Genuss hält sich also in Grenzen.
Mit meiner damaligen Heilpraktikerin hatte ich auch schon für 2 Monate komplett alles, wo Milch und Milchzucker drin ist, weggelassen und Fabians Haut hat sich weder verbessert noch verschlechtert.

Danke für Deine informativen Antworten, Anja.

AnjaH

Na dann würde ich einen Versuch mit den Minus-L Produkten starten und wenn das auch zu Reaktionen führt. Mal Kuhmilchprodukte ganz weglassen.

Aber erst dann.

Charly36

Okay, dann werde ich aber auch noch einen Termin bei meiner Kinderärztin machen, um doch nach eventuellen Allergien schauen zu lassen.

Danke nochmals!