Unsere Stillgeschichte

BibileinBibilein

4,312

bearbeitet 28. 03. 2009, 13:46 in Stillberichte
Alles fing an... ja schon bei meinem ersten Sohn (Mika) wo alles nur erdenkliche schief lief, ich will auch gar nicht mehr im Detail darauf eingehen, ich war uninformiert, blauäugig, hab auf die falschen Leute gehört (wobei auch eh niemand dabei gewesen ist, der es mir anders verklickert hätte) und so war unsere Stillzeit nur von kurzer Dauer und in dieser Zeit nicht der Hit.
Erst als ich hier aufs Forum stieß habe ich mich mehr damit auseinandergesetzt und wusste, wie ich es beim nächsten Kind (ein zweites wollten wir ja ohnehin) anders machen kann. Und so kam es.

1,5Jahre später wurde ich wieder schwanger und schon allein die Schwangerschaft verlief völlig anders. Ich ließ die Vorsorge fast ausschließlich von der Hebamme machen, hatte ein anderes Körpergefühl, aß gesünder und ausgewogener, trieb weiterhin viel Sport und betrachtete mich selbst nicht mehr als "krank" sondern einfach "nur" schwanger. Auch die Geburt lief ganz anders: Anders als beim ersten Kind, brauchte ich keine Einleitung sondern bekam spontan Wehen einen Tag vor ET und nach einigen Stunden brachte ich auf natürlichem Weg Vincent zur Welt. Es war fantastisch, ihn sofort nackig auf meiner bloßen Haut zu spüren. Er suchte sofort Blickkontakt und .... die Brust. Er trank zügig und hatte einen irren Zug drauf, er trank beinahe eine Stunde, bis er völlig erschöpft einschlief. Spätestens da wusste ich: diesmal klappts.
Sowohl die Tage als auch die Nächte im KH verbrachte er ausschließlich in meinem Bett und er trank etwa alle 2h wie ein Profi an der Brust und war sehr zufrieden. Daheim bekam er seinen Platz im Babybalkon und tagsüber war er viel bei mir, entweder auf dem Arm oder im Tuch. Er trank nach wie vor immer im 2h-Takt und ich war einerseits froh, da so die Milchmenge schnell reguliert werden könne, andererseits aber auch etwas unsicher, weil ich fast ausschließlich nur stillte und mein Großer ja auch versorgt werden wollte. Nach etwa 2 Wochen griff ich dann zum Schnulli, unter der Voraussetzung dass er trotzdem noch regelmäßig trank, was er aber tat. So war dieser Schritt kein Hinderniss, er verhalf mir aber dazu, etwas mehr Zeit mit Mika verbringen zu können.

So vergingen die ersten 6-8 Wochen wie im Flug und wir zogen weg. Er machte Bekanntschaft mit seinem schwiegervater und lernte auch dort mit viel körpernähe zu schlafen. Vincent suchte immer wahnsinnig viel nach Körpernähe und fühlte sich im Tuch am wohlsten. Die monate vergingen und das Stillen klappte nach wie vor super. Er trank tagsüber irgendwann dann seltener (alle 3-4h) und nachts nach wie vor alle 1-2h. Irgendwann, so mit 8 Monaten wollte er plötzlich keinen Schnulli mehr und ab diesem Moment fing dann auch das nächtliche Dauergenuckel an. Auch das Einschlafstillen dauerte immer länger, aber ich hatte vor noch eine ganze Weile weiterzustillen, weil die Vorteile für mich immer überwogen. Einige Wochen später hatten wir einen Stillstreik und ich befürchtete schon das Ende der Stillbeziehung. Grund war ein Mundsoor und er hatte anfangs Schmerzen. Da merkte ich das erste Mal so richtig, wie wichtig das Stillen für MICH war. Ich merkte, dass ich es nicht nur tat, weil ich es "musste" sondern, weil ich es von Herzen gern tat, trotz vieler stressiger Zeiten und schlafloser Nächte. Es stellte einfach eine besondere Verbindung mit Vincent her, eine Intimität und Vertrautheit, wie es nur stillende Mütter kennen. Wie ein unsichtbares Band, dass einen noch an das Kind bindet. Es hält die Schwangerschaft vielleicht noch "aufrecht" man ist zwar nicht mehr durch die Nabelschnur verbunden und trägt das Kind auch nicht mehr in sich, aber es ist immer noch ein Teil von einem selbst. So fühlte es sich an. Zum Glück überstanden wir den Stillstreik und außer einem leichten Milchstau und einem Schreck trugen wir nichts davon.
Im 8./9./10. Monat war das Stillen tagsüber anders. Es diente dann wirklich nur noch der Nahrungsaufnahme, er machte langsam vorsichtige Bekanntschaft mit fingerfood, konnte sich aber damit nicht wirklich anfreunden. Die Nächte wurden für mich immer kürzer und die Stillabstände waren selten über 1h. ab dem 11. Monat war zwar das Stillen wieder intimer und mit mehr Kuscheln verbunden (tags) aber nachts änderte sich nach wie vor nichts und ich war immer mehr dazu geneigt ihn zumindest nachts abzustillen, brachte es aber irgendwie nicht über mich, weil ich es zum Einen zu gern tat, zum anderen war ich aber auch einfach etwas bequem.
Als ich dann aber überraschend schnell wieder Vollzeit arbeiten gehen musste, merkte ich, dass ich einfach am limit war. Nachts kaum Schlaf, tagsüber arbeiten... es ging einfach nicht mehr.
Als Vincent dann etwa 13 Monate alt war musste ich wegen starker Kopfschmerzen in die Klinik und sollte starke Medikamente nehmen, wo ich min. 3 Tage nicht hätte stillen dürfen. Da ich ohnehin vorhatte nachts abzustillen, entschied ich mich dafür das jetzt zu tun, und dann aber wirklich ganz abzustillen. Es war auch in mir ein punkt wo ich begriff: es geht nicht mehr, lass los.
Und es war erstaunlich: schon in der ersten Nacht schlief Vincent bei seinem Papa, denn ich war noch im krankenhaus und er wachte nur 2x kurz auf. Der nächste Tag war schlimm, weil er total fremdelte und zunächst nichts von mir wissen wollte, aber schon nach kurzer Zeit taute er auf und es war wieder die alte Vertrautheit hergestellt. ich verbrachte noch eine Nacht außerhalb und er schlief bereits die darauffolgende durch und ist auch seitdem wesentlich ruhiger. Das ganze ist jetzt knapp über eine Woche her. Ich sehe, dass er aufblüht, er ist viel entspannter wenn ich da bin, weint nicht mehr ständig, wenn er mich sieht, so wie es die letzten Monate oft war, vor alleim seitdem ich arbeiten gehe, will nicht mehr ständig nur rumgetragen werden, isst wie ein Weltmeister, er ist wirklich wie ausgewechselt und schläft nachts so ruhig. Wenn ich ihn so sehe, dann bereue ich den Schritt, ihn jetzt schon abzustillen nicht, aber ich trauere der Zeit trotzdem noch nach. Es war einfach so wunderschön und .. ja jetzt ist die "Schwangerschaft" diese besondere Vertrautheit weg und es ist wieder ein Stückchen "loslassen" so wie ich es jetzt als Mutter in meinem Leben noch oft erleben werden muss. Aber es stärkt uns alle und so sehe ich jetzt guter Dinge in die Zukunft und werde mich sicher immer gern und oft an unsere wunderschöne Stillzeit zurück erinnern! :leche: :fantasy05:

Kommentare

  • littlejakelittlejake

    3,185

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Das hast du wirklich sehr schön geschrieben... :fantasy05:
    *schnief*
  • lamerelamere

    4,111

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    ....oh man, das ist echt toll geschrieben... ich will jetzt schon nie aufhören zu stillen. :sad:
    Aber es ist toll, daß er das so gut "verkraftet" und es euch beiden damit gut geht. :grin:
  • BibileinBibilein

    4,312

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    hm für meinen Bericht war es wohl noch zu früh, hatte heute nacht wieder nen Milcheinschuss :roll: :biggrin:
  • MamaclaudiaMamaclaudia

    1,488

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Danke Bibi! Es ließt sich sooo schön - hab Tränen in den Augen!
    Und es freut mich, dass es mit dem Abstillen nun für euch alle so gut geklappt hat und alle dabei zufriedener sind.

    Hab soooo fest an euch gedacht! :triste:
  • ArmanaArmana

    7,364

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Da gehts mir genau so wie Lamere und ich hoffe, dass Amira und mir noch eine lange, glückliche Stillzeit bevorsteht. ;-)

    Aber schön, dass es für euch nun so stimmig ist... Du hast Dich ja wirklich ziemlich gequält die letzte Zeit.
    Wünsch euch weiterhin alles Gute. :triste:
  • BibileinBibilein

    4,312

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    dankeschön!!!!!!
  • bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    einfach schön und in sich stimmig :grin:
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