Oma tot aufgefunden

Tanja29Tanja29

342

bearbeitet 4. 10. 2009, 23:20 in Kummerkasten
Dienstag ist etwas Schreckliches passiert: meine Mutter hat meine Oma, also ihre Mutter, tot in ihrer Wohnung aufgefunden. Sie hatte einen Schock und hat gleich meine Schwester und mich angerufen, wir beide sind dann auch gleich hin. Die Polizei war schon da und meinte, es sei kein schöner Anblick, ich solle es mir überlegen, sie anzusehen. Aber ich habe nicht auf sie gehört und bin einfach ins Schlafzimmer. Den Anblick werde ich wohl nie vergessen... sie lag im Nachthemd auf dem Boden, ein Sessel umgekippt, die Nachttischlampe daneben, in ihrem eigenen, ich weiß nicht wie ich es sagen soll, Unrat... Es war erbärmlich... der Tod hat sie so - gewaltsam aus dem Leben gerissen, ich kann es gar nicht anders beschreiben. Das ganze Gesamtbild, der Geruch - es sind so viele einzelne Aspekte, auf die ich hier gar nicht eingehen kann und will - hat echt etwas zerstört in mir. Ich bin natürlich wahnsinnig traurig, weil ich viele Jahre sehr eng mit ihr zusammengelebt und sie sehr geliebt habe, aber ich bin auch wütend. Der Tod wirkt nicht friedlich, sondern grausam, absolut, kalt, zerstörend. Irgendwie habe ich keine versöhnlichen Gedanken... Zu Hause finde ich derzeit auch irgendwie keinen Halt: wir hatten für Freitag eine Woche Antalya gebucht, was jetzt natürlich ausfällt. Zumindest für mich, Christian überlegt sich, dennoch mit den Kindern erstmal allein vorauszufliegen, ich soll nachkommen nach der Beerdigung. Ich kann nicht mal richtig protestieren, mir fehlt einfach die Kraft. Aber allein die Vorstellung, nach der Beerdigung in ein leeres Haus zu kommen macht mich halb wahnsinnig. Ich bekomme die Bilder einfach nicht aus dem Kopf, vertrage keine Stille, aber auch jeder Radio etc nervt mich. Gestern war ich mit meinen Eltern und meiner Schwester nochmal am offenen Sarg, um den letzten Eindruck zu "übermalen", aber auch das war unwirklich und bedrückend. Ich finde einfach keinen friedlichen Abschluß... Sie kam mir so fremd vor, nichts "Warmes", vertrautes mehr... Durch den Sturz hatte sie sich auch noch verletzt. Und die vom Bestattungsinstitut waren auch so unwirklich. Ich kam mir vor wie im Film; sie haben ihr die 3. Zähne nicht mehr eingesetzt, weil sie ihr sonst den Kiefer brechen müßten. Wenn wir das wünschen machen sie es aber, sehe dann halt ein bisschen blöd aus, weil der Mund dann offen bleibt. Ich hab sie nur ungläubig angeschaut und wußte nix zu antworten... So, Christian hat gerade angerufen: er könnte am Freitag evtl noch dableiben, fliegt dann am Samstag vor, muss dann aber umsteigen und hat insgesamt statt 3 ca 8 Stunden Reisezeit. Und das mit beiden kindern... ich weiß nicht... noch dazu mit so ner türkischen Billigairline... versteht mich nicht falsch: aber ich habe derzeit echt Verlustängste, und die Vorstellung, dass alle 3 in einem Flieger sitzen und es passiert was, macht mich ganz rasend... :sad: sorry, dass es so lang geworden ist...

Kommentare

  • TeetaTeeta

    126

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Hallo Tanja

    :troest: das ist ja heftig. Leider kann ich dir da nichts raten.
    Aber fühl dich lieb umarmt :troest:

    Grüße
    Teeta
  • lamerelamere

    4,111

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Mein herzliches Beileid. :sad: mir fehlen leider ansonsten die richtigen Worte, ich wünsche dir, daß du/ihr alles gut verarbeiten könnt! :troest:
  • MiaofeliMiaofeli

    3,647

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    :sad: Auch mein herzliches Beileid. :troest:
    Ich bin zwar nicht gläubig aber ich bin mir sicher, das es Dir helfen könnte, wenn Du Dich mal an Eure Gemeinde wendest um zu sprechen und Hilfe zu bekommen den Schock zu verarbeiten. Und wenn Du nicht in die Kirche magst, gibt es sicher eine Seelsorge in Deiner Nähe, die Dir helfen kann. Hol Dir Hilfe es zu verarbeiten, das kann man oft nicht allein, grade unter diesen Umständen.
  • rajenriverrajenriver

    4,287

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Mein herzliches mitgefühl hast du. Ich habe solche Situationen schon des öfteren erlebt. Aber es handelte sich um meine Patienten, nicht um engere Verwandte. Kann also deine Bilder sehr gut vorstellen. Mir hat immer geholfen viel darüber zu reden.

    Vielleicht oder bestimmt hatte deine Oma aber trotzdem einen sanften Tod und hat nichts davon gemerkt.

    Mir half auch immer wenn die Beerdigung rum war. Da war es dann erst entgültig und erst da habe ich das kapiert! So ein Urlaub im Anschluss würde sicher gut tun...

    Drück dich! :troest:
  • sweety05sweety05

    3,384

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Mein herzliches Beileid liebe Tanja. :troest:

    Ich kann in etwa verstehen wie du dich fühlst... meine Oma ist im Juni verstorben, wenn auch nicht so wie deine Oma mit Verletzungen... meine ist in ihrem Bett gestorben... aber ich kann den letzten Anblick auch nicht vergessen. Meine Oma hatte ein schönes Alter, war leider auch ziemlich krank und es gab schon oft Situationen wo wir dachten es geht zu Ende, aber sie hat sich immer wieder aufgerappelt und gekämpft und grad deshalb kam ihr Tod so plötzlich. Meine Tante und mein Dad waren dabei als sie gestorben ist und wir Kinder und Enkel kamen dann später um uns nochmal von unsere Oma zu verabschieden und grad der Anblick geht mir nicht mehr aus dem Kopf. Sie lag friedlich da, aber sie sah ebend nicht mehr so wie meine Oma aus... so wie ich sie kannte. Der Tod verändert einen Menschen sofort. Ich konnte es irgendwie nicht begreifen das sie nicht mehr da ist, obwohl ich ihren Leichnam gesehen haben, aber es war alles so unwirklich.
    Obwohl es nun schon 3 Monate her ist kommen bei mir heute noch Momente durch wo ich denke, das war alles nur ein schlechter Traum... es braucht ebend seine Zeit um damit gut abzuschließen und es zu verstehen.

    Das du jetzt unter Verlustängsten leidest ist völlig normal, geht mir auch nicht anders. Lass deine Trauer zu und verdränge sie. Mir hat geholfen darüber mit jemanden zu reden.

    Ich wünsche dir für die nächste Zeit ganz viel Kraft. :troest:
  • AnonymousAnonymous

    59,500

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Mein herzliches Beileid :troest: ! Ich kann mir vorstellen, dass das eine schlimme Zeit für Dich ist und ich weiss auch gar nicht, wie man da von aussen am besten hilft :sad: ! Aber ich wollte kurz sagen, dass ich an Deiner Stelle auf jeden Fall in die Ferien fahren würde! Schick doch Deinen Mann mit den beiden Kleinen am Freitag schon los, damit der Flug nicht sooo lange dauert, übernachte an dem Tag bei Deiner Mutter und flieg am Samstag nach. Nur so eine Idee. Ablenkung und Abstand tut sicher gut und lässt Dich gestärkt in die nächste Zeit gehen. Wünsch Dir alles Liebe!
  • bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Hallo,
    du hast auch mein herzliches Beileid. Ich wuerde aber auch deinen Mann ganz normal vorfliegen lassen, und dann nach der Beerdigung nachfliegen. Vielleicht kann dich nach der Beerdigung eine Freundin nach Hause begleiten, damit du nicht alleine bist?

    Ich drueck dich mal aus der Ferne :troest:
  • GretchenGretchen

    3,369

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Auch von mir mein herzliches Beileid! Es ist schlimm, einen geliebten Menschen so finden zu müssen.
    Die Idee, in den Urlaub zu fliegen, fand ich im ersten Moment gar nicht schlecht. So wird man abgelenkt, ist unter Leuten. Im zweiten Moment dachte ich aber dann - nee....ich wollte gar nicht abgelenkt sein, als mein Opa starb. Es sollte weh tun. Das war ich ihm irgendwie schuldig. Klingt für manche bestimmt Banane, das aber so meine Gedanken. Wenn Du nicht fliegen magst, dann schau zu, dass Dich eine gute Freundin / Familie unterstützt. Die Idee fand ich gar nicht schlecht.
    Alles Gute für Dich!
  • NaseweisNaseweis

    5,435

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Mein Beileid :sad: das tut mir wahnsinnig leid für dich und deine Famile...ich wünsche euch viel Kraft und alles gute für die kommende Zeit!
  • bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Mein herzliches Beileid. Ich wünsche dir/euch für die nächste Zeit viel Kraft um das ganze zu verarbeiten. Ich hoffe, du hast in deinem Umfeld jemandem mit einem offenen Ohr, bei dem du über den Tod deiner Oma sprechen kannst. Denn ich denke, daß das sehr wichtig bei der Trauerarbeit ist. :troest:
  • supisupi

    8,312

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    :traurig01:
    Herzliches Beileid!
    Das muss ein schlimems Erlebnis gewesen sein. Aber ich kann mir vorstellen, dass Du irgendwann damit versöhnt sein wirst, dass Du sie "noch mal" gesehen hast, auch wenn der Anblick nicht so war, wie Du Dir das vorgestellt hast/hättest. :troest:
  • Caro2310Caro2310

    20,547

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Ich habe etwas gebraucht um dir zu antworten weil es alte Bilder in mir hochgeholt hat. Ich war dabei als Kind von ca 7 Jahren als wir meine Ur-Oma tot in ihrer Wohnung gefunden haben-Sie war über 80 und hat versucht mit Stuhl auf dem Tisch eine Glühbirne aus zu wechseln. Der Anblick hat mich auch lange verfolgt.
    Aber ich kann dir versichern er verblaßt und die guten Zeiten kommen als Bilder immer öfter wieder vor. :troest: Auch ich denke reise deiner Familie hinterher aber sehe zu das du am Tag der Beerdigung nicht alleine bist.
  • AnonymousAnonymous

    59,500

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Es tut mir sehr leid..ich wünsche dir alles Gute und wünsche dir,dass du bald nur noch schöne Bilder deiner Oma im Kopf hast.. :troest:
  • Tanja29Tanja29

    342

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Vielen Dank für die lieben Worte von euch. Heute war die Beerdigung, und im Moment fühle ich mich nur noch erschöpft. Meine Mutter hat am offenen Grab angefangen, nach ihrer Mama zu rufen, was mich völlig fertig gemacht hat. Christian ist am Nachmittag mit den Kindern geflogen, und um ganz ehrlich zu sein bin ich schon verletzt, dass er weg ist. Meiner Ansicht nach hat man genau dafür Familie, dass sie für einen da ist, wenn man sie braucht. Ich habe auch mit ihm darüber geredet, aber unterm Strich hat sich nichts an der Entscheidung geändert. Aber ich wollte auch nicht darum bitten, denn entweder er will in so einer Zeit bei mir sein und mich unterstützen oder eben nicht. Ich wäre nie auch nur auf die Idee gekommen, dennoch zu fliegen, wenn in seiner Familie ein Todesfall eingetroffen wäre. Als ich nach der Beerdigung nach Hause gekommen bin, habe ich mich schon sehr einsam gefühlt. Ausserdem gruselt es mich jetzt in dem leeren Haus - auch wenn es albern ist. Aber wahrscheinlich stecken mir auch noch die Bilder vom Dienstag in den Knochen. Naja, morgen und übermorgen werden meine Eltern, meine Schwester und ich die Wohnung meiner Oma durchgehen und alles wichtige vor den Entrümplern sichern. Und am Montag fliege ich nach Antalya - auch wenn mir gar nicht nach Urlaub ist. Mir wäre jetzt meine Familie in meinem vertrauten Umfeld viel lieber.
  • NiennaNienna

    7,124

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Es tut mir sehr leid für Dich, dass Du so etwas sehen musstest.

    Ich kann sehr gut nachvollziehen, wie Du Dich fühlst. Bei mir war es nicht die Oma, sondern der Vater und kein "Unfall" sondern eine Intensivstationsaufenthalt. Sehen durfte ich ihn erst, als alle "Ersatzteile" ausgebaut worden waren... Aber "friedlich" ist der Tod glaube ich niemals. Ich habe schon einige Tode gesehen, aber das Gefühl in seinem Angesicht ist immer schrecklich, kalt und vor allem sehr endgültig gewesen.
    Den Frieden damit findet man glaube ich erst eine ganze Weile später. Wieviel später hängt davon ab, wie viel einem der Verstorbene bedeutet hat. In Bezug auf den Tod meines Vaters habe ich ihn immer noch nicht gefunden - nach viereinhalb Jahren.

    Sei nicht sauer mit Deinem Mann. Vielleicht wollte er Dir nur die Ruhe gönnen, die Du jetzt nötig hast?
    Hast Du ihm gesagt, wie wichtig es wäre, dass er da ist?
  • Tanja29Tanja29

    342

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Ja, ich hatte ihm schon gesagt, wie wichtig es mir wäre, meine Familie bei mir zu wissen, aber er hat wohl wirklich nicht erkannt, dass es in letzter Konsequenz für mich bedeutet hätte, den Urlaub abzublasen. Morgen fliege ich selbst nach Antalya. Die letzten beiden Tage waren sehr anstrengend gewesen, da wir die Wohnung meiner Oma nach Andenken, Persönlichem und Wertsachen durchgesucht haben. Das meinste wird aber weggeworfen, ein Gedanke, an den wir uns nur schwer gewöhnen konnten. Unter dem Strich hat jeder von uns viel zu viel aufgehoben, und ich habe heute schon bei uns zu Hause einige Möbel auf den Dachboden geräumt, weil ich mir einfach nicht vorstellen konnte, uralte antike schöne Möbel dem Sperrmüll zu überlassen :roll: Jetzt wäre Christian wohl froh, NICHT alleine vorausgeflogen zu sein :oops:
    So, ich packe jetzt die letzten Sachen und falle dann ins Bett. Vielen Dank nochmal für eure lieben Worte!
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