Gestrige Quarks-Sendung zu Allergien

FreyaFreya

577

bearbeitet 7. 08. 2009, 18:26 in Ernährung
Hat jemand gestern Abend "Quarks und Co" um 21.00 Uhr auf WDR gesehen?

Da ging es um das Thema Allergien.

Zum Ende der Sendung wurde auch das Thema "Kleinkindernährung" angesprochen.

Hier wurde darauf hingewiesen, daß sich die "früheren Empfehlungen" vor dem ersten Lebensjahr auf allergieverdächtige Lebensmittel (z. B. Ei und Fisch) zu verzichten, in neuesten wissenschaftlichen Studien und Langzeitbeobachtungen, nicht bestätigt haben.

Im Gegenteil:

wenn man Kindern solche Lebensmittel vorenthält, gerät das Immunsystem in eine Art "Langeweile" und hat keine Möglichkeit dieses zu trainieren. Es würde dann erst recht die Möglichkeit einer Allergieentwicklung gegeben werden.

Es wird daher jetzt nach neueren Erkenntnissen und Studien empfohlen, das Immunsystem eines Kleinkindes so früh wie möglich daran zu gewöhnen. Also von Anfang an auch ruhig mal Möhren, Fisch und Ei. So vielfältig wie möglich.

Was meint Ihr dazu?

Kommentare

  • dieUrsidieUrsi

    1,510

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Die Sendung habe ich leider nicht gesehen.

    Über diese Studien haben wir hier auch schon gesprochen

    viewtopic.php?f=9&t=49827
  • Susanne67Susanne67

    4,797

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Finde diese Aussage schwer nachvollziehbar, bin allerdings auch im Tunnelblick. Victoria hat ja eine schwere Neuro auf basis von zunächst Lebensmittel- und nun inhalativen Allergenen und wir haben das jetzt mmit einer sher harten Karenzdiät über 2 1/2 jahre einigermassen überwunden, so dass sie alles essen kann. Hätten wir sie normal gefüttert und allen Allergenen ausgesetzt, wäre sie explodiert. Unser Eindrcuk ist, indem wir ihrem Immunsystem die nötige Langeweile verschafft haben, kommt es sich in Ruhe entwickeln, sammeln und stark werden, so dass es dann später mit den ursprünglichen Allergenen, die echt harte Folgen hatte, fertig werden. Nu war sie aber auch schon allergietechniosch angeschlagen, ich kann nichts zu Kindern sagen, die nur allergiegefährdet sind... Vor meinem Erfahrungshiintergrund würde ich es aber niemals riskieren, kritische lebensmittel zu früh zu geben. Auch jetzt werde ich wieder möglichst lange stillen, obwohl V. eine MuMi-Allergie hatte
  • MäusleMäusle

    7,471

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Ich hab einen Teil gestern bei SchwiGi´s gesehn... Ich weiß nicht ganz was ich glauben soll... einerseits ist mir schon bekannt, dass Studien auch "frisiert" werden können, um das gewünschte Ergebnis zu erhalten, bzw man kann von einem Thema oft beide Seiten "beweisen". Daher bin ich IMMER Skeptisch, wenn Studien angeführt werden.

    Andererseits war die Argumentation auch logisch. Es ist schon eine Sinnvolle Argumentation, dass man das Immunsystem auch "trainieren" kann, das ist auch das was ich alltäglich beobachte. Kommen Kinder z.b. bei "übersauberen" Eltern wenig mit Keimen in Berührung, reagiert das Immunsystem empfindlicher, wenn es mal auf welche trifft. Könnte schon auch bei Lebensmitteln sein...

    Ich muss erst mal in mich gehen um herauszufinden was ich nun glaube... Und ICH denk mir halt - in der Generation meiner Oma wurden auch Möhrenbrei als Anfangsbrei gegeben und Allergien gabs damals weniger als heute. Klar waren die Begleitumstände einfach auch anders. Aber so ganz unlogisch war diese Sendung nicht...
  • milchbartmilchbart

    2,721

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Ich habe die Sendung nicht gesehen, schlage mich aber mal auf die Seite von Susanne aufgrund gleichartiger Erfahrungen. Zudem, das Argument mit den Omas hinkt, da die Lebensmittel unserer Omas und Uromas (meine Oma war 1908 geboren ;-) ) sicherlich nicht mit denen von heute zu vergleichen sind. Der Einsatz von Pestiziden und was auch immer in der Landwirtschaft eingesetzt wird, hat bestimmt einen Einfluß auf das Lebensmittel und kann sich damit auch auf die Verträglichkeit auswirken.
  • MäusleMäusle

    7,471

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    ich sag ja, die Begleitumstände waren anders ;-)
  • Susanne67Susanne67

    4,797

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    DAs TRaining des Immunsystems ist ja auch die Basis der Desensibilisierungstheraien. Victoria bekomm ja auch eben wg ihrer Mörderallergie auf Birkenpollen seit ca. 6 Monaten für ingesamt drei Jahre jeden Tag Birkenpollen ( und Gräser-) in den Mund geträufelt, um sich abzuhärten. Aber eben erst bei bestehender Allergie als Therapie. Aber bei einem noch gesunden Kind, welches nur gefährdet ist, finde ich es wirlich einen verwegenen Ansatz, der auf jeden Fall genau überprüft werden muss.

    Und was den Omavergleich angeht. Man kann die Ernöährngs- und auch Umweltbedingungen damals nicht mit heute vergleichen. Verglichen mit damals ist unsere Nahrungs heute größtenteils technisch verarbeitet, chemisch angereichrte und oft schon denaturiert. Das das dem Organismus nicht gut tun kann, ist eigentlich logisch.

    Für mich ist diese Entwicklung hin zu Allergien im Grunde eine evolutionäre Angelegenheit. Der Mensch ist zwar angeblich die Krone der Schöpfung, aber hat sich mit seiner Intelligenz auf einen unheilvollen Weg des Umgangs mit seiner Umwelt begeben, in dem er sie verändert hat, ohne die Veränderungen wirklich zu beherrschen, insbesondere die Folgen daraus. Wenn wir nicht ganz schnell wirklich global umdenken, wird es igendwann dazu führen, dass der Mensch sich als Lebewesen nicht mehr ausreichend schnell an seine Umgebung anpassen kann und aussterben wird. Erste Folgen sehen wir ja jetzt schon. Allergien sind eine klare Antwort auf eine schädliche Umwelt, viele Krebserkrankungn sind es für mein Empfinden ebenfalls , Resistenzen auf Antibiotika und da gibt es sicherlich noch viele Beispiele. Und die Geschwindigkeit in der wir unsere Umwelt verändern steigt, während die Anpassunggeschwindigkeit des Menschen offensichtlich nicht schnell genug ist. Dieses Wettlauf kann unsere Spezies nur verlieren. Und das ist nix anderes als die natürliche Auslese des Schwächeren. Schönen Gruß an Darwin.
  • MiaofeliMiaofeli

    3,647

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Ich kenne das nur von unserer Lactose Unverträglichkeit. Da hat es funktioniert immer ein wenig normale Milch zu uns zu nehmen. Soweit das Elena ganz normal essen kann und ich etwa 1/2 l Milchprodukte am Tag vertrage.
    Aber wir haben eine Unverträglichkeit und keine Allergie, das ist ja schon ein Unterschied der sich gewaschen hat.
    Dennoch errinnert mich das Ganze an eine Desensibiliesierung wie sie z.B. bei Heuschnupfen erfolgreich vorgenommen wird.

    Tom reagiert auf Zitrusfrüchte und Paprika, das lassen wir also in großen Mengen erstmal weg aber wir lassen kleine Mengen zu, wir zB Joghurt mit Zitronensaft oder Paprika anteilig im Essen, achten danach aber genauer ob er reagiert einfach um zu sehen was für Mengen toleriert werden.
    Er bekommt nur ein wenig Ausschlag und wird schlimmstenfalls kurze Zeit wund am Po. Beides aber in für ihn unproblematischer intensität, daher können wir damit entspannt umgehen.
  • bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Ich habe mich dazu schon in dem anderen Thread geäußert. Dort gibt es auch Links zu einer noch gar nicht beendeten Studie bezüglich Zöliakie.

    Und hier auf der Homepage gibt es schon länger "Öffentliches"
    http://www.hebamme4u.net/ernaehrung/zurbeikost.html

    Klickt mal auf die Stellungnahmen. Und guckt in den Blog.
  • FreyaFreya

    577

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Mir ging's hier auch nicht um die Stilldauer, sondern um die Frage was ab wann von den normalen Lebensmitteln gefüttert werden darf.

    Ich bin bei meinem Kleinen damals ziemlich unbedarf rangegangen. Hab' mir über Allergien und Co. keine großen Gedanken gemacht. Wir sind auch nicht betroffen davon.

    Für mich hörte es sich gestern in der Sendung nur ganz logisch an (schließe mich mal Supis Thread an), daß man das Immunsystem etwas trainieren kann.

    Gleichzeitig kann ich aber auch die Sache mit den nun wirklich nicht mehr naturbelassenen Lebensmitteln nachvollziehen, die bestimmt dazu führen, daß heute eher wie vor 100 Jahren Allergien auftreten. Und das von daher ein gewisses Maß an Vorsicht angebracht ist.

    Hmmmm, schwierig finde ich....

    Was nun tun? Was ist richtig?
  • MupfelMupfel

    917

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Seitdem der WDR bei Quarks eine Sendung zum Thema "Impfen" ausgestrahlt hat, die mich beinahe vor Wut hätte platzen lassen, stehe ich diesen 'wissenschaftlichen' Sendungen sehr kritisch gegenüber, wenn ich ehrlich bin. Meistens sind die einfach schlichtweg zu einseitig.
  • sophie33sophie33

    1,977

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    hallo,

    ich habe die sendung nicht gesehen, aber mein KIA hat mir aehnliches berichtet, naemlich, dass nach neuster lehrmeinung alles frueh eingefuehrt werden kann, da dieses warten die allergien nur herauszoegert - also, er hat die theorie etwas anders dargestellt. aber was heisst hier allein schon "nur"? auch das herauszoegern finde ich schon einen gewinn. ich waere froh, meinem kleinen erst spaeter mit cortison u. drgl. vollstopfen zu muessen und nicht schon mit ein paar monaten oder einem jahr!
    ich bin zwar keine expertin, habe aber immer so meine bedenken, wenn in bezug auf allergien von "gewoehnung" oder "training" des immunsystems gesprochen wird. klar basiert das prinzip der desensibilisierung darauf. aber das ist doch eine frage der menge, oder nicht? das ist doch - hoffe ich jetzt mal - genau so dosiert, dass es einen therapeutischen effekt haben kann. kann man beikost, wo mengen ja nicht akribisch genau dosiert werden (koennen), damit vergleichen??? ich habe da so meine zweifel...
    auch habe ich den eindruck, meine persoenlich erfahrung widerspricht diesen theorien. man glaubte ja z.b. in den 70er und 80er jahren auch, man koenne hyposensibilisieren. das wurde bei mir gemacht. und ich wuerde mich schon fast als "opfer" dieser theorie bezeichnen. mir wurde eben alles auf einmal gespritzt. spaeter hat man dann herausgefunden, dass das nicht funktioniert und gegebenenfalls alles nur noch schlimmer macht. ich weiss ja nicht, wie meine allergien ohne hyposensibilisierung verlaufen waeren, aber zumindest habe ich jetzt so ca. 50-60 unterschiedliche allergien/symptome und es kommen auch jetzt noch immer mal wieder neue dazu...
    und wie steht es denn mit pollenallergien? jeder ist doch vom ersten lebensjahr an damit konfrontiert und wenn man im alltag das immunsystem einfach so trainieren koennte, haette doch niemand heuschnupfen. oder erliege ich da einem denkirrtum? bei mir zum beispiel hat sich von allen pollenallergien (habe ich schon fast von anfang an) die birkenallergie am schlimmsten entwickelt - die nachbarn meiner eltern hatten eine birke im garten, genaus vor dem fenster meines kinderzimmers...
    ist es denn nicht eher so, dass das training allgemein auf hygiene etc. bezieht, allergene aber bei dauerndem kontakt eben ein "zu viel" werden und dann allergien ausloesen?

    ich bin auch total verwirrt und verunsichert...
    LG
    sophie
  • bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Da ist ein Ausschnitt über Kinderernährung

    http://www.wdr.de/themen/global/webmedi ... yle=wissen

    Habt Ihr den andeen Thread auch gesehen? Und die Links?
    Die Dame im Film sagt, die Vorteile der Vorsicht wäre nicht bewiesen. Den Kommentar finde ich nicht soooo gut. Die armen Kinder dürfen dies und das nicht... :confuded: Nuuuuuuuuuuuurrrrrr Muttermilch........ :flaming01:

    Ich weiß bisher, dass die WHO nicht umschwenkt. Das steht fest. Hebammenverband und Stillbraterinnen laufen ebenfalls Sturm.
    Aber eigentlich steht es alles schon im Forum und auf der Homepage.
  • Caro2310Caro2310

    20,547

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Also ich weis nur das ich Karotten bestimmt nie mehr früh einführen werde. Bei den Großen war es ja noch üblich die sehr früh mit in die Flasche zu geben. Damals hatten sie ewig einen offenen Popo und heute bekommen sie noch Ausschlag wenn sie die roh essen. Also ich würde damit nicht experimentieren. Das gleiche mit Erdbeeren.
  • bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Mir fällt gerade ein....... :idea: :idea:

    Der Logik nach wäre doch dann HA auch in Frage zu stellen. Wenn Ihr davon mal was sehen oder hören solltet...........
  • Caro2310Caro2310

    20,547

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    stimmt, die wäre dann sinnlos . Ohoh na da werden die Hersteller aber neue Studien aus den Hut zaubern :fingers:
  • AnonymousAnonymous

    59,500

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Na, HA vielleicht schon - dafür kann man dann wieder für die Folgemilch argumentieren: ein bisschen Stärke von Anfang an tut dem Kind gut :confuded: Die Argumente werden denen nicht ausgehen :groggy: !
  • EowynEowyn

    27,156

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Freya schrieb:
    wenn man Kindern solche Lebensmittel vorenthält, gerät das Immunsystem in eine Art "Langeweile" und hat keine Möglichkeit dieses zu trainieren. Es würde dann erst recht die Möglichkeit einer Allergieentwicklung gegeben werden.
    Die Langeweile kann beim gestillten Kind aber gar nicht aufkommen. Schließlich gehen auch Allergene in geringem Maß in die Muttermilch über. Muttermilch bietet bei abwechslungsreicher Ernährung der Mutter eben auch täglich einen abwechslungsreichen Speiseplan ;-)
  • sopie74sopie74

    2,615

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Mir fällt gerade ein....... :idea: :idea:
    Der Logik nach wäre doch dann HA auch in Frage zu stellen. Wenn Ihr davon mal was sehen oder hören solltet...........
    Aber gibt es nicht schon lange Studienergebnisse, die zeigen, dass HA keinerlei nachweisbar positive Effekte hat?


    Hab mir den Quark-Beitrag jetzt auch mal angesehen, ganz ehrlich muss ich sagen, dass ich viele der Dinge, die dort gesagt wurden auch schon aus anderen Quellen gehört haben, so gibt es z.B. wohl eine große skandinavische Studie, die zeigt, dass die frühe Einführung von Fisch keinerlei negative Konsequenzen auf die Allergie-Rate hat. Klar ist die Aufmachung 'Jetzt dürfen schon die ganz kleinen schlemmen' blöd und albern, doch der Hintergrund scheint mir berechtigt.

    Und - man möge mich schlagen - ich finde die Reaktion von Stillvereinigungen (wie z.B. besagte Stellungnahme auf der HP) eher befremdlich. Ich verstehe garnicht, warum da so gemauert wird. Ich würde begrüßen, wenn der Anschein einer sachlichen Abwägung entstehen würde. Weder die Bauernhofstudie noch z.B. die Fisch-Studie werden von Hipp&Co. bezahlt. Eine Änderung in der Beikostempfehlungen ist doch nicht der Niedergang des Stillens, wenn's gut ist für mein Baby mit 5 Monaten an nem Brötchen zu nuckeln, heißt das doch nicht, dass ich es nicht mehr stille :traurig04: Die WHO-Empfehlung bis zum 2 Lebensjahr und darüber hinaus ist doch davon garnicht 'betroffen'. Unsere Stilldauer wäre sicher nicht durch eine frühere Beikosteinführung beeinflusst worde, der Zwerg wollte eh nie was anderes als Milch :roll: ;-)
  • Susanne67Susanne67

    4,797

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    So, werd mir den Film jetzt ach nochmal angucken, aber ganz spontan zu der Fischstudie in Skandinavien.... Wenn es dabei um Stillkinder ging, haben die garantiert über die Mütter schon reichlich Fischallergene mitbekommen, der gemein Skandivane betrachtet Fisch ja als Grundnahrungssmittel. Im Gegensatz zu uns, wo für viele der Fischmac von McD das Höchste der Gefühle ist. Insofern ist dass auch schon wieder zu berücksichtigeen bei der Wertung.
  • EowynEowyn

    27,156

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    sopie74 schrieb:
    Und - man möge mich schlagen - ich finde die Reaktion von Stillvereinigungen (wie z.B. besagte Stellungnahme auf der HP) eher befremdlich. Ich verstehe garnicht, warum da so gemauert wird. Ich würde begrüßen, wenn der Anschein einer sachlichen Abwägung entstehen würde. Weder die Bauernhofstudie noch z.B. die Fisch-Studie werden von Hipp&Co. bezahlt. Eine Änderung in der Beikostempfehlungen ist doch nicht der Niedergang des Stillens, wenn's gut ist für mein Baby mit 5 Monaten an nem Brötchen zu nuckeln, heißt das doch nicht, dass ich es nicht mehr stille :traurig04: Die WHO-Empfehlung bis zum 2 Lebensjahr und darüber hinaus ist doch davon garnicht 'betroffen'. Unsere Stilldauer wäre sicher nicht durch eine frühere Beikosteinführung beeinflusst worde, der Zwerg wollte eh nie was anderes als Milch :roll: ;-)
    Es mag sein, dass du trotzdem weiter stillen wirst wenn dein Baby Beikost bekommt. Aber der Großteil der Mütter handhabt das anders. Mit Einführung der Beikost kommt ganz oft die Umstellung auf Flaschennahrung und das schnelle abstillen. Die Frauen, die länger stillen sind ganz klar in der Minderheit. Und je früher Beikost eingeführt wird, um so früher wird dann abgestillt werden. Bisher hießen die Empfehlungen Beikost erst nach dem sechsten Monat. Aber bei wie vielen Kindern wurde das wirklich umgesetzt? Die Mehrheit bekam schon früher Beikost. Wenn jetzt Beikost ab dem fünften Monaten empfohlen wird, was glaubst du wann dann angefangen wird?

    Und beim Stillen geht es nun wirklich nicht nur um Allergien. Aber das ist irgendwie das einzige, was immer im Focus steht. Die ganzen anderen Nachteile des vorzeitigen Abstillens (und vorzeitig ist in jedem Fall alles was im ersten Lebensjahr passiert, wenn man es streng nimmt sogar alles was vor dem zweiten Geburtstag ist) werden dabei gar nicht mehr berücksichtigt.
  • AnjaHAnjaH

    25,096

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Hallo

    Also das Problem bei dem Bericht sehe ich darin das es ausschließlich um Allergieprävention geht wenn man das so nennen darf. Nur bei der Einführung von Lebensmitteln und dem Zeitpunkt an dem es mit Beikost los geht hat ja nicht nur was mit den Allergien zu tun.

    Da geht es ja auch um die Reifung der Verdauungsorgane und wann der Körper in der Lage ist mit den Lebensmitteln umzugehen.

    Bestes Beispiel sind da ja die Karotten die bei vielen Kindern erstmal zu Verstopfung führen.
    Eier sind sehr fett und schwer verdaulich
    Vollmilch enhält sehr viel tierisches Eiweiß das für die NIeren schwerstarbeit darstellt ect ect-

    Und selbst wenn einen Allergie "nur" rausgeuögert wird durch einen späteren Start ist doch schon was gewonnen. Ein Immunsystem langweilt sich sicher nicht..es wird nur sanft trainiert wenn man da laangsam steigert.
    Also die Allergien gesondert rauszupicken und als Argument für die frühere Einführung als Beikost zu nehmen ist sicher nicht richtig.

    Das Stillen eben auch nicht nur Allergieprävention ist wurde hier ja von Marlis auch schon anderer Stelle eingebracht. Und grad stillen ist doch Allergieprävention pur weil eben das Immunsystem gestärkt wird...neben den ganzen anderen Faktoren.


    Also der Bericht ist für mich einfach nur Einseitig und läßt viele Faktoren die genauso wichtig sind weg.
  • bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Die Bauernhofgeschichte ist übrigens mindestens 10 Jahre alt.
    Der Text steht da, seit es die Seite gibt, nämlich acht Jahre.

    http://www.hebamme4u.net/baby/ernaehrun ... rgien.html

    Ich habe auch kein Problem die Lebensmittel anzupassen, wenn die Grundlagen stimmen.
    Nur wird ständig mit "vermutlich" und "wahrscheinlich" gearbeitet. Und zwar deswegen, weil noch gar nicht alles Offiziell ist. So sind die Berichte rechtlich nicht angreifbar.

    Von daher kann es erstmal nicht falsch sein, langsam zu beginnen wie bisher. Die Empfehlungen sollen angeblich nicht mehr unterscheiden ob ein Kind allergiegefährdet ist oder nicht.

    Persönlich ist mir das Ganze wirklich zu einseitig nur auf Allergien bezogen. Anjas Milchargumente sind auch nicht von der Hand zu weisen.
    Und warum schließt sich die WHO nicht an?
    Ich möchte gucken was in den Studien wirklich steht, und dann schauen was wir hier ändern sollten.

    Einfach irgendwo abschreiben war noch nie meine Ding. Das ist im Internet zwar ganz normal, aber hier nicht.
  • sopie74sopie74

    2,615

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Also, ich finde es absolut ok jetzt nicht loszurennen und alle bisherigen Empfehlungen in den Wind zu schießen, das ist wohl auch die Antwort auf die Frage warum die WHO nichts ändert, ich nehme an, die warten auch bis die neuen Erkenntnisse abgesichert sind...

    Aber genauso unglücklich wie alles sofort zu ändern finde ich eben die Haltung z.B. der AFS. Das macht auf mich einen eher 'bockigen' Eindruck, als wolle man sich das Argument nicht wegnehmen lassen. Das verstehe ich nicht, denn was will man den tun, wenn es sich als sicher herausstellen sollte, dass ein früherer Beikoststart ist? Klar ist stillen dann noch genauso wichtig wie vorher, mir musst du @ eo nicht erklären, dass stillen mehr als Allergieprävention ist ;-)
    Und je früher Beikost eingeführt wird, um so früher wird dann abgestillt werden.
    Wodurch wird diese Aussage denn gestützt? Ich lese hier immer nur Hilferufe von Beikost-Verweigerungsmamis, die gerne weniger stillen würden, eine Aussage, dass das 6 monatige Baby plötzlich nicht mehr stillen will, weil der Kürbis so lecker ist, habe ich noch nicht gehört... Die Botschaft ist doch, dass Stillen DIE richtige Nahrung für Baby ist, auch im übertragenen Sinne. Warum die Beikoststartempfehlung so krampfhalft verteidigt wird, ist mir nicht klar.
    Was mich irritiert, ist, dass es sich so anhört, als würden alle von Studien und wissenschaftlichen Beiträge von Hipp & Co. gesponsert...
  • Caro2310Caro2310

    20,547

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Hm ich versuche mal zu erklären. Es gibt sehr viele Mütter die mit dem Stillen Probleme haben (oder eher ihr Umfeld) Diese Frauen haben nun noch mehr Erklärungsnot fürs Stillen als ohnehin schon. Und viele werden diese noch gar nicht beendete Studie als Anlaß nehmen früher ab zu stillen und Beikost zu geben.
    Schon weil der Druck von auen noch größer wird. Für viele ist ja die Senkung des Allergie-Risikos der einzige Grund zum Stillen.
    Und ich will das auch nicht einfach nur aufs Stillen beziehen. Was ist mit den Flaschen Mamas. Viele geben HA-Nahrung wil ihre Kinder Allergie-gefährdet sind. Und nun? Sollen sie doch einfach so früh wie möglich allergene Nahrung bekommen? Es wird nicht darauf eingegangen wie der Magen-Darm-Trakt schon ausgereift ist. Gut vieleicht bekommen die Kinder trotzdem keine Allergie. Aber massivie Magen-Darm-Probleme :sad: Was ist mit den Nieren die durch zuviel Eiweiß angegriffen werden können?
    Wie schon mal geschrieben, ich kann nur von meinen (nicht repräsentativen) Kindern ausgehen. Beide reagieren heute noch auf Möhren und Erdbeeren und sie haben beides recht früh bekommen. Beide wurden kaum gestillt und waren ewig krank mit Infekten. Torben wurde zwar auch nur 6 Monate voll gestillt aber bis auf Schnupfen hatte er noch nichts und verträgt alle Lebensmittel super. Kann Zufall sein gebe ich ja zu aber es gibt mir zu denken
  • JullaJulla

    5,464

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Aber, sopie, kennst Du es nicht so, dass die allermeisten Mütter mit Beikoststart auch anfangen, die Stillmahlzeiten durch die Flasche zu ersetzen? So kenne ich es jedenfalls. Bis zur zweiten ersetzten Mahlzeit wird dann meistens noch gestillt, vielleicht noch bis zur dritten, wenn es mit der Beikosteinführung gut läuft, aber spätestens dann kommt die Flasche zum Einsatz. Mit 8 Monaten haben die meisten dann abgestillt, so kenne ich das zumindest (wohlgemerkt in einem eher stillfreundlichen Umfeld, also dass 8 Monate nicht Durchschnitt ist, ist mir natrlich vollkommen klar, schön wärs!). Ich glaube schon, dass ein ungenau angegebener früherer Beikostbeginn das Abstillen noch mehr nach vorne verlegen wird.
    Mein Problem ist es auch tatsächlich nicht so sehr, dass die Empfehlungen geändert werden könnten, sondern eher, wie unreflektiert das wieder einmal getan wird. Siehe das Zöliakiebeispiel: Statt dass man rät, glutenhaltige Lebensmittel noch während der Stillzeit zu geben, rät man, sie schon mit 5 Monaten zu geben, weil die meisten Frauen ja mit 6 Monaten eh abgestillt haben :roll:
    Genauso sehe ich einen Unterschied, ob man einem Kind mit 5 Monaten eine Birne zum Lutschen in die Hand gibt oder ihm den Löffel gegen den Zungenreflex reinschiebt , weil es doch keine Allergien bekommen soll :groggy:
    Dein Problem mit der AFS-Stellungnahme kann ich schon irgendwie verstehen, aber ich finde den Einwand durchaus berechtigt.
  • AnjaHAnjaH

    25,096

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Ich finde auch die Aussagen in dem Beitrag nicht gut die in den Tenor der Gesellschaft gehen.

    "Das arme Kind darf nix anderes essen/trinken außer...". Als wäre es ersterbenswert das ein Baby von 6,7,8, Monaten ein Schnitzel mit Pommes und als Nachtisch ein süßes Teilchen ißt. :roll:

    Ein Baby ist doch nicht umsonst bis zum ersten Geburtstag ein Säugling der auch schon Beikost bekommt.
    Also als Hauptmahlzeit Muttermilch und dazu eben schon probieren kann was es sonst noch so gibt. Aber es ist doch nicht erstrebenswert so schnell wie möglich von der Muttermilch weg zu kommen. Und genau das wird mit solchen Beiträgen suggeriert.... :confuded:
  • EowynEowyn

    27,156

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    sopie74 schrieb:
    Und je früher Beikost eingeführt wird, um so früher wird dann abgestillt werden.
    Wodurch wird diese Aussage denn gestützt? Ich lese hier immer nur Hilferufe von Beikost-Verweigerungsmamis, die gerne weniger stillen würden, eine Aussage, dass das 6 monatige Baby plötzlich nicht mehr stillen will, weil der Kürbis so lecker ist, habe ich noch nicht gehört...
    Was du hier im Forum liest ist für den Rest des Landes alles repräsentativ. Hier tümmelt sich eine ziemlich erlesene Klientel. Du musst nur mal in anderen Baby-Foren schauen, da sieht es mit Stillen und Beikost schon ganz anders aus. Und das entspricht eher dem Durchschnitt. Und da ist eben wirklich Beikost der Beginn vom zügigen Abstillen, denn man hat ja seine Pflicht erfüllt und sein Kind so lange gestillt wie empfohlen. Wenn überhaupt.
  • sopie74sopie74

    2,615

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Du musst nur mal in anderen Baby-Foren schauen, da sieht es mit Stillen und Beikost schon ganz anders aus. Und das entspricht eher dem Durchschnitt. Und da ist eben wirklich Beikost der Beginn vom zügigen Abstillen, denn man hat ja seine Pflicht erfüllt und sein Kind so lange gestillt wie empfohlen. Wenn überhaupt.
    Julla schrieb:
    Aber, sopie, kennst Du es nicht so, dass die allermeisten Mütter mit Beikoststart auch anfangen, die Stillmahlzeiten durch die Flasche zu ersetzen?

    Ich habe das natürlich auch schon so mitbekommen, doch ganz ehrlich, der Durchschnitt vom dem Eo spricht hat sich doch schon bisher nicht an die 6 Monate sondern an den Gläschen-Aufdrucken im DM orientiert...

    Ich glaube, was mir aufstößt ist hauptsächlich die Art der Kommunikation. Bislang gab es eben ein handfestes medizinisches Argument, den Beikoststart so zu definieren und auch AFS und LLL haben das genutzt, weil es eben viele überzeugt. Angenommen der fällt jetzt - zumindest in Teilen - weg, ist es aus meiner Sicht einfach unglücklich, zu sagen, wir behalten die Empfehlung einfach mal so bei. Wenn ich das als Mutter durchschaue fühle ich mich doch bevormundet, allein die Annahme, ein früherer Beikoststart würde mich zu früherem Abstillen bewegen, ist kein echtes Argument dagegen. Damit wird ein Teil der Information (nämlich, dass es ok ist, früher feste Kost einzuführen) vorenthalten, um ein anderes Ziel zu erreichen, nämlich Abstillen zu verhindern. Aus Sicht einer wirksamen Öffentlichkeitsarbeit ist das ein Fehler, damit untergräbt man aufgrund seine eigene Glaubwürdigkeit, außerdem entsteht ein krampfiger Eindruck, gerade wenn wissenschaftliche Befunde nicht sachlich beurteilt sonder abgewertet werden.

    Würde ich das beruflich betrachten und die AFS in Sachen Öffentlichkeitsarbeit beraten, würde ich zu einer positiven Kommunkation raten, z.B. Aufklären, dass Babys jetzt schon mal an der Birne lutschen dürfen, wenn sie wollen und die Info nachschieben, dass trotzdem die Beikostreife (mit allen Kriterien) erst abgewartet werden soll, bevor der dicke Brei kommt...
    Ich kann echt verstehen, warum so agumentiert wird, es ist nur nicht zielführend denke ich und zeugt von einem gewissen Tunnelblick...
  • JullaJulla

    5,464

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Da hast Du recht, das kann ich so gut nachvollziehen und unterschreiben. Insofern finde ich es auch gut, wie Marlies es gemacht hat: Wir behalten die Empfehlungen bei, bis es genauere Erkenntnisse gibt.
  • bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Ich habe es nicht vergessen.
    Die Kollegin ist wissenschaftlich sehr versiert und angesehen, schreibt Artikel, Bücher und hält Vorträge.
    http://www.silviahoefer.de/biographie.htm

    Artikel von Sylvia Höfer

    1. Stillen und Zöliakie

    Müssen die Empfehlungen zur Stilldauer geändert werden?


    Kaum ist die EU-Richtlinie zur Kennzeichnung von Säuglingsnahrung mit der WHO- und NSK- Empfehlung, mindestens sechs Monate ausschließlich zu stillen, umgesetzt, rütteln wieder die ersten an der Sechs-Monate-Empfehlung – allen voran die DGE und (wen wundert’s?) die Säuglingsnahrungshersteller. Ihr Argument: Frühe Beikosteinführung soll das Risiko senken, an Zöliakie zu erkranken. Doch die herangezogenen Daten sind uneinheitlich und beweisen keineswegs einen Vorteil einer kürzeren Stilldauer.

    Merkwürdig, dass diese Verunsicherung auftritt zu einem Zeitpunkt, zu dem die Bundesregierung eine EU-Richtlinie zur Kennzeichnungspflicht von Säuglingsanfangs- und Folgenahrung umgesetzt hat: Mit einer Übergangsregelung bis Januar 2010 wird Säuglingsnahrung so gekennzeichnet, dass bis zum abgeschlossenen 6. Lebensmonat Babys nur Muttermilch, ersatzweise eine Milch mit der Kennzeichnung Pre oder 1 gefüttert werden soll.
    Die Verunsicherung ist verständlich: Kompetent wirkende Instanzen empfehlen ein Abweichen von den Stillempfehlungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO), der deutschen Nationalen Stillkommission (NSK) und des Deutschen Hebammenverbandes (DHV). Und stellen nun auch – angeblich
    wissenschaftlich begründet – die Vorschriften der Europäischen Union (EU) zur Kennzeichnung von Säuglingsnahrung zur Fütterung ab 6 Monaten infrage.

    Doch wie sieht die Datenlage wirklich aus?

    Eine weltweite Stillempfehlung


    Die aktuellen Stillempfehlungen gehen auf Arbeiten der WHO zurück, die 2002 als Ergebnisse einer ausführlichen Expertenberatung veröffentlicht wurden. Seither orientieren sich weltweit Hebammen, Stillberaterinnen und andere Berufsgruppen an folgendem Prinzip:
    Grundsätzlich sollte angestrebt werden, dass Säuglinge in der ersten 6 Monaten ausschließlich durch Muttermilch ernährt werden; danach sollte eine spezielle Beikost eingeführt werden. Kürzlich veröffentlichte die WHO außerdem neue Empfehlungen zu medizinischen Gründen für Muttermilchersatz-Nahrungen.
    Die NSK unterstützt die WHO-Empfehlungen: “Muttermilch ist die beste Nahrung für nahezu alle Säuglinge. Ausschließliches Stillen in den ersten sechs Monaten ist für die Mehrzahl der Säuglinge die ausreichende Ernährung.“
    Der DHV übernahm diese Empfehlungen und ergänzte sie mit praktischen Empfehlungen zur Stillbegleitung.
    Kritikerinnen der WHO-Empfehlung behaupten, die 6-Monate-Vollstillzeit-Empfehlung habe keine gute Evidenz-Grundlage. Das ist falsch! Die WHO veröffentlichte gleichzeitig zur Empfehlung eine umfangreiche Studie, die über die Jahre weitergeführt und letztmalig nach einer Überarbeitung 2006 und soeben wieder veröffentlicht wurde.

    Oft wird auch angegeben, im Fokus der WHO-Empfehlungen stünden Kinder und Mütter in armen, vom Hunger gezeichneten, sich in der Entwicklung befindlichen Staaten. Das stimmt nicht. Die WHO und die hierzu aktualisierten Daten berücksichtigen alle Situationen, von denen in hoch industrialisierten Ländern bis zu denen in armen Staaten. Zusätzlich wurden von 2005 bis 2007 im Auftrag der US-Gesundheitsbehörden 9000 wissenschaftliche Veröffentlichungen zur Situation in hoch entwickelten Ländern (EU, Australien, USA) ausgewertet (AHRQ 2007): jeweils über 40 Studien zur Gesundheit von Kindern und von Frauen und 29 Übersichtsarbeiten, die insgesamt 400 Einzelstudien auswerteten. Der über 400 Seiten dicke Bericht bildet die Grundlage der offiziellen US-Empfehlungen. Sie stehen keineswegs im Widerspruch zu denen der WHO.

    Studien zeigen immer wieder, dass ausschließliches Stillen über wenigstens ein halbes Jahr unter anderem die Risiken senkt für Fettleibigkeit, Diabetes Typ 1 und 2, Asthma bei kleinen Kindern, schwere Infektionen des oberen Atemtraktes, Kinderleukämie, plötzlicher Kindestod (SIDS), nekrotisierende
    Enterokolitis und nicht spezifische Gastroenteritis.
    Für die Mütter werden die Risiken für Diabetes Typ 2, Depression sowie Brust- und Ovarialkrebs gesenkt. Das gilt auch für reiche Länder (AHRQ 2007).

    2. Stillen und Zöliakie

    Bei der Zöliakie, die im Erwachsenenalter als Sprue bezeichnet wird, handelt es sich um eine Unverträglichkeit gegenüber Gluten, einem Eiweiß in vielen Getreidearten. Eine immunologische Reaktion auf das Abbauprodukt Gliadin führt zu einer Entzündung der Dünndarmschleimhaut bis zur Zerstörung der Darmzotten. Mit Beginn der Zufütterung von Beikost treten chronisch-rezidivierende Durchfälle, Gewichtsverlust und Mangelernährung auf.
    Für Deutschland gehen die meisten Veröffentlichungen hierzu von 0,3 bis 0,9 Fällen pro 1000 Lebendgeborene aus (0,03 bis 0,09 Prozent).
    Diese Zahlen sollten jedoch mit Vorsicht betrachtet werden, da nur wenige systematische gute Erhebungen über die Häufigkeit der Zöliakie/Sprue vorliegen.
    Eine Forschungsgruppe in Mailand war wahrscheinlich die erste, die erkannte, dass gestillte Kinder seltener an Zöliakie erkranken. Die Schlussfolgerungen waren aber noch sehr vorsichtig formuliert und auch fünf Jahre später noch zurückhaltend, obwohl ein schützender Einfluss der Muttermilch offensichtlich wurde.
    Entfacht wurde die Debatte, als Zöliakie in Schweden, wo Säuglinge relativ früh Vollkornbrei erhielten, deutlich zunahm. Da hier auch wenig Haferschleim gefüttert wurde (Hafer enthält wenig Gluten), erhielten schwedische Babys rund 40-mal mehr Gluten als zum Beispiel dänische Säuglinge. Fälth-Magnusson et al. zeigten, dass Zöliakie-Kinder meist früher Vollkornbrei erhalten hatten und weniger oft noch bei der Einführung dieser Nahrung gestillt worden waren.
    Diese oft als „schwedische Zöliakieepidemie“ bezeichnete Zunahme der Erkrankungen um das 3,5-Fache in den 80er-Jahren wird in einigen Darstellungen (zum Beispiel DGE 2008) auf eine veränderte Stillempfehlung im Jahr 1982 zurückgeführt, obwohl schwedische Untersuchungen kein verändertes Stillverhalten erkennen konnten. Allerdings wurde in Schweden 1983 die Zusammensetzung der ersten Folgenahrung geändert. Sie enthielt bis dahin kein Gluten, da ab dem 4. Monat gefüttert werden sollte. Danach erschienen glutenhaltige Nahrungen, insbesondere eine vollkornbasierte Diät mit hohem Glutenghalt, die ab dem 8. Monat gefüttert werden sollte. Erkrankte Säuglinge schienen diese Nahrung
    früher erhalten zu haben als nicht erkrankte.
    Ivarsson et al. konnten nachweisen, dass das Erkrankungsrisiko stieg, wenn große Mengen von Gluten plötzlich neu in die Säuglingsnahrung eingeführt wurden und wenn während und nach der Einführung von Gluten nicht gestillt wurde.
    Kürzlich veröffentlichte Daten von 1560 Kindern mit einer genetischen Zöliakie-Disposition in Colorado bestätigten die schwedischen Beobachtungen: Säuglinge, die in der ersten drei Monaten Gluten erhielten, erkrankten 5-mal häufiger an Zöliakie. Das durchschnittliche Alter der Kinder für einen ersten biochemischen Nachweis der Zöliakie lag bei 4,7 Jahren. Zwar gab es Hinweise, dass eine Einführung von Gluten zwischen dem 4. und 6. Monat mit einer geringeren Erkrankungsrate verbunden sein könnte.
    Der Einfluss des Stillens ist jedoch kaum auszuwerten: Wenige Kinder waren in den ersten Monaten ausschließlich gestillt worden, im 2. Monat hatten bereits 50 Prozent Kuhmilch erhalten, im 6. Monat 80 Prozent. Im 5. Monat war nur noch die Hälfte der Kinder überhaupt gestillt worden.
    Eine Forschungsgruppe aus Manchester wertete 2005 alle bisherigen Arbeiten zum Zusammenhang von Zöliakie, Stillen und Säuglingsnahrung aus. Bis auf eine kleine Studie zeigten alle, dass länger gestillte Kinder seltener an Zöliakie erkranken. Zöliakie trat auch seltener auf, wenn während und nach der Einführung von Gluten gestillt wurde. Nicht zu klären war allerdings, ob Muttermilch den Erkrankungszeitpunkt nur hinausschob oder die Erkrankung verhinderte.

    Unklar ist bisher, worauf der schützende Effekt der Muttermilch beruht. Akobeng et al. sehen eine mögliche Ursache in der geringeren Rate gastroenteraler Infektionen und Entzündungen bei gestillten Kindern.
    2 .Es könnte aber auch ein Zusammenhang mit den IgA-Antikörpern und Immunzellen der Muttermilch bestehen, die eine immunmodulatorische Wirkung auf das Immunsystem des Säuglings haben und so die Häufigkeit allergischer Reaktionen (auch gegen Gliadin) reduzieren.

    Im Juli 2008 veröffentlichte die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) eine Empfehlung, mit der sie die weltweite Stillempfehlung von WHO, NSK und DHV infrage stellte. Sie führte aus, „dass sich bei Säuglingen mit genetischer Disposition für Zöliakie die Einführung von Gluten während der Stillphase als günstig erweist, und zwar im Zeitfenster zwischen dem 4. und 6. Lebensmonat“. Da vielen Eltern die
    genetische Disposition ihres Kindes nicht bekannt ist und 25 Prozent der Kinder eine Zöliakie-Disposition besitzen (von denen allerdings 98 Prozent nicht erkranken), ergibt sich aus Sicht der DGE hiermit eine generelle neue Stillempfehlung: Ausschließliches Stillen ohne Beikost nur noch bis zum 4. Monat.

    Als wichtigstes Argument führt die DGE an, dass in Schweden nach Änderung der nationalen Stillempfehlung 1996 „zugunsten der Einführung kleiner Mengen von Gluten ab dem 4. Lebensmonat“ sich „Mitte der neunziger Jahre eine Verringerung der Zöliakieerkrankungen“ zeigte. Ein statistischer Zusammenhang ist allerdings noch kein Beweis für einen ursächlichen Zusammenhang.
    Inzwischen hat die Gruppe um Ivarsson die Auswirkungen der frühen Gluteneinführung in Schweden an Kindern vor und nach der Änderung verglichen. Zwar fand sich in der zweiten Gruppe seltener Zöliakie (1,3 vs. 0,7 Prozent), allerdings waren die Kinder in der zweiten Gruppe zum Untersuchungszeitpunkt im
    Schnitt erst 2,9 Jahre alt – eigentlich zu jung für eine zuverlässige Diagnose.

    Im vergangenen Jahr veröffentlichte die Gruppe um Ivarsson nun die Vermutung, die “schwedische Epidemie“ sei doch nicht so einzigartig, obwohl deutlich auffällig, da bereits wieder ein Anstieg der Zöliakiehäufigkeit zu beobachten sei. Die Aussagekraft der Erhebungen bleibt also umstritten.
    Inzwischen konnte Ivarsson nachweisen, dass die Hälfte der „schwedischen Epidemie“ darauf zurückgeführt werden kann, dass schwedische Kinder nach dem Abstillen übergroße Mengen Gluten erhielten. Eine weitere Ursache war der hohe Glutengehalt der schwedischen Säuglingsnahrung. Die Tatsache, dass Kinder, die im Sommer geboren wurden, von der Epidemie stärker betroffen waren, führt Ivarsson auf die Zuführung winterlicher höher kalorischer Nahrung mit hohem Glutenwert zu einer Zeit mit erhöhten Infektionen zurück.

    Eine weitere epidemiologische Begleitung der betroffenen Jahrgänge ist geplant. Die Bevölkerungsstudie in Schweden wird Kern einer europäischen Studie zu Säuglingsernährung und Zöliakie: PREVENTCD.
    Ein Ziel der Studie ist es, den Einfluss der Ernährung im ersten Lebensjahr auf die Entwicklung einer Zöliakie zu untersuchen. PREVENTCD wird jedoch nicht nur von Universitäten,Forschungseinrichtungen und der Europäischen Kommission gefördert, sondern unter anderem auch vom Konzern Numico, deren Tochterfirma Danone Milupa vertreibt. In der Studienleitung ist eine der Firmen vertreten, die die Screening-Diagnostik für Zöliakie anbieten.
    Welch ein Schelm, der dabei an wirtschaftliche Interessen denkt. Auch hier wird die Beikosteinführung ab dem 4. Monat empfohlen – wenn auch unter Vorbehalt, da die Gründe erst mit der Studie belegt werden sollen.

    Zurückhaltung erwünscht

    Nach Prüfung der vorliegenden Untersuchungen, Veröffentlichungen und laufenden Forschungsprojekte ist deutlich, dass die Infragestellung der gültigen Stillempfehlung kaum auf wissenschaftlich gesicherten Argumenten beruht. Und selbst wenn eine frühere Beikosteinführung in Sachen Zöliakie vorteilhaft sein sollte (wozu noch keine Beweise vorliegen!), wäre immer noch eine Abwägung zwischen diesem Vorteil und den nachgewiesenen positiven Effekten eines ausschließlichen Stillens für mindestens 6 Monate abzuwägen.
    All denen, die die breite Verunsicherung bei Schwangeren und Stillenden angestoßen haben und die Empfehlungen von NSK und WHO als unzureichend begründet infrage stellen, ist mindestens mehr Zurückhaltung zu wünschen. So tief greifende Verunsicherung bei der Ernährung von Säuglingen sollte nicht ohne vorherige Fachdiskussion in die Öffentlichkeit gebracht werden.

    Ich rate: Hände weg von einer leichtfertigen Infragestellung der Stillempfehlungen! Wir sollten lieber
    dafür eintreten, dass mehr Frauen entsprechend der weltweiten Empfehlung stillen.

    Berlin, den 1.3.2009

    Autorin:
    Silvia Höfer, Hebamme
    Kontakt: Schwendenerstrasse 21
    14195 Berlin
    silvia.hoefer@online.de
    Silvia Hoefer: Hebamme

    Literatur
    Agostoni C, Decsi T, Fewtrell M, Goulet O, Kolacek S, Koletzko B, Michaelsen KF, Moreno L, Puntis J, Rigo J, Shamir R, Szajewska H, Turck D, van Goudoever J; ESPGHAN Committee on Nutrition (2008): 4
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    Aurichio S, Follo D, de Ritis G, Giunta A, Marzorati D, Prampolini L, Ansaldi N, Levi P, Dall`Olio D, Bossi A, Cortinovis I, Marubini E (1983): Does Breast Feeding Protect Against the Development of Clinical Symptoms of Celiac Disease in Children? Journal of Pediatric Gastroenterology and Nutrition 2 : 428-433
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    EG-Richtlinie 2006/141/EG (2006): http://eur-lex.europa.eu/LexUriServ/...01:0033:DE:PDF
    Fälth-Magnusson K, Franzén L, Jansson G, Laurin P, Stenhammar L (1996): Infant feeding history shows distinct differences between Swedish celiac and reference children. Pediatr Allergy and Immunology 7(1) : 1-5
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    Ivarsson A, Hernell O, Stenlund H, Persson LA (2002): Breast-feeding protects against celiac disease.


    Und hier ist die Autorin
    http://www.silviahoefer.de/Veroeffentli ... _hefte.htm
    American Journal of Clinical Nutrition 75(5) : 914-21
    Ivarsson A, Persson LA, Nyström L, Ascher H, Cavell B, Danielsson L, Dannaeus A, Lindberg T, Lindquist B, Stenhammar L, Hernell O (2000): Epidemic of coeliac disease in Swedish children. Acta Paediatr. 89(2) : 165- 71
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    WHO/FCH/CAH/09.01. Genf
  • milchbartmilchbart

    2,721

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Na, das hört sich doch gut an ;-)
  • MäusleMäusle

    7,471

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Danke Marlies :grin:
  • bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Och bitte, aber ich brauche ja auch für mich unabhängige bzw. unverdächtige Quellen.
  • MäusleMäusle

    7,471

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    ich auch :cool:
  • bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Zum Weiterleiten
    http://www.hebamme4u.net/baby/stillen/a ... ost-1.html

    Und zur allgemeinen Kenntnisnahmen habe ich noch etwas in diesem Text ergänzt


    http://www.hebamme4u.net/ernaehrung/zurbeikost.html
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