Ich, ich, ich, aber das Ungeborene?

XiaXia

60

bearbeitet 28. 04. 2009, 14:49 in Plauderecke
Hallo,

ich hab da eine Bekannte, die bekommt Montag per Kaiserschnitt ihren Sohn zur Welt. Und ich möchte gerne wissen, ob ich ihr mit meiner Meinung Unrecht tue.

Es ist so, sie ist ein bisschen sehr öko eingestellt, ansich nichts schlechtes. Sie ist nun 40 Jahre alt, bekommt das Erste (und auch das Letzte) und hatte von Anfang an Beschwerden. Blutungen, schon ab der 20. SSW wurde bei ihr eine Plazenta Praevia diagnostiziert, weswegen man schon sehr früh sagte, das evtl. ein Kaiserschnitt in Betracht kommen würde. Nun kamen da verschiedene Faktoren zusammen, die sie zusammenbrechen liesen: erstens rückte die selbstbestimmte Hausgeburt, maximal unter Anleitung einer Hebamme in die Ferne (schon bei der ersten Blutung). Meine Bekannte meinte, das Feeling, das Bonding würde ihr dadurch total entgehen. Dann die Sache mit dem Kaiserschnitt. Sie wolle doch eine natürliche Geburt erleben und nicht dieses "Gewalttätige" raus aus dem Mutterleib.

Vor etwa 8 Wochen musste sie wegen starker Blutungen ins Krankenhaus und hat solange rumgemachtg, bis sie wieder heimkommt, sie sähe ja schliesslich keinen Sinn darin - ausserdem stört eine Krankenhausumgebung das Feeling zum Kind und sie könne die SS nicht richtig geniessen.

Gestern kam sie schon ins Krankenhaus. Sie hat Theater gemacht, bis der Arzt eingewilligt hatte, das Baby noch bis Montag drin zu lassen, weil sie so lange wie möglich schwanger sein möchte und so nah wie möglich am natürlichen Geburtstermin entbinden will. Aktuell ist sie bei 39+1. Der Arzt hätte sich drauf eingelassen, wenn sie die drei Tage vorher ins KH kommt um evtl. beginnende Wehen vorzugreifen. Nun sprach der Anaesthesist gestern von einer Vollnarkosesektio. Ich kann verstehen, das sie hinterher evtl. das Gefühl haben könnte, keine richtige Geburt gehabt zu haben, allerdings wäre alles andere nicht tragbar. Aber auch deswegen gabs riesen Theater. Für vernünftige Argumente - nicht zugänglich.

Nun kann ich das hier im Beitrag nicht so rüberbringen wie sie das tut, aber ich habe das Gefühl, das sie ihr Baby total vergisst und für sie nur sie alleine zählt. Ich kann ihr nicht alles Gute wünschen, ich weis das sie in ihrem Selbstmitleid sowieso nichts in der Richtung ernst nimmt. Und ich weis nicht, wie ich ihr gegenübertreten soll, da ich selber diese Ich-Einstellug nicht gut heissen kann. Es ist schwierig zur Zeit :(

Wie seht ihr das, im ersten Überfliegen?

Lg, Sanni

Kommentare

  • tesorotesoro

    4,431

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Hihi, finde ich lustig, dass du das so siehst!

    Aber das ist doch für eine Erstgebärende völlig normal! Finde ich zumindest.

    Man checkt doch erst so richtig, was los ist, wenn das Kind dann da ist. Vorher hat man doch noch gar nicht so das Gefühl, dass das eine richtige Person sei, sondern es ist irgendwie der Teil von einem selbst. Also ich meine schon irgendwie ein Baby, man spürt es ja, aber irgendwie so diffus, unwirklich...

    Ich habe, wenn ich ganz ehrlich bin, auch immer nur von mir gedacht, vor und während der Geburt auch.

    Und danach: Wumm! Da ist ja noch jemand! Och! Wo kommt DER denn her??? Na sowas! :biggrin:

    Warte mal ab, wenn das Kind da ist, dann gibt sich das meist ganz schnell. Lass ihr das letzte bisschen Egozentrik, bald ist`s damit vorbei. Zwangsweise! :cool:

    Und ich weiß auch, was es weh tun kann, sich von der Traumgeburt zu verabschieden, zumal es mit 40 meist dann doch die einzige und letzte Chance ist! Sie kann nur froh sein, dass es ihr noch während der Schwangerschaft klar gemacht wird und nicht während der Geburt. Das ist nämlich meist noch viel traumatischer.
  • tinattinat

    11,944

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    tesoro schrieb:
    Und ich weiß auch, was es weh tun kann, sich von der Traumgeburt zu verabschieden, zumal es mit 40 meist dann doch die einzige und letzte Chance ist! Sie kann nur froh sein, dass es ihr noch während der Schwangerschaft klar gemacht wird und nicht während der Geburt. Das ist nämlich meist noch viel traumatischer.

    Das gleiche habe ich auch gedacht. Mir ging es zum Beispiel so, und nicht wenigen anderen Frauen hier auch. Sie hat vielleicht eine Chance, das jetzt schon zu verarbeiten, auch wenn du die Art und Weise komisch findest - das sind Hormone, und jede Schwangere reagiert da anders drauf.
  • JullaJulla

    5,464

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Das hätte ich auch sein können :roll:
    Ich kann verstehen, dass es aus der Perspektive anderer egoistisch aussieht, aber unfair finde ich es trotzdem. Denn es ist nun mal auch ihr Körper, bei aller Verantwortung dem Ungeborenen gegenüber. Versteh mich nicht falsch, natürlich ist es die Hauptsache, dass das Baby gesund ist, trotzdem kann es weh tun, das immer wieder vor den Latz geknallt zu bekommen. Denn eine Frau hat TROTZDEM das Recht, darum zu trauern, dass sich der Traum von einer schönen Geburt (wie auch immer die aussehen mag) nicht erfüllt. Ja, mehr sogar, finde ich, dass ihrem Körper aus ihrer Sicht Gewalt angetan wird. Ich finde, man sollte jeder Frau zugestehen, darum zu trauern. Vielleicht ist das ihre Art, das zu verarbeiten. Soweit ich das sehe, handelt sie ja nicht fahrlässig, sie begibt sich ja in die Hände von Ärzten, obwohl ihr das vermutlich total zuwider ist. Sie handelt nur raus, was geht. Und das ist in den meisten Krankenhäusern ja eh nicht mehr so viel :groggy:
  • AnonymousAnonymous

    59,500

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Bin ich das?Dieses jahr Januar?Da la ich im KH und bereitete mich auf eine Frühgeburt vor,und bis ich schon die ersten Presswehen hatte,hab ich mich gewehrt...
    Ich hab sehr gehardert..ich wollte eine Geburtshausgeburt und lag dann in einem total ätzenden KH und wusste der Kleine muss Intensiv..
    Also ich denke man träumt von einer bestimmten Geburt und letztendlich doch auch fürs Kind..ich wollte ins Geburtshaus um den Kind einen sanften Satrt zu geben..und ALLES ging schief..klar ist man dan enttäuscht..
    Ich glaube deine Freundin tickt da noch ganz normal..... ;-)
  • AnjaHAnjaH

    25,096

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Ich kann deine Freundinn grad suuper verstehen. Stecke ich doch in der gleichen Situation.

    Habe auch eine Prävia totalis und glaub mir es ist verdammt hart sich von dem Gedanken der spontanen Entbindung mit Beleghebamme zu verabschieden und sich damit anzufreunden eventuell im großen Klinikum per KS ein Frühchen zu belommen das dann auch noch auf Intensiv muß.

    Klar weiß ich heute schon um die Notwendigkeit eines KS aber sich damit abzufinden ist einfach hart. :confuded:
  • bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Hallo!

    Ich kann das auch verstehen, mich wollte niemand hier von einem relativ großen ersten kind in BEL entbinden, also kaiserschnitt.

    Ich stand dann glaube ich ein paar tage kurz vor einer depression: einer gesunden frau sollte ein gesundes kind in einer risikoreichen OP rausgeschnitten werden, "nur" weil es zufällig verkehrtrum lag.

    Wenigstens kann deine freundin sich immer sagen, dass sie wirklich gar keine andere wahl hatte und es sozusagen anatomisch einfach sehr dumm gelaufen ist, aber die enttäuschung kann ich schon nachvollziehen.

    Mir ging es gar nicht darum, dass ich schon immer mal gern bei esoterischem öllampenduft in kuscheligen kissen gebettet ein kind gebären wollte, sondern das baby sollte auch möglichst einen sanften start ohne unnötige interventionen an seinem selbstgewählten geburtstag und mit einer von anfang an möglichst fitten mama haben. Davon hängt ja auch vieles andere ab: wer sieht, untersucht, hält das baby zuerst, wie geht´s einem selber nach der OP, klappt das stillen etc...

    Vielleicht macht sie sich eben auch solche sorgen und fühlt sich von der medizinischen maschinerie etwas überfahren.

    Und letztenendes sieht sie ja ein, dass es ohne krankenhaus etc. nicht geht, allerdings eben wehmütig.

    Und mir hätte das übrigens viel bedeutet, wenn jemand diese traurigkeit ernst nimmt und mal zuhört, wie ungerecht das leben ist!

    viele grüße!

    katrin
  • bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Hm , ich verstehe nicht genau was du daran nun so egoistisch findest! Letztendlich kämen doch all ihre Vorstellungen auch dem Kind zugute! Und ich finde es toll wie sie für ihr Kind einsteht! Natürlich ist jeder Tag im Bauch wertvoll! (Und da ihr das zugestanden wurde scheint ja auch noch keine "Gefahr in Verzug" zu sein, oder?) Und Bonding betrifft ja auch beide, sowohl Mutter als auch Kind! Und ich weiß was es heißt ohne Bonding "auszukommen". Alle Welt spricht von der ach-so-wichtigen Bondingphase, aber niemand denkt darüber nach wie es den Eltern und Kinder geht die kein Bonding erleben können, weil es eben aus medizinischen Gründen nicht möglich ist!
    Ich finde deine Bekannte hat ein sehr gutes Gespür für sich und ihr Kind und letztendlich fügt sie sich ja nun ihn ihr Schiksal, wenn auch wehmütig, was ich absolut verstehen kann! Ich wünsche deiner Bekannten das sie dennoch das Beste aus ihrer Situation macht!
  • EowynEowyn

    27,156

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Ich glaube deine Freundin formuliert das alles vielleicht ungeschickt, oder hat dir noch nie erklärt, warum sie das alles so will. Eine nur von einer Hebamme betreute Hausgeburt ohne medizinische ist nicht nur für sie ein Traum, sondern wäre eben auch für ihr Kind der beste Start. Und jeder Tag, den das Kind noch im Bauch bleiben darf, ist für das Kind super wertvoll und wichtig. Daher ist ihr Kampf darum sicherlich nicht egoistisch.

    Wenn sie da immer nur von sich spricht mag das für andere nicht richtig erkennbar sein. Aber all diese Wünsche von ihr zielen nicht einfach nur darauf ab die Schwangerschaft und die Geburt für sich am schönsten zu gestalten, sondern sie sind auch die besten Startvoraussetzungen für ihr Kind.
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