Therapieprogram bei ADS / ADHS

Dawn

Hallo,

ich muss Euch jetzt mal "volljammern" bzw. mich aufregen, und zwar über ein Therapieprogramm für ADS / ADHS - Kinder. Ich bin da zur Zeit in einer Vorlesung an der Uni, wo es um das Thema Hyperaktivität geht. Eigentlich habe ich mir differenzierte Infos zum Thema erhofft, leider stellt der Dozent nun nur ein Programm vor und ich könnte echt die Krise bekommen, wenn ich lese, was in dem Buch dazu steht. :flaming01:

Es ist ein verhaltensorientiertes Programm, angeblich das Einzige, was bei diesen Kindern hilft (schon allein diese Aussage macht stutzig). Und dann werden da so Regeln für die Eltern aufgestellt, an die sich die Eltern halten sollen, z.B. "Bei Aufforderungen an das Kind nicht 'bitte' sagen" oder beim so beliebten Thema "Auszeit": "Die Eltern sollen dem Kind nicht erlauben, während einer Auszeit zur Toilette zu gehen. Macht es in dieser Zeit in die Hose, dann muss es die Auszeit über in der nassen Hose sitzen bleiben." Die Auszeit geht dabei auch gerne mal 5-10 Minuten, und die Kinder würden nur versuchen, ihre Eltern zu erpressen. Das Kind soll auch nichts zu essen bekommen in dieser Zeit, selbst wenn es gerade für alle Mittagessen gibt usw. usf. :flaming01:

Ich finde das keine Erziehungsmaßnahme mehr, sondern demütigend auf höchstem Niveau. Ich kenne mich nicht so gut aus mit ADS/ADHS-Kindern, aber ich wage zu behaupten, dass auch diese Kinder Respekt verdient haben und nicht ihrer Würde beraubt werden dürfen. Und ich lasse mir als Eltern doch nicht verbieten, 'bitte' zu sagen, man kann bei aller Bestimmtheit trotzdem höflich bleiben, oder? Ich sehe ein, dass gerade die überforderten Eltern klare Regeln brauchen, um nicht evtl. auszuflippen, aber nicht so!

So, das musste mal gesagt werden... Bin echt enttäuscht, dass in einer Hochschule noch solche Dinge gelehrt werden dürfen...

Caro2310

:shock: sorry, ich habe ja ein ADS-Kind hier (also ohne Hyperaktivität sondern das Träumerle) aber alles was wir bisher darüber gelernt haben hat nichts mit dem zu tun was dir gelehrt wird :shock: Auch einen AD(H)sler kann man um etwas bitten. Warum denn nicht? Und ich glaube wirklich nicht das man ein sicher diagnostierten (und da hapert es ja leider schon) AD(H)Sler durh die Maßnahmen therapiert. Und ich hoffe nur das der Herrr sehr wenig Anhänger hat. :flaming01:

Anonymous

Ja hier, ich hab auch ein ADS, aber Träumer. Aber mein Gott, es sind nicht vor allem ADS-ler, sondern vor allem MENSCHEN, so wie jeder andere auch. Und da macht man doch keine Unterschiede, bitte sagen hat jeder verdient. Nee, nee, hoffentlich verschwindet das ganz schnell wieder in der Versenkung.

Mamaclaudia

Zum Thema Therapie hab ich hier auch noch was. Da gibts bei uns nen Kinder/Jugendpsychologen. Der hört nur auf das, was die Eltern erzählen. Tut so, als wäre das Kind gar nicht mit anwesend und macht sich aber über das Verhalten seine Meinung. Er redet auch nicht direkt mit dem Kind um irgendwas herauszufinden. Macht dann die üblichen Tests und verschreibt anschließend fröhlich die Medizin. In diesem Fall, hat er den Test nur von einer Kollegin die in Ruhestand gegangen ist, übernommen. Und es auch nicht für nötig befunden, diesen vielleicht zu wiederholen, nachdem schon über Jahr vergangen war. Therapie an sich wurde auch nicht verordnet - die Tabletten lösen ja alle Probleme. :flaming01:

Danasbaby

Hallo,
ich habe gerade diesen alten Thread gefunden,und hole ihn mal wieder aus der Versenkung.
Auch ich habe ein Kind mit ADS,wir haben früh bemerkt das er anders ist,da wir ja einen Vergleich haben,seinen Zwilling. Leider musste er dreimal den Kindergarten wechseln,bis das er sich wohl fühlen konnte,denn die Erzieher waren immer mit ihm überfordert,weil sie ihn immer unterforderten. :roll:
Er braucht halt viel Aufmerksamkeit. Wir waren ständig beim Kinderarzt,ständig im Neurologischen Zentrum,ständig wurden Tests gemacht,und er hat auch schon sehr früh ein Medikament bekommen,auf Rat der Ärzte. Doch das haben wir genauso schnell wieder abgesetzt,denn das war nicht mehr unser Sohn. Jetzt geht er auf eine Schule mit wenig Kindern in der Klasse,und seine Lehrerin hat Erfahrung mit ADS,was ihm und uns sehr hilft. Wenn ich mir überlege was wir uns schon die Hacken abgelaufen haben,zum Logopäden,zur Ergotherapie,zu Ärzten,zu Seminaren die wir selbst bezahlen mussten... :roll: dabei hilft alles nichts! Dem Kind hilft nur,ein ruhiges Umfeld,und Selbstvertrauen,und das Vertrauen seiner Eltern in ihn. Was sicher nicht einfach ist,denn ein lernschwaches Kind,macht einige Sorgen,daß kann ich sagen,ich weiß nicht wie oft ich einfach da sitze und weine...erst heute noch. :sad:
Was wir uns alles anhören mussten,von einer Ärztin nachdem ich eine feste Stelle in leitender Position angenommen hatte:" Wenn man so ein Kind hat,darf man nicht Arbeiten!"
Oder:" Wie,noch ein Kind? Ihr habt doch schon ein schwieriges Kind,was wenn das nun auch so wird."
Kein Arzt,kein Pädagoge,kein Professor oder irgendwer,kann sich in ein Kind mit ADS hineinfühlen,und auch nicht in die Eltern,wenn dieser nicht selbst solch ein Kind hat.
Ich nehme mir garnichts mehr an,von diesen Spezialisten,ich vertraue nur noch auf das was mir mein Gefühl sagt,und auf das was mein Sohn sagt,wenn wir merken das es ohne Medikament nicht mehr geht,dann werden wir es ihm nicht verweigern,aber wir werden uns nicht mehr von Anderen etwas aufdrängen lassen. Wenn ich das schon lese,ein Programm für ADS und ADHS Kinder,alles Andere hilft nicht,also sowas. :flaming01: Ich kann doch niemanden für etwas bestrafen,was er nicht extra macht. Oder nicht bewusst macht,sowas kann doch nur nach hinten losgehen. :confuded:

Gruss Dana

Bergschaf

@Dawn

kann deinen Ärger voll verstehen...an welcher Hochschule studierst du denn, du bist doch in München oder?
Ich hab ja auch Soziale Arbeit studiert und fand manches etwas veraltet oder besser gesagt fragwürdig. Aber sowas hab ich echt noch nie gehört...wie heißt denn der Autor dieses Buches oder der "Programm-erfinder".
Das ist ja immer schon das beste, wenn von einem "Programm" in der Pädagogik gesprochen wird. Als wenn man da wie bei einer Waschmaschine einfach einen Durchlauf macht und dann ist alles im Reinen :shock:
Habt ihr denn da drüber diskutieren können im Seminar?

Ich finde allein schon wie mit dem ADS/ADHS umgegangen wird sehr fragwürdig. Die Diagnosen werden viel zu waschig manchmal gegeben, meistens zu schnell, meistens zu schnell ein Medikament (wobei ich nciht voll dagegen bin, aber es muss halt wohl überlegt sein) und viel zu oft dann irgendwelche Ärzte auch meinen dies behandeln zu können, die es gar nciht können...
Und die Ursachen sind ja auch soooo weit gefächert. Letztendlich ist das ja "nur" eine Verhaltensauffälligkeit, die als Syndrom beschrieben wird und jedes Kind hat die Ursache woanders. Das geht ja von genetischer Ursache bis hin zur Ernährung(Unverträglichkeiten) oder Stoffwechselprobleme, wie z.B. Schilddrüsenerkrankung...Und da haben es alle Eltern schwer überhaupt herauszufinden, was die Ursache ist, wie man dem Kind überhaupt helfen kann.
Sicher aber nicht mit so einer Methode, die für ALLE empfohlen wird.
Wenn sie nicht so entwürdigend wäre, würde ich das einfach als konsequente Erziehungsmethode bezeichnen. Dass diese Kinder mehr vorgegebene Strukturen oft brauchen als andere ist ja meist die Theorie dahinter und stimmt auch soweit ich das aus meiner Praxis weiß, aber wie du schon sagst, man kann ja auch trotzdem den Respekt behalten.
Wie schrecklich muss das nun sein, wenn solche Tipps an Eltern geraten die vielleicht eh schwierigkeiten haben mit der Erziehung und dann solche vermeintlich einfachen Regeln befolgen...das wird doch dann noch gestörter das Kind... :flaming01: