Das erste "Vorzeichen" für die bevorstehende Geburt gab es am Freitag Morgen. Ich hatte einen Termin zur Vorsorgeuntersuchung im Geburtshaus und Johanna - eine der Hebis - meinte so im Vorbeigehen, dass mein Bauch ja ganz schön nach unten gerutscht wäre und es bestimmt bald losgehen würde. Sie hätte am Wochenende Dienst und wir würden uns dann ja vielleicht wieder sehen... ;-)
Die Vorsorgeuntersuchung war soweit recht unspektakulär. Es wurde zum ersten mal ein CTG gemacht, aber der kleine Wutz hat nur geschlafen und von Wehen war auch weit und breit keine Spur. Mir selber ging es - bis auf einen recht eigenartigen Muskelkater im ganzen Körper und leicht erhöhten Blutdruck - auch gut.
Nach der VU habe ich Sarah vom Kindergarten abgeholt. Nachdem wir beide recht erledigt waren, haben wir uns zum Mittagsschlaf hingelegt. Ich konnte allerdings nicht so recht in den Schlaf finden, da ich immer wieder mal ein Ziehen im Unterleib gespürt habe. Ich bin deswegen wieder aufgestanden und ein bischen herumgelaufen und habe mein Becken kreisen lassen.
Nach dem Mittagsschlaf sind wir dann zu meiner Oma zum Mittagessen gegangen. Dieses Ziehen im Unterleib hatte ich immer noch, so dass ich langsam das Gefühl hatte, dass es wirklich Ernst werden könnte. Von regelmäßigen Wehen aber noch keine Spur, es hat sich eher angefühlt wie Regelschmerzen.
Als wir gegen halb 3 wieder zu Hause waren musste ich auf die Toilette - und plötzlich hatte ich einen Teil des Schleimpropfes auf dem Papier! Es sollte also wohl wirklich losgehen!
Ich habe dann Johanna angerufen und über den Stand der Dinge informiert. Nachdem ich noch keine regelmäßigen Wehen hatte haben wir vereinbart, dass sie so gegen 16 Uhr einfach mal vorbeikommt und nach mir sieht.
Kurz darauf hat meine Mutter Sarah abgeholt. Sarah war sehr lieb und verständnisvoll und hat sich sofort bereit erklärt, bei meinen Eltern zu übernachten. Außerdem habe ich meinen Mann Stephan auf der Arbeit angerufen und darum gebeten, dass er sich langsam auf den Weg machen soll...
Kurz nach 16 Uhr war Johanna dann hier. Die Wehen waren immer noch unregelmäßig und nach meinem Empfinden auch recht kurz - sobald ich mich etwas nach vorne gebeugt und mein Becken bewegt habe, waren sie wieder weg. Johanna hat nochmal die Herztöne kontrolliert, die waren top; der Kopf des Kleinen lag auch schon ganz tief im Becken. Zur Sicherheit habe ich Johanna dann noch gebeten, nach dem Mumu zu gucken. Befund: fingerdurchlässig...lt. Johanna war alles so, "wie eine Geburt eben losgeht". Wir haben dann ausgemacht dass ich sie einfach anrufe, wenn die Wehen regelmäßiger bzw. stärker werden.
Stephan ist kurz vor 17 Uhr nach Hause gekommen. Wir haben dann noch gemütlich zusammen Abend gegessen und so langsam konnte ich bei den Wehen doch ein gewisses Muster erkennen. Gegen 18 Uhr habe ich damit begonnen, die Zeiten mal aufzuschreiben und siehe da - gut alle 5 Minuten eine schöne Wehe, die ich aber locker veratmen konnte. Nach meinem Empfinden also noch kein Grund zur Panik...
Um kurz vor halb sieben habe ich Johanna darüber informiert, dass die Wehen jetzt regelmäßig alle 5 Minuten kommen und wir haben vereinbart, uns um 19 Uhr im Geburtshaus zu treffen.
Um 18.50 Uhr sind wir dann von zu Hause aufgebrochen. Es war alles noch absolut im grünen Bereich, weiterhin alle 5 Minuten Wehen, bei denen ich kurz stehenbleiben musste, aber ansonsten fühlte ich mich noch absolut locker.
Tja...und dann kam die Autofahrt...
Schon nach den ersten paar Metern war mir das Sitzen im Auto total unangenehm, weil die Rückenlehne etwas nach hinten geneigt war. Ich wollte mich allerdings nicht mehr abschnallen und den Sitz groß rumruckeln, irgendwie war mir plötzlich jede Bewegung zuviel.
Der wahre Höllenritt sollte dann schon kurz darauf folgen: Mein Mann hat leider ein Auto mit einer sehr SEHR harten Federung und bei jedem kleinsten Hubbel im Straßenbelag hatte ich das Gefühl, das Baby springt auf meinem Muttermund Trampolin. Aufgrund der blöden Sitzposition konnte ich die Wehen auch schlecht veratmen und ich habe wirklich jeden Meter dieser Fahrt verflucht. Ich habe auch gespürt, wie das Baby immer tiefer ins Becken rutscht und war heilfroh, dass wir nur ein paar Minuten Wegzeit ins Geburtshaus hatten.
Wir haben dann direkt vor dem Geburtshaus geparkt und mein Mann ist gleich reingerannt um Johanna zu holen weil die Wehen inzwischen nur noch unerträglich waren. Ich war mir sicher, dass das Baby jeden Moment rausrutscht und wollte nur noch aus diesem verdammten Auto raus.
Ich habe mich dann irgendwie aus der Tür gehangelt und als ich da so hilflos und halb aufrecht zwischen Beifahrertür und -rahmen hing gab es einen riesigen Platsch und die Fruchtblase war geplatzt.
Johanna hat nur kurz aus der Tür geguckt und ganz geistesgegenwärtig Micha alarmiert, denn Mann der Geburtshaus-Leiterin. Der hat mich dann zusammen mit meinem Mann irgendwie ins Geburtshaus geschleppt, so richtig hab ich das gar nicht wahrgenommen weil ich so von den Wehen durchgeschüttelt wurde.
Im Gebärzimmer habe ich mich dann auch nur noch gegen das Bett geschmissen und mich nach vorne gebeugt um diesem unglaublichen Druck nach unten wenigstens halbwegs entkommen zu können.
So halb habe ich noch mitbekommen, wie Johanna schleunigst irgendwelche Unterlagen, Matten und sonstige Gegenstände herschafft hat. Mein armer GöGa stand glaub ich nur hilflos herum und wusste gar nicht, wie ihm geschieht...
Irgendwie haben wir es dann sogar geschafft, meine pitschnassen Hosen und meine Jacke auszuziehen. Ich war so froh, dieses Zeug endlich loszuhaben und wollte mich dann nur noch hinknien.
Johanna hat dann schnell einen Pezzi-Ball hergeschafft. Ich habe mich davor gekniet und meinen Oberkörper darauf abgestützt, so wie ich es auch bei der Geburt von Sarah gemacht habe. Einerseits gab mir diese Position eine gewisse Erleichterung, andererseits hatte ich nun endgültig Wehen, die ich nur als "Urgewalt" beschreiben kann. . Irgendwie war das ein Wahnsinns-Gefühl - ich hatte meinen Körper überhaupt nicht mehr unter Kontrolle, ich musste einfach alles geschehen lassen. Das einzige was ich noch tun konnte war zu brüllen wie am Spieß, nicht wegen der Schmerzen, sondern nur, um diesen Wahnsinns-Druck loszuwerden
Es hat dann vielleicht noch 4 oder 5 Wehen gebraucht, um das Baby endgültig auf die Welt zu bringen und um 19.10 Uhr, also 20 Minuten nach unserer Abfahrt von zu Hause, war unser Sebastian dann schon bei uns. :laola02:
Johanna hat gleich kontrolliert (ich glaube an der Nabelschnur), wie es dem Baby geht und konnte vermelden, dass auf den ersten Blick alles in Ordnung ist.
Nachdem der Kleine draußen und offensichtlich fit war musste ich erst mal ein paar Atemzüge Luft holen, weil ich noch ganz benebelt und überrumpelt war. Vor einer halben Stunde war ich noch daheim in der Küche und ich konnte noch gar nicht begreifen, dass nun schon alles vorbei sein sollte...
Wir sind dann vorsichtig aufgestanden und haben uns auf's Bett gelegt und dort konnte ich meinen kleinen Schatz zum ersten mal bewundern...ein unbeschreibliches Gefühl...
Es hat dann gar nicht lange gedauert bis Sebastian sich auf die Suche nach der Brust begeben hat. Nachdem das Stillen bei Sarah ja leider nicht geklappt hat und ich über 1 Jahr abgepumpt hatte war ich unendlich froh, dass der Kleine von sich aus den ersten Schritt gemacht hat. Nach ein paar Versuchen konnten wir ihn dann auch wirklich schon anlegen und ich hätte heulen können vor Freude!
Johanna hat sich dann erst mal zurückgezogen und den Papierkram erledigt und wir konnten so unser erstes Glück ganz ungestört genießen.
Nachdem die Nabelschnur ganz auspulsiert war hat und die Plazenta nicht so recht von alleine kommen wollte hat Johanna ganz vorsichtig nachgeholfen und mit einem Schwupps war dieses Thema dann gottseidank auch erledigt.
Auch beim Damm-Schutz hat sie ganze Arbeit geleistet. Ich hatte in dieser Schwangerschaft keine Damm-Massagen gemacht weil ich positionstechnisch einfach nicht damit klargekommen bin und obwohl die Geburt so unglaublich schnell ging und das Gewebe gar keine Zeit hatte, sich langsam aufzudehnen, bin ich keinen mm gerissen - einfach super!
Nachdem Sebastian seine erste kleine Mahlzeit beendet hatte und wir noch ausgiebig gekuschelt haben, stand dann noch die U1 auf dem Programm. Johanna hat festgestellt, dass das Zungenbändchen irgendwie zu lange angewachsen ist und hat dann gleich an Ort und Stelle ein kleines Stück durchgeschnitten. Sebastian war aber ganz tapfer und hat nur mal kurz gemeckert.
Beim der Untersuchung war außerdem die Atmung etwas auffällig. Man konnte immer ein ganz leises Rasseln hören und beim Atmen hat er auch die Lungen immer ein kleines bischen eingezogen. Ansonsten war er aber ganz lebhaft und richtig schön rosig-rot. Johanna meinte, das wäre wohl eine kleine Anpassungsstörung aufgrund der schnellen Geburt und kein akuter Anlass zur Sorge; sie würde aber heute nacht nochmal bei uns vorbeikommen und in abhören. Außerdem war Micha so nett, nochmal zu kommen und bei Sebastian eine Reflexzonenmassage zu machen (er ist Physiotherapeut und auf diesem Gebiet ein absolutes Genie...).
Kurz nach Mitternacht waren wir dann wieder zu Hause und seitdem genießen wir unser Glück zu Viert!
Kommentare
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Ja bei einer schnellen Geburt kommt der Kopf einfach nicht mit..gerade hat man noch irgendwas erledigt und plötzlich ist man mitten in den Presswehen..
Eine tolle Kennenlernzeit für euch!
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das habt ihr toll gemacht...und schnell :applause:
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Herzlichen Glückwunsch und alles Liebe!
Lernt Euch schön kennen und bekuschelt Euch.
Was sagt die Schwester zum Brüderchen?
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PS: Schöner Name - den hätte ich mir auch vorstellen können ;-)
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eine tolle Zeit wünsche ich euch,und das es mit dem Stillen weiter so gut klappt.
Dem Kleinen wünsche ich einen guten Start.
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Da hatte er sich auch gerade ordentlich den Bauch vollgeschlagen :hmmmm: :biggrin:
@ all: Danke für die ganzen lieben Glückwünsche! Und Sarah ist ganz vernarrt in ihren kleinen Bruder! Allerdings habe ich auch das Gefühl, dass sie im Moment besonders viel Aufmerksamkeit von uns fordert, die letzten Tage waren in dieser Hinsicht jedenfalls ganz schön anstrengend :groggy: Aber das kriegen wir hin, es dauert eben einfach etwas, bis sich das alles eingespielt hat...
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...ein süßer kleiner Kerl!
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Schöne Kennenlernzeit.