Meine zweite Schwangerschaft (Entbindungstermin: 23.04.2009) war um einiges spektakulärer als die Erste. Abgesehen von drei Arztwechseln und einem Krankenhausaufenthalt von der 32.-33. SSW wegen vorzeitiger Wehen, änderte ich meine Pläne am 25.03.2009 schlagartig.
An diesem Tag hatte ich einen Termin zur Geburtsplanung mit einem Belegarzt des Charlottenhauses. Dort wollte ich mit einer Beleghebamme entbinden. Die ganze Schwangerschaft über hatte ich schon Ängste, dass die Geburt sehr schnell gehen wird (die erste Geburt dauerte 2 ½ Stunden). Der Arzt meinte auch, es würde sehr flott gehen und ich wurde immer unsicherer, auch mit der Hebamme verstand ich mich nicht mehr gut.
Es folgten Internetrecherchen, Anrufe bei Hebammen, viele Emails, viel Information und dann stand es fest. Ich wollte eine Hausgeburt.
Leider war es kurz vor knapp, zu diesem Zeitpunkt noch eine Hebamme zu finden, die das macht. Denn erstens gibt es nicht sehr viele Hausgeburtshebammen, zweitens sind sie schnell ausgebucht und drittens war es ja schon ziemlich spät, um ein Vertrauensverhältnis aufzubauen. Die beiden Einzigen Hebammen, die das zu diesem Zeitpunkt, vier Wochen vor Entbindung, noch machen würden und mir nicht absagten, waren Nicole und Alicja.
Beim Kennenlernen am 03.04. hatte ich sofort ein gutes Gefühl, Nicole strahlte viel Erfahrung und Sicherheit aus, und Alicja war eher die fürsorgliche Mami.
Ab sofort wartete ich jeden Tag, dass es los ging. Doch meine Kleine wollte mich warten lassen…
Seit dem 10.04. hatte ich dann gelegentlich Vorwehen. Die Untersuchung bei Nicole am 22.04.ergab, dass der Muttermund bereits 3 cm offen steht
und sich gut dehnen lässt, doch Töchterchen ließ mich weiterhin warten.
Mein Bauch hatte mittlerweile ein gigantisches Ausmaß von 120 cm Umfang und ich saß auf glühenden Kohlen.
Am 24.4. schließlich probierte Nicole es mit der Eipollösung und Eisenkrautöl. Hatte dann auch schön Wehen, dachte schon, jetzt geht es los! Also Nicole und Alicja angerufen die waren dann um 23 Uhr da. Muttermund war nun schon bei 5 cm und ließ sich auf 8-9 cm dehnen, wenn eine Wehe kam. Ich bin dann schön laufen gegangen, aber um 2 Uhr haben wir alles abgebrochen und uns zum schlafen hingelegt. Ich hatte weiterhin Wehen, allerdings spürte ich die nur im Liegen. Jedes Mal, wenn ich aufstand, war es weg. Und da die Hebis so schön schnarchten, dacht ich mir, nee…lass sie lieber pennen. Am Morgen dann um halb sieben war der Befund immer noch unverändert, daher packten die Beiden ihre Sachen wieder zusammen und fuhren nach Hause. Ich war soooo enttäuscht und langsam mit den Nerven fix und alle. Ich war schon drauf und dran, die Hausgeburt abzubrechen und ins Krankenhaus zu gehen. Denn die würden mich mit 5 cm Muttermund nicht mehr gehen lassen.
Aber ich harrte aus…hatte nämlich auch keine Lust auf so eine medikamentöse Einleitung und soviel Reingepfusche, hatte da in letzter Zeit viel drüber gelesen und wusste ja, warum Hausgeburt besser fürs Mutter & Kind ist.
Am 26.04. dann entschieden sich die Hebammen, mir einen Cocktail aus
Sekt, Eisenkrautöl und Orangensaft zu geben.
Den trank ich um 11:05 Uhr, und zum Glück war er nicht so eklig wie das Rhizinuszeug im Krankenhaus damals,aber leider hatte André furchtbaren Billigsekt gekauft… o.O
Selina war bei Jacqueline, meiner Nachbarin, untergebracht, deshalb nutzen André und ich den schönen sonnigen Sonntag zum Eis essen. Später gönnten wir uns auch noch einen Döner, so wie André das schon ca. 10 Std vor Selinas Geburt gemacht hat *lach*
Hatte dabei ab und an ein Ziehen, das ab halb vier regelmäßiger wurde. Aber wieder war es so, dass ich es im Liegen und Sitzen mehr spürte, beim Laufen und Stehen war es nur ein gaaanz leichtes Ziehen. Zwischendurch war es dann mal ganz weg,
aber ab ca. 20 Uhr, kann man sagen, war es dann alle 6 Minuten.
Um halb zehn habe ich dann Nicole angerufen. Sie ließ sich Zeit und war um 22.30 Uhr da.
Sie guckte gleich mal nach dem Muttermund, aber der Befund war leider unverändert. Schmerzen hatte ich nach wie vor kaum.
Sie schickte mich erstmal los zum Treppensteigen und nach 20 Minuten war ich erstmal aus der Puste…
Dann untersuchte sie nochmal. Der Kopf war nun nur noch schwer abschiebbar, die Fruchtblase prall, aber platzen wollte sie nicht. Nicole meinte dann, ich solle mal mitschieben, damit die Fruchtblase platzt. Leider hat das nicht so ganz geklappt, aber um 00.15 Uhr haben wir den Muttermund auf 8 cm aufbekommen!
Ich brachte zusammen mit André noch locker flockig und schmerzfrei Selina rüber zu Jacqueline und machte mich dann gleich mal wieder ans Treppen steigen und Nicole verständigte in der Zwischenzeit Alicja.
Treppen steigen machte allerdings nicht lange, denn ab da hat es auch angefangen, schmerzhafter zu ziehen, etwa so wie bei Selina vor der Übergangsphase.
Alicja war dann gegen 00:35 da und nun ging es richtig los mit den Vorbereitungen. Ich war noch die Ruhe selbst und machte Scherze.
Nun hatte ich etwa alle 1-2 Minuten Wehen, aber der Schmerz war aber so gut wie weg, wenn ich mich ans Tragetuch gehängt hab und André seinen Handballen an mein Steißbein gedrückt hat.
Dann gings auch schon aufs Bett, das Schlafzimmer war inzwischen schön mit Kerzen geschmückt und die Atmosphäre war super entspannt.
Ich war immer noch halb am Witze machen, und mit dem Kopf voll dabei. Nicht so weggedriftet wie bei der ersten Geburt. André saß links von mir auf der anderen Betthälfte und ich hielt mich an seinen Händen zum Pressen fest.
Hab dann wieder mitgedrückt, und noch gefragt, warum Alicja die ganze Zeit ihre Hand da drin hat. Aber da war noch ein kleiner Saum, den sie weg zu drücken versuchte.
Um 01:06 Uhr machte es auf einmal *pflatsch* und Alicja war gebadet.
Überall Fruchtwasser, das sich schön auf dem rosa Bettlaken, Alicja und dem Boden verteilte.
Dann fing es an, richtig weh zu tun, weil ich jetzt das Ausmaß des Pressens spürte. Es ging wahnsinnig schnell, Alicja feuerte nämlich gut an. Als der Kopf durchtrat, dachte ich schon es reißt, stark hat das alles gespannt, aber Alicja hat guten Dammschutz geleistet.
Ja, und dann war der Kopf da und Sekunden später um 01:12 Uhr die ganze kleine Zoey, die mir sofort auf den Bauch gelegt und mit warmen Handtücher aus dem Backofen zugedeckt wurde.
Die Plazenta ließ noch etwas auf sich warten, aber mit einmal kurz drücken war die Sache dann auch erledigt.
Zoey war 53 cm lang, 3930 Gramm schwer und hatte einen Kopfumfang von 35 cm.
Als Fazit der Hausgeburtserfahrung kann ich sie jeder Frau nur empfehlen. Mit der richtigen Hebamme und im eigenen Zuhause ist es etwas komplett anderes, als im Krankenhaus, wo in meinem Fall wohl schon ab 4 cm Muttermund medikamentös eingeleitet worden wäre und ich vermutlich sehr viel stärkere Schmerzen gehabt hätte. Auch die Atmosphäre war einfach locker und entspannt, überhaupt nicht hektisch. Ich habe mich zu keinem Zeitpunkt unsicher gefühlt. Ich war einfach auch im Vorhinein überzeugt davon, dass alles gut geht und ich mich ganz auf meinen Körper verlassen kann. Mein Freund André fühlte sich nie fehl am Platz und wurde mehr einbezogen als bei der ersten Geburt.
Das hat auch mir sehr geholfen, obwohl ich wusste, dass er alles haargenau sieht und mitbekommt.
Alles in allem war es eine wunderschöne, überraschend schmerzarme und vor allem natürliche Geburt.
Kommentare
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das klingt nach einer Traumgeburt,danke für den Bericht.
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Danke für den schönen Bericht und noch alles Gute für euch und eure Maus!
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Genieß die Zeit mit Deinem Zwerg.