Hallo Ihr Lieben,
ich verfasse meinen Schwangerschafts- und Geburtsbericht, um anderen Mut zu machen, die einer ähnlichen Situation sind:
Die Nachricht meiner 2. Schwangerschaft kam unverhofft - wir wollten zwar ein 2. Kind, aber vielleicht in 2 Jahren...irgendwann mal!?
Wir waren gerade umgezogen (in den 2. Stock - hurra!) und eigentlich war es der erste "richtige" Sex seit der Geburt unseres Sohnes.
Bei dem hatte man uns gesagt, dass wir niemals auf natürlichem Wege ein Kind bekommen werden - ich wurde erst nach monatelanger Hormontherapie schwanger.
Deswegen haben wir es mit der Verhütung nicht ganz so genau genommen - und gleich beim 1. Mal einen Volltreffer gelandet.
Ich war erst mal total fertig und habe Tage lang nur geheult. Meine grösste Angst war, dass ich meinen beiden Kleinen (die grad mal 2 Jahre auseinander sein würden) nicht gerecht werden kann und das der Große viel zu kurz kommen würde.
Gerade einigermaßen an den Gedanken gewöhnt kam die nächste Hiobsbotschaft:
beim Ultraschall im 3. Monat wurde eine extrem vergrösserte Nackenfalte (6,9mm) festgestellt. Und obwohl wir uns eigentlich gegen jegliche pränatale Diangnostik entschieden hatten, bestand meine FÄ darauf, das durch einen Spezialisten abklären zu lassen.
Die wenigen Tage bis zu diesem Termin waren eine einzige Qual!!!
Natürlich setzt man sich zu Hause an den PC und recherchiert im Netz - das Ergebnis: bei einer derart grossen Nackenfalte ist es quasi sicher, dass das Kind schwerkrank und/oder schwerstbehindert ist!!!
Das Gespräch beim Spezialisten brachte ein bischen Erleichterung: der Wert konnte relativiert werden, das Herzchen arbeitete gut und so bliebt am Ende ein statistischer Wert von 1:13 (normal: 1:475) für einen Gen- oder Organdefekt.
Wir haben und daraufhin gegen eine Fruchtwasseruntersuchung entschieden, weil die Abtreibung eines ja quasi schon fertigen Menschenkindes für uns nicht in Frage kam.
Soweit, so gut...
Das richtige Drama fing damit erst an.
Meine Mutter und ihr Mann hatten Verständnis für unsere Entscheidung, waren aber - verständlicherweise - trotzdem beunruhigt.
Mein Vater hatte kein Verständnis, tolerierte aber immerhin unseren Entschluss.
Die Eltern meines Mannes teilten uns mit, dass wir auf ihre Unterstützung fortan verzichten müssten - sie würden sich Zitat:" ihr Leben anders vorstellen"!!!!!!!!!!!!???????????????
Wir waren total geschockt!!!
Leider machten auch versuchte Klärungsgespräche die Sache nicht besser. Da kamen dann solche Aussagen wie "von dir (also mir) haben wir ja nichts anderes erwartet...aber von unserem Sohn!?", "es muss doch heutzutage kein behindertes Leben mehr geben!!!"....den Rest habe ich mittlerweile wohl verdrängt...
Die Tatsache an sich, dass unser Kind evtl. behindert sein kann hat meine Schwangerschaft nur in de ersten Tagen nach dem wir die Nachricht bekommen haben belastet.
Wir haben uns mit dem Thema intensiv auseinandergesetzt und unsere Entscheidung getroffen.
Das Verhältnis zu meinen Schwiegereltern aber ist nachhaltig gestört und wird nie wieder so sein, wie zuvor.
Mittlerweile ist unsere kleine Maus fast ein Jahr und (abgesehen von meinem Sohn natürlich) das grösste Geschenk, das mir je gemacht wurde!!!
Sie ist ein Sonnenschein, immer gut drauf - und kerngesund!
Mein Leben wäre ohne sie nicht mehr vorstellbar und ich bin unglaublich dankbar!
Ich denke jetzt oft, dass das alles so sein musste, damit ich sie richtig zu schätzen weiss!??
Der Vollständigkeit halber nun noch kurz zur Geburt:
Bei meinem Sohn hatte ich, die alles ganz natürlich haben und am liebsten ambulant entbinden wollte, einen Notkaiserschnitt (im falschen Krankenhaus mit der falschen Hebamme), der ein wirkliches Trauma hinterlassen hat.
Deshalb habe ich beim 2. Kind lange überlegt.
Auf der einen Seite wollte ich natürlich unbedingt nochmal eine spontane Geburt erleben. Auf der anderen Seite hatte ich riesengroße Angst davor, dass es wieder zu einem Notkaiserschnitt kommen könnte.
Letztendlich habe ich mich deshalb (und wegen eines schweren Virusinfektes kurz vor der Geburt, der mich körperlich ziemlich geschwächt hat) für einen geplanten Kaiserschnitt entscheiden.
Im Nachhinein kann ich natürlich nicht sagen, ob das die richtige Entscheidung war - aber es war definitiv nicht die falsche!
Das Krankenhaus und die Betreuung dort war einfach super (dank einer Empfehlung hier im Forum), genauso wie meine Hebamme!
Ich konnte nach der Geburt sofort wieder in den Kreißsaal zurück (beim ersten Mal war ich stundenlang im Aufwachraum) und werde die ersten Minuten mit meiner Tochter sicher niemals vergessen (mir kommen immer noch die Tränen bei dem Gedanken daran...)!!!
Wenn sich jemand von Euch zu diesem Thema austauschen will oder in einer ähnlichen Situation ist, schreibt mir gerne eine PN...
Liebe Grüsse
Katja
Kommentare
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P.s kann es sein, dass dein ticker falsch ist?
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Die Reaktion Deiner Schwiegereltern finde ich extrem entlarvend. Da spricht purer Egoismus und auch eine ordentliche Portion Menschenverachtung heraus. Und gerade bei unserer Geschichte behindertem Leben die Existenzberechtigung abszusprechen, grenzt an Euthanasie. Sorry, wenn ich es so hart formuliere, aber das ist meine Meinung. Andererseits wißt Ihr jetzt, wes Geistes Kind sie sind und das ist vermutlich auf lange Sicht besser, als mangels kritischer Situationen nie zu erfahren, wie der andere in seinem Innersten wirklich tickt. Wie kommt denn Dein Mann damit klar? Es sind ja immerhin seine Eltern...? Ich hätte ja noch ansatzweise Verständnis gehabt für eine Reaktion sinngemäß, ob ihr Euch das zutrauen würdet. Aber seinenn eigenen Lebensplan zerstört zu sehen, ist einfach unsäglich...
Aber seine Verwandten kann man sich nicht aussuchen, Freunde dagegen schon.
Genießt Eure Tochter, seid dankbar, dass sie gesund ist und zieht Eure Lehren aus der Situation. Und vor allem deckt nicht einfach ein Mäntelchen des Schweigens über das Vorgefallene, sondern seht zu, dass ihr klar und wahr mit der Situation umgeht, und wenn es einen eingeschränkten Kontakt oder auch Null Kontakt bedeutet, ist das eine ehrliche Reaktion auf ein unglaublich schäbiges Verhalten.
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@susanne: der grund für die reaktion meiner schwiegereltern ist natürlich hauptsächlich schon, dass sie sich sorgen gemacht haben, was das für unsere zukunft bedeutet (sagt mein mann - und ich hoffe es auch).
aber ich finde das rechtfertigt nicht die art und weise, das zu kommunizieren - schliesslich sind sie beide gebildete menschen!?
ich habe den kontakt für einige monate abgebrochen. mittlerweile sehen wir uns wieder ab und an - aber trotzdem bleibt das natürlich immer im hinterkopf...
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habe kurz nach der geburt mal angefangen, diesen bericht zu schreiben und bin leider erst jetzt dazu gekommen, ihn mal fertigzustellen... :oops:
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Auch wenn "nur" die Kommunikation ungücklich war und sie in der Sache an Euch gedacht haben wollen, solche Sprüche dürfen einfach nicht kommen. Das schockiert mich total.