Ich habe auch das Bedürfnis, die Erlebnisse um Bennets Geburt aufzuschreiben, irgendwie gehen so viele Erinnerungen verloren, das wäre schade..
Ist ganz schön lang geworden :oops:
Los geht es ein paar Tage vor dem errechneten ET (18.03.08):
Eigentlich wollten mein Mann und ich unbedingt einen Widder haben (ab 20.03.), da wir beide ja auch Widder sind.
Aber inzwischen war es mir total egal, ob Bennet ein Fisch wird oder ein Widder, ich wollte nur noch, dass er endlich aus meinem Bauch raus kommt, da ich mich überhaupt nicht mehr bewegen konnte und sowieso alle 2 Tage wegen Unregelmäßigkeiten beim CTG zur Kontrolle ins KH oder in die Praxis musste.
5 Tage vor dem errechneten ET musste ich nachts im Bett niesen und saß plötzlich in einer riesigen Pfütze. Ich beruhigte mich selber indem ich mir sagte, dass durch das Niesen nur Urin ausgetreten war und dass schon nichts anderes passiert war. Wollte mich also wieder hinlegen und kam ins Grübeln… „Du warst doch erst auf Klo“, „Und wenn nun doch….?“, „Soviel hast du noch nie verloren…“.
Menno… einschlafen konnte ich nicht, also Männe geweckt und auf die Pfütze gezeigt. Der kennt ja nun seine grüblerische Frau und sagte, bevor er sich die Nacht um die Ecke diskutieren müsse, fahren wir ins KH und lassen nachgucken. Na gut, also kurz im Kreißsaal angerufen, die diensthabende Hebamme Nicole sagte “Komm vorbei“, also los. Natürlich war es kein Fruchtwasser, Köpfchen noch weiter oben, MuMu fingerdurchlässig. Also Geburt noch etwas weiter weg…
Männe: „Siehste, nun weißt Du es wenigstens“. Manchmal hasse ich ihn ;-)
Also gingen die Tage mit CTG-Kontrollen und Unregelmäßigkeiten ins Land, der Bauch wurde gefühlte 80kg schwer und bewegen mochte ich mich überhaupt nicht mehr. Habe mich aber immer noch aufgerafft, meine geliebte Traberstute (eigene Zucht und bis hierhin Babyersatz) zu besuchen, mit ihr spazieren zu gehen und ihr nächstes Rennen am 27.03. zu organisieren. Auch wenn ich es nicht hätte sehen können, sie musste vor Ablauf einer Frist noch mal laufen. Ich fühlte mich hin- und hergerissen. Baby Bennet oder das Rennen angucken :roll:
Im Laufe der Tage habe ich dann im KH die Frauen beobachten können, die die Flure auf und ab liefen und auf ihre Kinder warteten. Das wollte ich ums Verrecken nicht und schickte regelmäßige Stoßgebete Richtung Kugel, dass der Kleine doch bitte freiwillig und rechtzeitig da raus kommen möge.
Am Tag 9 nach ET hatte ich dann ein Gespräch mit meiner Vorsorge-Hebamme Hanne, die meinte, dass wir noch mal ein US machen sollten, um sicherzustellen, dass Bennet genügend Fruchtwasser hat und alles OK sei, anderenfalls sollte man doch über eine Einleitung am nächsten Tag nachdenken. Mist… das wollte ich ja nun gar nicht, aber beim US kam dann heraus, dass die Fruchtwassermenge sehr gering geworden war und man nicht mehr so ewig warten sollte.
Hanne meinte dann zu mir, ich solle mal versuchen, einen Schuss Rizinus-Öl mit Aprikosensaft und Sekt zu nehmen und dann würden wir weitersehen.
Da stand ich nun mit meinem Glück.
Es war der 27.03., 9 Tage nach ET und ich hatte, da ich ja nun noch nicht entbunden hatte, doch noch unverhofft die Möglichkeit, meine Trabrennstute zu ihrem Rennen zu begleiten, welches sie an dem Abend laufen sollte. Oder sollte ich den Cocktail nehmen und die Geburt damit einleiten?
Ich erinnerte mich an die Worte von Hebamme Nicole, die sagte, dass man Babys auch im Bauch festhalten könne. Sie erzählte die Geschichte von ihrem Baby, das erst kam, als sie und ihr Mann sich auf einen Namen geeinigt hatten. Also entschloss ich mich am Vormittag, meine Stute ihrem Fahrer zu überlassen und den Cocktail zu nehmen.
Und was war? Es passierte nichts….*hmpf*
Also hockte ich in Tränen aufgelöst am Abend um kurz nach 19 Uhr vor dem Computer und sah die Internet-Live-Übertragung des Rennens meiner Stute, die leider kurz vorm Zieleinlauf disqualifiziert wurde. Egal, aber was war los gewesen? Nachdem ich dann mit dem Fahrer telefonieren konnte und er mich beruhigt hatte, dass mit der Stute alles OK sei, verzog ich mich auf meinen gemütlichen Sessel im Arbeitszimmer meines Mannes und maulte vor mich hin.
Um 20:11 Uhr dachte ich dann, mir zerreißt es den Unterleib. „Schatz, es geht los…“
Mein Mann, der ja eher zu den gelassenen Vertretern seiner Zunft gehört, meinte nur, dass wir dann jetzt mal anfangen, aufzuschreiben, in welchen Abständen es denn wehte. 20:11, 20:17, 20:24 Uhr etc… es tat sich nichts in den Abständen, aber die Wehen wurden dann gegen 0:00 Uhr so stark, dass wir im Kreißsaal anriefen.
Zufällig hatte Nicole wieder Dienst und sie erinnerte sich an uns. Sie sagte, dass wir noch etwas zu Hause bleiben könnten, da ich noch ziemlich klar formulieren könne und die Wehen auch noch etwas kürzer kommen müssten. Da wir ja nur 5 min vom KH entfernt wohnten, machten wir also das Licht aus und versuchten uns zu entspannen.
Eine Stunde später hatte ich stärkere Wehen und so fuhren wir dann am 28.03.08 um 1 Uhr morgens in die Klinik. Nicole nahm uns in Empfang, machte ein CTG und verpasste mir dann nach zwei weiteren Stunden eine Schmerzspritze, weil mir die Wehen doch ganz schön zusetzten und ich zu dem Zeitpunkt noch keine PDA haben wollte.
Weitere zwei Stunden später, war Schichtwechsel und Nicole übergab mich in die Hände von Regina, die mit mir zusammen die Wehen wegatmete und mich dann um 7 Uhr in die Gebärwanne schickte. Zuvor musste ich aber noch wissen, ob es meiner Stute wirklich gut ging, ob sie die Nacht gut verbracht hat, gefressen hat und auf die Koppel gebracht worden war. Also musste Männe mit dem Handy aus dem Kreissaal raus und im Stall anrufen… ok, es gab leichten Protest, aber ohne die Info wollte ich nicht in die Wanne. Erwähnte ich, dass ich stur sein kann? :biggrin:
Nachdem Männe dann wieder da war und alles in Ordnung war, konnte ich endlich loslassen, stieg in die Wanne und aus den Senkwehen wurden Presswehen. Und aus mir ein weinerliches Etwas, was mit solch starken Emotionen zu tun bekam, dass mein Mann mich nur noch erstaunt angucken konnte. Da kamen ganz viele nicht verarbeitete Dinge hoch, der Tod meiner Mutter vor 1,5 Jahren war die stärkste Emotion. Sie hatte sich immer einen Enkel gewünscht, sollte bei der Geburt dabei sein und hatte schließlich jahrzehntelang in eben dieser Klinik gearbeitet. Es klingt bestimmt komisch, aber ich hatte das Gefühl, dass sie da war und auf uns aufpasste.
Regina managte das alles ganz toll, holte mich immer da ab, wo ich gerade stand und machte mir Mut, all das rauszulassen, was mich noch beschäftigte. Sie schrie mich an, wenn ich es brauchte, sie redete ganz lieb mit mir, wenn ich am Boden war. Rundum eine tolle Begleitung!
Ein paar Presswehen weiter konnte ich Bennets Kopf ertasten und Regina musste mich leider aus der Wanne rausholen, da die Herztöne nicht mehr zu überwachen waren.
Es ging vom Gebärhocker über das Bett hin zum Gebärstuhl, wo wir dann kurz vor einer Saugglocken-Geburt standen. Regina brüllte mich das letzte Mal an: „Wenn Du Dein Kind jetzt endlich haben willst, dann press, verdammt noch mal“ Gesagt, getan. Die inzwischen anwesende Gynäkologin warf sich auf meinen Bauch und mit der letzten Kraft presste ich Bennet in die Welt. Dass Regina mich schneiden musste, habe ich erst gemerkt, als sie später sagte, dass ich noch genäht werden müsste.
Mein tapferer Mann hielt also unseren Stammhalter in den Armen. Nach eigener Aussage hatte er mehrmals während der Geburt „Pippi in den Augen“ und stellte abschließend fest, dass es wohl richtig so sei, dass wir Frauen die Kinder kriegen :biggrin:
Tja, da war er nun. Lang ersehnt und rundum kerngesund:
Bennet, geb. am 28.03.08 um 9:36 Uhr mit stolzen 52cm und 3.450 gr! Die 37cm Kopfumfang kommentierte Regina nur mit einem lapidaren „Na, 34cm hätten’s ja auch getan“
Kommentare
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Herzlichen Glückwunsch zu eurem Widder :storch1:
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Ich hatte für mein Baby ursprünglich auch einen Sternzeichen-Wunsch, aus dem wurde aber nichts. Und zum Schluss war und ist es mir dann auch völlig egal gewesen! ;-)