Hallo, Ihr Lieben!
Ich freue mich, mitteilen zu dürfen, dass unsere Tochter Lilly Rose am 6.9.08 um 5.36 das Licht der Welt erblickt hat. Sie ist wunderschön und entzückend - wog 3540 Gramm, war 51 cm lang und im Vergleich zu ihrem großen Bruder richtig zart.
Die Tage vor der Geburt waren der blanke Horror. Wir haben unsere Wohnung komplett renoviert und irgendwie haben sich die Möbellieferungen ewig verzögert - ich hatte schon Angst, es würde alles nicht mehr fertig. Ich total im Nestbautrieb, geputzt wie wild, die Möbelfirma im Haus etc. Also alles ziemlich stressig.
Moritz begann ca. 1,5 Wochen vor der Geburt massiv zu stottern, das ist mir sehr im Magen gelegen. Es war so arg, dass wir sogar in der Kinderambulanz waren, weil wir dachten, er hätte einen epileptischen Anfall - er hat einfach kein Wort mehr herausgebracht. In der Sorge um Moritz konnte ich mich überhaupt nicht auf die bevorstehende Geburt konzentrieren und war richtig depressiv. Ich wußte nicht, wie ich meinen Kleinen, der offensichtlich mit der Situation überfordert war, alleine lassen sollte. Gleichzeitig wollte ich endlich Zeit und Ruhe für Lilly finden, denn die ganze Schwangerschaft über habe ich viel in der Wohnung gearbeitet und vor allem viel Kraft für Moritz gebraucht.
Dann wurde auch noch mein Mann krank und ich war am Rande des Nervenzusammenbruchs.
Ich hatte in der 40. Woche 3 Mal in der Nacht bereits regelmäßige Wehen, die zu veratmen waren und jedes Mal in der Klinik, bzw. bereits zum Zeitpunkt als ich die Betreuung für Moritz organisierte, hörten sie auf. Ich hatte also 3 Nächte so gut wie nicht geschlafen, am Tag hörte ich Moritz Gestammel, das mir in der Seele weh tat und mein Mann lag leidend im Bett. Wie soll Frau da ein Kind kriegen?? :sad:
Ich hatte überhaupt keinen Raum für mich, für meine Gefühle und die Sorge um Moritz machte mich fertig. Ich hatte ihn noch nie länger alleine gelassen, aber ich konnte ohne ein Stück Distanz zu ihm nicht das neue Baby bekommen.
In der Nacht vom 4. auf den 5.9. hatte ich wieder starke Wehen. Ich bekam auch Durchfall und Erbrechen, es war alles wie zu Beginn bei Moritz. In der FRüh waren die Wehen so stark, dass ich mich traute erneut ins Spital aufzubrechen. Ich war allerdings sehr ängstlich, dass es wieder aufhören würde - und so war es auch. Der Arzt konnte keine Wehentätigkeit am CTG erkennen, ich fühlte Kontraktionen, die am CTG nicht aufschienen und der Muttermund war lediglich fingerkuppengeöffnet.
Ich hatte plötzlich keine Kraft mehr, weinte und wollte einfach nicht mehr nachhause. Diese hin und her war für Moritz auch belastend, er wußte, die Mama kommt ins Spital, aber nicht wann - die ganze angespannte Situation war unerträglich. Ich ließ mich also im Spital aufnehmen und hoffte etwas Ruhe zu finden. Ich war durch die ganzen Umstände sehr depressiv und weinerlich, es schien auch ein Hormoneinbruch zu sein.
Die Ärztin meinte, dass wir am nächsten Morgen einen Einleitungsversuch tätigen könnten, aber da es noch 2 Tage vor ET war, war ich mehr als zögerlich. Ich wollte meine Kleine nicht aus ihrem Nest vertreiben, aber auch nicht mehr mit dickem Bauch nachhause und wenn möglich noch 5 Mal umsonst aufbrechen. Zudem waren diese Vorwehen so stark und schmerzhaft, dass ich nicht schlafen konnte und sie raubten Kraft! Ich erbat mir Überlegenszeit und hoffe, dass es von selber losgehen würde. Ich hatte das Gefühl, dass Lilly starbereit war, dass sie es immer wieder probierte, aber etwas sie hemmte oder micht. Dieses Blokade-Gefühl war furchtbar.
Meine Mama kam am Nachmittag ins Krankenhaus und das tat sehr wohl, ich konnte weinen und fühlte mich verstanden. Der Abstand zu Moritz tat gut - ich hatte mich zu sehr in der Sorge um ihn verfangen, ich konnte ihn nicht loslassen.
Am Abend hatte ich das Gefühl, dass ich wieder mit Bauch heimgehen würde und versuchte mich damit abzufinden. Die Ärztin meinte, dass sich die Geburt halt langsam ankündigt, aber es auch noch ein paar Tage dauern könnte. Ich war zu einer Einleitung nicht bereit, hatte Angst, dann in eine Spirale zu geraten und letztlich einen KS zu bekommen. Ich war also recht traurig und weinte viel. Ich wußte nicht, woher ich die Kraft nehmen sollte wieder heimzugehen, wieder zu warten und nicht zu wissen, wann es ernst ist. Ich konnte wieder nicht schlafen, weil ich vor mich hin wehte, mir war auch wieder schlecht. Ich versuchte die Wehen zu ignorieren, konnte sie nicht mehr ernst nehmen.
Um 23. Uhr hatte ich recht starke Schmerzen und wagte doch, die Schwester zu rufen. Am CTG schien keine eizige Wehe auf und ich krümmte mich, konnte nicht mehr liegen. Die Ärztin meinte, ich solle schlafen und gab mir ein pflanzliches Entspannungsmittel. Ich weinte, weil mein Bauch hart wie ein Stein wurde, es aber angeblich keine Wehen waren.
Nach dem pflanzlichen Beruhigungsmittel wurden meine Krämpfe noch stärker und ich ging im Zimmer auf und ab. Ich konnte nicht mehr liegen. Plötzlich um 1.00 UHr hatte ich endlich die innere Klarheit, dass ich mitten unter der Geburt war. Die Schwester nötigte mich wieder zu einem CTG, das keine Wehen anzeigte, ich brach das CTG ab und betonte in den Kreissaal zu gehen, egal was sie meinte. Sie griff auf meinen Bauch und merkte selber, dass ich starke Wehen hatte. Die Ärztin glaubte mir nicht recht, rief dann aber doch im Kreissaal an und teilte mit, dass ich komme. Ich rief meinen Mann an, er war auf dem Weg.
Die Hebamme im Kreissaal war sehr freundlich und stellte fest, dass der Muttermund bereits 4 cm eröffnet war. Das CTG im Kreissaal zeichnete auch regelmäßige, starke Wehen auf. Ich freute mich unendlich, dass es los ging und nun kein zurück mehr gab. Ich war richtig euphorisch und freute mich über jede Wehe. Ich veratmete die Wehen im Stehen, stützte mich auf einem hohen Krankenbett ab und mein Mann massierte meinen Rücken. Bis 4.00 ging es damit sehr gut, dann bleib der Muttermund 1 Stunde bei 6 cm. Die Hebamme empfahl einen Wehentropf, die Ärztin riet eher ab, weil ich ja Wehen alle 3 Minuten hatte und dann mit dem Schmerz wohl nicht zurecht käme. Das war auch meine Angst, also lehnte ich ab. Die Hebamme empfahl noch eine Entspannungsinfusion, die wollte ich auch nicht - ich wollte möglichst klar bleiben. Um 5.00 wurde dann die Fruchtblase geöffnet und ab dann ging es sehr schnell. Diese 36 Minuten waren enorm schmerzhaft, ich geriet echt an meine Grenzen, aber nach nur 3 Presswehen war sie dann da: unsere Lilly!
Ich bin weder gerissen, noch geschnitten...der Blutverlust hielt sich diesmal dank einer Infusion nach der Geburt in Grenzen. Körperlich ging es mir bald total gut, ich bin eigentlich fit
Der Babyblues ist bislang auch ausgeblieben, ich denke, ich hatte dafür eine echte präpartale Depression :sad:
Wir sind gut zuhause gelandet und gewöhnen uns aneinader. Moritz gehts besser, er stottert nach wie vor, aber viel milder, mit weniger DRuck und er hat enorme Entwicklungssprünge gemacht...
Amelie
Kommentare
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dann :troest: da hast du ja einiges hinter dir, bis es dann richtig losging!
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Ich kann es Dir nachempfinden, ich hab hier auch grade so ein Sorgenkind, welches mir mit wachsendem Bauch immer mehr Sorgen bereitet.
Nichtsdestotrotz wünsche ich euch allen eine ruhige Kennlernzeit und auch, dass sich Moritz gut mit der neuen Situation zurechtfindet. *Daumen drück*
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und eine schöne kennenlernzeit euch allen.
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Ich musste auch die Tränen wegwischen, als ich den Bericht gelesen habe. :eek: hoffe, die Zeit nach der Geburt wiegt den Stress vorher wieder auf.
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Eine schöne Kennlernzeit wünsche ich auch
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:laola01:
Und für Moritz drücke ich die Daumen, dass alles wieder ins Lot kommt :troest:
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Dein Bericht nimmt einen wirklich sehr mit, man kann sich richtig in deine/ eure belastende Situation einfühlen und ich wünsche euch, dass es nun ruhiger bei euch zu geht und somit dann auch Moritz wieder sicherer wird. Euch alle Gute für eure Zukunft zu viert! :fantasy05:
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:fantasy03:
Ich erinnere mich noch an Deine erste SS als wäre es gestern gewesen und nun halten wir beide schon das zweite Kind im Arm - das hat mich gerade umgehauen :shock: :biggrin:
Ich hoffe , ihr vier habt jetzt Zeit Euch zu entspannen und daß Dein Sohn gut mit der neuen Familiensituation klarkommt.
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:fantasy05: :laola02: :laola02:
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ein wunderschöner Geburtsbericht und ein wunderschöner Name. Herzlichen Glückwunsch zur kleinen Lilly Rose!!!!
Ich bin sicher, Moritz fängt sich wieder, es dauert immer einige Zeit, bis sich die Familie neu findet, wenn ein Baby dazukommt.
Alles Liebe für euch!
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Sag mal, hast du dich bei der Namenswahl irgendwie von Bob Dylan inspirieren lassen? Ich musste sofort an Lily Rosemary and the Jack of hearts denken :biggrin:
Ich wünsche euch jedenfalls eins schöne Kennenlernzeit daheim!!! :pucking:
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Lilly gedeiht präch´tig, sie wiegt bereits 5,2 kg und die ersten Strampler werden zu klein. Moritz hat eine Woche nach ihrer Geburt das Stottern völlig aufgehört - mir ist ein Stein vom herzen gefallen. Er war massiv eifersüchtig, aber es bessert sich. Einzig nächtens mag er auch wieder öfter zu uns kommen und kuscheln und dann wirds ein wenig eng. Es geht uns also (bis auf die Schnupfensaison) sehr gut und wir sind froh die kleine Maus zu haben
Amelie