Dienstag ist etwas Schreckliches passiert: meine Mutter hat meine Oma, also ihre Mutter, tot in ihrer Wohnung aufgefunden. Sie hatte einen Schock und hat gleich meine Schwester und mich angerufen, wir beide sind dann auch gleich hin. Die Polizei war schon da und meinte, es sei kein schöner Anblick, ich solle es mir überlegen, sie anzusehen. Aber ich habe nicht auf sie gehört und bin einfach ins Schlafzimmer. Den Anblick werde ich wohl nie vergessen... sie lag im Nachthemd auf dem Boden, ein Sessel umgekippt, die Nachttischlampe daneben, in ihrem eigenen, ich weiß nicht wie ich es sagen soll, Unrat... Es war erbärmlich... der Tod hat sie so - gewaltsam aus dem Leben gerissen, ich kann es gar nicht anders beschreiben. Das ganze Gesamtbild, der Geruch - es sind so viele einzelne Aspekte, auf die ich hier gar nicht eingehen kann und will - hat echt etwas zerstört in mir. Ich bin natürlich wahnsinnig traurig, weil ich viele Jahre sehr eng mit ihr zusammengelebt und sie sehr geliebt habe, aber ich bin auch wütend. Der Tod wirkt nicht friedlich, sondern grausam, absolut, kalt, zerstörend. Irgendwie habe ich keine versöhnlichen Gedanken... Zu Hause finde ich derzeit auch irgendwie keinen Halt: wir hatten für Freitag eine Woche Antalya gebucht, was jetzt natürlich ausfällt. Zumindest für mich, Christian überlegt sich, dennoch mit den Kindern erstmal allein vorauszufliegen, ich soll nachkommen nach der Beerdigung. Ich kann nicht mal richtig protestieren, mir fehlt einfach die Kraft. Aber allein die Vorstellung, nach der Beerdigung in ein leeres Haus zu kommen macht mich halb wahnsinnig. Ich bekomme die Bilder einfach nicht aus dem Kopf, vertrage keine Stille, aber auch jeder Radio etc nervt mich. Gestern war ich mit meinen Eltern und meiner Schwester nochmal am offenen Sarg, um den letzten Eindruck zu "übermalen", aber auch das war unwirklich und bedrückend. Ich finde einfach keinen friedlichen Abschluß... Sie kam mir so fremd vor, nichts "Warmes", vertrautes mehr... Durch den Sturz hatte sie sich auch noch verletzt. Und die vom Bestattungsinstitut waren auch so unwirklich. Ich kam mir vor wie im Film; sie haben ihr die 3. Zähne nicht mehr eingesetzt, weil sie ihr sonst den Kiefer brechen müßten. Wenn wir das wünschen machen sie es aber, sehe dann halt ein bisschen blöd aus, weil der Mund dann offen bleibt. Ich hab sie nur ungläubig angeschaut und wußte nix zu antworten... So, Christian hat gerade angerufen: er könnte am Freitag evtl noch dableiben, fliegt dann am Samstag vor, muss dann aber umsteigen und hat insgesamt statt 3 ca 8 Stunden Reisezeit. Und das mit beiden kindern... ich weiß nicht... noch dazu mit so ner türkischen Billigairline... versteht mich nicht falsch: aber ich habe derzeit echt Verlustängste, und die Vorstellung, dass alle 3 in einem Flieger sitzen und es passiert was, macht mich ganz rasend... :sad: sorry, dass es so lang geworden ist...
Kommentare
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:troest: das ist ja heftig. Leider kann ich dir da nichts raten.
Aber fühl dich lieb umarmt :troest:
Grüße
Teeta
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Ich bin zwar nicht gläubig aber ich bin mir sicher, das es Dir helfen könnte, wenn Du Dich mal an Eure Gemeinde wendest um zu sprechen und Hilfe zu bekommen den Schock zu verarbeiten. Und wenn Du nicht in die Kirche magst, gibt es sicher eine Seelsorge in Deiner Nähe, die Dir helfen kann. Hol Dir Hilfe es zu verarbeiten, das kann man oft nicht allein, grade unter diesen Umständen.
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Vielleicht oder bestimmt hatte deine Oma aber trotzdem einen sanften Tod und hat nichts davon gemerkt.
Mir half auch immer wenn die Beerdigung rum war. Da war es dann erst entgültig und erst da habe ich das kapiert! So ein Urlaub im Anschluss würde sicher gut tun...
Drück dich! :troest:
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Ich kann in etwa verstehen wie du dich fühlst... meine Oma ist im Juni verstorben, wenn auch nicht so wie deine Oma mit Verletzungen... meine ist in ihrem Bett gestorben... aber ich kann den letzten Anblick auch nicht vergessen. Meine Oma hatte ein schönes Alter, war leider auch ziemlich krank und es gab schon oft Situationen wo wir dachten es geht zu Ende, aber sie hat sich immer wieder aufgerappelt und gekämpft und grad deshalb kam ihr Tod so plötzlich. Meine Tante und mein Dad waren dabei als sie gestorben ist und wir Kinder und Enkel kamen dann später um uns nochmal von unsere Oma zu verabschieden und grad der Anblick geht mir nicht mehr aus dem Kopf. Sie lag friedlich da, aber sie sah ebend nicht mehr so wie meine Oma aus... so wie ich sie kannte. Der Tod verändert einen Menschen sofort. Ich konnte es irgendwie nicht begreifen das sie nicht mehr da ist, obwohl ich ihren Leichnam gesehen haben, aber es war alles so unwirklich.
Obwohl es nun schon 3 Monate her ist kommen bei mir heute noch Momente durch wo ich denke, das war alles nur ein schlechter Traum... es braucht ebend seine Zeit um damit gut abzuschließen und es zu verstehen.
Das du jetzt unter Verlustängsten leidest ist völlig normal, geht mir auch nicht anders. Lass deine Trauer zu und verdränge sie. Mir hat geholfen darüber mit jemanden zu reden.
Ich wünsche dir für die nächste Zeit ganz viel Kraft. :troest:
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du hast auch mein herzliches Beileid. Ich wuerde aber auch deinen Mann ganz normal vorfliegen lassen, und dann nach der Beerdigung nachfliegen. Vielleicht kann dich nach der Beerdigung eine Freundin nach Hause begleiten, damit du nicht alleine bist?
Ich drueck dich mal aus der Ferne :troest:
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Die Idee, in den Urlaub zu fliegen, fand ich im ersten Moment gar nicht schlecht. So wird man abgelenkt, ist unter Leuten. Im zweiten Moment dachte ich aber dann - nee....ich wollte gar nicht abgelenkt sein, als mein Opa starb. Es sollte weh tun. Das war ich ihm irgendwie schuldig. Klingt für manche bestimmt Banane, das aber so meine Gedanken. Wenn Du nicht fliegen magst, dann schau zu, dass Dich eine gute Freundin / Familie unterstützt. Die Idee fand ich gar nicht schlecht.
Alles Gute für Dich!
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Herzliches Beileid!
Das muss ein schlimems Erlebnis gewesen sein. Aber ich kann mir vorstellen, dass Du irgendwann damit versöhnt sein wirst, dass Du sie "noch mal" gesehen hast, auch wenn der Anblick nicht so war, wie Du Dir das vorgestellt hast/hättest. :troest:
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Aber ich kann dir versichern er verblaßt und die guten Zeiten kommen als Bilder immer öfter wieder vor. :troest: Auch ich denke reise deiner Familie hinterher aber sehe zu das du am Tag der Beerdigung nicht alleine bist.
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Ich kann sehr gut nachvollziehen, wie Du Dich fühlst. Bei mir war es nicht die Oma, sondern der Vater und kein "Unfall" sondern eine Intensivstationsaufenthalt. Sehen durfte ich ihn erst, als alle "Ersatzteile" ausgebaut worden waren... Aber "friedlich" ist der Tod glaube ich niemals. Ich habe schon einige Tode gesehen, aber das Gefühl in seinem Angesicht ist immer schrecklich, kalt und vor allem sehr endgültig gewesen.
Den Frieden damit findet man glaube ich erst eine ganze Weile später. Wieviel später hängt davon ab, wie viel einem der Verstorbene bedeutet hat. In Bezug auf den Tod meines Vaters habe ich ihn immer noch nicht gefunden - nach viereinhalb Jahren.
Sei nicht sauer mit Deinem Mann. Vielleicht wollte er Dir nur die Ruhe gönnen, die Du jetzt nötig hast?
Hast Du ihm gesagt, wie wichtig es wäre, dass er da ist?
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So, ich packe jetzt die letzten Sachen und falle dann ins Bett. Vielen Dank nochmal für eure lieben Worte!