Kinder der Angst

bearbeitet 28. 03. 2010, 11:35 in Plauderecke
Findest Ihr Euch oder andere Mütter da wieder?
Ratgeber, Ärzte, Therapeuten - bei der Erziehung vertraut eine neue Elterngeneration lieber auf Experten als auf das eigene Urteil. Mütter und Väter leben in ständiger Sorge, etwas falsch zu machen. Was ihnen fehlt, ist Gelassenheit.

Ich kann den Artikel nicht ganz einstellen, er ist lang, aber lesenswert.

http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-66284679.html

Kommentare

  • tinattinat

    11,944

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Ja, den hatte ich gelesen, ist ja schon was älter. Und ja, ich finde vieles darin wieder. Nicht so sehr bei mir, natürlich auch ein wenig, aber bei vielen anderen schon. Das scheint so eine Art allgemeiner Trend zu sein. Ist wirklich ein lesenswerter Artikel.
  • littlejakelittlejake

    3,185

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Ja, den Artikel habe ich vor einiger Zeit mal im Spiegel gelesen und fand ihn eigentlich recht gelungen. Dass viele Eltern so tief verunsichert sind ist mir hier im Umfeld schon des Öfteren aufgefallen. Erst recht wenn es das erste Kind ist, dann ist die Angst gleich noch viel größer...
    Vielleicht liegt es zum Teil daran, dass die neuen Eltern viel über ihre Erziehungsarbeit nachdenken und nicht mehr so intiutiv handeln und deswegen Fehler auch mal in Kauf genommen werden.
    Bei dem einen oder anderen in unnötiger Panik verfasstem Posting denke ich mir auch manchmal, dass ein bißchen gesunder Menschenverstand auch nicht geschadet hätte und einem sicher auch selbst die vermeintliche Lösung gebracht hätte... :scratch.:
  • AnonymousAnonymous

    59,500

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Also, ich erkenne in diesem Artikel vielleicht auch andere, aber besonders mich selbst wieder ;-) Nicht so sehr die Geschichte mit der Angst vor Krankheiten oder die gezielte Förderung oder so, aber dieses Grübeln, ob das jetzt so richtig ist oder ob ich zu streng oder zu sanft war, ob ich vielleicht Dinge anders machen sollte oder müsste..! Ich wäre sehr froh, wenn ich das abstellen könnte, aber das ist irgendwie nicht so einfach ;-) Deshalb finde ich den Artikel eigentlich auch ein bisschen beruhigend, dass man eigentlich gar nicht so viel falsch oder richtig machen kann, weil das Kind sich so oder so nach seinem eigenem "Plan" entwickelt ;-)
  • AnonymousAnonymous

    59,500

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Ich bin da glaub ich eine Ausnahme in der heutigen Muttigeneration. Ich habe ( noch immer ) keinen Ratgeber gelesen und erziehe schon immer nach Gefühl ohne große Angst vor Fehlern oder unsicherheiten. Ich war damals bei Elena in der Krabbelgruppe völlig baff, was und wieviele Gedanken sich die anderen Mütter um jeden Pups machten. Ich kam mir kurz vor, als sei ich eine schlechte Mutter, weil ich nicht alles überlegte und einfach machte, verwarf das aber dann gleich wieder als ich erkannte welche Panik und unsicherheit der Auslöser für diese Informationswut steckte und welch unlogischen Schlüsse vertreten wurden. " Das Ferber Buch schlechthin, begenete mir dort und damit war für mich klar, das dieser Hype am Kinde vorbei geht und ich einfach weiter das mache was sich richtig anfühlt.

    Meine Priorität ist: Mein Kind soll viel Spaß haben und so unterstütze ich Dinge die ihnen Spass machen.

    Kein Englischunterricht vor Schuleintritt wenn das Kind sich nicht dafür begeistert, kein Schwimmunterricht für Elena, weil sie nicht wollte und Tom wird ihn wohl nicht brauchen, die alte Wasserratte. Das bring ich denen selbst bei. Als Elena die Lust verspürte, brachte ich es ihr bei und sie machte dann ruckzuck den Freischwimmer. Da war sie in der Dritten Klasse und damals im Kindergarten wurde mir geweißsagt, sie würde nie die Angst vor dem Tauchen verlieren ohne Kurs, das stünde hier oder da genau beschrieben und man sollte doch und müsse...
    So viel wird als sooo wichtig angesehen und artet dann in stress aus, weil die Eltern sich unter Druck fühlen und damit das Kind nicht mehr begleiten und fördern, sondern überstimmen und fordern....
  • bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Ich arbeite ja noch woanders, und dort ist das Klientel völlig konträr zu hier.
    Es fängt schon an, bevor man schwanger wird. Mit immer früheren Frühtestests, alle möglichen Untersuchungen, egal ob sinnvoll oder nicht.

    Ich denke oft, wenn man schon so verunsichert schwanger ist, wie wird es erst danach sein?
  • lamerelamere

    4,111

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    ...es wird einem aber auch nicht einfach gemacht wie ich finde. Du wirst schon allein in der Werbung immer drauf hingewiesen, daß das und das "das Beste für dein Kind" ist. Also kauft es Otto-Normal-Mutter.
    Im Geburtsvorbereitungskurs wirst du auf alles vorbereitet, was passieren kann, wie man damit umgeht - aber mir hat bspw. keiner vorher gesagt: Trag dein Kind und es wird alles wesentlich einfacher, weil das Kind deine Nähe einfach braucht. Alle haben immer nur gefragt wie denn der Kinderwagen ausgestattet sein muss.
    Das Krankenhaus in dem ich entbunden habe, bot und bietet immernoch Kurse für werdende Eltern an ... wie wickle ich, wie bette ich, wie füttere ich. Ich war da, als Erstlingsmutter war ich verunsichert und heute würde ich sagen, vollkommener Humbug. Ich habe erst am lebenden Objekt gelernt. Für mich auch pure Verunsicherung. Die meisten Fragen dort drehten sich um SIDS. Klar soll und muss man wissen, daß ein Baby keine Decke haben sollte, aber was einem da an elektronischen Überwachungsmatratzen empfohlem wird - herjeeee...
    Erziehungsratgeber ... naja, ich habe in der Schwangerschaft einen gelesen ... der war mal auf der BEstsellerliste, von dem Kinderpsychologen ... danach dachte ich: SO wird mein Kind erzogen. Herrlich. Heute ist alles anders. Ich gehe nach meinem Gefühl.
    Da kann ich mich Feli nur anschließen. Ich werde versuchen ohne Ratgeber auszukommen - das einzige was sich hier mittlerweile türmt, sich Kochbücher ... einfache Saucen, Kleinkindergerichte...aber das darf man, denk ich. ;-)

    Den Artikel habe ich auch gelesen und kann dem genauso so zustimmen. Viele lassen sich unglaublich verunsichern. Ich nehme mich davon nicht aus - man sollte sih aber immerwieder dran erinnern auf sein Gefühl zu hören.
  • MupfelMupfel

    917

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Ich hab den Artikel auch schon vor Monaten gelesen und ich erkenne schon einige mir bekannte Mütter darin wieder (u.a. meine Nachbarin). Und ich finde es wirklich schade, dass bei vielen das Bauchgefühl nicht mehr vorhanden ist. Gerade in Bezug auf Krankheiten, Verhalten usw. Wenn ich überlege, wegen welchem Pups meine Nachbarin schon bei mir angeklopft hat.
  • NaninasNaninas

    594

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Es ist ja aber auch schwierig heute. Viele kommen ja gar nicht in Kontakt mit Babys bis sie selbst schwanger werden. Wie soll man da noch den Umgang mit ihnen lernen, wenn nicht indem man sich informiert? Das läuft jetzt eben alles viel bewusster und damit wächst doch automatisch auch die Angst davor, etwas falsch zu machen. (Weiß gar nicht, ob das in dem Artikel mit drinsteht, ich hab ihn jetzt nicht noch mal gelesen)
  • AnonymousAnonymous

    59,500

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Ich kenne ihn auch aus dem Spiegel.
    Es ist wie mit Vielem: man muss lernen auszusortieren. Sich das Richtige rauszusuchen.
    Ich habe einiges gelesen, obs nun SS-Ratgeber waren oder was über Kinderkrankheiten. Nur Erziehungsratgeber waren es bisher nicht. Ich habe diese Bücher gelesen und die Infos für mich gefiltert.

    Problematisch ist dieser Schwall von Infos für Leute, die nicht filtern können. Die meinen, bestimmte Vorgaben wären unabwandelbar. Das ist dann aber Charaktersache. Denen fehlt das Bauchgefühl und die Courage auch mal Fehler zu machen. Alles muss von Anfang an perfekt sein. Was könnten sonst die Freunde sagen?
  • hexchen1910hexchen1910

    1,922

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Ich denke, topkapi hat Recht. Man muss filtern können..
    Ich möchte z.B. gern Erziehungsratgeber lesen, um mir Anregungen zu holen und zu gucken, ob ich auf dem richtigen Weg bin. Ich würde aber niemals das Gelesene als Non plus Ultra annehmen.

    Während der SS und den ersten Monaten war ich bestimmt fast genauso verunsichert und irritiert, inzwischen habe ich gelernt, mir und dem Kurzen zu vertrauen. Auch dank meiner tollen KiÄ, die mich da immer unterstützt hat. Schönste Aussage von ihr war mal: "Ich bin auch dazu da, dass SIE Ihre Sorgen bei mir lassen"
  • AnkeeAnkee

    258

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Ich hab den Artikel auch vor einiger Zeit gelesen und fand ihn nicht so prickelnd. Die meiste Panik wird meiner Meinung nach von Ärzten, Kindergärtnerinnen und den Leuten von neben an mit den guten Tips gemacht ("wie er schläft noch nicht durch?? da gibts doch dieses tolle Buch, das müssen sie unbedingt lesen!!"). In der Regel sind es doch die Gyns die in der SS schon nach Zusatzuntersuchungen hier und da schreien, als ob man ohne die kein gesundes Kind auf die Welt bringen könnte. Anschließend machen die KiÄ weiter mit superwichtigen Impfungen, regelmäßiges Us, etc Und schließlich empfiehlt einen die Kindergärtnerin, dringend mal beim Logopäden vorbeizuschauen. usw usw usw

    Ich will jetzt nicht sagen, daß das alles Schwachsinn ist oder daß das nicht auch dazu beiträgt, daß Krankheiten oder Fehlentwicklungen verhindert werden oder früh erkannt werden. Aber ich wehre mich dagegen, nur die Eltern als kontrollsüchtig und förderwütig zu bezeichnen. Man muß da schon eine dicke Haut und ausreichend Selbstbewußtsein haben, um sich dem ggf. zu entziehen und seinem Gefühl zu vertrauen.

    Meinen Pekip-Kurs oder auch das Babyschwimmen hab ich übrigens weniger wegen der Frühförderung gemacht, sondern weil Baby und ich Spaß dabei hatten/haben. Und nicht zuletzt für das Kaffeetrinken für den Kontakt und Austausch mit anderen Müttern hinterher, wenn die Babies müde im KiWa (oder TT) schlummerten ;-)
  • MäusleMäusle

    7,471

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    ich kannte den Artikel noch nicht, aber ich muss sagen: Es stimmt! ich nehm mich selber nicht aus, ich bin am liebsten immer top informiert, suche die besten Informationen. Wobei ich auch meinen gesunden Menschenverstand dann einschalte und die Informationen filtere. Und für mich rausnehme, was für MICH am sinnvollsten scheint. Und ich habe mich noch nie voll auf Fachleute, Bücher etc verlassen, sondern vor allem auf meine Fähigkeit zu denken und mein Bauchgefühl. Ich beobachte nur (und ich denke das ist ja auch die Quintessenz des Artikels) dass die meisten Leute ihr Bauchgefühl gar nicht mehr benutzen. Weil man heute (wie Ankee ja gut ausgedrückt hat) auch von seiten der Fachleute und Freundeskreis usw nur noch eingetrichtert bekommt, was wie zu sein hat. Alles ist genormt und festgelegt und muss so sein, sonst ist es unnormal. Eine Traurige Entwicklung weil die Menschheit langsam ihre Natürlichkeit verliert

    Technik ist sicher ein Segen, wenn man Früherkennung machen kann, Dinge besser erforschen kann. Es ist genauso viel Fluch dabei, weil man gleichzeitig immer ängstlicher wird, immer kritischer, immer mehr in Kontrollzwang gerät.
  • bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Da hst Du sicher Recht. Ich bin ja insgesamt eher der gelassene Typ :smile:

    Aber was das Thema filtern angeht:
    Natürlich wissen alle Branchenkenner, dass man in der SS rund um die Geburt und das Kind besonders anfällig ist. Zeitweise auch hormonbedingt natürlich.
    Praxen sind überwiegend Geschäftsbetriebe, und viel Ärzte verkaufen erfolgreich Zusatzleistungen, Säfte und Pillchen. Dafür gibt es inzwischen diverse Schulungen, auch für das Personal.

    Kinderärzte verdienen insgesamt relativ wenig, nur das Impfen ist lukrativ.

    Diese Infos hat aber nun nicht jeder, und selbst wenn siegt dann nicht doch eher die Angst etwas zu versäumen?
    Für sich selber kann man eher mal nein sagen, aber wegen der Kinder auch?
  • AnonymousAnonymous

    59,500

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Diese Infos hat aber nun nicht jeder, und selbst wenn siegt dann nicht doch eher die Angst etwas zu versäumen?
    Für sich selber kann man eher mal nein sagen, aber wegen der Kinder auch?

    Das finde ich einen sehr guten Punkt! Und sicherlich ist auch das Zusammenspiel aus Ärzten und verunsicherten Schwangeren/Müttern, was dann eben zu diesen Unverhältnismässigkeiten führt. Impfen ist ein gutes Beispiel. Ich selbst bin überhaupt nicht geimpft und meine Mutter meinte, dass das eigentlich auch niemanden interessiert hat. Es gab ja keine Us und wir waren eigentlich auch nie beim KIA. Ich dagegen habe meinen Sohn - zwar gut informiert über mögliche Folgen etc. - gegen alles impfen lassen, einfach weil mir das Risiko zu gross war, gefühlsmässig hätte ich aber am liebsten gar nicht geimpft..! Mit solchen Dilemmas war man früher wahrscheinlich schlicht nicht so konfrontiert wie heute ;-)
  • sopie74sopie74

    2,615

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Guni schrieb:
    Mit solchen Dilemmas war man früher wahrscheinlich schlicht nicht so konfrontiert wie heute

    Der Satz triffts wirklich gut, ich denke ehrlich nicht, dass die Menschen, die heute Eltern werden, sich von denen vor 20, 30, 40 oder 50 Jahren im Kern unterscheiden. Was fehlt ist einfach der feste Plan. Die Vorgaben der Umwelt haben eher ab als zugenommen, für alles gibt es eine Wahlmöglichkeit, über alles kann man sich endlos informieren. Doch ob Eltern nun auf ihr Bauchgefühl hören oder nicht ist aus meiner Wahrnehmung heraus nach wie vor Typsache.
    Nur werden die, deren Bauch nicht spricht, eben viel stärker als in anderen Zeiten verunsichert und treten deutlicher in Erscheinung. Denn hinzukommt, dass die meisten Eltern – auch das ist nicht anders – das beste für ihr Kind wollen. Da steigt die Zahl der Angebote, wie man glückliche, intelligente, gebildete und gutaussehende Menschen aus seinem Nachwuchs macht, täglich an. Uns so haben unsicher Eltern einfach nie das Gefühl, genug getan zu haben. Der entstehende Hype um Gesundheits- und auch Förderungsthemen steckt dann wiederum alle an…
    Das ist wie zu Schulzeiten, wenn man gut vorbereitet zur Klassenarbeit kam und es einen trotzdem verrückt gemacht hat, von den anderen zu hören, was und weil lange die gelernt haben…
    Ich weiß aber garnicht, ob ich unbedingt schlecht finde, wie es heute ist. Ich bin bspw. recht sicher im Umgang mit dem Zwerg, weil ich da auch ein klares Gefühl zu habe und sein Verhalten und seine Reaktionen gut einschätzen kann. Trotzdem stehen hier alle verfügbaren Ratgeber rum und ich lese da auch drin, weil es viele wertvolle Infos gibt, die mich bestärken und beruhigen und andererseits habe ich glaube ich einen guten Filter.
    Wenn man in den 70er ein Baby hatte, das viel geschriehen hat, gabs bestimmt eine recht einheitliche Meinung, wie das ‚Problem‘ zu lösen sei. Heute gibt es tausend verschiedene Ansätze, die aber auch die Möglichkeit enthalten, bessere Wege zu gehen als damals. Hat also auch zwei Seiten, die Sache…
  • TinaLunaTinaLuna

    3,602

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    lamere schrieb:
    Ich werde versuchen ohne Ratgeber auszukommen - das einzige was sich hier mittlerweile türmt, sich Kochbücher ... einfache Saucen, Kleinkindergerichte...aber das darf man, denk ich. ;-)

    in diesem zusammenhang gefällt mir der vergleich ratgeber/kochbuch. es gibt naturtalente beim kochen, die nie ein rezept brauchen und es gibt köche, die sich penibel an die rezeptur halten, weil ihnen der instinkt fehlt. auf der anderen seite, je öfter oder länger man kocht, umso besser kann man auf rezepte verzichten.
  • GretchenGretchen

    3,369

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Mit dem Instinkt ist das aber so eine Sache....
    ich spreche natürlich nur wieder für mich:
    Ich hatte keinen guten Instinkt, was Kinder betrifft. Denn zu gesunden Instinkten gehört, dass diese Instinkte in Kinderzeiten nicht durch Reglementierungen und dergleichen kaputt gemacht wurden.
    Das beste Beispiel ist die Ernährung.
    Was kann ich denn als guten Instinkt diesbezüglich anbringen?
    Was auf den Tisch kommt, wird gegessen. Es wird nur zu bestimmten Zeiten gegessen. Man muss Spinat essen! Leber ist auch super gesund, rein damit...Nein, Du stehst erst auf vom Tisch, wenn Du aufgegessen hast! Nein, diese eine Kartoffel wird noch gegessen, in Afrika hungern die Kinder!
    Mit so etwas wurden MEINE Instinkte, was die Ernährung betrifft, kaputt gemacht. Und das war nur EIN Beispiel.
    Was soll ich jetzt an Instinkten an mein Kind weiter geben?
    Ich muss mich einfach informieren, lesen, bis es zu den Ohren rauskommt. Dann entscheide ich, suche nach meinem Bauchgefühl (was da immer noch schlummert, aber sehr leise ist) und dann nehme ich mir von den ganzen Ratgebern den Tip, auf den mein leise schlummernde Bauchgefühl auf einmal los brüllt ;). Ich find es toll, dass es heutzutage soviel zu Lesen gibt. Denn genauso viel gibt es dann zum Nachdenken. Es geht mir nicht darum, wild Bücher zu Erziehungstips zu konsumieren, sondern darum, andere Sichtweisen zu beleuchten, darüber nachzudenken, ob das jetzt wirklich sein MUSS, was ich da von meinem Kind erwarte, wer das eigentlich bestimmt, sagt, erwartet. Geht die Welt unter, wenn wir es anders machen? Mach ich das, damit ich mich als Mutter nicht schäme oder weil es wirklich wichtig für die Entwicklung meines Kindes ist. Welche Erfahrungen haben andere Mütter mit dem oder diesen Weg gemacht? Oder gibt es vielleicht Mütter, die es völlig, völlig anders machen - und Hoppla! Das scheint ja auch zu funktionieren....
    Darüber informiere ich mich...und ich finde es klasse, dass das heutzutage so einfach möglich ist.
    Ich erweitere meinen Horizont einfach gern. Das ist alles spannend, meinem Kind kommt es zugute und mir natürlich auch. Ich profitiere davon wahrscheinlich am meisten. Weil ich mich dadurch weiter entwickle. Ich durchlebe meine Kindheit auch noch mal. Mache "Ticks" von mir kann ich jetzt einfach besser verstehen und sie auch akzeptieren, weil ich mich mit diesem ganzen Lesen zu diesem Thema natürlich auch mit mir selbst auseinandersetze. Wie hat meine Mutter damals reagiert? Und darauf die wichtigste Frage: Wie hab ich mich dann damals gefühlt?
    Dadurch wird es mir einfach möglich, mich besser in mein Kind einzufühlen.
    Das können andere Menschen sicher auch ohne Lesen bzw. ohne Anstoss, ich kann es leider nicht.
  • bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Es war schon so, dass es klare Regeln gab. Jedenfalls meistens. Dies und das macht man nicht, oder eben auch den Teller leer esse, Kinder schreien lassen usw usw.
    Die Liste ist lang.
    Wie ich erzogen wurde, will keiner von Euch wissen.

    Aber ob diese strikten Vorgaben immer so hilfreich waren, weiß ich nicht. Persönlich fand ich viele davon schon immer sinnfrei. Das ist sehr vorsichtig ausgedrückt. Und wenn man diese Regeln nicht beachtete war man aber ganz schnell unten durch.Die Regeln hatten nichts mit Instinkten zu tun, sondern mit Moral oder sonstigen Vorgaben.
    In meiner Erinnerung hat sich das aber gerade in den Achtzigern begonnen zu ändern. Auch die Geburtshilfe war da im Umbruch und stillen wurde gesellschaftsfähig.

    Da es ganzen Generationen wie Gretchen gegengen ist, wäre das vielleicht eine Ursache für wenig Bauchgefühl und große Unsicherheit.

    Spielt nicht auch der eigene Anspruch nach Perfektion eine Rolle? Frau muss alles wuppen, toll aussehen und auch noch immer gut gelaunt sein. Die logische Folge sind perfekte Kinder, deren Karrienen schon im Babyalter gplant werden. Genau genommen schon in der SS. Da wird Klassik vorgespielt und sowas.

    Sind die Erwartungen nicht zu hoch? An sich selber und an die Kinder? Dürfen die noch draußen spilen oder werden sie von Kurs zu Kurs kutschiert?
  • AnonymousAnonymous

    59,500

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Uaaaaah! Jetzt hab ich eine lange AW geschrieben, Systemfehler 500, "Zurück"-Taste gedrückt (das hat sonst immer funktioniert) und der Text war weg :flaming01: !

    Deshalb nur noch die Kurzversion ;-)

    Also, die Kurse sind ja wohl nicht nur zur Komplettförderung des Kindes gedacht, sondern auch zur Abwechslung für Mutter und Kind mangels Grossfamilie o.ä. Würde ich nicht halbtags arbeiten und wäre Juniörchen so nicht in der Krippe, würde ich auch Kurse besuchen, einfach, um auch mal rauszukommen und neuen Input zu bekommen..!

    Klassik in der Schwangerschaft: das kommt aber halt auch daher, dass ein immer stärkeres Gewicht auf den Einfluss des Kindes in der Schwangerschaft gelegt wird: gestresste Schwangere gibt unruhige Kinder etc. pp. - das heisst halt dann im Umkehrschluss, dass ich meinem Kind schon im Bauch möglichst viel Gutes tue, damit es einen möglichst guten Start hat. Ehrlich? Ich halte davon persönlich nichts. Wäre die Rechnung so einfach, wäre die Menschheit längst schon komplett verrückt geworden :biggrin: !

    Dass man die eigene schlechte Erziehung abstreifen will und alles besser machen will, ist ja ein guter Vorsatz, auf der anderen Seite stehen damit auch mehr Dinge zur Disposition als eigentlich nötig wären und damit wird auch wieder Verunsicherung und Angst geschürt. Also, so Themen wie: Kind nicht schreien lassen. Gute Sache, ohne Frage, aber was, wenn das Kind eben trotzdem schreit? Schwupps, schon ist die Verunsicherung gross. Oder so Themen wie Kind schreit beim Windelnwechseln, Medikamentenvergabe oder Zähneputzen. Hatten wir ja gerade kürzlich und gibt es immer wieder. Dadurch, dass Kinder ja nicht schreien müssen sollen, kommt man da schon wieder in die Zwickmühle und macht sich Gedanken.

    Will sagen: auch wenn oben sehr viele schreiben, dass sie diese Verunsicherung bei anderen auch sehen, aber bei sich selbst nicht, so ist doch auch hier im Forum oft die Angst sehr gross - nicht davor, das Kind zu wenig zu fördern oder zu wenig perfekt zu sein, aber dafür diejenige, dem Kind zu schaden, weil es eben bei alltäglichen Geschichten schreit ;-)
  • sopie74sopie74

    2,615

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Ich finde, am Ende ist es wurscht, wie viele Ratgeber ich zuhause habe und wie viel Kurse ich besuche und ob ich dem Babybauch klassische Musik vorspiele: Im Kern muss ich als Mutter Sicherheit im Umgang mit meinem Kind haben, woher ich die nehme ist eigentlich egal, es muss sich nur für alle beteiligten richtig anfühlen. Da seh‘ ich auch das Problem bei dem eigenen fehlenden Instinkt: Ich denke der lässt sich eben nicht einfach anlesen. Instinkt ist für mich das Gefühl dafür zu haben, was meinem Kind und vor allem auch mir gut tut, was sich für mich und für uns richtig und wichtig anfühlt.

    Ich habe oft das Gefühl, dass die Mütter, die eben alles besonders richtig machen wollen, häufig ein Problem mit ihren eigenen Eltern hatten, in ihrer Kindheit einen Mangel an liebevoller Zuwendung erfahren haben. Gerade dann ist es schwierig, einen authentischen Weg zu finden, bei dem ich dann auch selbst noch vorkomme, denn eigentlich geht’s bei Erziehung darum, mit sich selbst im reinen zu sein, wenn ich das geschafft habe – indem ich meine eigenen Geschichte annehme und mich selber mag – kann eigentlich nicht sooo viel schief gehen.
    Den Unterschied zu früheren Zeiten gibt’s für mich hauptsächlich im Ergebnis: Damals haben sich die ‚Unsicheren‘ wahrscheinlich noch strenger an die äußeren Vorgaben gehalten, das Schreien länger ertragen, auf Einhaltung aller Regeln bestanden etc. Heute suchen diese Eltern intensiver nach dem ‚richtigen‘ Weg, und sind am Ende – wie in Gunis Beispiel – verunsichert, weil es einfach kein richtig und kein falsch gibt und leider auch keine Garantie, dass es gelingt.
  • sopie74sopie74

    2,615

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    huch doppelt...
  • bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Guni schrieb:
    Uaaaaah! Jetzt hab ich eine lange AW geschrieben, Systemfehler 500, "Zurück"-Taste gedrückt (das hat sonst immer funktioniert) und der Text war weg :flaming01: !
    OT:
    du musst aktualisieren machen. dann sollte es klappen.
  • hexchen1910hexchen1910

    1,922

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Gretchen schrieb:
    Denn zu gesunden Instinkten gehört, dass diese Instinkte in Kinderzeiten nicht durch Reglementierungen und dergleichen kaputt gemacht wurden.

    Sehr schön formuliert. Ich habe genau das gleiche Problem wie Du.
    Interessant, dass es Dir auch so geht, dass Du Deine Kindheit noch einmal durchlebst. Geht mir genauso!
  • Caro2310Caro2310

    20,547

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    hm, irgendwie war bei meinen Großen alles noch anders. Das fing im KH an wo man die Kinder Nachts ab den 2. Tag nicht mehr zum stillen gebracht hat weil sie sonst nie lernen durch zu schlafen. Die Kinder waren wild aber nicht hyperaktiv. Logo und Ergo noch Fremdwörter.Erzieherinnen in der KiTa haben einen noch nicht verrückt gemacht wegen fehleder Körperspannung und was weis ich nicht.
    Ich bin froh in der heutigen Zeit keine Erstlingmutter zu sein und bilde mir ein ein gutes Bauchgefühl (oder einfach mehr Ruhe und Gelassenheit ) zu haben. Aber auch mich bringen manchmal Bemerkungen von Dritten aus der Ruhe.

    Ach ja und Reglumentierungen kenne ich auch noch zu gut. Und bei meiner Ältesten habe ich leider noch viel davon übernommen. Aber bei jedem Kind bin ich etwas gewachsen
  • bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Ich glaube die ersten Kinder sind immer Übungskinder. :cool:

    Die eigene Erziehung hat bei mir natürlich schon eine Rolle gespielt. Es gab Dinge die ich niemalsnicht so machen wollte. In sehr wichtigen Fragen ist mir das gelungen, aber bei Alltagskram und diversen Sprüchen, eben auch nicht immer.

    Als Baby kam dazu, dass ich auch noch gegen meine Ausbildung gehandelt habe. Nicht vierstündliche Mahlzeiten, kein tägliches morgendliches Bad usw.
    Lediglich einmal mußte meine Tochter schreien. Da war sie acht Monate alt, ich Alleinerziehend und völlig fertig. Ich mußte zehn Minuten vor die Tür um sie und mich zu schützen. :sad:

    Dass ich das heute noch so vor Augen habe, lässt auch tief blicken. Und das, obwohl es damals eben völlig gängig war, und ich mir ständig anhören mußte, was ich falsch mache.

    Da hat sich nicht viel geändert.
    Aber mein Bauch hat gesiegt ;.)
  • AnkeeAnkee

    258

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Schaut mal, die Bevormundung geht ab 25.2. in der Zeit weiter :groggy: Bin ja mal gespannt, was es da für tolle Neuigkeiten zu lesen gibt code[table131.gif] Eigentlich mag ich die Zeit ja :traurig41: ...
    Neu: Der Eltern-Knigge im ZEITmagazin

    Noch nie gab es eine derart verunsicherte Generationjunger Eltern wie heute. Der Anspruch, den Kindern diebestmögliche Erziehung und Bildung zukommen zulassen, ist riesig. Gleichzeitig wird, da es die Großfamilienicht mehr gibt, immer weniger Wissen über Kindheit undErziehung weitergegeben.

    Der Eltern-Knigge soll eine neue, sehr persönliche Formeines Ratgebers sein. ZEIT Autoren, mit Kindern inunterschiedlichsten Altersklassen beantworten hier aufwitzige aber auch ernsthafte Weise die Fragen, denen sichEltern immer wieder stellen müssen.

    Auch die Titelgeschichte im ZEITmagazin wird sich indieser Ausgabe dem Thema Erziehung widmen.
  • AnonymousAnonymous

    59,500

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Hab grad auf Facebook in einer Gruppe diesen Text gefunden, der eigentlich ganz gut zum Thema passt:

    Kinder von heute werden in Watte gepackt. Wenn du als Kind in den 80ern oder 90ern lebtest, ist es zurrückblickend kaum zu glauben, dass wir so lange überleben konnten! Als Kinder saßen wir in Autos ohne Sicherheitsgurte und ohne Airbags. Unsere Bettchen waren angemalt mit Farbe voller Blei und Cadmium. Die Fläschchen aus der Apotheke konnten wir mühelos öffnen. Türen und Schränke waren eine ständige Bedrohung für unsere Fingerchen und auf den Fahrrädern und Mopeds trugen wir nie Helme! Wir bauten Seifenkisten und enteckten während der ersten Fahrt den Hang hinunter, dass wir die Bremsen vergessen hatten. Damit kamen wir nach einigen Unfällen klar. Wir verliessen morgens das Haus, wir blieben den ganzen Tag weg und mussten erst zu Hause sein, wenn die Straßenlaternen angingen. Niemand wusste wo wir waren und wir hatten nicht einmal ein HANDY dabei! Wir haben uns geschnitten, brachen Knochen und Zähne und niemand wurde deswegen verklagt! Es waren eben Unfälle! Niemand hatte schuld, ausser wir selbst. Keiner fragte nach "Aufsichtspflicht". Wir kämpften und schlugen uns manchmal grün und blau, damit mussten wir leben, denn es interessierte die Erwachsenen nicht besonders. Wir aßen Kekse, Brot mit dick Nutella, tranken viel Cola, Hoch oder "die Blaue Sau" und wurden trozdem nicht zu dick oder krank! Wir tranken mit unseren Freunden aus einer Flasche und niemand starb an den Folgen! Wir hatten nicht: Playstation, Nintendo64, X-Box, Videospiele, 64 Fernsehkanäle, Sourround Sound, eigene Fernseher, Computer, Handy; Laptops, Internet, Chatrooms. WIR HATTEN FREUNDE! Wir gingen einfach raus und trafen sie auf der Straße. Oder wir marschierten einfach zu deren Haus oder Wohnung und klingelten! Manchmal brauchten wir gar nicht zu klingeln, und gingen einfach hinein! Ohne Termin und ohne Wissen unserer gegenseitigen Eltern. Wir dachten uns Spiele aus mit Holzstöcken und Tennisbällen. Außerdem aßen wir Würmer und die Prophezeiungen trafen nicht ein; die Würmer lebten nicht in unseren Bäuchen weiter, und mit Stöcken stachen wir auch nicht besonders viele Augen aus! Beim Straßenfußball durfte nur mitspielen, wer gut war. Wer nicht gut war, musste lernen mit Entäuschungen klar zu kommen! Manche Schüler waren nicht so schlau wie andere. Sie rasselten durch Prüfungen und wiederholten Klassen. Das führte damals nicht zu emotionalen Elternabenden oder gar zur Änderung von Leistungsbewertungen! Unsere Taten hatten manchmal Konsequenzen. Das war klar und keiner konnte sich verstecken. Wenn einer von uns gegen das Gesetz verstoßen hat, war klar, dass die Eltern ihn nicht automatisch aus den Schlamassel heraushauen. Im Gegenteil; Sie waren oft der gleichen Meinung wie die Polizei! So etwas!! Unsere Generation hat eine Fülle von innovativen Problemlösern und Erfindern mit Risikobereitschaft hervorgebracht. Wir hatten Freiheit, Misserfolg, Erfolg und Verantwortung! Mit allem wussten wir umzugehen!

    Das ist natürlich eine etwas verklärte Darstellung, aber ich finde, das hat was ;-)
  • NiennaNienna

    7,124

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Ja, das hat was.

    Ich bin auch ziemlich froh, dass es in diesem Haushalt Playstation und Co nicht gibt. Denn dann brauchen meine Kinder zumindest dafür Freunde um sowas zu spielen :fies101:

    Nee, mal im Ernst.
    Ich bin verdammt froh, hier in einem 1000 Seelen Dorf zu wohnen, denn hier ist einiges noch so wie damals bei uns:
    Die Kinder spielen bei schönem Wetter draussen; Menschen, denen man auf der Strasse begegnet werden gegrüsst (und grüssen zurück); sobald die Kinder in die Schule gehen, ziehen sie in altersmässig passenden Gruppen durchs Dorf bzw. den Park und machen Blödsinn.

    Ok Seifenkisten bauen sie nicht mehr, aber am Schlossberg werden halsbrecherische Bobbycar Rennen gefahren (hoffentlich kriege ich das nicht mit, wenn meiner das mal macht - ich würde es bestimmt verbieten).
  • AnonymousAnonymous

    59,500

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Ist hier in der Siedlung auch so. Die ist eh wie ein Dorf *gg*
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