Anmerkund vorab: nein, ich möchte meine Tochter nicht in irgendeine Richtung drillen oder dressieren. Ich suche lediglich Ideen, mit welchen alltäglichen Gegenständen oder Vorgängen ich sie motivieren kann, sich in einer bestimmten Richtung zu versuchen
Ok, nun zum eigentlichen Problem: Wiebke (18,5 Monate) war ja von Anfang an ein Kind, das vor allem grobmotorisch interessiert war. Allerdings hat sie natürlich auch immer sprachliche und feinmotorische Fortschritte gemacht, wenngleich die auch nicht mit solcher Verbissenheit verfolgt wurden wie die Grobmotorik.
Intensiv hat sie sich mit Sprache und Feinmotorik im vergangenen Winter beschäftigt, als sie aufgrund der (nicht gleich erkannten) Rückenblockade im Laufen lernen gehindert war. Als wir dann im Frühjahr den Rücken in Ordnung bringen konnten hat sie beides erst mal eingestellt und sich ganz auf Laufen und Klettern verlegt.
Sprachlich kommt sie langsam weiter voran, mehr mit Gesten und Geräuschen als mit Worten, aber das wird sie schon so machen wie es ihr genehm ist. Im Feinmotorischen dagegen kristallisiert sich ein Problem heraus: Seit Wiebke wieder begonnen hat, sich für solche Themen zu interessieren, ist sie zunehmend gefrustet darüber, daß nicht alles so läuft wie sie es sich vorstellt.
Wenn sie versucht, Bauklötze zu stapeln oder Dinge in Öffnungen zu stecken, die relativ genau eingepaßt werden müssen, dann probiert sie es zwar, aber wenn es beim ersten oder maximal zweiten Mal nicht klappt, denn wird sie richtig wütend, schmeißt die Klötze etc. durch die Gegend und schreit sich ihren Frust von der Seele. Es kommt mir so vor, als findet sie den Einstieg nicht wieder, wie sie aus eigener Kraft solche Dinge üben kann.
Inzwischen ist es so "schlimm", daß sie bald gar nichts mehr üben/probieren mag, ohne gleich gefrustet aufzugeben. Sie hat die Lust verloren, mit der Gabel ihr Essen aufzuspießen (was sie immer unbedingt wollte), Bauklötze und Legosteine sind nur noch zum durch die Gegend Schmeißen gut, und auch das Steckpuzzel, das sie von meiner Oma geschenkt bekommen hat und das sie ständig zum Spielen anfordert wird einmal angekuckt, ein oder zwei Stücke wandern mit Glück noch in ihre Löcher, aber spätestens beim dritten Teil stellt sie auf Stur, weil es nicht von selbst richtig rum im Loch landet und Mama und Papa sich weigern, das Puzzel für Wiebke zu puzzeln.
Es ist nicht so, daß wir sie mit allem alleine lassen. Wenn sie mit etwas spielen will, dann sind wir dabei wenn sie das möchte, und spielen auch mit, wenn sie das möchte. Allerdings versuchen wir schon, sie zu motivieren, Dinge, die nicht gleich klappen, selbst noch mal zu versuchen, denn sie gibt inzwischen immer sofort auf wenn etwas nicht gleich so hinhaut wie sie es will (und nimmt eben einen kleinen Frustanfall, wenn wir es dann nicht sofort für sie tun). Selbst der Physiotherapeutin, bei der wir letzte Woche zur Nachkontrolle der grobmotorischen Entwicklung waren, ist das aufgefallen.
Was ich jetzt suche sind Spielideen, mit denen wir Wiebke begeistern können, auch selbst weiter mit der Feinmotorik herumzuprobieren. Das heißt nicht neues Spielzeug (wobei wir für geniale Spielzeugideen natürlich trotzdem immer aufgeschlossen sind, mein Mann und ich spielen doch so gerne :oops: ), sondern auch Ideen, wie ihr vielleicht die Kinder mit in den Haushalt und die täglichen Handgriffen einbindet (eine Weile wollte sie sich auch selbst anziehen, zumindest T-Shirt oder Pullover über den Kopf ziehen kann sie inzwischen auch, dann hat sie aber doch wieder die Lust verloren). Womit spielen Eure Kinder in dem Alter/der Entwicklungsphase am Liebsten (bzw. haben gespielt)?
Suchende Grüße, Stine (Spielkind) und Wiebke (Wildfang mit Hummeln im Hintern)
Kommentare
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Vergiß mal was sie alles schon konnte!
Überleg was sie schon gut kann und geh an diesen Ausgangspunkt zurück.
Die Devise ist das Kind da abholen wo es steht und nicht das Kind zu sich heran holen!
Das ist etwas was ihr immer im Kopf haben solltet!
Dann schau was sie jetzt noch kann feinmotorisch und fang da wieder an.
Loben loben loben.....aber auch nicht so das sie denkt "kann ich doch schon lange! Sind die jetzt doof?!" Bsp. nimmt schon seit 6 Monaten mit zwei Fingern ein Spielzeug auf und ihr lobt dafür. Es sollte schon eine etwas neuere aber alte Erungenschaft sein.
Zusätzlich würd ich mich fragen wann und warum dieses verhalten angefangen hat! Hat sich etwas verändert? Ist etwas mit anderen Kindern oder in der Kita passiert? Geh mal auf Ursachenforschung, denn immer gibt es einen Grund und es ist leicher zu fördern wenn man den grund kennt.
Ansonsten würde ich Euch Fühlstraßen ans Herz legen.
Nimmst einfach einen oder mehrere Kartons, schneidest ein Loch rein und legst was hinein was sie dann durch das Loch ertasten kann.
Das ist sehr schön und nützlich für die Kleinen ;-)
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Vielen Dank für die ausführliche Antwort!
Klar, ich will sie ja auch nicht mit was vergrätzen was zu schwer ist. Was ich suche sind ein paar Anregungen/Ideen für Angebote, die ich ihr machen kann, um damit etwas zu finden, was ihr Spaß macht. Und das fällt mir im Moment schwer weil ich eben den Eindruck habe, sie hat sich da unbemerkt in eine Ecke verrannt wo sie mit den eigenen Fähigkeiten auf dem Gebiet unzufrieden ist in einem Grad, in dem es ihr schwer fällt, da wieder rauszukommen. Wenn es nicht geht, dann ärgert sie das, und dann läßt sie es inzwischen eben liegen und wendet sich Dingen zu, die sie kann (Toben, Klettern, Bobby Car fahren, ...).
Ich habe ihr einen großen Malblock und Buntstifte hingelegt, ein paar Bilder für sie gemalt, und ihr vorgeschlagen, sie könne doch mitmalen. Sie hat ein bischen herumgekritzelt, hat sich geärgert, weil sie die Stifte nicht richtig in der Hand hatte und nur gelegentlich mal bunte Klekse aufs Papier gebracht hat, und wollte dann, das ich weiter male. Ich mal auch immer mal wieder was für sie, aber ich kann doch auch nicht den ganzen Tag malen wärend sie nur daneben sitzt und zukuckt, oder? Wenn sie nicht malen will ist ok, aber daß sie jetzt ständig das Malzeug rauskramt und dann verlangt, daß ich was für sie male, so war das eigentlich nicht gedacht ...
Mit Bauklötzen und Legos geht das so ähnlich ab. Sie holt sie raus, gießt den ganzen Eimer auf dem Teppich aus, versucht, ein paar Klötze zusammen- bzw. aufeinanderzusetzen, ärgert sich, daß es nicht geht, dann sollen wir ran, was bauen, und nach kurzer Zeit sucht sie sich was anderes (und wenn wir nicht bauen können oder wollen ärgert sie sich sowieso). Ich würde ihr so gerne das Gefühl geben, daß sie das auch alleine kann (denn das kann sie, sie hat am Wochenende gemalt, Bauklötze gestapelt etc., aber beim zweiten Versuch ging dann schon wieder alles husch husch, das ging natürlich schief, und dann kam der Frust wieder hoch), aber ich weiß nicht wie.
Ich hoffe eben, wir finden irgendwas, woran sie wirklich Spaß hat, so daß sie auch mit Freude mal ein bischen dabei bleibt und ausprobiert. Aber unser Spielzeugvorrat ist natürlich auch schon auf das ausgerichtet, was sie gerne tut, denn das Meiste kommt von den Omas und Opas, die sich natürlich daran orrientieren, was Wiebke grade gerne macht, und so haben wir einen riesigen Vorrat an Bilderbüchern, eine Menge Tobespielzeuge (Bobby Car etc.), aber wenig feinmotorisches wie Steckkasten etc. (da sagen die Omas dann plötzlich immer "ach, sie hat doch so viel Spielzeug mit dem sie schon so gerne spielt, mit sowas kann sie doch dann anderswo spielen" ... und am nächsten Tag schleppen sie das 3795. Bilderbuch an).
Wann es genau angefangen hat können wir beim besten Willen nicht mehr sagen. Es war eine schleichende Entwicklung in den letzten Monaten, eben ab der Zeit, ab der sie laufen konnte. Das ging ja von jetzt auf hier, den ganzen Winter über hatte sie Zeit für solche Dinge, da sie grobmotorisch ja nicht wirklich weiter kam, und als dann im März die Blockade im Rücken gefunden und gelöst war konnte sie im Prinzip von einem Tag auf den anderen frei Stehen und Laufen. Da sie das schon lange wollte (die ersten Aufsteh-Versuche hat sie im Oktober unternommen) hat sie natürlich ausgiebig von der neu gewonnenen Mobilität Gebrauch gemacht. Irgendwo in der Zeit danach ist die Feinmotorik dann auf der Strecke geblieben.
Und ab da können wir dann nur noch vage spekulieren, was Einfluß haben könnte: Wir haben sie zuhause immer ermutigt, neue Dinge auszuprobieren, beispielsweise als sie im Winter anfing, selbst mit der Gabel essen zu wollen oder sich selbst anziehen zu wollen. Die Tagesmutter kann aber sicherlich nicht so intensiv auf Wiebke eingehen, denn sie hat ja auch noch eine kleinere Tochter (jetzt 1 Jahr) und einen größeren Sohn (4,5 Jahre). Sie geht aber schon sehr auf Wiebke ein, im Garten z.B. wurde die Kleine in der Schaukel "geparkt" (und war glücklich, zu schaukeln und den Großen zuzusehen), der Große kann eh alleine spielen, und dann war sie ganz für Wiebke da als die anfing selbst auf die Rutsche zu klettern und zu rutschen (das kann sie z.B. schon lange ganz klasse, inkl. Leiter hochklettern und oben hinsetzen, aber grobmotorisch hatte sie schon immer viel mehr Interesse).
Leider ist Wiebke jetzt auch häufiger mal bei meinen Eltern, z.B. wenn die Betreuungsperson ausfällt (TaMu krank, Papa muß außer der Reihe freitags arbeiten, ich kann sie nicht rechtzeitig abholen) oder auch abends mal, bevor der Papa nach hause kommt damit ich wenigstens etwas Ordnung ins Haus bringen kann. Am Wochenende sehen wir uns eh ständig, da wir nebeneinander wohnen und einen gemeinsamen Garten haben. Und meine Eltern sind leider von der "vorsicht, Kind, Du tust Dir weh" und "komm her, Kind, das ist zu schwer, ich mach Dir das" Sorte. Wir versuchen zwar immer gegenzusteuern und sagen ihnen auch mindestens 5x die Woche, daß wir nicht möchten, daß sie so mit Wiebke umgehen und warum nicht, aber da reden wir komplett gegen die Wand. Aber ohne die Großeltern als Notnagel kann ich Kind und Fulltime-Job nicht unter einen Hut bringen, und aus ihrem Garten aussperren können wir sie erst recht nicht.
Tut mir leid, daß ich so ausschweifend geantwortet hab. Vielleicht mach ich ja mal wieder eine Mücke zum Elefanten, aber seit die Therapeutin mich letzte Woche drauf ansprach und meinte, wir sollten das Verhalten unbedingt beobachten und Wiebke auch in regelmäßigen Abständen noch mal von einer "Fachfrau" bekucken lassen geht mir das Thema nicht mehr aus dem Kopf und ich frage mich die ganze Zeit, was/ob wir was falsch gemacht haben und wie wir uns verhalten können, damit Wiebke auf Dauer aus der Frustfalle wieder rauskommt.
Grübelnde Grüße, Stine
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Und sonst würd ich nochmal schön eklig mich Rasierschaum matschen. Das ist zwar noch in Richtung Grobmotorik, aber letztlich fördert es die feinmotorische Aktivität.
Wie verständig ist sie denn schon? Kann man mit ihr Absprachen treffen? "Du hängst mit mir zusammen 5 Wäschestücke auf die Leine mit Wäscheklammern, vorher wird nicht getobt." z.B. und dann Belohnen....
Habt ihr vielelicht so eine Motorikschleife? Auch sehr beliebt.
Ihr könntet auch mal ihr Kinderzimmerfenster mit Seidenpapier und Kleister bekleben. In kleine Stücke reißen, einkleistern und ab an die Fenster.
Oder die Fenster mit Fingerfarbe bemalen......
Ach es gibt soviel.......nur nicht zu kompliziert denken Stine. Am besten ist aber wirklich du triffst auch Absprachen mit ihr und bist auch dementsprechend Konsequent.
Ich hoff das waren jetzt schon ein paar Anregungen die dir weiterhelfen ;-)
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Wie ist es denn mit Sandkasten? Da kann man doch beides ausleben...
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mein Freund und ich sind keine großen Spieler, ich habe unsere Kleine aber sobald sie sitzen konnte, in die Hausarbeit eingebundenen.
Das fing damit an, dass sie Wäsche, Eimer usw. betrachten und damit spielen konnte, und mittlerweile ist sie eine richtige kleine Hilfe. Besonders interessant ist Wäscheaufhängen und putzen (sie hat früh ihr eigenes kleinen Schwämmchen bekommen, weil sie ständig nach meinem griff).
Mir ist aufgefallen, dass gerade die Dinge, die Mama und Papa gehören, interessant sind, d.h. sie ist von der gleichen Sorte Teller, wie wir und mittlerweile auch mit Kuchengabeln.
Und wir hatten relativ früh einen Sack voll Lego (richtiges Lego für große Kinder) bekommen, die Figuren werden mit Mützen, Schuhen, Koffern usw. ausgestattet, hingesetzt, hingelegt usw.. Damit spielt sie mit Hingabe, ist allerdings nur etwas für Kinder, die sicher nichts in den Mund stecken...
Ansonsten, zum Thema "Fühlstraße": Ich lasse sie z.B. immer Päckchen, die wir bekommen auspacken und untersuchen (Begeisterungsschreie, wenn der Postbote kommt), und drücke ihr auch so immer alles (ungefährliche), was Mama und Papa gehört, in die Hand (z.B. Ikea-Kataloge).
Ich muß sagen, sie spielt weniger mit richtigem Spielzeug, als mit Haushaltsgegenständen (sie hat sogar ihre eigene echte alte Computer-Tastatur), kleinen Kopien unserer Gebrauchsgegenstände (Telefon, Kassettengerät, Besen) und solchen Sachen, die danach sowieso im Müll landen :roll: .
Liebe Grüße
Melanie
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Vielen Dank für Eure Tipps, da werd ich sicherlich was für uns finden . Wobei wir gestern recht plötzlich auch selbst was gefunden haben: Weintrauben und Johannisbeeren. Wiebke liebt jegliches Obst, wollte also auch Weintrauben und Johannisbeeren probieren, und plötzlich konnte sie wunderbar und mit viel Geduld die Beeren von den Strünken pulen, mit so viel Ausdauer herumfummeln bis etwas geht, das hat sie schon lange nicht mehr .
Es läuft doch immer wieder aufs selbe hinaus: Ich muß mein Kind blos mit was Eßbarem locken, schon ist sie bei der Sache .
Schöne Grüße aus dem viel zu heißen Norden, Stine mit Wiebke Nimmersatt