Hallo, Ihr Lieben,
lange habe ich gebraucht zu entscheiden, ob ich dies hier schreibe oder nicht. Aber es soll ja helfen zu schreiben - auch wenn mir vielleicht niemand helfen kann.
Ich versuche es mal kurz zu machen. Ich habe zwei Söhne, vier Jahre und acht Monate alt. Beide sind per KS entbunden. Beim ersten Sohn habe ich das einigermassen verkraftet, da er in den letzten drei Monaten in BEL war.
Der zweite kündigte sich normal an, er lag in SL und es war kein KS zu erwarten. Allerdings störte mich immer, dass der Kleine permanent mehr rechts im Bauch positioniert war, also nicht mittig. Aber das störte sonst keinen Arzt und keine Hebi.
Als die Geburt losging, war ich nach 26 Stunden bei MM 10 cm. Nach 27 1/2 Stunden hiess es Geburtsstillstand - KS mitten in der Nacht. Die Diagnose wurde gestellt aufgrund des sich nicht öffnenden Beckenbodens (oder wie immer das heisst, wo unten die Knochen auseinander gehen) und das Baby hat sich nicht "eingedreht".
Dieser KS war medizinisch gesehen einwandfrei verlaufen, körperlich ging es mir sehr gut; mich hat er allerdings - glaube ich zumindest - traumatisiert.
Ich möchte mich jetzt nicht weiter in Details ergehen, das würde zu lange werden.
Nach dem KS war ich glücklich, dass mein Kleiner gesund war und ich endlich diese Wehen hinter mir hatte - und todunglücklich, versagt zu haben. Ich war wütend auf meinen Körper, dass er nicht in der Lage war, ein Kind - nein zwei - zur Welt zu bringen.
Wisst Ihr, der Verstand, die ratio, sagen mir, sei froh, dass du die Möglichkeit hattest, einen KS zu bekommen, früher wären grosse Schäden oder gar Tod die Folge etc. Jeder sagte mir dass, nachdem ich meine Traurigkeit über die fehlende Spontangeburt auch nur andeutete. Keiner wollte wirklich Verständnis zeigen "sei froh, andere wollen schliesslich Wunsch-KS/warum willst du diese Schmerzen unnötig aushalten" usw.
Zu allem Überfluss sagten mir die Ärzte im KH dann noch, dass ein eventuelles, drittes Kind auf jeden Fall per KS kommen müsse wegen der Gefahr des Gebärmutterrisses. Diese Tatsache wurde vor kurzem von einer Hebamme einer Freundin in Frage gestellt. Jetzt bin ich auch dahingehend verunsichert und habe doch wieder einen Hoffnungsschimmer.
Meine Frauenärztin war die Einzige, die mich zu verstehen schien, sie hatte beim ersten Sohn auch KS, hatte auch Angst vor dem zweiten KS, gebar ihren zweiten Sohn vor kurzem allerdings in vier Stunden spontan.
Genau diese und andere Nachrichten über Spontangeburten setzen mir mehr zu als ich möchte. Ich kann an nichts anderes denken, obwohl ich das gar nicht will. Schliesslich habe ich genug im Alltag zu tun.
Entschuldigt, dass es so lang wurde, aber wie soll man so etwas Komplexes auch kurzfassen. Vor allem, wenn es nach immerhin acht Monaten so extrem wieder präsent ist.
Ich wollte es einfach von der Seele schreiben. Versteht mich wenigstens hier jemand ein bisschen?
Liebe Grüsse
Angelika :oops:
Kommentare
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und ob ich Dich verstehe!!! Ich leide auch immer noch darunter, dass ich Julia per Kaiserschnitt zur Welt bringen musste. Ich mache mir Vorwürfe etc., obwohl ich weiss, dass es nun mal nicht anders ging. Die ersten 4 Monate habe ich mich immer wieder als "schlechte Mutter" empfunden, weil ich mein Kind nicht normal zur Welt bringen konnte und es noch dazu mit dem Stillen nicht geklappt hat.
Diese ganzen Gefühle und Gedanken zu haben ist nichts schlimmes. Und nur indem Du darüber sprichst, wirst Du es verarbeiten können.
Ich habe auch Angst davor, dass es beim nächsten Kind wieder im KS endet Aber letztendlich werd ich es nicht beeinflussen können. Also versuche ich es auf mich zukommen zu lassen und Vertrauen zu haben. Denn diese innere Anspannung führt sicher auch dazu, dass man bei der Geburt nicht loslassen kann.
Und die Leute die Dir sowas sagen:
denen wünsche ich mal die ersten 2 Tage nach einem Kaiserschnitt!!! :flaming01:
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Ich weiss, dass es für Aussenstehende schwer zu verstehen ist, wenn man unglücklich über den KS ist. Gut, dass ich damit nicht alleine bin, allerdings in meinem persönlichen Umfeld bin ich es.
Vor kurzem entband auch meine Freundin in zwei Stunden spontan. Ich gönne es natürlich jeder Mutter, so zu entbinden, ganz klar. Vielleicht habe ich einfach auch was falsch gemacht, vielleicht hätte ich mich besser vorbereiten müssen oder Sport oder Gymnastik etc.
Das Problem ist, dass mich das Ganze viel zu viel beschäftigt und es einfach nicht aufhört, in meinem Kopf rumzuspuken.
Vielleicht bin ich ein Fall für die Couch? :roll:
Liebe Grüsse
Angelika
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Ich habe auch in der Schwangerschaft mäßig Sport betrieben, war viel an der frischen Luft, habe Dammassage gemacht, Himbeerblättertee getrunken, und trotzdem kam es zum KS.
Ich hab erst gestern zu meiner Hebi im Rückbildungskurs gesagt daß ich wohl noch ein zweites Kind bräuchte, denn jetzt weiß ich ja wieder nicht wie das ist mit dem Kinderkriegen
Nein im Ernst, warum sollte das Versagen sein ??? Ich bin froh daß es heute diese Möglichkeiten gibt der Mutter und dem Kind gesundheitliche Risiken zu ersparen. Ich wollte auf keinen Fall einen KS haben, aber im Nachhinein bin ich dankbar daß ich ein gesundes Kind habe, das steht für mich im Vordergrund, wie er zur Welt kam ist jetzt absolut nachrangig für mich.
laß dir das von niemandem einreden, freu dich über deine Kinder und solltest du ein drittes bekommen, warum nicht doch noch spontan...
liebe Grüße
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Aber das ist genau das, was ich auch weiss, wie gesagt, die ratio sagt mir das - warum macht es mir bloss trotzdem so viel zu schaffen?? Ich bin schliesslich mehr als 3x7 alt und sollte drüberstehen, tu ich aber nicht, auch nicht nach so langer Zeit.
Und es ist mir vom Grundsatz her auch wurscht, ob es 2, 4 oder mehr Stunden dauert - ich will wirklich hoffen, dass es noch eine Chance gibt, normal zu entbinden. Ärzte sagen nein, eine Hebamme ja. Frag 10 Leute und du hast 10 Antworten...
Ich warte es wohl am besten ab.
Liebe Grüsse
Angelika
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Eine Geburt ist einfach ein sehr wichtiges einschneidendes Erlebnis und damit ist nicht zu spaßen!
Klar gibt es Frauen die das locker wegstecken, aber es gibt eben auch Frauen die sind anders gepolt und die macht es einfach fertig.
Das ist nicht schön, aber es ist okay und es ist vollkommen normal und außerdem noch erlaubt ;-) :!:
Ich kann nur sagen, wenn es dich immernoch so fertig macht und du das loswerden willst, aber allein da nicht rauskommst, dann leg dich auf die "Couch" wie du es so schön nennst. Nur leg dich nicht dorthin, weil andere Dir einreden wollen du wärest nicht normal!
Mach es nur, wenn du da Sinn drinn findest :!:
Ich wünsch Dir alles erdenklich Gute
Yasmin
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Das du Erzählungen über Spontangeburten nicht ertragen kannst. Nicht glücklich bist, obwohl ja alle meinen Du müßtest der glücklichste Mensch auf Erden sein. Oh ja das kenn ich nur zu gut.
Warum jammerst Du? Ist doch alles gut gegangen? Freu Dich doch? Hab ich alles zu hören bekommen! (Bei mir sagten dann manche noch, freu Dich doch das Du lebst :shock: )
Helfen kann ich Dir nicht, aber wie es sich anfühlt weiß ich! Und die Traurigkeit hab ich zur Genüge kennengelernt.
In diesem Sinne, hoffe ich das Du da durch kommst.
Wenn nicht, scheu Dich nicht Dir helfen zu lassen. (das ist kein Gerede, sondern meine eigene Erfahrung)
Alles Liebe, Ines
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Ich habe zwei spontane Geburten und zwei Kaiserschnitte hinter mir, ein Kaiserschnitt unter Vollnarkose und einen mit PDA. Der letzte sollte keiner sein, wurde aber letztendlich so entschieden.
Und nein, versagt hast du bestimmt nicht ;-)
Ich habe auch die Info von meinen Ärzten, dass wenn noch eine Schwangerschaft kommt dann nur mit Kaiserschnitt und frühestes in einem Jahr.
Nach dem ersten Kaiserschnitt kam ich sehr schlecht auf die Beine (Vollnarkose). Beim zweiten bin ich morgends aus dem Bett gehüpft und aufgestanden. Der Kaiserschnitt war abends 20:00 Uhr und mit PDA.Überhaupt war ich genauso fit wie bei einer spontanen Geburt, äußerten auch immer wieder die Ärzte und Schwestern. Obwohl ich viel Blut verloren hatte. Am vierten Tag kam eine Frau mit spontaner Geburt aufs Zimmer dazu, abends entbunden und morgends mußte sie aufstehen zur Toillette. Sie ist dort zusammen geklappt und mußte ins Bett getragen werden. Es kommt wohl immer auf die Frau an und wie der Kreislauf sich fängt.
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Ich verstehe dich sehr gut. Mir geht's ganz ähnlich. Auch ich musste einen Kaiserschnitt machen, da mein Kleiner BEL hatte und in meiner Umgebung kein Krankenhaus mehr BEL spontan entbindet. Auch mir wurde gesagt "Sei froh, mit dem Kopfumfang (38 cm)" ausserdem wurde ein Myom diagnostiziert und das hätte eine Spontangeburt auch erschwert. Also bin ich eigentlich froh, dass wir beide die Geburt gut überstanden haben, aber Narben bleiben (innerlich und äusserlich). Nicht hilfreich ist natürlich, dass der Kaiserschnitt in der Öffentlichkeit als Segen angepriesen wird, was er auf der einen Seite ja auch ist, aber auf der anderen Seite halt trotz allem eine grosse Operation.
Manchmal kommen mir jetzt noch die Tränen, wenn ich daran denke. Warum kann das bei mir nicht einfach nur ganz normal gehen? Der Tag nach Darios Geburt war einer der schlimmsten in meinem Leben, worauf ich später zu hören bekam: "du bist wohl ziemlich wehleidig". Auf Grund des Myomes würde bei mir auch die nächste Geburt zu 90% per Kaiserschnitt entbunden - aber wird Dario Einzelkind bleibem :sad:
Auf dem Internet habe ich eine Seite gefunden, die Frauen berät bei solchen Schwierigkeiten die Geburt zu verarbeiten. Was ich gehört habe, gibt's auch Selbsthilfegruppen. Ebenfalls gibt es ein Buch von Brigitte Meissner "Kaiserschnitt und Kaiserschnittmütter". Leider habe ich es noch nicht bekommen, aber ich habe von anderen gehört, dass es sehr hilfreich sein soll.
Ich könnte noch viel dazu schreiben, aber ich merke auch, wie es mich wieder runterzieht, wenn ich zuviel darüber nachdenke - lass dich umarmen und hoffentlich kannst du das Trauma bald überwinden!
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"Kaiserschnitt - Wie Narben an Bauch und Seele heilen können"
von Theresia Maria de Jong und Gabriele Kemmler
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Ich kann nur deswegen gut mit dem Kaiserschnitt umgehen, weil die spontane Entbindung so grausam war. Sie überlagert auch nach 10 Jahren noch alles. Aber ich kann Euch gut verstehen. Die Tage danach sind grausam, 7 Tage auf dem Rücken liegen zu müssen und in meinem Fall auch noch mit Husten und Schnupfen. Husten geht ja nicht mit aufgeschnittenem Bauch, aber mach das mal der Lunge klar :shock: .
Ich hab mir durch den Kaiserschnitt ein zweites Trauma erspart, aber einen hohen Preis dafür bezahlt, und mein Kind hat ein Arzt auf die Welt geholt. Allerdings war das bei der ersten Entbindung auch so.
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auf dem Bauch liegen geht bei mir auch nur grenzwertig, weil die Brust noch so "aufgepumpt" ist wegen des Stillens. egal... hauptsache, die Seite geht wieder ;-) auch wenn doch ne ganze Zeit lang die Narbe gezwickt hat.
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oh mann auch ich kann euch alle so gut verstehen :roll:. Ich mache mir ebenfalls "vorwürfe" und fühle mich als versager das ich es nicht gepackt habe meine Kleine "normal" ins leben zu holen :traurig04:. Ich überlege immer wieder was ich falsch gemacht habe - hätte ich weniger Angst haben sollen hätte ich dann kein Fieber bekommen etc. und leider versteht es echt keiner. Weder meine Hausärztin noch meine Familie oder Freunde immer kommt "freu dich doch das es der Kleinen gut geht" --> ABER ALS OB WIR DAS NICHT ALLE TUN WÜRDEN :flaming01: :!:. Von meiner Hausärztin kam auch noch die Kleine spürt das und das ist nicht gut :traurig01: ... naja zu Hause habe ich niemand mit dem ich darüber sprechen kann. Schön das du Angelika diesen "Thread" eröffnet hast
P.S.: Werde mir mal eines der empfohlenen Bücher kaufen (sind aber ganz schön teuer) ...
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Aber es war schon heftig nach dem KS. Nicht niesen können. Husten ging auch nicht (und ich hatte Hustenreiz nach der Beatmung). Hat alles ziemlich weh getan da unten. Und dann das Aufstehen vom Bett, puuhhhh.
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Es lohnt sich aber 100% !!! Schau doch mal bei Ebay, vielleicht bekommst Du sie dort billiger. Falls nicht, könnte ich mein Buch auch gerne mal ausleihen. Schickt mir bei Bedarf einfach eine PN.
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Ich habe ein wenig geforscht und gesehen das das Buch "Kaiserschnitt und Kaiserschnittmütter" bei einem bestimmten Anbieter (weiss nicht ob man die hier nennen darf) 5 EUR billiger ist. Habe gerade bestellt. Vielen Dank aber mal schauen vielleicht "reicht das ja schon" komme aber gerne darauf zurück ;-)
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beruhigend zu wissen, dass ich nicht alleine bin. Ich denke auch die ganze Zeit, ich hätte eine "normale" Geburt haben können, wenn ich nur, tja, was eigentlich? :traurig04: getan hätte. Hab' mich noch gar nicht getraut mit jemanden darüber zu reden, ausser meinem Mann, der mir glücklicherweise nur sagt, dass ich nicht versagt habe. Aber so fühlen tue ich mich trotzdem :sad: .
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