Da es hier einige Fans von Jesper Juul gibt, dachte ich mir, dass ich den Link mal einstelle.
Ich fand das Interview sehr interessant, vor allem weil es sich mal abgrenzt von diesem ganzen Winterhoff-Grenzen-Konsequenzen-Gequatsche.
Schön fand ich auch, dass es endlich mal eine (leise) mahnende Stimme zum Krippenthema gibt und zur stillen Ecke oder Auszeit als Erziehungskonsequenz...
Das waren so meine spontanen Gedanken beim Lesen...
http://www.zeit.de/2010/09/Jesper-Juul?page=1
Kommentare
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Auch die Einschätzung zur Krippenbetreuung fand ich sehr wichtig, in einer so großen deutschen Zeitung geäußert aber natürlich irgendwie schwierig, da das bestimmt dankend von der KKK-Fraktion 'zweckentfremdet' wird und auch tatsächlich eher auf die skandinavische Gesellschaft passt. Trotzdem wichtig...
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Und der Satz "Bis ein Kind lernt, wann es Hunger hat, dauert es sieben, acht Jahre." widerspricht allem, was ich hier im Forum gelernt habe....
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Das hab ich auch gedacht..
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Ich habs aber auch nur kurz überflogen.
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Ich fühlte mich auch erst angepiekst, aber dann habe ich das nochmal genauer gelesen.
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ich denke sowas kann man doch auch nicht pauschalisieren..
kommt doch wirklich drauf an wie das Kind betreut wird,wie lange und ob es Gefallen dran hat oder sich dahin quält..ich glaube schon,und sehe das an Rafael wenn wir im Mehrgenerationenzentrum sind,dass der frühe Kontakt zu anderen Kindern wichtig ist.Zumindest mein Sohn ist weggekrabbelt,wenn wir da angekommen sind und sitzt dann schon bei den "Grossen"(knapp 2jährigen)und guckt zu und bekommt von denen liebevoll Spielzeug gereicht oder auch mal weggenommen ;-))Er schaut sich viel ab dort.
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HÄÄH? Bin verwirrt, ich meinte, dass solche Argumente gerne von konservativen Politikern aufgegriffen werden, die Frauen eigentlich gerne hinterm Herd sehen möchten (Kinder, Küche, Kirche... hattest du schon verstanden und dann ironisch 'umgedichtet', oder? ). Damit waren nicht Mütter gemeint, die zuhause bleiben sondern Politiker, die einer gleichberechtigteren Reglung entgegenstehen. Krippen-Schelte wird da immer gerne genommen. Das diese nicht völlig unangebracht sein muss, räume ich ein. Doch hier in D gibt's dafür einfach noch kein Anlass, da eine U3-Betreuung eher die Ausnahme als die Regel ist. Phänomene wie von Juuls beobachtet gibt es hier ganz ohne solch früher Regelbetreuung.
Was du nun überflüssig findest, verstehe ich nicht so ganz.....
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ich fand einfach nur erfrischend, dass einfach mal ein leises Mahnwort gesprochen worden in der Krippenthematik. Dass z. B. immer die nordischen Länder als Paradebeispiel für Kinderbetreuung und berufstätige Frauen gebracht werden - irgendwie angeblich ohne Konsequenzen für beide Seiten und was gleichzeitig als Vorbild für die Entwicklung in Deutschland genommen wird. Wir entwickeln uns jedenfalls immer mehr dahin. Ich verneine lediglich, dass das uneingeschränkt gut ist für unsere Kinder. Weil man das einfach nicht pauschalisieren kann. Irgendjemand leidet in den meisten Fällen drunter - der eine mehr, der andere weniger.
Das war jetzt ohne jede Wertung. Aber ich finde ich es immer noch bedenklich, dass das nordische Bespiel für Deutschland als hervorragendes Bespiel für Kinderbetreuung herangeholt wird. Das ist tiefste DDR - das mag ich so nicht für Deutschland übertragen wissen. Was macht man damit kaputt und das ganze im Namen der "sozialen Kompetenz-Enwicklung" oder wie es in Neudeutsch überhaupt heißt. Aber wir passen uns immer mehr den nordischen Ländern - nein, ich sage nicht den nordischen Ländern, sondern den sozialistischen, kommunistischen Ländern an. Ich finde das bedenklich. Schön zu lesen, dass das andere andere (wie Juul) auch bedenklich finden - und das sogar entgegen dem Zeitgeist. Das finde sogar noch mehr mutiger.
Die uneingeschränkte Kinderbetreuung passt jedenfalls nicht für alle Kinder in Deutschland. Aber es wird immer mehr übertragen für alle Kinder in Deutschland. Schön zu lesen jedenfalls, dass es Kinderrechtler gibt, die dass nicht uneingeschränkt positiv sehen.
Die Mütter, die sich da angegriffen sehen, können das gern tun. Da kenn ich die Hintergründe nicht. Es gibt immer noch einen Unterschied zwischen dem - "Das MUSS ich jetzt tun" oder dem "Das WILL ich jetzt tun". Und es gibt natürlich Unterschiede zwischen Kindern, bei denen das ganz einfach funktioniert und bei denen, wo es nicht so einfach funktioniert. Alle Lebensumstände sind anders. Da kann man nicht pauschalisieren. Hier wird aber im Thema Krippe pauschalisiert: "Mein Kind muss / soll in die Krippe gehen". Das ist nicht richtig. Aber meistens gesellschaftlich nicht anders gewollt. Das tut mir Leid für die Mütter, die das so unreflektiert in Anspruch nehmen müssen.
Von nichts anderem jedenfalls hat Juul hier geschrieben: Bei manchen passt es, bei manchen nicht. Wenn es bei denen hier so passt, dann passt es ja
Meine Worte sind etwas unsortiert. Ich mag jetzt aber nicht nochmal lesen, ich bin gerade heim gekommen.
Das hier kann ich nicht ganz nachvollziehen:
"Außer sie engagieren sich für "Muttersein" als einzig wahre Lebensform". Ansonsten muss in Deinen Augen jede Mutter selbst wissen, was sie tut...
...Deine Worte.
Außer nämlich diese eine spezielle Mutter? Diese Mutter, die als einzig wahre Lebensform ihr Dasein als Mutter sieht! Ist die in Deinen Augen nicht normal?
Findest Du diese Mütter suspekt?
Stört Dich etwas daran?
Was genau stört Dich daran?
*Neugierig frag*
Ohne jede Wertung
Ich will nur verstehen
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Wen oder was ich suspekt finde, ist wieder eine ganz andere Frage, da kommt mein persönliches Empfinden ins Spiel. Und ja, Frauen, die sich so überhaupt gar nicht in Richtung Berufstätigkeit orientieren finde ich ein Stück weit suspekt. Weil ich's mir einfach nicht vorstellen kann, weil's für mich nichts wäre, weil ich weder mit dem Alltag noch mit der sich daraus ergebenden dauerhaften finanziellen Abhängigkeit vom Partner klar käme... aber das ist jetzt wirklich sehr ab vom Thema und auch nur meine eigene kleine Befindlichkeit also: OT aus ;-)
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Trotzdem:
Ist eine Frau weniger suspekt, wenn sie als Kindergärtnerin ihren Dienst steht und Gehalt empfängt?
Du schreibst, dass sie Dir mehr suspekt ist, wenn sie die gleiche Tätigkeit daheim ausübt, jedoch kein Gehalt empfängt. Hat sie aber nicht auch ein Gehalt verdient? Macht das "offizielle nicht verdienen" eine Frau wirklich suspekt? Macht das "nicht politisch engagieren" einen Menschen suspekt?
Anscheinend die ewige Frage... und ich finde es traurig, dass man die heutzutage noch stellen muss. Und das in einer Zeit, die für alle Lebensformen (auch für die unpolitischen), die keine anderweitigen Grenzen übertreten, eine Nische bereithält. Man muss nicht immer dem Mainstream folgen. Es geht oft auch anders.
Und nö: In der Plauderecke gibt es eigentlich keinen OT.
Das wäre mir jedenfalls nicht bekannt
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Ich bin entschieden gegen Menschen, die das alleinige Mutter-sein als DIE Lösung vertreten, seien es Politiker, religiöse Gruppen, Mütter, Väter whatever… Genauso wenig würde ich das andere Extrem vertreten...
Ich persönlich finde das alleinig Hausfrauen-Dasein irgendwie suspekt. Deswegen sind die Menschen nicht suspekt und ich habe auch Freundinnen, die so leben und die ich komplett so akzeptiere. Aber dennoch ist es ein Punkt, den ich irgendwie seltsam finde. Warum ich das tue, hatte ich noch gar nicht geschrieben… aber wenn’s hier kein OT gibt kann ich das natürlich gerne tun ;-)
Der erste Punkt ist, dass ich nicht verstehen kann, wie mit einem Kind auf einmal alles anderes ist, so anders, dass Dinge, für die ich vorher hart gearbeitet, gelernt und gekämpft habe auf einmal nicht mehr wichtig sind. Ich habe vorher meinen Beruf erlernt, hab eine Ausbildung gemacht, studiert, viel gearbeitet, mir Wissen angeeignet und Erfahrung. Warum Frauen ihren Beruf wegwerfen und sich nur noch um Heim und Herd kümmern, kann ja eigentlich nur den Grund haben, dass der Beruf einem nicht viel bedeutet hat. Klar, kann passieren, doch ich finde es sehr kurzsichtig, sich dann nur noch auf den HH zu fokussieren, den Kinder werden nun mal groß. Jetzt macht das ja vielleicht Sinn, aber was ist in 15 Jahren. Der Arbeitsmarkt wird nicht die Arme ausbreiten und einer Frau nach 20 Jahren Familienpause einen gerecht bezahlten Arbeitsplatz anbieten.
Da kommt das allseits beliebte ‚Glücklicherweise muss ich nicht arbeiten….‘ ins Spiel. Bei diesem Satz stellen sich mir regelmäßig die Nackenhaare auf. Wie kommen Frauen darauf, nicht arbeiten zu müssen, weil das Gehalt des Gatten die laufenden Kosten deckt??? Ich will dann immer so was sagen wie: ‚Oh, du hast eine siebenstellige Geldsumme geerbt?‘ Denn mal ehrlich: Was passiert denn, wenn so eine Beziehung nach sagen wir mal 10 Berufsfreien Jahren in die Brüche geht? Der Mann ist nicht mehr in der Pflicht, den Lebensstandard seiner Ex weiterzufinanzieren. Er hat sich in den letzten Jahren eine gute berufliche Situation erarbeitet, musste da nie Abstriche machen und was bleibt der Frau am Ende? Sich eine schlecht bezahlte Tätigkeit deutlich unter ihren Möglichkeiten zu suchen, und mehr schlecht als recht sich und wahrscheinlich auch das Kind/die Kinder zu ernähren.
Denn NEIN, der Arbeitsmarkt wartet nicht auf Mütter, die sich als ‚Familienmanagerin‘ profiliert haben.
Zum Kindergärtnerinnen Beispiel: Eine Erzieherin hat einen Beruf, den sie über die Familienphase hinaus ausüben kann. Sie hat ein unabhängiges Einkommen und eine Ausbildung die sie dort einsetzt. Klar kannst du dich als Mutter toll um deinen Sohn kümmern. Und klar hättest du dafür auch ein Gehalt verdient. Und wenn ich ehrlich bin sollten Frauen auch so ein Gehalt bekommen, das ist in der Realität dann hoffentlich die Hälfte der Summe, die von Männes Gehalt nach allen Kosten übrig bleibt. Wenn aber deine Familie dein Arbeitgeber ist, stehst du nach einer Scheidung halt trotzdem dumm da. Denn dann hast du keine Berufserfahrung, die für irgendeine andere Tätigkeit relevant ist und einem neuen Arbeitgeber als Referenz dienen könnte.
Ich sage nicht, dass nun alle losrennen und 4 Wochen nach der Geburt Vollzeit in den Job einsteigen. Ich finde es völlig ok, Pausen, auch längere zu machen. Nur so eine kleine Verbindung zur Berufswelt würde ich halt jedem empfehlen. Egal ob ich in den alten Job zurückkehre oder mir neue Perspektiven suche. Wenn ich in der freien Wirtschaft arbeite muss ich das anders einplanen als z.B. jemand der im öffentlichen Dienst oder einem Beamten-Verhältnis ist. Es geht mir darum, Sorge dafür zu tragen, im Fall des Falles meinen und den Unterhalt meines Kindes aufbringen zu können. Und zwar möglichst so, wie das meine Ausbildung zulässt.
Wenn eine Frau andere Möglichkeiten hat, finanzieller Not nach einer Scheidung entgegenzuwirken, finde ich das völlig ok. Ganz egal, ob sie wirklich so wohlhabend ist, dass das keine Frage ist. Oder ob sie mit ihrem Mann einen entsprechenden Ehevertrag aufsetzt, der ihr nach der Scheidung eine entsprechende Summe garantiert. Alles in Ordnung. Es geht mir nur darum Verantwortung dafür zu übernehmen und nicht blauäugig davon auszugehen, dass schon alles gut gehen wird. Das hat nichts mit Mainstream zu tun und ehrlich gesagt habe ich als quasi vollberufstätige Mutter in überhaupt gar keiner Weise das Gefühl, mich im Mainstream zu bewegen.
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Du hast geschrieben, dass Du keinen Grabenkrieg eröffnen möchtest, was ich Dir auch ungesehen glaube. Ich finde aber trotzdem - so ist es bei mir angekommen und auch Dein letzter Post konnte dieses Gefühl nicht ausräumen, dass man mit beispielsweise solchen Aussagen, zumindest den bereits existierenden Graben vertieft:
Wir leben anscheinend mittlerweile wirklich in einer Gesellschaft, die nur noch auf Leistung aus ist und nichts anderes mehr akzeptiert. Man macht Anerkennung nur noch davon abhängig, welcher beruflichen Tätigkeit man nachgeht und welches Einkommen man mit nach Hause bringt.
Es ist doch tatsächlich so, dass Arbeiten ohne Einkommen einfach eine geringe bis gar keine Wertschätzung erfahren. Du findest sie sogar suspekt.
Selbst die "nur" (Du benutzt auch dieses pöse ;-)Wort) Hausfrau und Mutter sind, sich jedoch noch ehrenamtlich betätigen, werden auch nicht gewertet. Das ist doch nix. Keine Leistung! Keine gescheite Arbeit! Die bringt doch kein Geld nach Hause. Weisst Du was ich meine? Was ist das denn für eine Denke?
Ob Du fleissig warst, gelernt, studierst, Dich nach oben gearbeitet hast, ist Deine Sache und Dein Leben. Es gibt aber Leute, die dieses Leistungsdenken nicht haben, nicht brauchen, die andere Sachen im Leben als wichtiger erachten, z. B. jeden Nachmittag Angeln zu gehen oder so.
Ja, die Leute gibt es tatsächlich. Und das müssen noch nicht einmal Hausfrauen sein, die es als wichtiger erachten, ihre Kinder selbst groß zu ziehen und das keinen Fremden überlassen möchten. Diese Einstellung muss man nicht teilen, einfach nur akzeptieren reicht da völlig.
Dass sind z. B. auch die Leute, die aus ihrem Verstand nicht das bestmögliche herausgeholt haben, sondern anstatt die Karriereleiter nach einem erfolgreichen Studium nach oben zu klettern, einfach nur ihr Leben leben, vielleicht "nur" Putzen gehen, vielleicht "nur" Maurer geworden sind. Die aber glücklich sind, so wie sie leben. Das kann man doch einfach akzeptieren, ohne dass da einem was suspekt erscheint.
Ich finde das völlig normal.
Wie andere Menschen Ihre Leben absichern, ist deren persönliche Sache.
Du fragst doch sicherlich keine Putzfrau, warum sie sich nicht nochmal auf die Schulbank setzt und was erlernt, bei dem sie mehr Geld verdient, weil es ja im Alter "eng" werden könnte? Bei einer Hausfrau und Mutter stellst Du aber genau diese Frage. So etwas geht einem doch gar nichts an.
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Das wollte ich noch klarstellen, ist mir wichtig!
Ich wollte weder Putzfrauen noch Maurer diskreditieren!
Ich hab diese Personen nur als fiktives Beispiel für einen anderen Berufsweg und für eine andere Einstellung zum Leben genommen.
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Nur eines: die Gefahr des sozialen Abstiegs nach eine Scheidung liegt eindeutig bei Frauen, ein unwahrscheinlich hoher Anteil alleinerziehender Mütter lebt von Sozialhilfe. Das hat Gründe. Daher ist das keine Sache, die ich als Privat-Sache abtun möchte. Ist es nämlich nicht. Klar, wir können auch alle angeln gehen :roll:
Und im übrigen erziehe auch ich mein Kind selber und überlasse das keinen Fremden :flaming01:
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Ich meine, dass eine Familie die Geldangelegenheiten, also wer verdient wieviel, für wen usw. so entscheiden sollte, wie es allen paßt, dabei finde ich das Modell völlig zweitrangig, wenn die Eltern sich einig sind, das gemeinscham entschieden haben und dahinterstehen.
Dann zum Thema Abhängigkeit: äußerlich ist eine Frau natürlich abhängig vom Einkommen ihres Mannes, wenn sie kein eigenes Gehalt hat, aber mich stört, dass sich die Abhängigkeit nur auf den finanziellen Aspekt bezieht, denn abhängig sein kann man in viele Richtungen und in vielen Situationen. Ich weiß schon, eigenes Geld erleichtert vieles, aber meine Unabhängigkeit hat eher was mit meiner inneren Haltung zu tun als damit, dass ich im Moment kein eigenes Geld verdiene. Und abhängig ist man doch auch, wenn man arbeiten geht, aber eben von anderen Dingen wie z.B. dass die Tagesmutter nicht ausfallen darf, dass der Chef einen nicht plötzlich doof findet, dass die Kollegen nicht mauern usw. Dieses Abhängigkeitsdings auf Mann verdient - Frau ist automatisch abhängig wenn sie nichts verdient zu reduzieren finde ich zu einfach. Mein Mann ist ja auch abhängig von mir, weil er sich nicht um die Kinterbetreuung kümmern muss unter der Woche.
Ansonsten finde ich es schade, dass aus dem ganzen Artikel von Jesper Juul nur das Thema "Fremdbetreuung" rausgepickt wurde (ich hab ja auch nichts anderes thematisiert), obwohl da noch so viel andere Sachen drinstanden. Das ist das, was ich mit Grabenkrieg meine. Es gibt so viele Themen über Erziehung usw., aber ich finde auch, dass der Graben total vertieft wird, wenn sich dann vor allem auf Arbeiten gehen ja oder nein eingeschossen wird. Das ist wie mit den Still-Threads. Zum Schluss entgleitet das dann oft so, dass es nur noch Stillmütter und Nichtstillmütter gibt, so wie es bei diesem Thema dann hier nur noch Arbeiten gehen oder nicht als Messlatte für ne gute Mutter gibt (ist jetzt mit Absicht übertrieben ausgedrückt). Wir sind doch alle noch viel mehr.
Das geht jetzt bissl in deine Richtung sopie74. Ich finde das meiste von dem, was du schreibst vollkommen ok, auch wenn ich ganz anders lebe und auch über vieles anders denke. Aber du benutzt manchmal leicht unfreundliche Begriffe und hebst so oft hervor, wie toll du das alles hinkriegst und wie hart du arbeitest (was ja bestimmt auch stimmt). Aber das macht es dann schwierig, nicht wütend auf dich zu werden, weil es eben oft impliziert, dass Leute, die nicht so leben wie du, so eine Wertschätzung, wie du sie für dich beanspruchst, eben nicht verdient haben. Das soll jetzt nicht unfreundlich klingen, aber das schwingt in deinen Posts für mich eben meistens mit und jetzt gerade wieder besonders.
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Mmmh, ich glaube, ich sollte meine Schwingungen besser kontrollieren ;-) Vielleicht schreibst du mir noch mal welche ‚leicht unfreundlichen Begriffe‘ du meinst, dann achte ich da künftig mehr drauf.
Tatsächlich ist es nicht so, dass ich irgendeine mütterliche ‚Daseinsform‘ höher oder geringer werte. Es geht mir dabei nicht um die Leistung, die ich erbringe oder eine Frau, die nicht berufstätig ist. Ich würde meine Leistung nicht höher einschätzen als deine, aus meiner Perspektive fiele es mir viel schwerer, unseren Haushalt und die Betreuung meines Sohnes komplett alleine zu wuppen und nicht arbeiten gehen zu dürfen. Für mich ist es halt aus o.g. Gründen, die einzig mögliche Lösung arbeiten zu gehen. Und ich würde mir oft wünschen, dass sich alles besser unter einen Hut bringen ließe. Hier läuft überhaupt nicht alles perfekt und für mich hagelt es keineswegs Wertschätzung von allen Seiten. Die beanspruche ich eigentlich auch nicht wirklich, denn das hier ist nun mal das Leben, das wir uns so ‚gebastelt‘ haben…
Zur Unabhängigkeit: Ja, die gibt es auf vielen Ebenen. Aber Existenzsicherung ist doch die Voraussetzung für alle anderen Formen von Unabhängigkeit, oder? Damit meine ich, die Sicherung des Lebensstandard, den ich nun mal brauche. Das kann von super-spartanisch bis luxuriös sein. Ich persönlich brauche keine Reichtümer, kein Eigenheim und kein teures Auto. Aber mal irgendwann mit meinem Sohn ‚aufs Amt‘ zum müssen, während mein Mann die Früchte seiner Arbeit erntet wäre für mich Horror. Obwohl wir uns sehr lieben und ich fest davon überzeugt bin, dass wir immer zusammenbleiben.
Es ist ein sehr verbreitetes Phänomen, dass die Geburt von Kindern die Mütter in eine langfristige Abhängigkeit bringt. Und dass dieser Aspekt – aus meiner Sicht – viel zu häufig einfach in Kauf genommen wird. Ich wollte, als ich oben erwähnte, dass ich vor der Familie einiges in meinen Beruf investiert habe, nicht sagen, wie geil ich mich finde. Das habe ich geschrieben, um auszudrücken, dass ich mich einfach sehr, sehr oft über die vielen engagierten, gut ausgebildeten Frauen wundere, die mit dem ersten Kind so gar kein Interesse an diesem Teil ihres Lebens habe. Das geht mir gerade so, weil ich eigentlich gar kein Erfolgs- und Leistungsorientierter Mensch bin. Aber Job ist doch auch nicht nur Leistung-zeigen sondern kann doch auch das eigene Interesse wiederspiegeln. Ich gehe halt ein Stück weit auch in meiner Arbeit auf, das hat nix damit zu tun, welchen Beruf ich habe. Und natürlich kann ich auch in zuhause mit Leidenschaft meinen HH führen und die Kinder betreuen. Doch diese Phase ist doch einfach auch begrenzt. Ich erlebe heute meine Mutter, die fast 20 Jahre zuhause war. Ich glaube, sie hätte rückblickend anders entschieden, ich glaube, ihr fehlt das ein Stück weit.
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Zum Thema Abhängigkeit gibts eigentlich nicht mehr viel zu sagen. Aus deiner Sicht und theoretisch hast du total recht.
Aber so triffts eben nicht auf jede Frau zu. Ich weiß auch nicht, für mich persönlich sieht das alles anders aus. Ich hab schon ziemlich viele Modelle durch, von ich geh arbeiten und mein Ex-Mann ist zuhause weil ich mehr Geld verdiene als mein Ex-Mann über Teilzeit arbeiten, als Carlo und Felix klein waren, dann haben wir beide voll gearbeitet und als ich dann getrennt war, hab ich meinen Lebensunterhalt alleine verdient und seit ich Paola habe, bin ich das erste Mal überhaupt so lange zuhause und finde es richtig toll, meine Tochter ohne Druck zu begleiten. Wobei Paola ja auch quasi die zweite Runde ist. Als die Jungs klein waren, hatte ich es ziemlich eilig, wieder arbeiten zu gehen. Aber ich hab schon über 20 Jahre gearbeitet und finde es im Moment richtig gut, vom Arbeitsmarkt-Arbeitsleben mal eine Pause zu haben. Ich fühl mich deswegen nicht als Hausfrau, wenn man den Begriff negativ verwendet, weil ich viel mehr bin, als nur eine Momentaufnahme meines jetzigen Lebens.
Und die verschiedenen Modelle haben immer zu meinem damaligen Leben gepaßt und jetzt paßt es auch.
Du schreibst ganz oft, dass die Arbeit vor dem Kind zu dir gehört hat und sich das durch ein Kind nicht geändert hat.
Ich hab eher die Erfahrung gemacht, dass sich mein Leben oft geändert hat und damit die äußeren Bedingungen und ich mich an die Veränderungen oft anpassen musste. Meiner Erfahrung nach gehen Lebenspläne eher nicht auf, deswegen ist es für mich wichtig, dass ich mir Situationen schaffe, die mich jetzt zufriedenmachen, ohne zuviel im Voraus zu planen. Außerdem hab ich auch die Erfahrung gemacht, dass ich alleine und mit Kindern gut über die Runden gekommen bin, weil ich arbeiten gehen und Kinder großziehen gut hingekriegt habe, davor hab ich keine Angst mehr, dass ich das nicht packen könnte.
Soviel persönliches wollte ich eigentlich gar nicht schreiben, und ich hoffe, es klingt nicht danach, dass ich mein Leben rechtfertigen möchte, das möchte ich nämlich nicht.
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Für mich ist das in einer Art vergleichbar mit einer neuen Beziehung: am Anfang ist man nur auf einander konzentriert und vergisst die Welt um sich rum. Aber nach ein paar Monaten relativiert sich das ja wieder und dann erinnert man sich: Halt, da waren doch noch Freunde und dies und das Hobby mache ich ja eigentlich auch gerne etc. Wenn dieser Moment nicht kommt und die Beziehung in die Brüche geht, muss man sich mühsam erst wieder einen Freundeskreis aufbauen, weil die ja meistens auch keine Lust haben, ewig zu warten.
Ich glaube, es geht in dem Ganzen weniger darum, für welches Modell man sich entscheidet, sondern darum, flexibel im Geist zu bleiben für alle Eventualitäten. Ich mache mir auch Gedanken dazu, wie es aussehen könnte, wenn ich aus irgendeinem Grund zu Hause bleiben müsste. Das gibt einem ja auch eine Form von Sicherheit Modelle durchzuspielen und zu sehen: hey, das würde auch klappen..!
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Habe trotzdem noch eine Anmerkung, und zwar zu dem was Nanaki schrieb:
Ich stelle immer wieder fest dass Erik z. B. oft überhaupt nicht realisiert dass er Hunger hat. Er kriegt zwar unglaublich schlechte Laune bis hin zum System-Total-Absturz wenn wir es nicht rechtzeitig merken, aber von sich aus dann gesagt: "Ich hab Hunger!!" hat er in so einer Situation noch nie, sondern wir haben ihm dann immer irgendwann was zu essen angeboten und dann am Appetit gemerkt: oha, da war es wohl höchste Zeit. Vielleicht ist das ja damit gemeint; also dass die Kinder schon merken, mir gehts jetzt grad nicht gut bzw. wenn sie dann essen, dass sie dann auch realisieren, oh, ich hab Hunger und ess jetzt mal bis ich satt bin, aber dass dieser Zusammenhang noch nicht eigenständig hergestellt werden kann.
Oder ist das bei euren Zwergen ganz anders (kann ja sein, hab ja bisher nur den einen)?
Ansonsten spricht mir J. J. mal wieder ziemlich aus der Seele, was das heute so moderne "Verplanen" und Bespaßen der Kinder angeht; ich bin auch ein ziemlicher Vertreter vom Einfach-mal-spielen-lassen und finde es auch furchtbar, wenn sie immer so im Mittelpunkt stehen. Laut J. J. ist das ja sogar kontraproduktiv und von den Kindern selbst gar nicht gewünscht, wenn ich das richtig verstanden habe...
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Dass die ständige Aufmerksamkeit aufs Kind nicht gut sein kann, denke ich mir immer wieder, auf der anderen Seite finde ich es schwierig, das zu vermeiden..! Eigentlich geht das hier nur, wenn ich selbst was aktiv mache, also irgendwas im Haushalt oder so. Nur rumsitzen oder Zeitunglesen wird nicht akzeptiert. Wobei, halt! Wenn wir mittags heimkommen und gegessen haben, dann sag ich ihm meistens, dass ich jetzt gerade Pause habe und meinen Kaffee trinken will. Das funktioniert super. Keine Ahnung, warum..!
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Aber immerhin geht das bei euch anscheinend (bei uns zum Glück auch)! Die Mutter von Eriks Kumpel macht sämtliche größeren Haus- und Putzarbeiten an ihren freien zwei Tagen oder am Wochenende, also wenn der Junge (auch 3 1/2 wie meiner) im KiGa ist oder mit Papa spielen kann, da er sonst permanent ihre Aufmerksamkeit einfordert (und sie ihm auch gibt).
Andererseits wundern sie sich dass er so ein schlechter Esser ist und setzen ihn beim Essen ständig unter Druck er müsste doch mehr essen sonst wird er immer dünner usw usw (haben ihm wohl sogar schon mit der Suppenkasper-Geschichte aus dem "Struwwelpeter" gedroht, also dass man auch sterben kann wenn man nix isst). Meiner Meinung nach das klassische Beispiel dafür das J. J. in dem Interview gerade übers Essen sagt: der Fokus der Aufmerksamkeit liegt zu sehr auf dem Jungen, statt dass sich die Eltern um sich kümmern und das Essen genießen und der Kleine isst dann schon mit... leider kenne ich das Paar nicht gut genug um ihnen das mal ins Gesicht zu sagen.
Und das mit dem ständig Bespielen/Bespaßen meinte ich auch eher in Richtung dass viele eben in ganz jungen Jahren schon ein straffes Freizeitprogramm für die Kinder organisieren mit Schwimmen und Turnen, Musik AG usw., und am Wochenende müssen dann noch ständig ganz tolle Ausflüge gemacht werden. Wenn die Kinder zusätzlich in den Kindergarten gehen, wo bleibt dann die Zeit zum freien Spielen? Oder zum einfach mal nur zu Hause mit Mama und Papa rumhängen? Oder einen "einfachen" Ausflug zu machen, wie z. B. auf den nächsten Spielplatz, in den Wald oder in den Garten.
So war das eher gemeint. Zu Hause sein und mit den Kindern zu spielen finde ich dagegen toll! ;-)
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Äh, doch, ich würde schon gerne verstehen, warum ich dich wütend mache. So ganz kann ich das scheinbar nicht verhindern. Ich habe ja nun wirklich gleich erklärt, was ich mit dem KKK meinte und auch, was das mit dem 'suspekt' auf sich hat.
Nachdem du jetzt was zu deiner Situation geschrieben hast, kann ich nur sagen, das ich damit sicher nicht dich gemeint habe. Geht eigentlich aus dem schon geschriebenen auch hervor. Es ging mir nicht darum sich keine (Familien-)Pause zu gönnen oder andere Modelle zu testen, sondern nur darum, das Heft nicht völlig aus der Hand zu geben. Guni hat genau das beschrieben. Also so richtig kann ich deinen Ärger nicht nachvollziehen, ist aber auch ok, ist wohl eher so ne Art 'Grundschwingung' ;-)
Ich sehe jetzt ehrlich auch den Gegensatz nicht, das ist doch eigentlich genau, was ich mir 'wünschen' würde. Das Frauen einfach flexibel und für sich selbst verantwortlich bleiben. Wenn du nach 20 Jahre Berufstätigkeit weißt, dass du das gut gewuppt bekommst, was sollte dann dagegen sprechen, mal ein paar Jahre nicht berufstätig zu sein? Niemand hat dir vorgeworfen, du seist von nun an die für immer beruflich-desinteressiert Nur-Hausfrau. Mir ist auch mein aktuelles Leben deutlich wichtiger als irgendwelche was-wäre-wenn-Szenarien, aber das geht doch nur gut, wenn ich Alternativen bewahre. Deswegen bin ich doch nicht karriere-fixierte und mit 15-Jahresplan ausgestattet.
Ich will auch nicht jeden Lebensentwurf einzeln auseinander friemeln, aber es ist eben ein Massenphänomen, das ich anspreche, weil einfach viel zu oft nicht alle Aspekte bedacht werden...
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Es ist nur so, dass solche Diskussionen (genauso wie Stillen z.B.) so oft spaltend sind und dann so komische Einteilungen vorgenommen werden und das stört mich eben. Und deine engagierte Art, Dinge an - oder auszusprechen trifft bei mir eben, auch bei anderen Themen, einen empfindlichen Nerv. Das ist wie gesagt nicht weiter schlimm, ich krieg mich doch auch wieder ein.
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Sorry doro, auch auf die Gefahr hin, dir auf die Nerven zu fallen: Worum geht's hier eigentlich? :scratch.: Welche Einteilungen habe ich vorgenommen und inwiefern bin ich für spaltende Diskussionen verantwortlich? Warum tauschen wir hier Argumente aus, wenn's am Schluss wurscht ist, weil du dich wieder eingekriegt hast?
59,500
Ich übertreib jetzt mal bißchen, aber ich hab das GEfühl ich erklär mir hier den Wolf. Wenn ich schreiben würde, "dass ich es total suspekt finde, wenn Frauen mit Kind arbeiten gehen und dass sich mir die Nackenhaare aufstellen, wenn diese Karrierefrauen ihre Kinder so früh fremdbetreuen lassen",(ist nur ein Beispiel, ich find das natürlich nicht wirklich) dann finde ICH, dass ich mich total vergreifen würde im Ton und dass ich damit eine Einteilung in Gute Mutter - Schlechte Mutter vornehmen würde, eben weil mal wieder nur dieser eine Aspekt betrachtet wird.
2,615
Ich weiß, dass ich jetzt penetrant werde. Ich hab kein Problem damit, wenn du mich oder das was ich schreibe nicht magst. Aber ich lasse mir nicht gerne irgendwas unterstellen, was ich garnicht gesagt habe. Für das KKK-Missverständnis kann ich nichts, das habe ich erklärt. Zum Thema Berufstätigkeit habe ich mich geäußert, weil ich gefragt wurde.
Ich lasse es gerne gut sein, wenn dir das zu doof wird, aber wirklich fair finde ich diese Art mich anzugreifen nicht...
59,500
ich würd das hier jetzt alles gerne so stehen lassen. Ich wollte dich auf jeden Fall nicht verletzen und auch nicht anmachen.
Deine Argumente hab ich verstanden und doch auch akzeptiert, und gegen den Rest kann man nix machen. So wenig wie du verstehst, worauf ich hinauswill, sowenig versteh ich dich anscheinend und ich fände es jetzt blöd, wenn wir jetzt nochmal alles auseinandernehmen, was wir geschrieben haben und uns das friemelig und pingelig um die Ohren hauen.
Ich möchte auch nicht nochmal erklären, was ich gemeint habe, das hab ich meiner Meinung nach schon oft, und ich glaube nicht, dass ich es dir plausibel machen kann. Nix für ungut.
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Zu finden hier: http://www1.ndr.de/mediathek/ ...dann FERNSEHEN und Jesper Juul suchen... ;-)