Habe einen sehr schönen Bericht gefunden....wollte Ihn Euch auch zeigen....ist etwas lang aber einfach sehr schön geschrieben...viel Spaß beim lesen!!
Das Wochenbett - gut vorbereitet den Zauber genießen
Von Viresha J. Bloemeke, freiberufliche Hebamme in Hamburg. Sie leitet auch Fortbildungen im Bereich Frauengesundheit, ist Autorin des Buches "Alles rund ums Wochenbett"/ Kösel Verlag und hat in Wien am 12. Oktober bei der Weledafortbildung über das Wochenbett referiert.
Bei meiner Arbeit als Hebamme in der Großstadt bemerke ich den Trend, dass viele Frauen in der Schwangerschaft damit beschäftigt sind, möglichst lange unbeeinträchtigt ihr bisheriges Leben aufrecht zu erhalten, sich eventuell sogar nur an einem Wochenende auf das große Ereignis der Geburt vorzubereiten und für die Zeit nach der Geburt hauptsächlich zu überlegen, wie und wann sie ihre berufliche Weiterentwicklung fortsetzen können. Sie leben in der Vorstellung, dass sie spätestens nach einer Woche wieder einigermaßen "fit" sein würden und ihr "normales Leben" aufnehmen könnten.
Bei der Geburtsvorbereitung ist es mir daher immer wichtiger geworden, die Zeit des Wochenbetts so plastisch (bei manchen Themen auch drastisch) wie möglich zu schildern und Ideen für eine wundervolle Zeit weiterzugeben, damit ich nicht immer wieder erleben muss, wie die neuen Familien in einem unbekannten Territorium landen und sich in der veränderten Lebenssituation nur mit Mühe zurechtfinden.
Vorbereitung auf das Wochenbett
Immer wenn eine große Veränderung im Leben stattfindet, gehört eine Phase der Integration des Neuen in das schon Bekannte dazu, damit sich Zufriedenheit und Glück darüber ausbreiten können und der Wandel vollständig wird. In unserer Zeit heute nehmen wir uns für das Ankommen und Orientieren zu wenig Zeit. Es muss immer möglichst schnell weiter gehen, als wäre nichts gewesen. Aber warum denn bloß solche Hetze bei einem so wichtigen Ereignis, das so grundlegend und langfristig das Leben verändern wird?
Nach bestandener Prüfung gibt es eine feierliche Ehrung, nach dem Umzug eine Einweihungsparty, nach der Hochzeit die Flitterwochen und nach der Geburt eines Kindes - das Wochenbett. Es verläuft in drei Entwicklungsphasen, die zu fortschreitender Bewältigung des neuen Lebensabschnittes führen: die ersten 10 Tage, die folgenden 5 - 7 Wochen und die weiteren Wochen, bis ca. ein Vierteljahr nach der Entbindung verstrichen ist! "So lange?" staunen da voller Unverständnis die meisten Paare.
Was passiert denn in der Zeit nach der Geburt?
Das Kennenlernen und Knüpfen eines lebenslangen Bandes mit einem neuen Menschen
Das Annehmen der vorläufigen, lebensnotwendigen Abhängigkeit des Kindes von der elterlichen Liebe, von Nahrung und Pflege rund um die Uhr
Die Verarbeitung und Integration des Geburtserlebnisses
Körperliche Umstellungs- und Heilungsprozesse der Frau
Erfahrungen mit der Milchbildung
Die Anpassung an die neue Familiensituation
Wenn die Frauen/Paare in der Geburtsvorbereitung oder bei individuellen Vorbesuchen ihrer Nachsorge-Hebamme auf diese Umstellungs- und Neufindungsprozesse vorbereitet werden, hat die Familie größere Chancen für einen guten Start.
Im folgenden zeige ich Ideen auf, mit denen Sie als Hebamme die Lust aufs Wochenbett bei Ihren Familien wecken können!
1. Das Knüpfen eines lebenslangen Bandes
Erzählen Sie von den erstaunlichen Fähigkeiten eines Neugeborenen, von seinen wachen Sinnen, dem wunderschönen Blick. Legen Sie Bilder aus oder lassen Sie eine frisch geborene Familie in den Geburtsvorbereitungskurs kommen.
Schildern Sie, wie unterschiedlich Frauen (und Männer) den Prozess des "Bonding", des sich Verliebens in ihr Kind, erleben, und dass frisch Verliebte ihren ungestörten Raum brauchen. Wenn auf dem Anrufbeantworter in der ersten Woche von "Baby-Flitterwochen" gesprochen wird, kommt niemand so schnell auf den Gedanken, einen überraschenden Besuch abzustatten. Diejenigen, mit denen die Eltern unbedingt gleich das Glück teilen wollen, können unmittelbar in den ersten zwei Tagen nach der Geburt, in denen noch Gefühle von Euphorie vorherrschen, das Neugeborene bewundern.
Sammeln Sie Beispiele, wie es Väter schaffen, eine regelmäßige Aufgabe mit dem Baby zu übernehmen, um nicht als drittes Rad am Wagen "im Regen" zu stehen: zeigen Sie ihm die Schmetterlingsmassage oder das Bad. Manche Väter machen nach ein paar Wochen immer nach der Arbeit oder ganz früh morgens einen Spaziergang mit dem Kind im Tragetuch oder Kinderwagen.
Geben Sie den Paaren schon in der Schwangerschaft die Möglichkeit, miteinander bei Entspannungsübungen und Massagen ihr Fähigkeiten zu steigern, sich mit Körpersprache, Gestik und Mimik zu verständigen, so wie es ihr Baby auch tun wird.
Fordern Sie die Paare auf, sich im Freundes- und Bekanntenkreis nach möglicher Unterstützung für eine ausreichend lange Ankunftszeit (mindestens(!) 14 Tage) oder nach einer professionellen Hilfe umzusehen, damit sie sich fürstlich verwöhnen lassen können mit Haushaltstätigkeiten, Einkäufen und Kochen, so dass all ihre Energie in Ihre neue Aufgabe fließen kann. Auf mittelalterlichen Bildern ist gut zu sehen, wie die Wöchnerin im Bette thronen durfte und wie sie von anderen Frauen mit besonderen Speisen und Ritualen versorgt wurde.
In Hamburg gibt es eine yogische Gemeinschaft, bei denen es Sitte ist, jeder neugeborenen Familie für 40 Tage (!) eine "Sevadar", eine dienende Frau, an die Seite zu stellen. Sie sorgt für stärkendes, bekömmliches Essen, immer einen Tee am Bett der Frau, macht den Haushalt, ist Ansprechpartnerin für die größeren Geschwisterkinder, dient im Hintergrund und schafft eine Atmosphäre, die für Mutter, Vater und Kind/er wie ein Fest in Erinnerung bleiben wird.
2. Das Annehmen der vorläufigen, lebensnotwendigen Abhängigkeit des Kindes von Liebe, Nahrung und Pflege rund um die Uhr
Für dieses Thema im Geburtsvorbereitungskurs ist es wieder am leichtesten, frischgebackene Eltern selbst erzählen zu lassen. Vielleicht bieten Sie ja auch eine Mutter-Kind-Gruppe oder Rückbildungsgruppe an und können die Schwangern dorthin einladen? So können sie hören, sehen, riechen - mit allen Sinnen wahrnehmen.
Wenn Sie sich dann bei Ihren Wochenbettbesuchen das Neugeborene ansehen, haben Sie mit Ihrer Art, das Baby zu berühren, mit ihm zu sprechen, es umzudrehen eine wichtige Vorbildfunktion. Zeigen Sie den Eltern dabei, dass das Kind sich in der runden Körperhaltung, die es in der Gebärmutter eingenommen hatte, am geborgensten und sichersten fühlt. Zeigen Sie, wie sie den Schreckreflex durch langsame Bewegungen, durch Hochnehmen über die Seite und durch das Umhüllen der Schultern und Arme verhindern können. Zeigen Sie Ihnen das Pucken, wenn das Einschlafen bei einem schreckhaften Baby zum Problem wird. Sprechen Sie über die verschiedenen Schlaf- und Traumphasen und dass das Kind mit dem Mund nicht nur Nahrung sucht sondern auch Trost und Halt und wie es das mit seiner Körpersprache ausdrückt.
Egal ob Sie mit der Nabelpflege, mit dem Abnehmen eines Stoffwechseltests oder mit der Pflege des Kindes beschäftigt sind, können Sie mit ihrer Haltung Respekt für die Signale und Bedürfnisse des Kindes ausdrücken und damit mehr bewirken, als mit einem Vortrag übers Handling oder über die Kompetenz des Neugeborenen.
Auch wenn Sie schneller mit Ihren professionellen Handgriffen die nötigen Informationen über das Befinden des Kindes einholen könnten, lassen Sie bald den Eltern den Vortritt im Aus- und Anziehen des Kindes und geben Sie Ihnen, wo immer Sie können, positive Rückmeldung über ihre Art, mit dem Baby umzugehen. Vermitteln Sie Verständnis für die vielen Fragen, auch wenn sie sich für Sie immer wiederholen, und für die ausführlichen Schilderungen des Babyalltages. Es ist für viele Eltern heute eine überwältigende Erfahrung, plötzlich so radikal ihre Unabhängigkeit verloren zu haben und sich mit so viel Hingabe einem Menschen zu widmen, für den fast alle eigenen Aktivitäten erst einmal aufgegeben wurden, über die vorher die Identität definiert war. Das ist nur mit Liebe möglich!
Liebe kann da wachsen, wo im Kontakt gegenseitige Bestätigung erfolgt. Ein zufriedenes Kind stärkt die elterliche Kompetenz und ihr Glück. Wenn ein Kind oft unzufrieden ist oder gar häufig untröstlich weint, geben Sie gerade diesen Eltern ihr ganzes Mitgefühl und Verständnis und suchen Sie mit Ihnen nach Möglichkeiten der Unterstützung für ihre Aufgabe als Eltern eines Kindes mit besonderen Bedürfnissen.
3. Die Verarbeitung und Integration des Geburtserlebnisses
In der Geburtsvorbereitungsgruppe ist das Thema Ängste vor der Geburt immer anwesend. Ob Sie es gesondert behandeln oder immer wieder dann, wenn etwas auftaucht, spielt keine Rolle. Wichtig ist, dass die Paare die Informationen bekommen, den Entbindungsort finden und die unterstützende Begleitung suchen, mit der sie sich mit ihren speziellen Ängsten am meisten aufgehoben und sicher fühlen. Groß geschrieben muss selbstverständlich der natürliche Geburtsverlauf im Konzept der Geburtsvorbereiterin sein. Dabei ist es eine besondere Aufgabe, keine Dogmen zu verbreiten und das Geschehen nicht zu verharmlosen, sondern die überwältigende Kraft deutlich zu machen. Eine Geburt ist immer eine Grenzerfahrung!
Von wilder, tierischer Körperlichkeit bis zu wundersam heiligen Schauern vereint die Geburt ein weites Spektrum von Gefühlen, das alle Beteiligten ergreift. Die steigende Spannung, das sich dehnende weit Werden und die Auflösung beim Höhepunkt findet nicht nur körperlich statt. Auch der werdende Vater wird emotional durch den Prozess des Spannungsaufbaus, der Öffnung und Entladung gehen und kann ganz schön "aus dem Konzept" geraten! Beide werden aus ihrer alltäglichen Begrenztheit herausgehoben und sind für eine Weile jenseits ihrer bisherigen Möglichkeiten. Das Erlebnis einer Geburt wird von manchen Menschen als höchste Ekstase empfunden und andere werden dabei von unerträglichen Gefühlen überschwemmt.
Was erleben Frauen an einer Geburt als traumhaft oder als traumatisch? Denjenigen, die Kraft und Vertrauen in ihren Körper und ihre Wahrnehmung erlebt haben, die menschlich einfühlsam begleitet wurden und die Entwicklungen während der Geburt nachvollziehen konnten, fällt es leicht, das Erlebte in ihr Leben zu integrieren, auch wenn der Verlauf schwierig war.
Tief erschüttert sind die, die das Gefühl hatten, der Ablauf und die Schmerzen seien gnadenlos über alle ihre "angezogenen Handbremsen", ihre Ängste und Fluchttendenzen hinweggerollt, die allein gelassen waren und schlecht betreut oder vielleicht sogar noch Erinnerungen an frühere Gewalt- oder Missbrauchserfahrungen wieder erlebten. Sie geraten in einen Schockzustand, der das Bewältigen der folgenden Aufgaben und die Freude am Kind blockieren kann.
Die erlebten Gefühle bestimmen sehr den Ablauf des Wochenbettes. Lassen Sie sich alles wieder und wieder erzählen, geben Sie Zeit, dass die Tränen laufen können, erklären Sie, was geburtshilflich unklar geblieben ist. Bei späteren Besuchen braucht eine immer noch traurige und bedrückte Frau Aufmunterung, ihrer ohnmächtigen Wut Ausdruck zu verleihen, wenn ihr von dem Geburtshilfe-Team Unrecht widerfahren ist, oder sie sich allein gelassen und ohne angemessene Unterstützung gefühlt hat. Menschliche Unachtsamkeit oder Launen von anderen als Gebärende zu erleben ist oftmals schwerwiegender als medizinische Eingriffe. Hinter ihren Tränen ist der Zorn darüber unsagbar groß! Bekommt er seinen Platz und Ausdruck, so stärkt er sie beim Verarbeiten des Erlebten und hat die Kraft, dass sie den Stolz über ihre Leistung als Frau wieder gewinnt!
Regen Sie auch Mutter und Vater an, bald für sich selbst oder an ihr Kind gerichtet einen lebendigen Erfahrungsbericht der Geburt aufzuschreiben, nicht nur die beeindruckenden Fakten sondern auch das innere Erleben. Selbst Stichworte helfen bei der Verarbeitung. Hilfreich ist auch, in den Bericht aufzunehmen, wie Mann und Frau sich gegenseitig erlebt haben beim Eltern Werden. Vielleicht haben sie gestaunt über eine Qualität des Seins des jeweils anderen, die sie so noch gar nicht kannten und haben dabei ein viel tieferes Verständnis füreinander entwickelt. Oder die Frau merkt beim Schreiben, dass sie so mit sich beschäftigt war bei der intensiven Wehenarbeit und nur den Kontakt zur Hebamme gesucht hat, dass sie gar nicht weiß, wie es ihrem Mann gegangen ist. Ob er müde wurde, weil er eifersüchtig war, sich völlig überfordert oder überflüssig gefühlt hat? Er kann so weit ins Abseits geraten sein, dass sie enttäuscht von ihm ist und nun seine Nähe vermisst.
Miteinander zu sprechen oder Geschriebenes voneinander zu lesen birgt die Erkenntnis, dass Enttäuschungen Liebeserklärungen sind und keine Vorwürfe, und dass Wünsche an den anderen keine Forderungen sind sondern Sehnsüchte. Rückzug kann Ausdruck verschiedener Gefühle sein und entspricht nicht unbedingt einer Ablehnung.
Wenn der Mann auf dem Rückzug ist, weil ihm noch etwas vom Geburtserlebnis zu schaffen macht und er sie damit aber nicht belasten will, so muss er für sich sorgen, indem er sich einmal richtig zurückzieht, während seine Frau in guten Händen ist. Spricht er mit einem Freund, flucht laut in seinem Auto als "Gummizelle", wo ihn niemand hört, verausgabt er sich in einem Dauerlauf oder bei seiner Sportart, bis er ins Schwitzen und Schnaufen gekommen ist und sich wieder freier fühlt, so steht er danach für seine Frau wieder mit ganzer Kraft zur Verfügung.
4. Körperliche Umstellungs- und Heilungsprozesse
Worauf müssen wir die Frau bezüglich ihrer körperlichen Prozesse im Wochenbett vorbereiten? In meinen Geburtsvorbereitungsgruppen habe ich für alle Bereiche des Wochenbettes, über die ich spreche, immer ein Symbol vor mir liegen, weil sich etwas Gesehenes, das vielleicht mit Humor oder Schönheit verknüpft ist, besser einprägt als ein Vortrag mit vielen Worten. Für den Bereich der Umstellungs- und Heilungsprozesse des Körpers habe ich einen kleinen Puppen- Morgenmantel dabei. Er soll darauf hinweisen, dass der Körper der Wöchnerin in einem Genesungszustand ist, besonderer Hüllen bedarf und eines Schonraumes, der sich auch für die Umwelt in ihrer Kleidung ausdrückt. Besonders in Familien mit schon größeren Geschwistern ist es besser zu verstehen, dass die Mutter noch nicht wieder voll im Einsatz ist, wenn sie mindestens eine Woche (oder so lange sie es sich wünscht!) als Signal nicht richtig angezogen ist, sondern im Nachthemd oder Morgenmantel bleibt.
Die Umstandskleidung ziehen die meisten Frauen nach der Geburt nicht gern wieder an, die früheren Kleidungsstücke passen aber auch oft noch nicht wieder. So rate ich nach der Morgenmantelphase zum Kauf von einigen anpassungsfähigen, weich umhüllenden (keine feste Einengung im Taillenbereich) neuen Stücken, damit auch darin der neue Zustand sich ausdrücken kann und kein Gewichtsstress gefördert wird.
Die werdenden Väter bekommen eine Bauchmassage gezeigt, die sie von ihren Frauen ausgeführt in der Geburtsvorbereitungsgruppe an sich selbst erfahren und dann im Wochenbett an sie weitergeben können. So wird der leere Bauch seelisch und körperlich gleichzeitig liebkost, die Gebärmutter und der Darm nebenbei angeregt und bewusst gemeinsam Abschied von der Schwangerschaft genommen.
In einer kleine Exkursion über das "Elementare" dieser Zeit widme ich mich dem Thema Matratzenschutz: Vermehrtes Schwitzen, Blut, Milchüberfluss der Brüste, Spucken des Kindes und seine vielleicht überlaufenden Windeln sind mehr als eine Belastung für das Ehebett. Alles ist im Fluss!
5. Erfahrungen mit der Milchbildung
Schon in der Schwangerschaft bereitet sich die Brust der Frau auf die Milchbildung vor und die gesteigerte Empfindlichkeit fordert eine Auseinandersetzung mit diesem bisher vor allem in der Sexualität erlebten weiblichen Organ. Jetzt ist die Zeit, Lust aufs Stillen zu wecken! Anleitung zu Massagen, Fotos von Stillenden aus aller "Frauen" Länder oder Einladungen Schwangerer in die Stillgruppe sind hier zu nennen.
Da der Busen der sensibelste und verletzlichste Körperteil einer frisch geborenen Mutter ist und nach der Geburt eine große Veränderung mit ihm geschieht, schlagen sich dort Anspannungen, verletzte Gefühle und Unausgesprochenes nieder. Deshalb ist es so wichtig, z.B. das Geburtserlebnis durchzusprechen, bis es ruhen kann. Die Brust - die Mama - bereitet sich darauf vor, ganz aus Fließen, Geben und Liebe zu bestehen. Das verlangt von der Frau, all ihr Glück und Weh in die Welt hinaus zu schicken, statt es in sich zu verschließen! Die Weichheit und Fülle ihres Gemüts drückt sich in ihrem Busen aus, jedoch Enge und Enttäuschung ebenso. Das Gefühl, als Frau versagt zu haben, als Resultat einer schwierigen Geburt, vom Partner enttäuscht zu sein, sich überwältigt gefühlt zu haben vom Wehenschmerz, all das sind schwer wiegende Erschütterungen, die sich beim Stillen fortsetzen können und da auch noch zu Hürden führen.
Richten Sie deshalb auch wieder ein paar Worte an den Mann: Bei dem Start mit dem Stillen braucht seine Frau ganz viel mütterliche Unterstützung. Alle Fürsorge, die die Mutter dem Kind geben möchte, braucht sie auch für sich von einer liebevollen Person. Weisen Sie auch hier wieder darauf hin, dass nur eine Organisation mit fürstlichem Verwöhnen mit Vier-Sterne-Qualität dem Wunder und Zauber Raum geben kann. Wenn eine Frau zusätzlich die standhafte Bewunderung ihres Mannes erfährt, der all ihren Wünschen und Nöten ein offenes Ohr bietet, wird die Milch reichlich fließen. Kann er ihr zu spüren geben, dass er glücklich darüber ist, dass sie die Mutter seines Kindes ist, gibt er ihr eine gute Basis für den Anfang mit dem Kind.
Die zu Großeltern gewordenen Eltern und Schwiegereltern haben alle ihre eigene Geschichte mit dem Stillen oder Nicht -stillen -können und sind meist überzeugt, hilfreiche Tipps beizusteuern. Leider entstehen dadurch oft Unsicherheiten, weil die Ratschläge früherer Generationen ganz andere waren, als sie heute möglich sind durch den großen Wissensschatz, der inzwischen auf dem Gebiet der Muttermilchernährung gesammelt wurde. Da müssen wir Hebammen oft den Rücken der Mutter stärken, die wohlgemeinten aber oft pessimistischen und kontraproduktiven Hinweise von sich fern zu halten. Von anderen gleichaltrigen Müttern gibt es heute eine andere Art Druck: Das Stillen wird so kämpferisch vertreten, dass eine Frau, die vielleicht nach langem Mühen sich zur Flaschennahrung durchgerungen hat, als Rabenmutter da steht.
Bei Stillschwierigkeiten und zusätzlich diesem Hagel von gegensätzlichen Behauptungen und Einstellungen ausgesetzt kann die Haltung der Hebamme natürlich großen Einfluss nehmen, wie die Mutter zu ihrer Art, das Kind zu nähren finden und ihre Liebe fließen lassen kann.
Kommen Sie zum Wochenbettbesuch mit unerschütterlichem Vertrauen in die Fähigkeiten der Frau, erspüren Sie die Konflikte und finden die rechten Worte oder haben Sie eine optimale Vorstellung und versuchen diese mit aller Überzeugungskraft durchzusetzen oder können Sie individuelle Lösungen für jede Mutter finden, wenn es Stillhindernisse gibt oder auch wenn z. B. mal eine Frau das Stillen von vornherein ablehnt?
6. Die Anpassung an die neue Familiensituation
In den Paargruppen während der Schwangerschaft ist es sehr spannend, den Austausch über die Vater- und Mutter-Idealvorstellungen der Männer und Frauen anzuregen. Legen Sie in einem Raum (oder in einer Ecke des Raumes) viele verschiedene Väterbilder aus: aus Illustrierten oder alten Fotobänden, Postkarten, Kunstkatalogen etc. ausgeschnitten. Die werdenden Väter suchen sich nun jeder zwei Bilder aus: Das eine symbolisiert ihr Vater-Ideal, das andere steht für die Eigenschaften, wie sie auf keinen Fall als Vater werden wollen. Wenn jeder seine Bilder ausgesucht hat, machen sie eine Gesprächsrunde und teilen sich gegenseitig mit, was sie in ihren ausgewählten Bildern sehen. Einer schreibt mit und sammelt alle angestrebten Eigenschaften der Väter-Ideale auf einem Blatt untereinander und alle abgelehnten Eigenschaften dieser Männerrunde ebenfalls. Die Frauen verfahren in einem separaten Raum/ Ecke des Raumes ebenso mit Mutterbildern. Hinterher tragen sie sich gegenseitig vor, was sie zusammengeschrieben haben.
Vielleicht werden Sie als Leiterin auch dabei entdecken, dass die Idealvorstellungen häufig um ein Leben mit schon etwas älteren Kindern kreisen und dass die Situation, mit der sie ins Eltern-Sein starten, dabei übersprungen wird. Das ist eine gute Überleitung zur Schilderung des Lebens mit einem Neugeborenen, das die Eltern ja zunächst einmal in den alten Rollen landen lässt. Natürlich haben wir heute die Möglichkeit, uns auch wieder in andere Rollen hinein zu entwickeln, aber der Start ist noch sehr durch die biologischen Vorgänge bestimmt.
Die Nachwirkungen der Geburt, das Stillen und Versorgen eines Neugeborenen bewirken eine große Sanftheit aller Sinne bei der Frau. Der Mann rückt hingegen bald etwas weiter ab, als müsste er wie im Tierreich die Sinne wieder schärfen und nach außen richten, um seine Familie vor Angreifern zu schützen und Nahrung herbei zu schaffen. Zum Glück kann er als Mensch, wenn er will, immer wieder zurück zur Sanftheit von Frau und Kind und darin "baden", nachdem er draußen nach dem Rechten geschaut hat. Er bildet einen Schutzwall um Frau und Kind, kann aber auch nach Hause in den Mittelpunkt kommen. Dabei ist es eine Kunst, zwischen dem Öffnen für Frau und Kind und dem Festerwerden für die Welt draußen hin und her zu wechseln und nicht so schnell wieder in die Begrenztheit des Alltags zurückzufallen. Leicht kann ihm dabei die Verbindung zu Frau und Kind verloren gehen und er fühlt sich ausgeschlossen.
Mit seinem Kind auf dem Arm, oder wenn er sich Zeit lässt, Frau und Kind zuzuschauen, kann er am leichtesten wieder schmelzen und dazu gehören.
Aus dem Liebespaar ist ein Elternpaar geworden mit einem ganz veränderten Leben, einer ganz anderen Beziehung. Bis sie wieder ihre Zweisamkeit und eine gelebte Sexualität aufnehmen können, wird eine ganze Strecke Zeit vergehen, in der sie im Gespräch über ihre Wünsche, Sehnsüchte und Unzufriedenheiten bleiben müssen, um sich nicht aus den Augen zu verlieren. Klare "Verträge" oder Verabredungen über die Verteilung der Aufgaben bis zu welchem Zeitpunkt sind eine hilfreiche Anregung. Sie müssen immer wieder überarbeitet und verändert werden, wenn Unzufriedenheit und gegenseitige Vorwürfe auftauchen.
Die größeren Geschwister sind - mit mehr oder weniger innerem Aufruhr - auch dabei, einen neuen Platz in der Familienordnung zu suchen und einzunehmen. Im Laufe der Zeit werden Sie als Hebamme bei ihren Nachsorgen viele Beispiele gesammelt haben, wie die Eltern den Übergang für ihre Großen zu erleichtern versuchen, und können anderen davon erzählen und auch selbst bei ihren Besuchen der Familie die Geschwister mit einbeziehen oder ihnen kleine wichtige Aufgaben anbieten.
Sammeln Sie weiter Ideen, machen Sie sich bewusst, wie wichtig der Start als Eltern, wie wichtig der Lebensanfang eines Menschen ist, holen Sie das Wochenbett aus dem Stiefkind-Zustand hervor und regen Sie die Familien, die Sie betreuen an, es zu einer unvergesslichen Zeit in ihrem Leben werden zu lassen, die ihre Verbindung festigt!!
Tipps und Tricks fürs Wochenbett
Eveline Gritsch
Bach-Blüten im Wochenbett
Die Anwendungsmöglichkeiten von Bach-Blüten im Wochenbett sind sehr vielfältig, hier einige Beispiele wo diese Blütenessenzen sehr hilfreich sein können
(..........mußte ich löschen)
Echinacea bei entzündlichen Vorgängen im Wochenbett
Echinacea eignet sich hervorragend bei allen entzündlichen Prozessen, und wurde deshalb auch schon als Antibiotikum der Pflanzenheilkunde bezeichnet. Echinacea stärkt das Immunsystem und fördert die Selbstheilungskräfte des Körpers. Bei Mastitis oder entzündeten Nähten, aber auch bei beginnender Wochenbettinfektion ist es ein gutes Mittel, welches auch unterstützend zu einer medikamentösen Therapie angewandt werden kann. Die Anwendung in Form von homöopathischen Globuli, sollten allerdings nur von homöopathisch gebildeten Hebammen eingesetzt werden.
Sitzbäder oder Spülungen nach Dammverletzung
Eine gute Möglichkeit Entzündungen vorzubeugen, bietet uns die Anwendung von Eichenrinde. Eichenrinde wirkt zusammenziehend und entzündungshemmend, und kann so rasch Erleichterung bei Dammverletzungen herbeiführen. Anwendung: 1x tägl. ein Sitzbad oder eine Spülung, wobei man dem Wasser etwas Eichenrindenextrakt beifügt, es sollte darauf geachtet werden, dass das Wasser eher kühl bis lauwarm ist. Aus dem Bereich der Aromatherapie eignen sich folgende ätherischen Öle für ein Sitzbad: Lavendel(desinfizierend),Schafgarbe(zusammenziehend, wundheilend) und Rosengeranie(unterstützt die Neubildung des Gewebes). 1 - 2 Tropfen dieser ätherischen Öle einem Becher Meersalz beimengen und dies ins Wasser geben. Auch Kompressen getränkt mit Johanniskrautöl sind sehr sinnvoll und beschleunigen die Wundheilung.
Postpartale Depression
In den meisten Fällen ist wahrscheinlich das Stillen die beste Möglichkeit einer Wochenbettdepression entgegenzuwirken. Durch Stillen wird der Endorphinspiegel erhöht, und so das hormonelle Gleichgewicht wieder schneller hergestellt. Aus dem Bereich der Pflanzenheilkunde ist Johanniskraut und Melisse zu erwähnen, beide enthalten Inhaltsstoffe, die stimmungsaufhellend und ausgleichend auf die Psyche wirken. Anwendung: In Form eines Tees, 2-3 Tassen täglich. Eine andere Möglichkeit besteht in einer Körpermassage mit folgenden ätherischen Ölen: In 50ml Johanniskrautöl gibt man 3Tr.Bergamotte,2Tr.Schafgarbe,1Tr.Rose und 3Tr.Lavendel. Diese ätherischen Öle können auch in der Duftlampe gegeben werden. Für diejenigen , die vertraut sind mit der chinesischen Ohrkugelmethode, sehr gute Erfahrungen habe ich mit dem Kleben der Punkte: Endokrinum, Shenmen und Milz gemacht.
Zu wenig Lochien oder Lochialstau
Gute Hilfe leistet hier die Pflanze Frauenmantel, die man auch zu den sog. "Frauenkräutern" zählt, sowie Hirtentäscheltee. Frauenmanteltee ist hormonell regulierend und wirkt sich so wie Hirtentäscheltee sehr positiv auf die Rückbildung aus. Aus dem Bereich der Aromakunde: 50ml Mandelöl mit 3Tr. Zimt, 3Tr.Nelke, 3Tr. Ingwer und 3Tr. Eisenkraut vermengen und 1-2x täglich den Fundus und Unterbauch damit massieren.
Verstärkte Blutung im Wochenbett
Auch hier empfiehlt sich wieder der bereits bekannte Frauenmanteltee, wegen seiner hormonell ausgleichenden Wirkung, zusätzlich leistet hier die Schafgarbe wegen ihrer stark zusammenziehenden Wirkung sehr gute Dienste. Eine Mischung aus diesen beiden Tees mehrmals täglich getrunken, kann rasch eine Besserung bewirken. Aromakunde: Die ätherischen Öle Zitrone und Zypresse sowie Lavendel können in Form von kühlen Kompressen angewendet werden. Homöopathisch ist Arnica zu empfehlen.
Wöchnerinnen - Kraftsuppe!
Zuletzt möchte ich noch darauf hinweisen, wie wichtig eine gesunde und energiereiche Ernährung im Wochenbett ist. Die Chinesen haben hier ein hervorragendes Rezept, in Form einer Suppe, welche jede Frau im Wochenbett erhält. Ein frisches Huhn wird hierfür zusammen mit Petersilie und Karotten in 2-3 Liter Wasser gekocht. Wichtig ist hier die lange Kochzeit von 3-4 Stunden (durch langes Kochen der Nahrungsmittel wird dem Körper mehr Energie zugeführt). In China erhält die Frau diese Suppe oft schon kurz nach der Geburt. Die Wirkung beruht auf der chinesischen Lehre, demnach Hühnerfleisch als thermisch warm gilt, thermisch warme Nahrungsmittel führen dem Körper Energie zu, tonisieren das Qi und lösen Blutstagnationen. Diese Suppe soll in der ersten Woche 2-3x täglich getrunken werden, und ist auch in der Stillzeit sehr zu empfehlen.
Postpartale Depression
Dr. Claudia M. Klier, Universitätsklinik für Psychiatrie, Wien
Nach der Geburt werden Frauen mit einer Reihe von Anforderungen konfrontiert - Erschöpfung, Stillen, Schlaflosigkeit, Wiederherstellung der normalen Körperfigur, Verringerung der Libido und Wegfall sozialer Beziehungen. Vor dem Hintergrund dieser innerhalb nur kurzer Zeit stattfindenden biologischen, sozialen und emotionalen Veränderungen ist es nicht überraschend, dass im Wochenbett eine ganze Reihe verschiedener psychiatrischer Störungen auftreten können. Bisher hat man drei postpartale Störungen unterschieden: Heultage ("the maternity blues"), postpartale Depression und Wochenbettpsychose. Der wichtigste Forscher auf diesem Gebiet, Prof. Brockington meint, dass dies eine grobe Vereinfachung darstellt und man die vielen postpartalen Störungen in vier Gruppen einteilen sollte:
Art der Erkrankung Häufigkeit
Psychosen
1-2 Frauen von 1000
Mutter-Kind-Beziehungsstörungen
10 Frauen von 1000
Angst, Zwangsvorstellungen und Stressreaktionen:
unbekannt
Depression
100 Frauen von 1000
Die Häufigkeit der nachgeburtlichen Depression liegt in internationalen Studien bei 10-15%, bei jugendlichen Mädchen sogar bei bis zu 26% und stellt somit die häufigste Erkrankung nach der Geburt dar.
Der Depressionsschweregrad variiert bei den postpartal untersuchten Frauen von milden bis zu schweren Depressionen, 10% verlaufen schwer und einige dieser Frauen müssen stationär behandelt werden. Hier wäre die gemeinsame Aufnahme mit dem Säugling die optimale Behandlungsform, die in Österreich nur in Einzelfällen zur Anwendung kommt.
Das hohe Ausmaß an Behinderung im sozialen und beruflichen Kontext ist ein Kennzeichen der depressive Erkrankung. In einer kürzlich von der WHO in Auftrag gegebenen Studie ist die Depression für das Jahr 1990 weltweit (also auch für die Entwicklungsländer) die Erkrankung Nummer 1, die für Dauer von Erkrankung und Behinderung im Alltag verantwortlich ist.
Die Depression wird allgemein unterdiagnostiziert, für die postpartale Depression gilt dies besonders, denn hier spielen das Stigma einer psychischen Erkrankung und Normvorstellungen (eine Mutter hat glücklich zu sein) zusätzlich eine Rolle. Die Beschwerden der erkrankten Frauen werden weder von den Frauen selbst, noch im Familien- und Freundeskreis als Krankheitssymptome erkannt. Sogar den behandelnden Ärzten bleibt das Vorliegen der Erkrankung oft verborgen.
In vielen Fällen präsentieren diese Frauen ihre körperlichen Beschwerden, jedoch nur selten ungefragt ihre emotionelle Stimmungslage, oder sie sind sich ihrer Depressivität gar nicht bewusst. Wie eine Untersuchung in Neuseeland zeigte, erkannten nur 6 % der Frauen ihre Symptome als depressive. Eine dringend indizierte Behandlung der depressiven Erkrankung erfolgt deshalb in den meisten Fällen nicht.
Darüber hinaus kann die affektive und kognitive Entwicklung des Säuglings durch die mütterliche Depression negativ beeinflusst werden. Kinder depressiver Mütter zeigen auch im Schul- und Jugendalter häufiger psychopathologischen Auffälligkeiten.
Behandlungsdefizite sind enorm
Weniger als ein Drittel von Frauen mit postpartum Depression suchen professionelle Hilfe auf und nur die Hälfte der betroffenen Frauen sprechen überhaupt mit einer anderen Person über ihren Zustand. Die Symptomatik unterscheidet sich nicht grundlegend von einer Depression zu jedem anderen Zeitpunkt, außer dass Symptome auftreten, die auf das Baby bezogen sind. Die betroffenen Frauen können unter der Angst leiden, das Baby zu verletzen oder es nicht gut genug zu versorgen, oder genau im Gegenteil kann es am Interesse am Baby mangeln. Die Angst dem Baby etwas anzutun ist häufig und steigert sich manchmal zu Zwangsgedanken unter denen die depressiven Mütter enorm leiden. Auch das Mitteilen dieser Ängste, was eine Entlastung bringen könnte, ist den meisten Frauen nicht möglich. Auf der andern Seite kann auch das kindliche Verhalten wie Irritabilität oder motorische Entwicklungsverzögerung das Risiko für eine postpartale Depression erhöhen. Diese kindlichen Faktoren waren in einem Hochrisikosample zu 34% an der Entstehung der postpartalen Depression beteiligt.
Früherkennung versus Prävention
In Österreich sind jährlich ca. 10.000 Mütter von psychischer Erkrankung in Zusammenhang mit Schwangerschaft und Geburt betroffen. Deshalb sind Früherkennung und Vorbeugung postpartal auftretender psychischer Erkrankungen vorrangige Ziele der perinatalen Psychiatrie, einem neuen multidisziplinäres Fachgebiet. Da es klare Risikofaktoren und einen zeitlich begrenzten Rahmen für das Auftreten der postpartalen Erkrankungen gibt, wurden bereits ca. 20 Präventionsmodelle auf die Nützlichkeit in der Senkung der Erkrankungsrate untersucht. Leider sind die Ergebnisse dieser Untersuchungen nicht ermutigend, sodass zur Zeit die Früherkennung (sekundäre Prävention) und dann Behandlung der einzige Weg ist, diesen Erkrankungen zu begegnen und sowohl für die Mütter als auch für die Kinder die negativen Auswirkungen gering zu halten.
Die Rolle der Hebammen
Ein vielversprechendes Projekt mit der Einbindung von Hebammen sowohl in der Früherkennung von psychischen Problemen in der Schwangerschaft als auch von Risikofaktoren für eine nachgeburtliche Depression und einer speziellen Hebammenbetreuung, sowie Psychotherapie und Sozialarbeit wird in Kürze in Wiener Gemeindespitälern starten. Dies ist ein wichtiger Schritt zur einem ganzheitlichen psychosoziales Betreuungsprogramm, das mit dem Erstkontakt mit dem geburtshilflichen Team beginnt und erst einige Monate nach der Geburt endet.
Psychotherapie oder Psychopharmaka?
Das Angebot von nicht-psychopharmakologischen Behandlungsmöglichkeiten ist nötig, um einen größeren Teil der Frauen, die an einer postpartalen Erkrankung leiden, für eine Behandlung zu gewinnen. Obwohl die Gabe von Antidepressiva beim Stillen inzwischen mit gewissen Vorsichtsmassnahmen als risikoarm eingestuft wird und eine bis zu 80% effektive Behandlungsform ist, sind sowohl Ärzte als auch Frauen der medikamentösen Behandlung gegenüber oft negativ eingestellt. Im Rahmen einer EU-Studie zur postpartalen Depression durchgeführten qualitativen Untersuchung zeigte sich, dass Frauen eine psychologische Behandlung im Falle einer solchen Depression bevorzugen. Dieses Projekt läuft seit 1998 an der Universitätsklinik für Psychiatrie (von der EU und dem Wissenschaftsministerium unterstützt), wird von der Autorin geleitet und untersucht Aspekte des Gesundheitssystems, psychosoziale Risikofaktoren und Auswirkungen auf die kindliche Entwicklung.
Psychotherapie als Behandlungsmethode
Vor allem Probleme im psychosozialen und interpersonellen Bereich, und hier besonders in der Partnerschaft, sind hochsignifikante Risikofaktoren für die postpartum Depression, die durch psychotherapeutische Behandlung effizient beeinflusst werden können.
Als psychotherapeutische Verfahren wurden verschiedenste Ansätze beschrieben und kontrollierte Studien durchgeführt wie mit der Interpersonellen Psychotherapie, sowie der Therapie nach Rogers. Cooper, 1997 zeigte in einer Untersuchung, dass so unterschiedliche Methoden wie psychodynamische Kurztherapien (Stern) und verhaltenstherapeutische Ansätze nicht nur die Depression der Mutter schnell und erfolgreich behandeln, sondern auch die kindliche Entwicklung positiv beeinflussen. Depressive Mütter, die hingegen in einer Standardbehandlung im Gesundheitssystem behandelt wurden, remittierten viel später, als die spezifisch psychotherapeutisch behandelten Frauen und ihre Kinder zeigten häufiger eine unsichere Bindung.
Literatur:
Klier CM, Demal U, Katschnig H (eds). Mutterglück - Mutterleid. Diagnose und Therapie der postpartalen Depression. Facultas Verlag, Wien 2001
© Österreichische Hebammenzeitung
Letzte Aktualisierung: 18.06.04 15:07
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