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Die verschwiegene Katastrophe
Film von Meike Hemschemeier
Deutsche Ärzte gehen nicht gern ins Krankenhaus, und sie wissen auch, warum. Jedes Jahr infizieren sich in deutschen Kliniken bis zu 1,5 Millionen Patienten mit Bakterien. Bis zu 40.000 Menschen sterben daran - Jahr für Jahr. Das sind weit mehr als hierzulande dem Straßenverkehr zum Opfer fallen, mehr als an AIDS oder jeder anderen meldepflichtigen Infektionskrankheit sterben. Patienten aus Deutschland gelten in Nachbarstaaten als „Hochrisiko-Patienten". In niederländischen Kliniken kommt jeder, der kurz zuvor in einer deutschen Klinik behandelt worden ist, sofort in Quarantäne. Um zu überprüfen, ob er gefährliche Keime einschleppt.
Der Film begleitet zwei Patienten auf ihrem Weg durch die Krankenhäuser. Beide haben sich ausgerechnet dort gefährliche Infektionen zugezogen, wo sie gesund werden wollten. Eine Patientin hat nach einer Knieverletzung bis heute 39 Operationen über sich ergehen lassen müssen. Jetzt fürchtet sie um ihr Bein. Der andere Patient verstarb nach einer Operation, weil gegen seine Infektion mit resistenten Keimen kein Antibiotikum mehr half.
Die Autorin geht den Ursachen der hygienischen Katastrophe nach: Verantwortungsloser Umgang mit Antibiotika, Schlendrian in Kliniken, Vertuschung, Ignoranz und der fehlende politische Wille auf Bundes- und Länderebene, die desaströsen Zuständen zu ändern. Obwohl in Nachbar-Staaten wie den Niederlanden und Dänemark seit Jahrzehnten praktiziert wird, dass und wie man die Problematik bekämpfen kann, passiert in Deutschland nicht viel mehr als die Verantwortung hin- und herzuschieben. Die dringend notwendige Aufklärung der Patienten über die Gefahren durch Krankenhausinfektionen bleibt aus.
Wer wissen will, welche Kliniken in Deutschland die größten Probleme mit der Hygiene haben, beißt auf Granit. Für Patienten heißt das: Sie müssen sich in Krankenhäusern behandeln lassen, ohne vorher zu erfahren, wie hoch dort das Infektionsrisiko ist.
Der Film zeigt auch, dass sich gegen die katastrophalen hygienischen Zustände an deutschen Kliniken durchaus etwas unternehmen ließe. Als Vorbild gelten die Unikliniken Münster, die nach schweren Fällen von Infektionen ein beispielhaftes Programm ins Leben gerufen haben. In den meisten Kliniken jedoch ahnen die Patienten nichts von den Risiken, denen sie ausgesetzt sind. Klaus-Dieter Zastrow von der Gesellschaft für Krankenhaushygiene: „Das ist ein gigantisches Problem. Und was das Dramatische ist, und das, was einem allmählich mal die Galle hochkommen lässt: Es ist leicht zu lösen."
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Kommentare
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Voll unterschreib.
Bei mir ist der Beginn der Ausbildung schon 12 Jahre her und da wurde es schon recht bald thematisiert bzw. man hat es im Stationsalltag eben damit zu tun gehabt.
Meinem Gefühl nach ist das irgendwie ein "alter Schuh" der mehr oder weniger regelmäßig hochgekocht wird. Mich nervt das Thema ungemein.....
(Marlies, ich habe das gestren im TV-Programm auch gelesen, aber nicht geschaut und ehrlich gesagt, Dein Zitat auch nicht gelesen (Begründung s.o.), ich beziehe mich hier auf das MRSA-Gedöns)
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In Holland und Dänemark stirbt daran keiner, in Deutschland bis zu 40 000 Todefälle pro Jahr
Die Zahlen der Folgen (vermeidbare OP`s) usw. habe ich nicht.
Als ich noch im KH war, vor ungefähr hundert Jahren :cool: , war Hygiene natürlich schon ein Thema.
Aber alle die dort mal geabeitet haben, wissen wie es mit der Kontolle ist, und wie sie oft im Arbeitablauf untergeht.
Putzfirmen die schlampig arbeiten, Pflegepersonal das viel putzen muss (Hebammen dauernd) :roll:, keine Zeit zum Hände desinfizieren, und der Umgang mit Antibiotika ließe sich schon ändern.
Die Sache in Münster habe ich mitbekommen, weil meine Schwester dort wohnt. Dort ist seitdem nichts mehr passiert.
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Wir hatten immer einen sehr sauberen Umgang mit Hygiene und sobald MRSA bekannt war, wurde dieser Patient als hochinfektiös gehandelt. Also volle Schiene: Isolierung, Mundschutz, Schleuse, Schutzkleidung usw.
Der Umgang mit AB... das ist richtig. Den sehe ich auch als sehr kritisch. Aber da können die Krankenhäuser nicht alleine was dafür. Die Hausärzte sind noch schlimmer in meinen Augen. Die schreiben ja mittlerweile bei jeder Erkältung AB auf! :shock: Das finde ich schon sehr bedenklich. Der Laie nimmt das denn, weil der Dottore hat das ja verordnet und dann ist das gut.
Mein HA schmunzelt immer, wenn wir krank sind und bei ihm sind... "ach ja, ihr seid ja die Familie denen ich kein AB aufschreiben darf." :cool: Richtig! Wandert eh nur in den Müll... :biggrin: Das müssen schon richtige Beweggründe sein, wenn einer von uns AB nimmt. Eben weil ich weiß, dass es irgendwann nicht mehr zieht.
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Die Mutter von einem Freund hatte mal irgendwas, was fälschlicherweise mit (x-verschiedenen) AB behandelt wurde. Und der ging es danach lange lange wirklich schlecht. Das ist für mich immer das Negativbeispiel, seitdem bin ich auch selber vorsichtig bei AB.
Man könnte ja auch austesten, welches AB das richtige ist im speziellen Fall...aber das kostet wohl zuviel?
LG
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Hat mir damals auch zugesetzt...