Hallo zusammen!
Nach langer Zeit bin ich mal wieder hier. Leider nicht aus dem Grund, den ich mir erhofft hatte, aber ich muss dringend mal meine Gedanken loswerden und weiß, dass ihr alle hier sehr viel Erfahrung habt und mir vielleicht weiterhelfen könnt.
Lars ist jetzt fünf Jahre alt. Nachts braucht er immer noch eine Windel. Tagsüber hat er keine Windel mehr. Das ist schon lange so, im Grunde seit über einem Jahr. Ich dachte eigentlich, dass das Nachts dann von selbst irgendwann kommt, aber er zeigt keinerlei Anstalten. Die Pampers ist morgens nass und tonnenschwer. Leider klappt es auch tagsüber nicht so wie es sollte. Momentan habe ich täglich zwei-drei nasse Hosen und leider auch etliche mit "Bremsspuren" drin. Es gibt immer wieder Phasen, in denen es spitze klappt, von daher weiß ich dass er es kann. Wir haben immer gedacht, dass er das dann irgendwann automatisch macht, aber keine Chance. Nicht mal wenn er wirklich schon Bauchweh hat geht er auf die Toilette. Noch da behauptet er nicht zu müssen. Und setzt man ihn dann trotzdem drauf, dann macht er natürlich nicht. Aber auch nichts tun und einfach ohne Kommentar das Malheur beseitigen hilft nichts. Auf Verständnis bezüglich des Wäscheaufkommens kann man bei ihm auch nicht hoffen. Er ist natürlich sehr verständnisvoll wenn ich ihm meinen Wäschekorb zeige, der zum Großteil aus seinen nassen Hosen besteht, aber grundsätzlich interessiert ihn das (verständlicherweise) nicht. Aber einen Versuch war es immerhin wert.
Letzte Woche und heute war es mir aber wirklich höchst peinlich. Am Freitag waren wir bei einer Freundin zu Besuch, die ich schon lange nicht mehr gesehen hatte. Ich hatte Lars zuhause nochmal auf die Toilette geschickt, was er auch gemacht hat, wie immer bevor wir wohin gehen. Dort ist er dann leider nicht mal auf Nachfragen gegangen. Mit dem Ergebnis, dass er natürlich wieder in die Hose gemacht hat, leider nicht nur eingepullert. Das an sich wäre noch nicht so schlimm gewesen. Die Kinder meiner Freundin haben eben nur zur Kenntnis genommen, dass er "duftet", aber sie haben ihn nicht gehänselt oder so. Aber als er dann auch noch Krümel aus seiner Unterhose verloren hat, weil die Bremsspur eben doch etwas größer war, das war mir dann schon peinlich. Ich hab alles geputzt, hab ihn auf die Toilette gesetzt und bin danach sofort mit ihm nach Hause gefahren.
Als Begründung für die nassen Hosen sagt er entweder "weil halt" oder er sagt er habe "arbeiten" müssen und keine Zeit gehabt um auf die Toilette zu gehen.
Er ist grundsätzlich aber ein sehr willensstarkes Kind. Er zieht seit er sich alleine anziehen kann absichtlich seine Kleider falsch herum an. Der Pullover ist manchmal auch auf die linke Seite gedreht, Unterhose und Hose verkehrt rum,... nur die Schuhe, die zieht er inzwischen richtig an. Auch da frage ich mich warum er das so beharrlich tut. Er zieht sich schon lange alleine an und normalerweise sollte amn doch denken dass eine verkehrtrum angezogene Unterhose unbequem ist und er es auf die Dauer nicht mehr lustig findet. Aber dem ist nicht so. Wenn man ihn darauf hinweist sagt er emist er wollte das so haben. Es sit also in den meisten Fällen kein Versehen, dass er es falsch anhat und er weigert sich auch es richtig anzuziehen.
Tja, und dann sind da noch diese Zornanfälle. Ein Glück sind die inzwischen etwas besser geworden, aber er reagiert immer noch äußerst heftig. Er gehört nicht zu denen die dann schreiend auf dem Boden liegen, sondern er kneift und beißt und tritt und zwar richtig. Und das wegen Kleinigkeiten, die eigentlich nicht mal erwähnenswert sind und bei denen ich mich hinterher ohrfeigen könnte überhaupt auch nur einen Ton darüber verloren zu haben. Ich versuche ruhig zu bleiben oder wenn das nicht geht mich aus der Situation rauszunehmen, dass mein Mann die Situation klärt, aber es ändert nichts. Er steigert sich da so rein, dass man ihn kaum mehr runter bringt.
Überhaupt hat er sehr wenig Feingefühl. Er teilt aus, ordentlich, zumindest tut es mir weh. Aber einstecken kann er gar nichts. Ein Glück sind noch keine Beschwerden aus dem KiGa gekommen, er scheint das also nur bei uns zu machen und nicht bei anderen Kindern.
Und was mich am meisten beunruhigt ist die Tatsache, dass er ein Meister im Ignorieren / Verdrängen ist. Fragen lässt er oft unbeantwortet stehen, auch Bitten oder Anfragen lässt er an sich vorbeirauschen, ignoriert sie oder zögert durch das Erzählen von irgendwas hinaus, oft versucht er dann, dass er es nicht macht, sucht sich irgendwelche Hintertürchen. Aber wehe wenn wir nicht tun was ihm so vorschwebt, dann haben wir den schönsten Zornanfall an der Backe, den wir dann wieder ausbaden müssen. Wenn ich ihn frage was er im Kindergarteng emacht hat, mit wem er gespielt hat, was es zu Essen gab, etc., dann bekomme ich meistens zur Antwort dass er es nicht mehr wüsste. Allerdings erinnert er sich an andere Dinge wiederrum erstaunlich gut. Er weiß Dinge, an die ich mich definitiv nicht mehr erinnere. Zumdem träumt er oft vor sich hin und kriegt wirklich nichts mit.
Wenn er Lust auf etwas hat, kann er sichs tundenlang damit beschäftigen, zum Beispiel mit Puzzle bauen, malen, basteln, Bücher gucken und vor allem vorgelesen kriegen und auch Hörspielkassetten anhören. Das alles liebt er. Genauso kann er stundenlang in der Sandkiste sitzen und Burgen bauen oder draußen auf der Wiese Grenzsteine suchen... aber wehe er hat keine Lust auf etwas, dann geht es ein paar Minuten gut, wenn überhaupt, dann wird er unerträglich. nicht quengelig oder so, aber er lümmelt dann so rum, wirft Spielsteine in der Gegend rum, wird immer langsamer etc. Es sind zwar noch zwei Jahre, aber ich habe echt Angst vor der Schule. Ich weiß echt nicht wie das werden soll.
Die ZWeifel an mir selbst werden eben auch immer größer. Ich hab keine Ahnung was ich falsch gemacht habe. Wir kümmern uns viel um Lars, sind immer für ihn da, unternehmen häufig was zusammen, nehmen ihn ernst und zeigen ihm immer, egal wie er sich gerade aufführt, dass wir ihn sehr lieb haben. Ich versuche immer ihm das zu vermitteln. WEnn wir eine Auseinandersetzung ahtten, sage ich ihm das immer hinterher, dass ich ihn trotzdem lieb habe, auch wenn wir uns manchmal nicht einig sind. Mein Mann tut das ebenfalls.
So langsam überrollen mich die Selbstzweifel und ich fühl mich kraftlos und auch hilflos. Vielleicht habt ihr ein paar Ideen. Ich hoffe es hat überhaupt jemand so weit gelesen, ist ja nun doch recht viel und ausführlich geworden.
Kommentare
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nasse Hosen:
ich schicke die Kinder bevor wir längere Ausflüge machen aufs Klo, aber ansonten bemühe ich mich einfach den Mund zu halten und sie selber machen zu lassen. Es bringt einfach nichts, wenn man sie dauernd dran erinnert. Das erlebst du ja im Prinzip selber. Sie werden das ganz von allein lernen! Ganz sicher!
Bremsspuren in der Hose:
war bis vor drei Wochen bei uns nie Thema, aber auf einmal haben wir das hier auch immer wieder. Ich frage mich da auch warum, aber offenbar gehört auch das dazu und wird sich sicher irgendwann geben.
Je mehr Druck man bei diesen Dingen durch immer wieder nachfragen, schimpfen, ungehalten sein, an die Wäscheberge erinnern..... aufbaut, um so schwieriger wird es für die Kinder. Ich fahre hier am besten, wenn ich das wirklich gar nicht thematisiere und einfach nur zum Umziehen schicke. Bei Mirco ist es immer besonders schlimm wenn er krank ist, im Schub steckt oder sonstiger Stress ist.
was hast du im Kindergarten gemacht wird hier auch nur mit "weiß ich nicht mehr" beantwortet. Das ist glaube ich bei ganz vielen Kindern so. Ich frage schon gar nicht mehr sondern warte darauf, dass er von sich aus etwas erzählt. Manchmal kommt was, meist aber auch nicht.
Zornanfälle sind hier auch nach wie vor aktuell. Mirco bekommt dann richtige Systemabstürze. Da braucht man gar nicht mehr mit ihm reden, da dringt man nicht durch. Ich gehe dann mit ihm in ein Zimmer bis er sich ausgeschrien und getobt hat. Dabei muss ich mich dann gegen seine Schläge und Tritte wehren, alternativ ein Kissen oder ähnliches schlagen klappt bei ihm leider gar nicht. Irgendwann kommt er dann runter und kuschelt sich auf meinen Schoß. Dann versuche ich ihm ganz viel Nähe zu geben und ihm zu vermitteln, dass ich ihn trotz des Zorns liebe. Das ist denke ich das wichtigste, denn sie machen das nicht mit Absicht, sie können einfach nicht anders. In diesem Punkt hat mir "wenn Kinder trotzen" von Jan-Uwe Rogge sehr geholfen.
Seit einiger Zeit ist er ganz oft auch nicht wirklich ansprechbar. Da bemühe ich mich immer mit ihm auf Augenhöhe zu gehen und fordere dann aber auch vehement eine Rückmeldung ein, dass er mich wahrgenommen hat.
Wegen der Angst vor der Schule: es sind noch zwei Jahre! denk mal daran zurück wie er vor zwei Jahren war, wie sehr er sich in den letzten zwei Jahren verändert hat, was er alles dazu gelernt hat. In den kommenden zwei Jahren wird er sich noch einmal so stark verändern. Da mach dir mal keine Gedanken.
Bei Mirco ist es vor allem wichtig, dass er sich austoben kann. Bewegung ist ganz ganz wichtig. Und die absolute Rückversicherung, dass wir ihn lieben. So rüpelhaft und zornig er auch oft ist, so sehr braucht er dann aber auch immer wieder seine Kuscheleinheiten.
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Ist Lars denn wirklich schon 5? Lt deiner Signatur ist er doch erst vier geworden?
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Danke für eure Rückmeldungen. Ja klar, Lars ist erst vier. Sorry. Irgendwie bin ich völlig neben mir momentan. Ein Glück sind in zwei Wochen schon Herbstferien. Meine Güte, ich weiß nicht mal mehr wie alt mein Sohn ist. Wie peinlich. Aber ich weiß warum ich das durcheinander gebracht habe. Wir wünschen uns schon über ein Jahr lang ein zweites Kind und es will einfach nicht klappen. Die Ärzte finden nichts, es ist alles in Ordnung. In meinem Kopf schwirren ständig Gedanken rum. Und manchmal denke ich eben, wenn es jetzt geklappt hätte, dann wäre Lars schon fünf wenn das Geschwisterchen da wäre. Gestern hatte ich keinen guten Tag, da komme ich dann ganz schnell ins Grübeln.
Äußerlich nehme ich alles ziemlich gelassen, aber innerlich habe ich Angst dass mir alles über den Kopf wächst. Ich krieg es nicht mal hin mir mal einen halben Tag frei zu nehmen, denn selbst wenn ich mir die Zeit nehme, dann schleppe ich das schlechte Gewissen mit, weil ich Lars bei jemandem geparkt habe oder weil für die Schule noch was zu tun ist was ich dringend brauchen würde, oder, oder, oder...
Zurück zum eigentlichen Thema: Ich bin froh, dass es bei euren Kindern ähnlich wie bei Lars ist. Dass die Verhaltensmuster unserer Kinder solche Parallelen aufweisen lässt erst mal vermuten, dass Lars Verhalten nicht von einem Fehlverhalten meinerseits ausgelöst wird, sondern einfach in der Entwicklung so sein kann.
Austoben kann er sich im Kindergarten, die gehen da viel raus, momentan klebt er aber fömlich am Bastel- und Maltisch. Auch zuhause steht es ihm frei in den Garten oder raus auf die Straße zu gehen und mit den Nachbarskindern zu spielen. Aber auch das nimmt er momentan nicht wahr. Er will malen. er hat immer Phasen, in denen er sich total auf etwas konzentriert und das betreibt bis zum Abwinken. Um seinen Geburtstag herum hat er eine Puzzlephase gehabt. Da hat er alleine 46-Teile-Puzzles gebaut. Gemeinsam haben wir noch größere Puzzles gebaut. und auf einmal, schlagartig hatte er keine Lust mehr auf Puzzles. Dann waren es die Hörspielkassetten. Das ist jetzt wieder abgeflaut, jetzt will er ständig malen. Hörspielkassetten nur noch im Auto. Vorlesen darf ich zwischendurch auch immer wieder. Das genießt er sehr. Rausgehen ist also eher nichts momentan. Vor einiger Zeit haben wir eine Hütte im Wald gebaut, waren Herbstsachen sammeln und wir setzen uns auch gemeinsam in die Sandkiste, aber da gehen unsere Vorstellungen einfach zu weit auseinander. Bzw. Lars erwartet Bauwerke von mir, die im Sand einfach nicht realisierbar sind. Zumindest von mir nicht. Das widerrum artet dann wieder in Zorn aus, weil ich ja genau DIE Burg nicht baue.
Wenn er mal rausgeht fällt mir auf, dass die anderen Kinder ihn nicht so sehr miteinabeziehen. Er rennt mit ihnen rum, aber im Grunde steht er doch eher allein. Es ist nicht so, dass sie ihn hänseln oder ausgrenzen. Ich kann gar nicht so richtig beschreiben was das ist. Es hat einfach nur immer den Anschein als würde er nicht dazu gehören. Die anderen verhalten sich untereinander anders als sie das Lars gegenüber tun. Aber der Utnerschied ist nicht so richtig greifbar. Letztens hab ich ihn wieder reingeholt als Abendessenzeit war, musste in unserer Straße ein bisschen nach ihm suchen. Da saß er dann alleine bei Nachbars im Sandkasten und alle anderen Kinder waren auf der Straße mit den Fahrrädern unterwegs. Und genau da setzt dann mein Gedankenkarussel wieder ein. Ich denke einfach, dass er den Umgang mit anderen Kindern nicht so gewohnt ist wie Kinder mit Geschwistern und dass es langsam schon richtig wichtig wird, dass er ein Geschwisterchen bekommt (zumal er sich das auch schon seit langem einen Bruder oder eine Schwester wünscht). Das macht es natürlich nicht leichter, dass es einfach nicht klappt mit dem zweiten Nachwuchs. Ich möchte nicht, dass Lars genauso zum Außenseiter wird wie ich das früher immer war. Die nassen und "duftenden" Hosen tragen eben auch nicht gerade dazu bei, dass die anderen mit ihm spielen. Momentan geht er von sich aus auf andere zu. Ich hoffe das erhält er sich und lässt sich nicht von Abfuhren entmutigen.
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Hat er denn einen oder mehrere Freunde? Dann würde ich eventuell diesen Kontakt unterstützen, dass sie sich oft gegenseitig besuchen.
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Wutanfälle haben wir genauso schlimm wegen Nichtigkeiten. Man ich bin es manchmal echt leid.
Aber ich denke nicht das es was mit Geschwistern zu tun hat ob ein Kind bei anderen Kindern ankommt oder nicht bzw. das es deswegen nicht so gut mit anderen Kids umgehen kann. Meiner war schon immer kontaktfreudig und hatte immer viele Freunde, war immer sehr beliebt und das schon vor seiner Schwester. Das kommt ja auch auf das Kind an. Mach dich da bloß nicht verrückt wegen einem Geschwisterchen. Das ist ja dann auch erstmal lange klein und er kann damit ja in gewisser Weise nichts anfangen. Das ist ja was ganz anderes wie Kinder in seinem Alter.
Ich denke das ist alles normal auch wenn ich mich oft frage ob ich was falsch gemacht habe.
Rausgehen ist hier zur zeit auch out, er malt und bastelt liebr drinnen, am liebsten mit Opa.
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Im Kindergarten ist er täglich und fühlt sich auch wohl dort. Zur Zeit sagt er aber immer wieder mal es sei langweilig gewesen im Kindergarten. Wenn ich komme und ihn abhole spielt er aber immer mit anderen Kindern und macht mir keinen gelangweilten Eindruck. Er hat eine Freundin, da waren wir auch schon zweimal zu Besuch, aber der Mutter des Mädchens ist er zu wild. Und dass das Mädchen uns mal besucht ist ausgeschlossen, da sie sehr schüchtern ist. Ansonsten ist er mit Jungs befreundet, die aber alle ein Jahr jünger sind als er. Auch da haben wir schon einige Anläufe gemacht, aber terminlich ist es irgendwie schwierig. Aber nächste Woche wird es wohl endlich mal klappen. Ansonsten besuchen wir häufig Freundinnen von mir, die Kinder haben. Aber das ist nicht dasselbe. Er versteht sich gut mit ihnen, spielt auch wirklich schön mit ihnen zusammen aber Freunde werden das nie, einfach durch die räumliche Trennung. Es ist eignetlich wirklich schade, dass gerade die Nachbarskinder so komisch zu ihm sind. Die die mit ihm spielen würden, die dürfen nur ganz selten raus auf die Straße zum Spielen.
Jedenfalls macht ihr mir Mut mit euren Antworten. Danke dafür. Ich sehe es heute schon wieder alles etwas entspannter. Es tut gut zu lesen, dass wir nicht die einzigen sind, die mit verschiedenen Anwandlungen ihrer Kinder zu kämpfen haben. Und es tut gut zu lesen, dass das alles im Rahmen der normalen Entwicklung vorkommen kann.