Ich fühl mich sooo mies

Charly36Charly36

323

bearbeitet 2. 01. 2009, 18:01 in Kummerkasten
Hallo Ihr,

nach langer Zeit melde ich mich mal wieder und hab auch gleich ein wirklich großes Problem.

Meine Eltern haben mich und meine Geschwister in unserer Kindheit regelmäßig geschlagen. Es gab nicht nur "ein paar hinter die Ohren", sondern auch auf die Finger, Kopfnüsse, Haare ziehen und von meinem Papa wurde uns der nackte Hintern mit seinem Hauspantoffel versohlt. Das passierte immer dann, wenn wir nicht gehört, gelogen oder Mist gebaut hatten.
Seid einigen Jahren schon, wissen meine Eltern, das das damals der komplett falsche Weg war und es tut Ihnen aufrichtig leid, sie wussten es damals nunmal nicht besser. Wir können darüber sprechen, sie erklären alles und im Gespräch fühlt sich alles gut an.
Allerdings kommen mir grad beim Schreiben die Tränen, weil offensichtlich nichts gut ist! Im Gegenteil!
Ich komme immer öfter in Situationen, wo ich genau den gleichen Weg einzuschlagen drohe wie damals meine Eltern. Mein Kind bekommt auf die Finger oder mir rutscht die Hand aus.
Ich will das nicht, nein! Ich will nicht, das mein Kind genauso leiden muss, wie ich damals, aber es passiert einfach. Es legt bei mir einen Schalter um, wenn Fabian Mist gebaut hat und ich bin erst "zufrieden", wenn er weint.
Versteht mich bitte nicht falsch, ich kanns nicht richtig erklären, ich bin dann "zufrieden", weil er ja nun wohl weiss, was er falsch gemacht hat und im gleichen Moment tut es mir so wahnsinnig leid, das ich mit ihm weine. Genauso jetzt! Ich will nicht wie meine Eltern sein und ihm solch seelische Grausamkeiten zufügen, aber ich komm nicht raus aus dieser Schiene. Ich hab tierische Angst davor, das jemandem zu erzählen, ich will Fabian nicht verlieren, er ist doch mein Ein und Alles, aber ich kann irgendwie nicht anders. Ich komme nicht mal dazu, den Raum zu verlassen, um mich abzureagieren, ich kann das nicht kontrollieren. Es ist nicht so, das ich ihn täglich schlage, nein, aber selbst ein einziges Mal ist schon zu viel.
Ich würde gerne Hilfe in Anspruch nehmen, damit ich auf den richtigen Weg komme, aber ich hab Angst, das dann das Jugendamt und sonstwer komt und mir Fabian wegnimmt. Ich bin so verzweifelt und es tut mir so weh, das ich diesen Absprung nicht schaffe und mein Kind so derartig schlecht behandle. Ich geb mir doch immer Mühe, alles richtig zu machen, aber es ist wie als wenn dann eine zweite Person in die aktuelle Situation eingreift. Und ich steh nur daneben und schaue zu. Kann das jemand verstehen, wie ich meine?
Oh Gott, in mir kommen die ganzen alten Geschehnisse hoch und ich bin irgendwie wie gelähmt. Dabei tut es mir so dermassen leid.

Kommentare

  • AnjaHAnjaH

    25,096

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Hallo

    Charly 36. Ich finde es ganz ganz klasse das du hier drüber schreibst und nach Hilfe und Lösungen suchst.
    Hast du eine gute Hebamme der du vertraust? oder einem Hausarzt?
    Dann kannst du noch bei der Caritas oder Diakonie schauen..die haben oft HIlfsangebote wenn man in Erziehungsfragen nicht weiter kommt.

    wegnehmen will dir niemand dein Kind..aber es ist wichtig jetzt schnell Hilfe zu holen die euch zeigt wie ihr aus dem Kreislauf rauskommt.

    Was sagt denn der Papa von dem Kleinen? Haut er auch zu?

    Wenn du zu den Stellen gehst überleg dir mal was für Situationen es sind in denen dir die Hand ausrutscht. Vielleicht siehst du dann schon selbst ob sich manches immer wiederholt..und vielleicht schon vorher abgeboben werden könnte.
    Hast du jemanden der dich mal mit dem Kleinen entlasten kann? geht er in den KIGA?


    Also schau dich bei Caritas und co um oder frag deine Hebamme.

    Und nein du bist keine schlechte Mama...denn du holst rechzeitig Hilfe. ;-)

    Viel Glück
  • MiaofeliMiaofeli

    3,647

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Du musst keine Angst haben das das JA Dir Dein Kind wegnimmt. Da müsste einiges mehr passiert sein als Du beschrieben hast. Selbst bei dem Ausmaß Deiner Eltern würde das Kind nicht gleich aus der Familie genommen werden.



    Gruß feli
  • AnonymousAnonymous

    59,500

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Ich finde es total gut, dass du dich hier öffnest und das Problem nicht verleugnest oder runterspielst. Ich selber komme auch aus so einer Familie und als Carlo und Felix klein waren, hatte ich diese Impulse auch oft. Ich konnte sie unterdrücken und habe sie nicht geschlagen, aber dieser - ich sag mal vorsichtig "Hass", der in mir auf meine Kinder gebrodelt hat, den aber natürlich nicht meine Kinder verschuldet haben, denn hatte ich oft in mir.

    Ich hab mir irgendwann professionelle Hilfe geholt und hab eine Therapie gemacht und war ein paar Wochen auch mal in einer Klinik, auch wegen noch anderer Sachen, und ich glaube, dass ich es nicht ohne therapeutische Hilfe so richtig gut gepackt hätte. Das war ein langer, harter Weg, aber nicht nur im Bezug auf meine Kinder, sondern vor allem im Bezug auf mich selber bin ich ein zufriedenerer Mensch geworden.

    Das Jugendamt nimmt dir sicher nicht dein Kind weg.
  • manuelsmamamanuelsmama

    1,263

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Das was du schreibst könnte echt von mir sein - nicht, dass ich schonmal zugeschlagen hätte, aber das mit dem "zufrieden sein" ist bei mir auch so.
    Ich habe mir fest vorgenommen, meine Kinder niemals zu hauen und bis jetzt hab ichs auch geschafft. Leider schreie ich dafür umso öfter :roll:
    Kannst du dir das auch vornehmen (also nicht das mit dem Schreien aber das mit dem Nicht-Hauen)?
    Leider ists bei mir auch noch mein Mann, den ich bremsen muss, der hätte schon lang geschlagen, wenn ich ihn gelassen hätte...
    Ein Tip von mir: ruf wenns dir deswegen mal wieder schlecht geht, die Telefonseelsorge an.
    Kein Witz! Mir gings vor kurzem so schlecht, dass ich das getan habe und es hat mir sehr geholfen!!!
    Reden ist schon der erste Weg zur Besserung, denn wenn man den "Fehler" schon erkannt hat ist man nicht mehr weit von einer Veränderung :troest:
  • Juliane2Juliane2

    955

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Dass Du das Problem erkannt hast ist doch schon der erste Schritt auf dem Weg! :troest:
    Es fällt glaube ich allen sehr schwer Dinge anders zu machen als man es von den Eltern vorgelebt bekommen hat, den eine Alternative zu deren ihren Verhaltensweisen hat man ja nicht direkt kennengelernt. Mir geht es auch manchmal so, dass mir Verhaltensweisen an mir auffallen, die ich bei meiner Mutter sehr gestört haben, z.B. Kind auf später vertrösten (was dann oft nicht kam) oder oft andere Sachen wie telefonieren nebenher machen, wenn man eigentlich Zeit mit dem Kind verbringen möchte. Das ist zwar nicht so dramtisch, aber dennoch muss man sich ganz stark zwingen und bewusst machen, dass man es anders machen will. Mir hilft es dabei dranzudenken, wie ich mich damals als Kind gefühlt habe und dass ich nicht will, dass er sich auch so fühlen muss.
    Deine Erlebnisse sind da natürlich viel heftiger und ich denke auch dass Du Dir Unterstützung einer sozialen Beratungsstelle vor Ort suchen solltest, auch um Deine eigenen Erlebnisse zu verarbeiten.
    Kannst Du die Situationen eingrenzen in denen Du so regierst, vielleicht lassen diese sich durch Vermeidung solcher Konflikte reduzieren?
  • MäusleMäusle

    7,471

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Ich kann dich so gut verstehen :-( ich bin als Kind auch "geschlagen" worden. Nie ohne Grund, aber trotzdem auch oft nicht so ganz berechtigt. Naja manchmal hab ich meine Eltern zur Weißglut getrieben und sie wussten sich nicht anders zu helfen. Aber in vielen Situationen war es wirklich absolut unangebracht, gleich eine runter zu hauen. Dass du mal auf die Finger haust, ... naja ich wills nicht gutheißen, aber ich finds trotzdem tausendmal schlimmer, wenn man auf den Kopf gehauen wird.

    Ich persönlich finde, dass du deine Kindheit in einer Gesprächstherapie aufarbeiten solltest. Das ist der Weg den auch ich zurzeit gehe, weil ich einfach nie meine Kinder hauen will. klar, ich bin niemandem böse, wenn mal die Hand ausrutscht und derjenige sich hinterher dafür schämt. Nur es darf in meinen Augen nicht zur Gewohnheit werden. daher denk ich dass deine Situation auch besser wird, wenn du die Vergangenheit aufarbeitest.

    Und zu dem anschreien: ganz ehrlich, ein Kind schreit auch mal rum. Es ist nicht die feine Art, aber ich finde Eltern dürfen auch mal sauer sein. Solange auch das nicht zur Gewohnheit wird, find ich jetzt nix schlimmes dabei, wenn man danach auch wieder in der LAge ist, sich zu beruhigen und mit dem Kind zu reden. ich hab sogar neulich meine Nichte angebrüllt, weil sie sich so sehr in ihre Wut reingesteigert hat, dass nix mehr half. Danach haben wir zusammen geredet, und es war gut so für uns beide ;-)
  • Charly36Charly36

    323

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Endlich komme ich dazu, mich hier wieder zu äussern.
    Erst einmal vielen lieben Dank für Eure zahlreichen Antworten und für das Mutmachen.

    Hm, also meine "Ausraster" kommen immer dann, wenn ich überfordert bin oder grad etwas machen will und Fabian mich dann dabei "stört". In Gänsefüßchen deshalb, weil ich ja eigentlich weiß, das Kinder neugierig sind, alles ausprobieren wollen, usw. Trotzdem stört das in manchen Situationen meinen Perfektionismus und ich kriege regelrecht Angst davor, das das Ergebnis dann meinen Erwartungen nicht entspricht.
    Ich weiß nicht, ob sich jemand da hineinversetzen kann, aber in meiner Kindheit war Leistung alles. Wenn ich gut war, hab ich Lob bekommen, wenn ich schlecht war, gabs entweder nix oder Haue. Und da ich die große Schwester war, sind durch meine kleinen Geschwister eben Dinge mal nicht so gut geworden und meine Eltern haben mich dann dafür bestraft. Daher kommt es auch, das es mich aus der Ruhe bringt, wenn mir jemand "dazwischenfunkt", es könnte ja nicht gut werden, ich könnte ja mein Lob nicht bekommen.
    Ich kann psychologisch alles verstehen und weiss genau, warum was wie läuft, aber ich komme aus diesem Kreis nicht raus. Ich schaffe es nicht, das alles hinter mir zu lassen und ohne die Konditionierung von meinen Eltern weiterzuleben.
    Mein Mann ist mir keine große Hilfe, er ist ein sehr unselbstständiger und zurückhaltender kleiner großer Junge. Er würde Fabian niemals schlagen, er schafft es aber auch nicht, in sich verschärfenden Situationen dazwischenzugehen. Also wenn ich ausflippe, dann sagt er gar nichts dazu. Ich hab mit ihm mal über dieses Problem gesprochen und da sagte er schon, das er mein Verhalten nicht gut findet, aber Unterstützung werde ich bei ihm wohl nicht finden. Leider :traurig07:
    Sicherlich nehme ich mir vor, nicht zu hauen und ich kenne auch die Situationen, trotzdem hilft es mir in genau diesen nicht weiter. Es ist, als wäre stünde ich neben mir und kann nix tun.
    Kann mir jemand sagen, welche therapeutische Hilfe ich da vielleicht in Anspruch nehmen könnte? Zur Caritas möchte ich nur ungern, da dort Bekannte von mir arbeiten und die Diakonie gibt es hier gar nicht, glaub ich. Und die Hebamme/Hausarzt fallen weg, da ich zu beiden kein so sehr vertrauensvolles Verhältnis habe. Eher wäre es leichter für mich, wenn ich mit einem Unbekannten sprechen könnte.

    Danke fürs lesen.
  • GretchenGretchen

    3,369

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Ich finde es super, dass Du Dich dem so stellst!
    Du könntest auch erst einmal die Telefonseelsorge/Seelsorge anrufen. Da kannst Du anonym bleiben. Die Damen oder Herren dort sind geschult und können Dir sicherlich weiter helfen! Die Telefonnummern findest Du im Telefonbuch oder im Internet. Mittlerweile sind die aber sogar schon per mail zu erreichen.

    Ich wünsch Dir viel Kraft! :troest:
  • AnjaHAnjaH

    25,096

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Schau mal ob es eine Erziehungsberatung bei euch gibt.
    Für dich wäre eine Psychotherapie schon das richtige. Aber um da genau das raus zu finden was du brauchst ..wäre ein Arzt der dich etwas kennt nicht schlecht. Denn auch bei den Therapien gibt es ja gaanz viele verschiedene.
    Oft gibt es auch in vielen Städten Psychotherapeutische Beratungsstellen wo man erstmal hin kann und erzählen wo der Schuh drückt um dann das richtige zu finden.

    Diakonie kannst du ja neben AWO trotzdem noch schauen.

    Viele Glück

    Wenn du etwas genauer sagen kannst wo du wohnst können wir vielleicht noch besser schauen was es gibt.Welche Stadt ist denn bei dir in der Nähe?
  • BergschafBergschaf

    911

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Ich würde auch zu einer Psychotherapeutischen Beratungsstelle tendieren um herauszufinden welche Form der Therapie dir am ehesten liegt. Denn nicht jede Therapie ist für einen persönlich gemacht.
    Und bevor du die Therapie beginnst darfst du mehrere Therapeuten auch "testen", frag da am besten bei deiner Krankenkasse nach, wie viele das genau sind.
    Das ist wahrscheinlich erstmal der schwerste Weg, den du gehen musst, nämlich die richtige Therapieform zu finden, die dir auch hilft. Wenn du schon weißt, welche Mechanismen bei dir psychisch ablaufen ist das ja positiv und du wirkst so, als hättest du dich sehr oft schon selbst reflektiert. Sieh das als Stärke von dir an, denn das ist quasi dein Werkzeug dass du für die Therapie auch brauchst.
    Und höre auf dein Bauchgefühl bei der Wahl des Therapeuten, damit du auch wirklich Vertrauen aufbauen kannst.

    Und noch ein Satz zum Schluss: Keiner nimmt dir einfach dein Kind weg, schon gar nicht, wenn du dich aktiv um eine Besserung bemühst.

    Ich wünsch dir viel Kraft und Energie für die Lösung deines Problems!

    Liebe Grüße
    Bergschaf
  • bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Bergschaf schrieb:
    Und bevor du die Therapie beginnst darfst du mehrere Therapeuten auch "testen", frag da am besten bei deiner Krankenkasse nach, wie viele das genau sind.

    es sind 5 Probestunden insgesamt, die kannst du auf mehrere Kandidaten verteilen.

    wenn man seine Therapeutin /seinen Therapeut gefunden hat, muss man bei der Krankenkasse einen Antrag auf Kostenübernahme für die Therapie stellen.
  • Charly36Charly36

    323

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Hallo Ihr,

    leider komme ich zur Zeit nur sehr selten zum Schreiben, da bei uns am Wochenende ein Umzug ansteht und dementsprechend viel Stress ist.
    Ich danke Euch für Eure aufbauenden Worte, sie tun mir wirklich gut. Am liebsten würde ich das Thema gleich anpacken, aber ich muss erst den Umzug schaffen, das wird Arbeit genug.
    Was mir aber Angst macht, ist der Antrag bei der Krankenkasse. Muss das wirklich sein? Ich kenne mich mit sowas überhaupt nicht aus... Wie mache ich denn sowas?

    Eine größere Stadt in der Umgebung wäre Garmisch-Partenkirchen. Die AWO ist in der Umgebung nur einmal vertreten, was aber zu weit zum fahren ist und über die Diakonie habe ich irgendwie nichts rausfinden können :sad:

    Naja, manchmal sehe ich das schon als Stärke an, aber was hilft es mir, wenn ich allein mit der Reflektion nicht weiter komme? Ich kann natürlich die Geschehnisse begründen und sehe auch, was falsch läuft, aber das alleine bringt es eben nicht. Leider :traurig07:
  • AnjaHAnjaH

    25,096

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Charly 36: Ihr braucht schnell Hilfe. Da wird es nicht anders gehen als Anträge ect zu stellen. Krankenkassen haben wie Ärzte Schweigepflicht. Da wird nix weiter gesagt. Auch wenn die AWO in Garmisch ist dann mußt du eben dahin..es wird schon gehen..Wichtig ist das du es schnell in Angriff nimmst.
    Antrag bei der KK funktioniert dann wenn du eine Hilfe gefunden hast.

    Ich drück euch die Daumen das es schnell klappt.

    Schau mal der Sozialdienst katholischer Frauen in Garmisch bietet sowas auch an
    http://www.skf-garmisch.de/index_skf.php?bereich=1&subber=1&seite=treffer_ziel&zgrid=14

    Ruf doch mal an ( das ist nicht die Caritas) ;-)
  • SimSim

    197

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Hallo!

    Wie geht es Dir denn mittlerweile? Hat sich an der Situation was geändert?

    LG Simone
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