„Die Welt braucht Hebammen, mehr denn je“, lautet das Motto der Internationalen Hebammenvereinigung.
Dass in Afghanistan, Haiti und Eritrea mehr Hebammen denn je gebraucht werden, scheint allen klar, denn die Betreuung der Mütter und Kinder ist in diesen Armutsländern unzureichend. Aber auch in Deutschland ist eine gute Versorgung von Müttern und Kindern – trotz sinkender Geburtenrate – nur scheinbar sicher gestellt. Auf der einen Seite existiert eine Überversorgung gesunder Schwangerer im medizinisch-technischen Bereich, auf der anderen Seite fehlt Personal, um dem großen Bedürfnis der Frauen nach Selbstbestimmung gerecht zu werden.
„Es klingt paradox, aber es ist wirklich so. Wir brauchen mehr Hebammen, denn je“, fordert Martina Klenk, die Präsidentin des Deutschen Hebammenverbandes. Anders als früher haben Frauen heute in der Schwangerschaft einen größeren Beratungsbedarf, weil sie mit einer Flut von Informationen überschüttet werden und oft nicht wissen, wie sie sich entscheiden sollen. In den gynäkologischen Praxen ist für ausführliche Gespräche keine Zeit. Deshalb werden die Frauen häufig an Hebammen verwiesen.
„Aber auch nach der Geburt haben wir einen erhöhten Betreuungsbedarf“, so die Präsidentin. Während der letzten Jahre ist die Verweildauer nach einer Geburt im Krankenhaus drastisch gesunken. Oft werden die Frauen wenige Stunden nach der Geburt oder schon wenige Tage nach einem Kaiserschnitt entlassen. Das führt zu einem erhöhten Betreuungsbedarf im häuslichen Wochenbett durch freiberufliche Hebammen. An denen könnte es bald schon mangeln. Wegen der problematischen Einkommenssituation und den rasant steigenden Haftpflichtprämien sind in den letzten zwei Jahre bereits 10 Prozent der Hebammen aus der Geburtshilfe ausgestiegen. Das führt heute schon dazu, dass vor allem im ländlichen Raum und in den grenznahen Gebieten der neuen Bundesländer eine Versorgung mit Hebammenleistungen nicht mehr sicher gestellt werden kann. Seit vielen Monaten fordert der Deutsche Hebammenverband die politisch Verantwortlichen dazu auf, endlich Rahmenbedingungen zu schaffen, damit Hebammen ihrem Verso rgungsauftrag gegenüber schwangeren Frauen und ihren Familien nachkommen können. Aber bisher ist nichts Entscheidendes geschehen.
„Es ist wirklich 5 vor 12 und nicht nur ein symbolischer Akt, wenn wir am Internationalen Hebammentag um diese Uhrzeit bundesweit Luftballons fliegen lassen. Mit den Flyern an den Luftballons rufen wir die Menschen dazu auf, unsere E-Petition im Internet zu unterschreiben. Wir brauchen 50.000 Unterschriften innerhalb von drei Wochen, damit sich der Petitionsausschuss mit der drohenden Versorgungslage von Müttern und ihren Neugeborenen im Land befasst. Der Hebammenverband ist dabei auf die Solidarität aller angewiesen, denn wie Kinder geboren werden geht alle etwas an“, so die Präsidentin des Hebammenverbandes.
Quelle: Pressemitteilung des Deutschen Hebammenverbandes vom 1.2.2010