... ein Kleinkind. Komisch, aber es fühlt sich gar nicht so an.
Unsere Stillbeziehung begann also heute vor einem Jahr. Ich war mir damals sicher, dass ich alles wusste. Ich hatte gelesen und mich informiert, ich hatte mich über Anlegepositionen und die richtige Anlegetechnik schlau gemacht. Ich war mir sicher ALLES Wichtige zu wissen und auch anwenden zu können.
Dann hatte ich im KH dieses kleine Würmchen nach dieser Horrorgeburt im Arm. Alles wuselte um mich herum und ich wollte doch nur dieses Kind anlegen, was keinen zu interessieren schien. Mein Blick ging damals panisch auf die Uhr, sie war schon 50 min geboren und ich hatte noch nicht angelegt. Beim Großen damals wars ähnlich, doch der wurde mir ja mit der Flasche übergeben. :roll:
Schließlich und endlich legte ich sie einfach an und sie fing auch gleich an gierig zu saugen. Ich war erleichtert. Amira stillte, als hätte sie nie etwas anderes getan. Doch schon taten sich in den ersten Stunden nach der Geburt Fragen auf. Wie oft legt man denn nun an? Wie lange stillt man? Da wir ein Familienzimmer gebucht hatten, sahen wir die Schwester nur wenn wir klingelten. Allerdings haben wir ja am 11.01. auch schon das Krankenhaus verlassen und meine Hebamme besuchte uns noch am selben Tag. Somit konnte ich sie mit Fragen löchern. Einen Milcheinschuss bemerkte ich nicht wirklich. Meine Brüste schienen sich gleich gut anzupassen, ich denke durch das häufige anlegen, denn wir haben wirklich jede Stunde gestillt. Das Einzige was ich am dritten Tag spürte (und somit merkte, dass die Milch nun da) ist war ein ständiges Frösteln und leicht erhöhte Temperatur. Meine Hebamme besuchte uns täglich, blieb etwa 30 Minuten und gab uns eine prima Unterstützung.
Dann wurde die Kleine immer gelber, so gelb, dass es meiner sehr nachsichtigen Hebamme, doch zu heikel wurde. Amira war gelb wie eine Zitrone, aber nie schlaff, schläfrig und trinkfaul. Dennoch mussten wir täglich zur Kontrolle und schliesslich an ihrem 6. Lebenstag wurden wir wieder ins KH eingewiesen. Ich war fertig mit den Nerven und die Kinderkrankenschwester begrüsste mich so "freundlich": "Wenn sie nicht trinkt, MÜSSEN sie zufüttern, dass das gleich mal klar ist." Desweiteren erklärte sie mir, dass ich mein armes Kind nur höchstens alle 4 Stunden zum stillen aus dem Licht holen dürfe, dann dürfe es maximal 10 Minuten trinken und dann müsse es wieder rein. Ich war fertig, verunsichert und weinte die ganze Zeit. Mein Kind in diesem Kasten, schreiend da liegen zu sehen... das war so schlimm für mich. Ich hielt es nicht aus, sie nur alle 4 Stunden anzulegen, machte Anfangs aber dennoch brav, was von mir erwartet wurde. Amira hatte jedes Mal dann so Hunger, dass sie die Brustwarze gierig nahm und an ihr riss. Ab da hatten wir mit wunden Brustwarzen und einem Riss in der linken Brustwarze zu kämpfen. Das stillen tat weh und ich bekam keine Unterstützung. Irgendwann war es mir zu blöde und ich fing an mein Kind selbständig alle 2 Stunden anzulegen. Ich habe die Gewichtskurve gefaked, damit die mir nicht auf die Idee kamen, ich solle zufüttern. Ich merkte auch so, dass Amira genug bekam. Doch sie MUSSTE mindestens 150ml (welch utopische Zahl für ein Neugeborenes :roll: ) trinken, sonst hätten sie ihr Kunstmilch reingestopft.
Abfällige Bemerkungen waren an der Tagesordnung. Ich solle doch einsichtig sein, wenn ich zufüttern würde, dann würde sich die Gelbsucht viel schneller zurückbilden und all so nen Quatsch.
Nach 4 langen Tagen und noch viel schlimmeren Nächten war der Wert endlich so weit unten, dass wir wieder gehen durften. Ich war wirklich glücklich, länger hätte ich es dort wohl nicht mehr ausgehalten. Das Team dieser Station war schon damals so unfähig und bissig, als mein Großer den Monitor bekam.
Endlich wieder zu Hause konnten wir etwas Wochenbett nachholen. Wir kuschelten viel und stillten wieder jede Stunde. Leider wurde der Riss an meiner Warze immer schlimmer und selbst meine Hebi wusste sich nicht mehr zu helfen. Ich lief nahezu 6 Wochen oben ohne zu Hause rum, doch die Rhagade wollte einfach nicht abheilen. Ich habe jeglichen gut gemeinten Tip hier aus dem Forum probiert, doch es wollten sich keine Heilungserfolge einstellen.
Irgendwann kam ich von selbst drauf, dass ich an dieser Brustwarze ganz anders anlegen musste, als an der rechten Seite, da meine Brüste sehr verschieden sind. Gleichzeitig bekam ich von Franziska noch den Tip mit dem Johannisöl. Innerhalb einer Woche ging die Rhagade so zurück, dass ich nahezu schmerzfrei stillen konnte. Wechselnde Stillpositionen haben sie im Übrigen nur verschlimmert. So stillte ich lange Zeit nur liegend im Bett. Innerhalb 3 Wochen war die Rhagade dann abgeilt und heute zeugt nur noch eine kleine Narbe von dieser mehr als schmerzhaften Zeit. Ich habe wirklich teilweise in ein Kissen gebissen, wenn ich angelegt habe. ... und ich war auch hin und wieder kurz davor aufzugeben. Aber jedes Mal wenn ich darüber nachdachte loszufahren und Flaschen/Milch zu kaufen, wurde ich von neuer Kampfeslust gepackt.
An dieser Stelle möchte ich euch allen und vor allem dem Team danken, welches diese schwere Zeit virtuell mit mir durchgestanden hat, sich mein Gejammer angehört hat und mir Tipps und liebe Ratschläge gegeben hat. DANKE! Ihr seid wirklich wahnsinnig toll!!!!
Seit diese Rhagade abgeheilt ist, es kommt mir inzwischen wie eine halbe Ewigkeit vor (;))), haben Amira und ich eine völlig unkomplzierte Stillbeziehung. Milchstaus, Stillstreiks, Brustentzündungen sind bisher Fremdwörter für uns und dürfen es auch gerne bleiben. Ich hatte lediglich zweimal morgens einen Miniknubbel der leicht weh tat in der Nähe der Brustwarze. Den konnte ich durch massieren und sofortiges Anlegen lösen. Ich denke, ich lag irgendwie komisch auf der Brust.
Nun stillen wir also volle 12 Monate. Unsere Stillbeziehung hat sich verändert, aber sie ist immer noch schön und total innig. Wir stillen nun noch so 3-4 Mal am Tag und 2-3 Mal in der Nacht. Sie trinkt kaum Wasser, daher lasse ich sie gewähren, wenn sie trinken möchte und ich habe auch nicht das Bedürfnis daran irgendwas zu ändern. Natürlich gibt es inzwischen auch mal Zeiten, wo ich nein sage und sie sich mit dem Schnuller begnügen muss. Da wird dann meist lautstark protestiert, sie nimmt es dann aber doch an. Für mich ist das stillen immer noch Mittel für viele Zwecke: Hunger, Durst, kuscheln, Mama tanken, Angst abbauen, Schutz geben, Auas vergessen machen, Schlafmittel, Schmerzmittel, Bauchweherlöser, Spaß haben, Liebe geben, uvm.
Ich bin stolz auf uns und ich kann mir nicht vorstellen in nächster Zeit abzustillen. Aber wir lassen es auf uns zukommen. Noch ist stillen für Amira so wichtig, sie zeigt es mir und seit kurzem gibt sie mir auch deutlich zu verstehen, dass sie stillen möchte, denn ich hab es mir abgewöhnt, sie tagsüber zu fragen. Oft vergisst sie es, doch wenn sie dann auf meinem Schoss sitzt, schaut sie mich an, schaut mir auf die Brust und macht ganz typische Geräusche dabei.
Nun ist ihr erster Geburtstag fast vorbei und ich freue mich auf ein neues Jahr mit meinem Baby... ähh Kleinkind. Daran muss ich mich erst noch gewöhnen. ;-)
Ach ja, meine Erfahrung mit Kylian damals (keine Beratung, schnelles zufüttern etc) und meine Stillgeschichte mit Amira haben mich dazu bewegt, die Ausbildung zur Stillberaterin zu machen. So kann es dann auch gehen.
Kommentare
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Das habt ihr zwei ganz super hingekriegt. Ich hoffe, ich kann das auch mal von unserzählen.
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Dana hab ich leider nach 8 Monaten abgestillt und hab es bereut. Beim nächsten Kind werde ich mir gar kein Zeitlimit setzen. Wir werden sehen wie lange Lina und ich stillen wollen.
Aber ich hab eine Frage: Was ist denn, wenn du tagsüber mal nicht da bist zum stillen? Was sagt Amira dazu und macht deine Brust dann keine Probleme?
Ich kann mir zwar vorstellen recht lange zu stillen, aber ich würde trotzdem nicht so lange auf alle Freiheiten verzichten wollen.
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@ Kary: Ich denke schon. Ich habe einfach irgendwann aufgehört darüber nachzudenken was ich tu und das stillen als eine Wissenschaft zu betrachten. Wir haben begonnen einander zu vertrauen und ich habe mir und meinem Körper vertraut und meiner Tochter, weil ich wusste, sie wird mir zeigen wenn etwas nicht in Ordnung ist.
Das stillen an sich hat mich zu einem völlig neuen Körpergefühl gebracht. Ich bin momentan so füllig wie noch nie und trotz dass ich es hasse, dieses Gefühl so wabbelig zu sein, kann ich zum ersten Mal in meinem Leben damit umgehen. Wenn ich meine Tochter anschaue, dann bin ich stolz was dieser Körper geschafft hat. ;-)
@ Annchen: Solche Situationen gab es bisher noch nicht. Das Maximum was wir bisher getrennt waren sind 3 Stunden und das packt die Kleine seit sie 8 Monate alt ist und meine Brust ohne Probleme. Selbst wenn sie da ist, ist es inzwischen schon vorgekommen, dass sie fast 6 Stunden nicht gestillt hat. Gestern an ihrem Geburtstag zum Beispiel. Da gab es so viel zu gucken, da hat sie es total vergessen. Meine Milchproduktion hat sich so gut eingependelt, dass nix mehr groß auf Vorrat produziert wird. Das heisst, ich habe auch nach 6 Stunden zwar eine vollere Brust, aber sie spannt nicht und ist nicht hart.
Ich könnte also inzwischen gut arbeiten oder mit Freundinnen weggehen, ohne dass ich mir Sorgen machen müsste. ;-)
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Danke für den tollen Bericht! Das war wirklich eine starke Leistung, dass du durchgehalten hast trotz der irren Schmerzen!
@Annchen
Ich habe meine beiden Großen auch recht lang gestillt. Sie waren beide mit ca. einem Jahr soweit, dass sie tagsüber wenn ich nicht da war auch mal ohne das Stillen ausgekommen sind. Wenn ich zuhause war haben sie noch wirklich oft gestillt, aber wenn ich nicht griffbereit war ging es problemlos auch ohne. Und genau so kenne ich es zum Beispiel auch von meinen Neffen, die mit spätestens einem Jahr in die Krippe ging, weil meine Schwägerin wieder gearbeitet hat.
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Und furchtbar, was Du im Krankenhaus erleben musstest! Ich bewundere es, wie Du trotz aller Widrigkeiten geschafft hast durchzuhalten!
Ich finde es total gut, wenn junge Frauen (natürlich auch Ältere^^) selbstverständlich stillen. Man ist ja im Allgemeinen quasi schon fast ein Freak, wenn man länger als 4-5 Monate oder gar in der Öffentlichkeit stillt.
Was sagt Dein Umfeld dazu? Also nicht nur Dein direktestes Umfeld, sondern auch allgemein...
Meine Tochter habe ich auch lange gestillt. Sie woltle sich aber auch nicht von ihrer "Nini" trennen. Und so hat sie sich knapp über 2 Jahre gestillt. Es war sogar schwer sie dann zu entwöhnen.
Aber sie hat das auch einfach gebraucht, sie war immer sehr zart und kuschelig und ich denke es hat ihr einfach gut getan.
Sie ist heutzutage wie auch damals allerdings eine "schlechte Esserin", was ich aber nicht aufs Stillen zurückführe, bzw. vielleicht ist es grade aufs Stillen zurückzuführen, dass sie aufhört sobald sie ein leichtes Sättigungsgefühl verspürt.
Zum Thema Freiheiten, das einzige Mal, dass ich getropft habe war, als wir zu einer Hochzeit gefahren sind und knapp 22 Stunden weg waren... Nach ca 18 Stunden bemerkte ich nasse Flecken auf dem Kleid (zum Glück waren alle Leute total besoffen > russische Hochzeit, dass keiner was gemerkt hat). Als wir endlich zu Hause ankamen hatte cih aber mtitlerweile tierische Schmerzen und hab die kleine Maus geweckt (entgegen meiner Prinzipien) und schnell gestillt >ERLEICHTERUNG!
Meinen Sohn habe ich nach knapp 13 Monaten abgestillt, weil er michab da oft gebissen hat, richtig zugebissen! und sich nicht mit guten Worten oder auch Schelte davon abhalten ließ.
Er ist generell aber auch übermütig und ein Kraftprotz ;-)
Wenn im Juni/Juli unser 3. kommt werde ich auf jeden Fall wieder stillen.
edit: Stillberaterin, da bringst Du mich ja auf eine Idee... ;-)
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Herzlichen Glückwunsch zu einem Jahr Stillen
und der kleinen Maus nachträglich alles Gute zum 1. Geburtstag!
Über das KH kann man nur mit dem Kopf schütteln, zum Glück habt ihr diese Hürde auch so gemeistert, ohne dass die Kleine Flaschenmilch bekam :roll:
Lieben Gruß
Uta
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Ich erkenne mich echt in vielen Sachen was den Krankenhausaufenthalt angeht wieder und hoffe, dass ich in ein paar Wochen / Monaten auch sagen kann, dass wir das geschafft haben und die blöde Flasche wieder wegkommt.
Toll immer wieder Erfahrungsberichte zu lesen.
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Wir haben nun also ein weiteres Jahr gestillt. Unsere Stillbeziehung lief genau so unproblematisch weiter wie das Jahr davor. Daher kann ich nicht viel Neues erzählen. Natürlich hat sich das stillen im Laufe der Zeit verändert. Meine Tochter fordert es nun selbständig ein in dem sie "Mimi" verlangt, aber sie versteht und akzeptiert es ohne Probleme, wenn ich nicht will. Darüber bin ich sehr froh. Müssten wir Kämpfe ausfechten, wäre das wirklich ein Problem für mich.
So hat sich das Stillen nun auf Abends und (wenn überhaupt) auf die frühen Morgenstunden zwischen 5 und 6.30 verlagert... aber meist stehe ich schon vor ihr auf, daher habe ich letztens ganz erschrocken festgestellt, dass wir zu 98% nur noch einmal täglich stillen. Erschrocken war ich deshalb, weil es sich völlig ausgeschlichen hat und ich es eigentlich gar nicht realisiert habe. Aber genau so wollte ich es und so sollte es sein. :fungif52: Dieses 1x täglich darf uns gerne noch eine Weile erhalten bleiben und ich denke, das wird es auch, denn es gibt für sie immer noch kein besseres und schnelleres Einschlafmittel. ;-)
Ich bin so dankbar für diese Erfahrung und die tolle Zeit. Mal schauen wie lange wir sie noch gemeinsam erleben dürfen. Auch bin ich immer wieder überrascht, wie sehr man Ansichten und sein eigenes Denken neu ordnet. Wollte ich doch damals, als sie unterwegs war, maximal ein Jahr stillen ... ;-)
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Luke fordert es auch selber ein, allerdings sagt er "heia" dazu und legt sich in meine Arme...das "heia" kommt daher weil ich immer meinte, komm heia machen :oops: ich spreche normal nicht in der Babysprache, keine Ahnung wieso ich es da immer mache.
Wenn er sonst was trinken möchte, sagt er "trinken" ^^
wünsche euch weiterhin eine schöne Stillzeit!
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p.s. vielleicht sollte ich den tipp mit dem johanniskrautöl doch mal probieren, auch wenn meine hebi kein freund davon ist.
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Weshalb ist Deine Hebamme keine Freundin davon? Für mich persönlich war es DER Tip, nachdem alles andere versagt hatte.
@ Rest: Lieben Dank! :knutsch02: