Hallo,
ich komme gerade von einem Krisengespräch in der Krippe meines Sohnes. Er ist 25 Monate alt und seit gut einem Jahr dort. In letzter Zeit fällt er dort durch schlimme Trotzanfälle auf: er schreit minutenlang, und das mehrmals täglich, z. B. wenn seine Lieblingserzieherin den Raum verlässt oder ein anderes Kind ihn anfasst oder ihm ein Spielzeug wegnimmt.
Hier zuhause trotzt er zwar auch, aber die Anfälle sind viel seltener. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass man, wenn man ihm ein bisschen entgegenkommt oder ihm ein bisschen Zeit lässt ("Okay, erst spielst Du zuende, dann ziehen wir die Schuhe an"), die meisten Trotzanfälle verhindern kann. Bei Dingen, die mir wirklich wichtig sind (z. B. Anziehen, Sicherheit, Eincremen, Zähneputzen etc) setze ich mich natürlich trotz Geschreis durch. Aber wenn es um Dinge geht, die ihm wichtig sind und mir nicht so, lasse ich ihn gewähren.
In der Kita meint man nun, grob gesagt, ich sei an seinem Verhalten schuld, weil ich ihm zuhause nicht genügend Frusterlebnisse bereite. Außerdem solle ich ihn nicht so viel mitentscheiden lassen. Dabei dachte ich, dass das genau der Schlüssel zum Umgang mit einem trotzenden Kind ist: Er darf zwar entscheiden, welche Hose er anziehen will, aber DASS er eine Hose anzieht, steht außer Frage. In der Kita dagegen werden die Kinder bloß darauf gedrillt, Regeln zu befolgen und sich anzupassen, egal ob es dem Kind sinnvoll erscheint oder nicht. Bis zu einem gewissen Grad muss das bei so vielen Kinder (13 auf 2 Betreuerinnen) wohl sein, aber wenn ein Kind nun mal gerade besondere Bedürfnisse hat, sollte man doch darauf eingehen können, finde ich.
Was mich außerdem schockiert hat: Ich habe irgendwann mal geäußert, dass ich es nicht richtig finde, wenn man meinen Sohn in der Kita schreien lässt und ignoriert, und dass man mich bitte anrufen soll, damit ich ihn abholen kann, wenn er ganz schlecht drauf ist. Heute habe ich nun erfahren, dass man mir infolgedessen einfach verschwiegen hat, wann und wie oft er in der Kita geweint hat. Ich frage zwar jeden Tag, wie es ihm in der Kita ging, aber dieses Nachfragen empfinden die Erzieherinnen als Einmischung. Sie baten mich, nicht mehr danach zu fragen - dabei interessiert mich doch, wie es meinem Kind geht. Und es interessiert mich auch, wie sie ihre Arbeit machen und wie sie mit ihm klar kommen - ich kenne ja seine Trotzanfälle und weiß, wie anstrengend das ist.
Was meint Ihr – sollte ich ihn in eine andere Kita geben, in der man nicht so "hart" ist? Vielleicht eine mit einem alternativen Erziehungsansatz? Oder muss ich tatsächlich strenger mit ihm sein?
Kommentare
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Zum trotzen kann ich nichts schreiben, das ist hier zum glück nicht so extrem und ich entscheide da von fall zu fall.
Aber das, was du vom schreienlassen erzählst, das hat mich für euch beide traurig gemacht, weil ihr ja irgendwie nicht ernst genommen werdet. Unsere tochter geht ja zur tagesmutti, aber wenn sie mir sagen würde, dass ich nicht mehr fragen soll, wie´s ihr den tag über gegangen ist, wäre zwischen uns dicke luft. Und wenn ich dann auch noch erfahren würde, dass mir wichtige sachen verschwiegen werden, wäre das vertrauen kaputt.
Horch mal´in dich rein, hast du ein gutes gefühl, wenn dein sohn dort ist?
Liebe grüße: katrin
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Natalie geht in die Krippe seit sie 9 Wochen alt ist und es ist gewünscht und gewollt, dass man fragt, wie der Tag war und ob Etwas vorgefallen ist, dass man besprechen sollte. ja, es kommt vor, dass mal bei der Übergabe etwas vergessen wurde, dann kann ich das am nächsten Tag klären oder ich muss halt fragen, ob noch eine Erzieherin von der Tagschicht im Hause ist, die vielleicht etwas mitbekommen hat.
Ansonsten werden wir in halbjährlich stattfindenden Gesprächen über die Entwicklung unseres Kindes informiert und zwar über die sprachliche, motorische und auch Verhaltensbezogene Entwicklung.
Es finden auch diverse Informationsabende zu bestimmten Themen (am 28. Mai zum Thema Trotzen...muss ich hin :biggrin: ) und Elternabende statt.
Ich weiß nicht, wie das gesetzlich ist, aber ich finde auch die Kita hat eine Informationspflicht was solche Sachen angeht und sie müssten daran interessiert sein, das mit dir zusammen zu regeln und nicht dich so auszuschließen und dir Vorschriften zu machen. Klar, funktioniert es nicht so toll, wenn zuhause "hü" und in der Kita "hott" gesprochen wird, aber dann muss man doch einen Nenner finden wollen und können.
Die Aussage, dass du mit deinen Nachfragen "störst" und so nach dem Motto deinem Kind zuviel durchgehen lässt, ist unverschämt und würde ich so nicht stehen lassen.
Wie lange geht dein Kind noch in diese Kita? Also, mir wäre das dort auf längere Sicht auch zu heikel, ich denke, dass er da nicht so gefördert wird wie du es dir wünschst. Nach meiner Erfahrung führt das Schreien lassen in diesen Trotzsituationen auch eher noch zu einer Steigerung der "Bockigkeit"...denke nicht, dass man das immer so lösen muss. Klar, müssen bestimmte Sachen sein und dann muss man auch konsequent bleiben, aber das lässt sich - meiner Meinung nach - auch besser lösen, wenn man zwei Auswahlmöglichkeiten anbieten als das man mit dem Kind diskutiert und sich die Situation dann nur für beide Seiten aufbauscht. Leicht ist das sicher nicht, aber gerade von einer erfahrenen Erzieherin sollte so ein Umgang besser zu meistern sein.
Wenn es dir möglich ist, würde ich auch eine andere Kita suchen ggfs. eine Tagesmutter bis zur Kindergartenzeit.
LG!
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P.S.: Der Betreuungsschlüssel ist hier in Hamburg in den meisten Kitas ca. 13-15 Kleinstkinder auf 2 Betreuerinnen, plus maximal eine Praktikantin.