Mach mir große Sorgen!

Amelie77Amelie77

1,414

bearbeitet 26. 09. 2008, 21:50 in Sprachentwicklung
Ich erwarte in wenigen Tagen mein 2. Kind und seit 2-3 Wochen stottert mein "Großer". Er ist 2 und spricht schon in ganzen Sätzen, er sagt unglaublich komplizierte Sachen, z.B. "Papageivogel, Plastilin spielen..." und redet den ganzen Tag. Er war immer weit vorne in der Sprachentwicklung (und eher langsamer motorisch) und begann jetzt plötzlich mit leichtem Stottern. Ich dachte mir nicht viel, doch seit Tagen stottert er nicht, sondern beginnt furchtbar zu pressen und zu drücken bei einzelnen Worten. Er wird dann richtig rot im Gesicht und kriegt nix mehr raus, z.B. Apfelkomp
ffffffffffffffff und würgt dann noch kompott raus. Er ringt dann mit Kopf und Körper, wie wenn er das Wort nicht rausbringt. Er verkrampft sich total. Die meiste Zeit redet er flüssig und schön, erzählt richtige Geschichten und dann gehts wieder los. Vor allem wenn er müde wird oder sich aufregt...
Wir waren bei der Ärztiin, er wurde neurologisch gecheckt, denn dieses Krampfhafte machte mir Angst:
Die Ärztin meint, er sei enorm hochbegabt, redet wie ein 3 jähriger und es sei Entwicklungsstottern, weil er soviel mehr sagen will, als er kann, so schnell denknt und ev. auch noch die Aufregung dazu wegen des Babies. Sie sieht derzeit keinen handlungsbedarf...
Mir macht das ganze echt zu schaffen. Gestern haben ihn die Leute wie einen Behinderten angeschaut, als er beim Wort "Kübel" hängen blieb und nix mehr ging. Er weint dann auch, weil er so unter Druck kommt. Kennt das wer, hab ich was falsch gemacht???
Amelie

Kommentare

  • Snoopy82Snoopy82

    7,740

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Ich bin kein Sprachprofi (die meldet sich sicher noch), kann nur eigene Erfahrungen beitragen:

    mein Bruder stottert seit frühester Kindheit - der Kinderarzt sagte auch immer, "erst mal abwarten, das gibt sich" ... daher hat er erst relativ spät (mit ca. 8 Jahren) überhaupt angefangen, etwas dagegen zu tun, hat eine Sprachtherapie gemacht (angeregt vom Schulpsychologischen Dienst) ... die hat nicht wirklich was gebracht, weil bei meinem Bruder noch eine extrem ausgeprägte Schulunlust dazu kam, und er auch bei der Therapie gar nicht einsah, warum er da mitarbeiten sollte ...
    Mit ca. 18 hat er dann aus eigenem Willen nochmal eine Therapie gemacht, aber die hat nicht wirklich eine bahnbrechende Verbesserung gebracht - er stottert nach wie vor ... mal mehr, mal weniger (es gibt halt bestimmte Worte, wo er hängen bleibt, oder Situationen, wo es stärker ausgeprägt ist, aber grundsätzlich ist das immer da) ... er hat halt gelernt, damit umzugehen, hat einen großen Freundeskreis und jeder akzeptiert seinen Sprachfehler.

    Wichtig ist, ihm nicht die Worte, wo er hängt, vorwegzunehmen. Es ist zwar manchmal quälend, wenn man wartet, eigentlich schon weiß, was derjenige sagen möchte, aber er es nicht rauskriegt, aber je normaler man damit umgeht, und einfach ganz normal weiter zuhört, umso unverkrampfter wird er! Dieses Vorwegnehmen signalisiert ja quasi "du kannst das eh nicht sagen", was dann zur Folge hat, dass er mehr Angst hat und mehr verkrampft.

    Meines Wissens ist stottern oft kein psychisches Problem, sondern ein körperliches, das durch die psychischen Komponenten (Angst, Verkrampfen ...) verstärkt wird.

    Gibt es in Eurer Familie jemanden, der stottert? Wenn ich mich richtig erinnere, gibt es da auch einen genetischen Einfluss ... bei uns ist es z.B. so, dass mein Vater früher auch stark gestottert hat - er hat das im Lauf der Jahre dann in den Griff bekomomen, bzw. vermeidet manche Formulierungen - wenn er sich sehr aufregt, kommt es aber manchmal noch heute raus!

    Die Aussage der Ärztin zur Hochbegabung finde ich auch ein wenig seltsam ... wenn sie das in dem Alter ohne irgendwelche Tests beurteilen kann, sollte sie sich mal für den Nobelpreis bewerben ;-) Andere brauchen dafür eine ausführliche Diagnostik und unter 5 Jahren macht es auch wenig Sinn, weil die Entwicklung einfach zu ungenau vorhersagbar ist.
    Was sie vermutlich meinte, ist, dass er seinen Altersgenossen in seiner Entwicklung voraus ist ... das kann so bleiben, kann sich aber auch genausogut angleichen - mit Hochbegabung hat das wenig zu tun!


    Ich würde mich auf jeden Fall nicht mit der Aussage der Ärztin zufriedengeben, das werde sich schon geben, sondern einen Sprachexperten (Logopäden) draufschauen lassen ... vielleicht nicht jetzt sofort - er hat ja schon Stress genug, mit dem neuen Geschwisterchen, das bald kommt - aber wenn das Baby mal da ist, und sich alles eingespielt hat, wenn das Stottern dann noch auftritt, würde ich es abklären lassen!!
  • bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    ich kann snoopys beitrag nicht mehr viel hinzufügen ;-). es gibt ein phase im 3./4. lebensjahr, die tatsächlich durch entwicklungsbedingte unflüssigkeiten ("entwicklungsstottern") gekennzeichnet sind. allerdings sollten das nur lose wiederholungen ohne verkrampfungen sein. ich würde das ganze noch einigen wochen beobachten, abwarten, wie sich das nach der geburt des babys entwickelt und bei der U7a die KIÄ nochmal darauf ansprechen. eine therapie mit 3 jahren ist möglich.
    hier hatten wir dazu auch schon mal einiges:
    viewtopic.php?f=112&t=45075&hilit=stottern
    viewtopic.php?f=112&t=40065&hilit=stottern
    und nein, du hast nichts falsch gemacht.
  • Amelie77Amelie77

    1,414

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Ich wollte mich für eure Antworten bedanken - spät aber doch ;-) - und mitteilen, dass Moritz nicht mehr stottert. Es war nur eine etwa 3 Wochen andauernde Phase rund um die Geburt seiner kleinen Schwester...
    wir waren dennoch mit ihm bei einer Logopädin und einer Kleinkindpsychologin:
    Fazit ist, dass beide gemeint haben, dass sein Sprachvermögen dem eines 3 jährigen Kindes entspricht, er aber emotional erst 2 Jahre alt ist und das eben nicht leicht ist. Er setzt sich sehr unter Druck und will alles perfekt sagen können. Wenn er ein Wort nicht gleich herausbringt wird er zornig...
    wir haben das Stottern ignoriert, ihn nicht verbessert, viel Körperkontakt und Ruhe...ihn für alles gelobt, das nicht mit reden zusammenhängt, und siehe da es ist weg. Er redet in ganzen Sätzen und wandelt die Zeitwörter ab- hat wieder einen enormen Schritt gemacht. Ich möchte ihn oft gerne einbremsen, ihm den Druck nehmen, aber er ist so wißbegierig, dass er heute der Nachbarin erzählt hat: "Im Park gibt es Enten, die sind nicht so groß wie die Gänse. Die Gänse fliegen jetzt im Winter nach Afrika zu den Löwen, dort ist es heiß, wie in meinem Wimmelbuch..." Ich habe mich an die entsetzten Gesichter der Leute gewöhnt und an das ständige Fragen: "Wie alt ist er??"
    Dafür kämpft er gerade emotional sehr mit der Eifersucht und ist noch ein "kleiner Bub"
    Amelie
  • bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    hey schön, dass sich alles so positiv entwickelt hat und noch herzlichen glückwunsch zur kleinen lilly rose :grin: !
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