Hallo!
Ich bin in der 12. Woche mit meinem zweiten Kind schwanger und überlege, dieses Mal ins Geburtshaus zu gehen. Ich habe darüber auch in einem anderen Forum geschrieben und prompt kam eine dieser Geschichten, wo ein Kind nur nach extremen Anpassungsstörungen inkl. ausbleibender Atmung deswegen überlebt hat, weil direkt eine Neugeborenenintensiv zur Verfügung gestanden hat. Ja, stimmt sicher - nur, was fange ich damit an? Und warum muss ich mir das anhören? Soll ich mich jetzt unverantwortlich fühlen, fahrlässig? Und wie reagiere ich darauf? Meistens ignoriere ich das alles, aber im Grunde ärgert es mich doch und ich würde gerne darauf reagieren, nur weiß ich nicht, wie. Wie geht ihr damit um, wenn euch solche Horrorgeschichten um die Ohren gehauen werden?
(Da fällt mir ein, das selbst meine frühere Frauenärztin eine Spezialistin für solche Geschichten war, nur weil ich damals darüber nachgedacht hatte, ins Geburtshaus zu gehen, mich aber dann für eine Beleghebamme in der nächstgelegenen Klinik entschieden hatte. Das fand sie aber auch sch*****, das Krankenhaus sei ja nicht gut, ich sollte lieber in Klinik XY gehen, da sei sie auch gewesen. Nach der Entbindung war sie ganz überrascht, dass ich allen Ernstes mit meiner Entbindung und der Betreuung zufrieden war. Ich bin nach der Nachsorgeuntersuchung nach der Entbindung nicht mehr zu ihr gegangen, was aber damals primär an ihrer unverschämten Sprechstundenhilfe lag, aber im Nachhinein denke ich, ich habe mir auch von der Ärztin viel zu viel gefallen lassen.)
Bin mal auf eure Antworten gespannt!
LG Katrin
Kommentare
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Aber vor einer GH-Geburt wird man ja sehr genau aufgeklärt und auch nur dann aufgenommen, wenn während der Schwangerschaft keine Komplikationen aufgetreten sind.
Die Hebammen versuchen sich damit ja auch etwas abzusichern... Die Realität ist, dass je weniger in den Geburtsverlauf eingegriffen wird (bei normalem Verlauf), es auch zu viel weniger Komplikationen kommt. Viele dieser Probleme sind hausgemacht bzw. krankenhausgemacht, weil man nicht abwarten kann, Wehentropf anhängt, Fruchtblasen sprengt und so weiter...
Sollte sich während der Geburt irgend etwas abzeichnen, dann wird man ohnehin in ein Krankenhaus verlegt und die Geburt dort beendet.
Ich würde mich an deiner Stelle mal bei einem Infoabend des örtlichen GH informieren und mit denen deine Bedenken besprechen ;-) .
Also ich kann nur Positives von zwei Geburtshausgeburten berichten...
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Wenn du nicht immer wieder mit solchen Geschichten konfrontiert werden willst, dann solltest du dir überlegen möglichst nur mit ausgewählten, informierten Leuten über deinen Plan im Geburtshaus zu entbinden, reden. Wer sich wirklich mit dem Thema auseinander gesetzt hat weiß, dass das nicht riskant ist. Dazu haben wir hier übrigens einen tollen Artikel:
http://www.hebamme4u.net/blog/artikel/a ... blatt.html
viele Grüße von Eowyn, die ein Kind im KH, eins im Geburtshaus und eins zuhause geboren hat.
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danke für die Antworten. Mir geht es allerdings weniger darum, dass ich nun Angst davor habe, ins Geburtshaus zu gehen, das ist es nicht. Ich weiß, es gibt nie 100%ige Sicherheit, egal wo man entbindet. Und, Eowyn, ich vermute wie du, dass die Krankenhausroutine manche Probleme erst schafft.
Ich bin in solchen Situationen nur immer so ratlos, weil ich die Motive dieser Leute nicht verstehe. Warum reagiert jemand auf meine Überlegungen mit einer Geschichte auf Leben und Tod - die vorkommen kann, aber nicht muss. Im Dienste einer sachlichen Aufklärung bekomme ich ja so was nicht erzählt, es geht ja mehr um die Dramatik und eine Dosis Horror. Und was wollen die bei mir bewirken, was soll ich dann - aus deren Sicht - richtigerweise tun? Angst bekommen, mich schlecht fühlen (abgesehen davon, dass ich dann als gute Schwangere doch ins Krankenhaus gehe)?
Mir geht es jedenfalls gerade wieder wie in meiner ersten Schwangerschaft, ich kann diesen üblichen Umgang mit Schwangerschaft und Geburt nicht verstehen, dieses alles absichern wollen, damit man sich später keine Vorwürfe machen muss oder machen lassen muss, als gäbe es für irgendwas im Leben Garantien. Und dann arbeitet man mit solchen Stories und sorgt dafür das alle schön ein schlechtes Gewissen haben, daran kann man sich als werdende Mutter ja auch gar nicht früh genug dran gewöhnen (Entschuldigt den Sarkasmus). Mir bleibt das alles so fremd. Aber vielleicht habe ich auch gerade wieder nur einen akuten Schub Hinterfrageritis...
Viele Grüße
Katrin
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Leute die einem so etwas erzählen, haben meistens keine Ahnung von nicht. und außerdem sonst keine Argumente. Man hat halt gehört Geburten sind gefählich, und weiter reicht der Horizont nicht.
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ich stimme dir da zu - und zum Glück lasse ich mich da in meinem Überlegungen auch nicht beeinflussen. Morgen gehe ich zum Infoabend im Geburtshaus und am Donnerstag habe ich Vorsorge und werde mal hören, was meine Ärztin von außerklinischen Geburten hält. Und dann werde ich für mich entscheiden, was mein Weg ist, ob Geburtshaus ja oder nein, ob weiter diese Ärztin oder nicht. Im Grunde bin ich mit ihr sehr zufrieden, will aber niemanden haben, bei dem ich mich nicht unterstützt fühle. Aber erst mal abwarten.
Aber noch mal zu den Horrorstories: die Leute machen sich halt nicht klar, was sie anrichten können, nämlich eine eh schon unsichere Frau noch weiter zu verunsichern oder es ist ihnen egal, was ich noch schlimmer fände. Und ich finde, es gibt schon viel zu viel Verunsicherung und schlechtes Gewissen rund um die Schwangerschaft anstelle von wirklicher Unterstützung.
Ich habe dieser Frau im Forum jedenfalls bis heute nicht geantwortet und werde es auch nicht tun, aber jedenfalls habe ich da vor, mal ein paar andere Ansichten zu streuen. :biggrin:
Viele Grüße
Katrin
38,644
Die allermeisten Ärzte befürworten übrigens keine außerklinischen Geburten. Guck mal
http://www.hebamme4u.net/geburt.html
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ja, ich finde auch, dass man mit den meisten Ärzten nicht über auserklinische Geburten reden kann und ich finde das sehr schade. Auch habe ich ebenfalls den Eindruck, dass viele schlimme Geburtserlebnisse durch die Manipulation und Eingriffe in den Geburtsverlauf in den Kliniken und durch die Ärzte erst entstehen. Aber es ist in unserer Gesellschaft in vielen Dingen so, gerade im medizinischen Bereich, dass nichts mehr natürlich laufen darf. Die Kinder sollen keine Krankheiten mehr druchmachen, die Frauen sollen von den Geburtsschmerzen befreit werden und die alten Menschen sollen nicht mehr "natürlich" sterben dürfen. - alles mal überspitzt gesagt - aber oft kommt es mir so vor. Und sämtliche "Horrorgeschichten" sollen diesen Trend untermauern.
Leider ist es mir auch selbst einmal passiert, dass ich einer Schwangeren Frau Angst gemacht habe - so viel vielleicht zu dem was Du über die Beweggründe wissen wolltest - sie war 10 Tage über dem Termin und wollte in einer Klinik entbinden die meiner Meinung nach sehr schnell mit Kaiserschnitten ist und mit den Zahlen der Frühgeborenen die sie "durchgebracht" haben geradezu prahlt. Wie auch immer ich bin nicht überzeugt von dieser Klinik und wollte der Schwangeren eigentlich nur sagen, dass man bestimmt auch noch länger warten könnte als diese 10 Tage bevor man eine Einleitung oder einen Kaiserschnitt machen lässt. Ich denke wenn bei dem Baby alles in Ordnung ist sind weitere Tage abwarten eigentlich kein Prolbem - diese Klinik hatte ihr aber gesagt am 11. Tag wird das Kind geholt - basta. Ich habe Ihr dann blöderweise noch von einer Freundin erzählt, die nach einer Einleitung einen sehr "schwere" Geburt hatte. Das hätte ich nicht tun solln - heute ist mir das klar. Jetzt bin ich selber schwanger in der 37 Woche und habe auch keine Lust auf Koplikationsgeschichten. Ich kenne mitlerweile Horrorgeschichten über jede für mich mögliche Geburtsklinik oder Geburtshaus inklusive negatives über Hausgeburten.
Ich glaube aber die Leute wollen einfach nur quatschen und in ihren Hirnen hat sich das negative mehr festgesetzt vom positiven wissen sie nur noch - Mutter und Kind geht es gut -. Da jeder was zum Thema beitragen möchte kommt eben das auf den Tisch was noch da ist vom gehörten.
Mir ging es damals wohl auch so - nennt man wohl mangelnde Einfühlung - ich hoffe ich habe daraus gelernt.
Ich würde mir wünschen, dass wir Geburt und Tod und auch Krankheit wieder als natürliches Stück unsers Lebens ansehen können. Dazu gehört auch Schwierigkeiten als Chance zu sehen. Auch glaube ich wenn jeder nur von sich erzählt und nicht immer das "Gehörte" weitertratschen würde wäre auch einiges besser. Da muß ich mich auch an die eigene Nase fassen.
Liebe Grüße
Myrjam
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Nur ein kurzes Update von mir. Der letzte Vorsorgetermin lief etwas anders ab als geplant, weil ich ja am selben Tag zwei mal kurz hintereinander beim Toilettengang Schleimhautstückchen am Klopapier hatte und dann sofort zur Ärztin gedüst bin, zum Glück war mit dem Kind alles in Ordnung. (Dazu gibts auch einen eigenen Beitrag: viewtopic.php?f=1&t=52189#p731600) Die Vorsorge wurde auch gemacht, aber weil ich dazwischen geschoben wurde und alles etwas schnell ging, konnte ich meine ganzen Fragen nicht loswerden. Das Gespräch mit der Frauenärztin steht also noch aus, aber ich habe für den schlimmsten Fall eine Adresse eines anderen Arztes, der mit Hebammenvorsorge und Geburtshausgeburten keine Probleme hat. Ich möchte auch weiter ins Geburtshaus gehen, ich habe ja meinen nächsten Vorsorgetermin schon dort gemacht und habe letzte Woche auch mit einer Hebamme aus dem Team telefoniert, die evtl. die Nachsorge machen wird.
Jedenfalls stresse ich mich nicht mehr so wegen der Meinung der Ärztin, ich möchte einfach für mich selbst entscheiden und mache mich nicht mehr so abhängig von der Genehmigung einer Ärztin. Die Hebammen im Geburtshaus meinten aber auch zu dem Thema, das Geburtshaus existiere ja nun schon relativ lange und habe sich in dieser Zeit einen guten Ruf erarbeitet. Ich fand sie wirklich sehr vertrauenswürdig, weil sie eben keine Fronten zwischen Krankenhaus und Geburtshaus aufbauen, sondern beides gelten lassen. Und sie arbeiten wohl auch wirklich eng mit den nächsten Kliniken zusammen und besprechen auch mit dem dortigen Personal wie die Übergabesituation bei Verlegungen besser gestaltet werden kann. In der Schwangerschaft mit meiner Tochter war ich damals auch im dortigen Geburtshaus (wir sind inzwischen umgezogen) und war echt genervt von einer Hebamme, die sich echt präsentierte, als habe sie die Weisheit mit Löffeln gefressen. Wir sind dann damals auch nicht dahin gegangen.
Zu den Horrorgeschichten: Ich sehe es inzwischen so, dass die im Grunde oft gar nicht böse gemeint sind, es ist wohl ein bisschen so, wie die vielen ungebetenen guten oder weniger guten Ratschläge, die man so als frischgebackene Eltern bekommt, die sehe ich inzwischen so als etwas verquere Form der Fürsorge (gut, nicht immer und alle, ich kann mich teilweise auch mächtig darüber aufregen). Und natürlich spielt die Sensationslust und eine Form von Nervenkitzel eine Rolle, mehr als die eigentlichen Tatsachen. Ich werde mich zukünftig im die Ohren auf Durchzug stellen üben, weil meine Erfahrung sagt, dass Diskussionen und sich angegriffen fühlen, nichts bringen.
Viele Grüße
Katrin
38,644
Außerdem haben sie selber oft Angst.
Ich hatte mal eine Gynäkologin bei einer Hausgeburt, der Mann Internist. :biggrin:
Ja auch das gibt es.
Ihr FA hat zu ihr gesagt: "Du weißt ja, ich muss dagegen sein, aber ruf an wenn was ist". Sie fand das lustig, ich nicht so. Aber wir haben ihn auch nicht gebraucht.
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wir sind ja fast zeitgleich unterwegs! :byebye01:
Ich habe das auch "durchgemacht", diese Diskussionen/gutgemeinten Ratschläge, da unser Sohn vor gut 3 Jahren ebenfalls im GH zur Welt gekommen ist.
Ich glaube, die Motivationen sind da sehr unterschiedlich. Von meiner Familie z. B. war der Widerstand tatsächlich aus Sorge motiviert - mein Vater und meine jüngere Schwester (Krankenschwester) halten sehr viel von der Schulmedizin und konnten meine Zweifel an selbiger nicht so ganz nachvollziehen, meine Mutter dagegen stellte sich auf den Standpunkt sie habe ja 3 Kinder im KH bekommen und es war doch alles ok! Oder?? (1 x Saugglocke, 1 x eingeleitet weil der Oberarzt in Urlaub ging und diese Geburt unbedingt noch "machen" wollte.... was soll ich dazu noch sagen)
Die anderen... tja, ich habe auch das Gefühl das ist eher so ein bisschen Sensationslust; die Freude daran zu tratschen und zu klatschen ("Du, ich kenne da einen der einen kennt dem das passiert ist..."), ohne wirklich bösen Willen dahinter. Das waren dann oft auch Frauen, die selbst noch gar keine Kinder hatten. Da ist Durchzug einfach die beste Methode. Die merken gar nicht was sie mit ihrem Gerede anrichten.
Bei der Familie... tja, da haben wir heiß diskutiert und da war ich auch bereit dazu zu diskutieren und meine Gründe darzulegen. Letztendlich waren dann ja hinterher alle glücklich wie es gelaufen ist und werden mir jetzt sicher nicht wieder damit kommen.
Und die anderen gehts ja nicht unbedingt was an... ;-)
Viele Grüße
Steffi
PS: Die schönste Reaktion bekam ich vor der Geburt von meiner Tante, die ist also auch ca. 30 Jahre älter als ich und sagte gleich: "Geburtshaus? Hebammenbetreuung? Wassergeburtswanne?? Da konnte ich damals nur von träumen, sei froh!"