Finja ist jetzt 19 Monate alt, an sich ein wirklich liebes und pflegeleichtes Kind, was natürlich jetzt entdeckt, dass es auch einen eigenen Willen hat. Im Großen und Ganzen auch kein Problem, aber ab und an eben schon. Mich würde mal interessieren, wie ihr mit folgenden Situationen umgehen würdet.
Fall 1:
Wir sind in der S-Bahn unterwegs gemeinsam mit ihrer fast gleichalten Tagesschwester K.. Finja hat ihren heißgeliebten Wichtel dabei, den sie zum Einschlafen und Nuckeln braucht. An sich hab ich den unterwegs nicht gerne dabei, aber an dem Tag ging es nicht anders, weil sie schon mies drauf war und ich es eilig hatte. Kurzum, K. wollte natürlich auch den Wichtel haben. Ist ja logisch. Es geht das große Gezanke in der S-Bahn los, ich nehme also den Wichtel weg und stecke ihn in meine Tasche, woraufhin Finja in Tränen ausbricht. Ich erkläre ihr kurz warum ich ihn wegnehme, biete ihr an, den Wichtel mit K. zu teilen. Das funktioniert natürlich nicht - ich denke, für solche Erklärungen sind sie auch noch zu jung, aber ich hab immer den Eindruck, sie verstehen es besser, wenn man erklärt, als wenn man nur Nein sagt und es wegpackt. Nach ein paar Minuten gebe ich den Wichtel wieder mit der Bitte, zu teilen.
Nun ja, da die beiden wieder zanken, nehme ich den Wichtel endgültig weg, woraufhin ich einen 15 minütigen Tobsuchtsanfall in der vollen S-Bahn auf mich nehme. Ich halte nur irgendwie das bockende Kind fest und tröste es. Beim Aussteigen ist auf einmal die Welt wieder in Ordnung, ich gebe ihr einen Kuß und sage, dass alles wieder gut ist und sie ein braves Mädchen ist.
Fall 2:
Gestern möchte sie malen, nur der von ihr ausgewählte Wachsmaler ist abgemalt. Ich biete ihr einen anderen an, den sie aber nicht will. Sie fängt sofort an zu weinen, Stifte zu werfen usw. Ich gehe mit ihr in ihr Zimmer, laße sie dort bei offener Tür. Sie weint dort etwa 5 Minuten und kommt dann wieder raus.
Normal in dem Alter?
Fall 3:
Wir gehen 1x die Woche zu den Waldzwergen. Da wird dann ein kleiner Rundgang im Wald gemacht. Finja ist wirklich gut zu Fuß im Allgemeinen, nur dort bekommt sie regelmäßig einen "Ich will nicht laufen" Anfall. Ich finde es allerdings ziemlich suboptimal, sie die 1,5 Stunden von Station zu Station zu tragen. Die Strecken sind wirklich nicht weit und jedes Mal gibt es Theater. Heute war es so schlimm, dass sie bockend und tobend mindestens 20 Minuten auf dem Boden lag. Ich hab sie machen lassen, bin immer wieder zu ihr hin und hab ihr angeboten mit mir gemeinsam zu laufen und ihr eine kleine Motivation geboten. Sie wollte nicht. Jedes Mal, wenn ich mit ihr loslaufen wollte, schmiß sie sich wieder auf den Boden. Ich bin dann ein paar Meter weg gegangen und hab die Arme ausgebreitet und dann kam sie langsam. Ich hab sie gelobt und ihr gesagt, wenn sie die paar Meter zu mir läuft, dass ich sie dann trage. Quasi ein Kompromiss. Das ging dann auch.
Denkt ihr, ich habe richtig reagiert? Kann ich von ihr verlangen, dass sie alleine läuft (alle anderen Kindern haben da irgendwie nie ein Problem mit)? Ich bin da zwiegespalten. Einerseits denke ich mir, dann trag ich sie halt und gehe dem Problem vorweg aus dem Weg, andererseits läuft sie ohne Probleme wirklich lange Strecken und das kann man dann doch schon verlangen, dass sie dort auch läuft, oder?
In allen Situationen bin ich bisher immer ruhig gewesen und habe sie quasi stoisch ertragen. Aber zwischendrin dachte ich, ob ich vielleicht zu 'kalt' und konsequent reagiere?
Kommentare
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Es ist einfach eine Wut,Trotz und Frustphase von der die Kinder ganz wüst geschüttelt werden.Ich muß manchmal schmunzeln wenn sich meine Zwerge dann dermaßen in irgendwelche Kleinigkeiten rein steigern.Schuhe selber ausziehen,nein doch Mama machen,Hose an,aus.Saft,Wasser,Mich,Schorle,nein doch nicht. ;-) ;-)
Ich bin fasziniert,wieviele verschiedene Varianten des sich zu Boden schmeißens es gibt.Kamikazeknaller,die sich im Wutausbruch wirklich ungebremst mit dem Schädel auf den Boden knallen lassen,Bodengleiter,die vorab schon kurz abchecken ob nichts im Weg steht,sich dann zu Boden gleiten lassen und dann erst das Wutstrampeln anfangen. ;-)
Mein Tip: Oropax gegen das gekreische,eine große Notration Nervennahrung und viel Liebe und Gelassenheit.
Allerings hätte ich ihr den geliebten Wichtel gelassen,da gibts einfach kein Teilen.Das sind die innigst geliebten Schnuffeltücher bei uns auch. ;-)
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Im ersten Fall wäre es für mich persönlich nicht denkbar, meinem müden und knatschigen Kind das heissgeliebte Stofftier wegzunehmen, weil es nicht teilen mag. Es ist müde, braucht seinen "Anker" und soll den dann noch hergeben? Und wenn es das nicht tut, verschwindet der ganz? Das fände ich ein bisschen zu hart..!
Der zweite Fall ist eigentlich ähnlich. Sie ärgert sich, dass der Stift nicht geht und kann in dem Moment auch nicht auf ein Alternativangebot eingehen. Die Konsequenz daraus ist, dass sie ins Zimmer soll. Wäre für mich nicht logisch. Dass die Stifte weggeräumt werden, weil sie sie auf den Boden schmeisst, wäre logisch. Man kann ja auch ein bisschen zusammen auf den blöden Stift schimpfen, der nicht so will. Aber sie zu bestrafen, weil sie sich ärgert, macht für mich keinen Sinn.
Im dritten Beispiel denke ich mir einfach, dass sie ja auch einfach mal so herumspazieren könnte, ohne einen bestimmten Weg abschreiten zu müssen. Hast Du schon mal probiert, sie dort einfach mal spazieren zu lassen, ohne Plan und Ziel? Vielleicht geht das dann einfacher?
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Kennst Du meinen Sohn? :shock: ;-)
Ach Mupfel, hier ist auch so ein Wüterich zu Hause.. das muss wohl so sein. Ich reagiere auch nicht immer richtig (gerade gestern habe ICH einen Wutanfall bekommen :oops: ), aber ich versuche, so zu handeln, wie guniem es beschrieben hat: Es muss eine logische Konsequenz geben. Damit komme ich im Moment ganz gut über die Runden, aber ich gebe auch zu, dass mir im Eifer des Gefechts auch mal eine unlogische Reaktion rausrutscht.. Wir sind ja leider nicht als perfekte Eltern geboren, sondern müssen das auch erst lernen!
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Nee, müde war sie nicht mehr. Die Alternative wäre gewesen, dass die beiden sich weiter zanken, weil sie beide das gleiche Stofftier wollten. Geht ja irgendwie auch nicht.
Die Stifte hatte ich schon vorher weggeräumt, als sie anfing, damit zu werfen.
Das war/ist auch mein Gedanke, dass sie einfach noch nicht reif genug ist, diesen Parcours zu laufen. Ich denke, sie würde manchmal auch lieber mehr Zeit an einer Station verbringen. Die Kinder sind alle in etwa gleich alt, die laufen auch alle gut mit, aber für so einen Zwerg ist das natürlich auch schwer, den geliebten Baumstamm jetzt zu verlassen, um zum nächsten Ziel zu laufen.
Allerdings war das heute ausnahmsweise nicht der Auslöser fürs Nicht-Laufen-Wollen.
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An sich gebe ich euch ja recht, dass es eben Dinge gibt, die nur ihnen gehören und die sie auch verteidigen sollen, aber geht das immer? Ich bezweifel das. In unserem Fall ist es so, dass Finja aufgrund ihrer Körperstatur meistens das Nachsehen hat, wenn K. etwas haben will (sie ist halt einfach kräftiger und energischer). Ich wollte halt auch nicht, dass K. Finjas Stofftier nimmt und Finja dann weint, weil es ja ihres ist.
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Zum Trotzanfall im Allgemeinen. Kann man ja eigentlich nicht verhindern, wenn es soweit ist, dann kommt er eben. Gut ist es da einfach durchzuhalten. Das Kind dabei zu trösten, kann man versuchen, bringt aber meistens nichts. Denn in der Wut wollen die meisten keinen Trost. Aber gleich anschließend kann man sie trösten:-)
Die Sache mit den Stiften. Deine Tochter war halt wütend darüber, dass ihr auserwählter Stift nun nicht geht. Irgendwie verständlich - so ein doofer Stift aber auch:-)) Eine Alternative anzubieten, hätte wohl auch nichts gebracht? Kommt wahrscheinlich auch auf das Kind und die Situation an. Ich hätte sie aber nicht ins Zimmer geschickt, denn eigentlich ist es ja gut, dass sie ihre Gefühle zeigt. Klar schmeißen sollte sie die Sachen nicht, obwohl sie ja dabei nur ihre Aggressionen auslässt. Ich hätte mit meiner Kleinen gemeinsam auf den Stift geschimpft. Wenn sie geschmissen hätte, hätte ich ihr nach ihrem Wutanfall erklärt, dass man die Stifte nicht schmeißt und dass wir sie jetzt wieder zusammen einräumen müssen.
Beim Tragen ist meine Kleinen genauso. Sie liebt es von mir oder meinem Mann getragen zu werden, dabei kann sie sehr gut laufen:-) Ich erkläre ihr dann immer, dass ich nicht kann, weil sie mir zu schwer ist: Mama schafft das nicht sag ich. Irgendwie versteht sie das dann auch.
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