...ich bin es manchmal selber leid, und doch würde mich mal interessieren wie ihr das Thema seht. Ich bin ja nun Ossi im Westen und finde die Bezeichnung Ossi und Wessi eigentlich ganz furchtbar - weil sie beide Teile irgendwie denunziert. Stolz bin ich trotzdem auf meine Herkunft, weil ich der Meinung bin, daß ich Werte mitbekommen habe, die im Westen so nicht immer vermittelt wurden. Ich betone nicht immer - das kann man sicherlich nicht über einen Kamm scheren.
Aber was mich interessiert, insbesondere von unsern Schweizern o.ä. hier, wie seht ihr das? Sind wir mittlerweile deutsch? Sind wir immernoch Ost und West?
Ich versuche meiner Tochter beizubringen, daß gerade SIE ein Wossi ist...also einfach nur deutsch, nichts anderes. Meiner Meinung nach wird die Mauer in den Köpfen noch so lange existieren bis die Generationen die darüber erzählen könnten, nicht mehr existieren. :confuded:
Aber ich denke auch, daß da vllt auch an anderer Stelle angepackt werden muss - wenn ich da bsp manchmal MDR Aktuell schaue um Nachrichten aus der Heimat zu erfahren...da wird mir teilweise wirklich anders, da ist ein Ostpatriotismus drin wo ich mir denke, daß da NIEMALS irgendeine Mauer gefallen ist. :shock: :confuded: :oops:
Wie seht ihr das denn?
Kommentare
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Nichtsdestotrotz ärgere ich meinen Mann sowas von gerne. Ich frage ihn oft: Kennste das und das nicht? Er: Nö! Ich: Ach stimmt, ihr hattet ja nix. :eek02: ... oder ich liebe es ihn aufzuziehen, weil er so gerne Bananen isst, manchmal auch 2 oder 3 hintereinander. Dann streichel ich immer sein Köpfchen und sag: "Schatz, mach langsam, der Laden hat auch morgen noch welche, Du musst nicht wieder anstehen."
Das sind aber eher liebevolle, flappsige Bemerkungen und es macht ihm nix. Er macht oft genug selbst Witze drüber, ebenso wie meine beste Freundin, die auch aus dem Osten kommt - wohlgemerkt Ossinesien. ;-)
Dieses "ach ihr hattet ja nix", das liegt auch ganz viel an meinen Schwiegers. :roll: Weil die gehören noch zu den Ossis, die immer jammern, dass sie nix hatten und dann aber immer betonen, dass in der DDR alles so viel besser war. :confuded:
Was ich ganz interessant finde: man hört mir meinen schwäbischen Dialekt schon an, auch wenn ich mich sehr um eine einigermaßen saubere Aussprache bemühe und auch meinem Mann hört man in manchen Dingen seinen Dialekt noch an, obwohl er sich den als sie rüberkamen, ziemlich schnell abgewöhnt hat, weil er immer fertig gemacht wurde. :roll: Alles in allem versuchen wir soweit wie möglich hochdeutsch zu sprechen. Kylian zum Beispiel spricht nahezu dialektfrei, trotz schwäbischem Kindergarten. Hört sich immer urkomisch an, wenn er versucht so richtig schwäbisch zu reden. Mein Kind wächst hier auf und kann nicht mal richtig Spätzle sagen. :cool:
Aber Vorturteile habe ich keine. Im Gegenteil, ich hab manchmal sogar das Gefühl, dass die Ossis bessere Freunde sind. Man sieht es an meinem Freundeskreis. Mit Schwaben hat ich schon immer Pech :roll: Aber das kann auch einfach nur Zufall sein.
7,740
Ich kenne einige Leute, die aus dem Osten hierher zugezogen sind, aber die kommen für mich genauso einfach aus einer anderen GEgend Deutschlands wie z.B. jemand, der aus Norddeutschland oder aus Bayern kommt ...
Das soll nicht heißen, dass es mich nicht interessiert - im Gegenteil, ich finde Geschichte an sich total spannend und habe auch über die deutsche Geschichte sehr viel gelesen, aber für die Gegenwart besteht in meinem Bewusstsein irgendwie keine Teilung mehr ... wahrscheinlich bin ich einfach als "Wessi", der weitab vom Osten aufgewachsen ist, zu jung dafür ;-)
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Ich finde es spannend wie die Sichtweise auch was mit dem eigenen Alter zu tun hat.
Selbst war ich beim Mauerfall 15 Jahre alt und weiß noch sehr genau was die DDR war. Lag auch daran das wir Verwandschaft dort hatten die wir auch zu DDR Zeiten besucht haben und diese in Teilen uns ( waren Halbschwestern meines Vaters). Deshalb kenne ich auch noch die beklemmenden Grenzanlagen ect.
Die Mauer im Kopf ist für mich verblasst..ganz weg ist sie noch nicht.Aber es wird besser. Ich denke es kommt auch auf die Generation an. Diejenigen die 1990 geboren wurden sind heute 19 Jahre alt und kennen keine Trennung mehr..ältere eben doch.
Vieles hängt für mich mit der unterschiedlichen Erziehung nach dem Krieg zusammen. Es ist eben doch ein Unterschied ob man wenn man die NS Diktatur mitrechnet von 1939-1990 eben in einer Diktatur gelebt und erzogen wurde oder doch bereits 40 Jahre Demokratie genießen durfte.
Das ist kein Vorwurf ect..aber es ist einfach eine Tatsache mit der man leben muß..beide Seiten.
Dazu kommt für mich dazu das man merkt, das in der DDR die Religion gesellschaftlich keine Rolle spielte.
Selbst wenn hier jemand nicht gläubig war/ist konnte er sich eben was Werte Erziehung ect nicht dem Einfluß der Kirche erwehren. Das sind schon Dinge die einfach Zeit brauchen bis sie wieder ganz zusammen passen. ;-)
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hui, das ist schon ganz schön harter tobak :confuded:. ich kann für mich und meine familie sagen, dass wir gut gelebt haben, nicht unterdrückt waren und unser leben auch nicht als eine permanente einschränkung erlebt haben. diese häufig dominierende sichtweise stört mich etwas. kaum jemand kommt auf die idee, dass es den menschen durchaus auch gut gegangen sein könnte.
das muss sie ja auch nicht ;-). immerhin sind staat und kirche heute noch unabhängig von einander und das ist aus meiner sicht auch gut so ;-), denn nicht alleine eine kirchliche erziehung sorgt für die vermittlung von werten des lebens. ich denke, dass haben meine eltern auch so ganz gut hinbekommen ;-).
25,096
Das habe ich nicht gesagt. Natürlich ging es den meisten LEuten gut und sie fühlten sich nicht ständig eingeschränkt. Es ging mir eher um die Sichtweise vieler Dinge und den Einfluß der Regierungsform auf das LEben auch wenn es nicht vordergründig.
Und klar vermittelt auch das Elternhaus Werte und Normen aber eben auch nur die die sie vermittelt bekommen haben. Und die sind ja in den meisten Fällen von Staat und Gesellschaft geprägt in der man lebt. ;-)
10,947
sicher, aber wer kann tatsächlich sagen, dass das eine besser als das andere ist ?
25,096
Nur beide Gesellschaften und Staaten haben eben andere Werte vertretten..was nun "besser" ist ..da kann man vermutlich ewig diskutieren.
Heißt er wurden einfach unterschiedliche Sichtweisen vermittelt.
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Ich kann mir gut vorstellen, dass es für die Leute aus der ehemaligen DDR schwer ist, wenn einem entweder mit Mitleid (Ihr Ärmsten hattet ja nichts) oder mit Misstrauen (WAS? Es ging Euch nicht schlecht. Na, dann wart Ihr sicher systemkonform) begegnet wird.
Aus Sicht von Aussen - ich lebe seit 17 Jahren nicht mehr in Deutschland - ist für mich Deutschland einfach Deutschland und da gehören alle Bundesländer dazu - West wie Ost ;-)
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...das mache ich immer gern selbst. Hilft ungemein, mein SchwieVa ist einer von der Sorte der gern und permanent (liebevoll) draufhaut, daß ich ein Ossi bin und wenn ich dann mal bei denen eingeladen bin, dann lang ich gern zu - immer mit den Worten: Wir hatten ja nix. Dann isser meistens erstmal ruhig. :biggrin:
Und das mit den Bananen kenne ich auch. :roll: Das ist wohl aus irgendwelchen gründen das Sinnbild für den Osten, dabei hatten wir manchmal welche .... :roll: ;-)
Gemangekt hats uns eigentlich nur an Freiheit - theoretisch war fast alles zu bekommen, nur eben mit anstehen oder über Vitamin B. :roll: :confuded:
Letztendlich kann ich nicht wirklich viel mitreden, weil ich ja nun auch erst 11 war damals - aber mich beschäftigt das immernoch, weil es als Ossi und speziell als Sachse im Westen nicht immer einfach ist.
"Kannst du noch Sächsisch?" :roll: Öhm ... warum fragt man das keinen Bayern oder Schwaben wenn er zugereist ist? Es gibt so einige blöde Kommentare über die ich mich jahrelang aufgeregt habe. Aber mitlerweile gehe ich damit mehr als offensiv um, schließlich isses ja nun 20 Jahre her und wenn gar nichts mehr hilft und ich ein vollkommen uneinsichtiges Gegenüber habe, dann sage ich immer: Im Osten geht die Sonne auf, im Westen geht sie unter.... :biggrin:
@guniem: ja, dieses permante Jammern nervt mich auch ... sicher ist es in einigen Gegenden schlimm was Arbeitslosigkeit angeht etc, aber das ist doch im Westen nicht anders. :roll: Diejenigen die wollen, daß alles wieder wie früher wird, waren mit Sicherheit diejenigen, die damals auch schon auf alles gemeckert haben. Die können wahrscheinlich einfach nicht anders. :confuded:
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??? Das hab ich doch gar nirgendwo geschrieben?? Oder hab ich was falsch formuliert?
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:confuded: das hatte ich so interpretiert... sorry wenns so nicht gemeint war... :oops:
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Ich selber bin im Westen aufgewachsen, habe aber meine halbe Familie im Osten gehabt. So habe ich durch unsere jährlichen Besuche in der DDR und den Kontakt zur Familie doch mehr Einblick gehabt als der Durchschnitts-Wessi, der ja höchstens mal in Ostberlin war und dann dachte er wüsste jetzt wie es in der DDR so läuft :roll:
Meine Familie "drüben" gehörte übrigens zu denen, denen es schon sehr bewusst war, welche Freiheiten ihnen alle fehlten. Sie waren kirchlich engagiert und eben eher kritisch. Nix war es mit dem Medizin-Studium der Tochter. Ihre Stasi-Akten haben sie sich dann später auch mal angeschaut und im Nachhinein, obwohl sie ja schon auf einiges vorbereitet waren, noch einmal das kalte Grausen bekommen.
Der Tag der Maueröffnung wird mir immer in Erinnerung bleiben. Ich wohnte nicht allzuweit von der Grenze entfernt. Als die Meldung kam wollten wir uns direkt auf den Weg machen, um unsere Verwandtschaft an der Grenze abzuholen. Wir waren sicher, sie würden kommen. Aber schon wenige Kilometer hinter unserem Ort war kein Durchkommen mehr, alles verstopft mit Trabis, blaue Dunstwolken hingen in der Luft *g* Wir sind also wieder nach Hause gefahren und haben gewartet. Mitten in der Nacht klingelte es dann und da stand ein Cousin meines Vaters mit seiner Familie vor der Tür. Ich sehe uns noch, meine Mutter mit Nachthemd und Bademantel, mit Sekt anstoßen. Das war einfach unfassbar für uns!
Mich erschreckt es immer wieder, wie blauäugig viele junge Leute aus dem Osten heute über die DDR reden. Da wird so viel beschönigt und alles war auf einmal so viel besser als im Westen. Jeder hatte Arbeit, alle hatten genügend Geld, Kinderbetreuung war kein Problem, Renten auch nicht.... ja aber hallo, wie wurde das finanziert? War das ein funktionierendes System? Und was war eben mit den fehlenden Freiheiten? Ich würde mir da einen realistischeren Blick auf die Vergangenheit wünschen.