Hallo v.a. an die Stillberaterinnen hier,
ich lese auch noch in anderen Foren mit und mir fällt da auf, dass es da gerade total viele frischgebackene Mütter gibt, die so furchtbar über das Stillen stöhnen, die nach drei Monaten plötzlich keine Milch mehr haben, die im vierten Monat zufüttern und beinahe den ersten Anlass suchen, um abzustillen. Ich meine das gar nicht als ablästern, ich habe einfach das Gefühl, viele haben einen einerseits einen gewaltigen "Realitätsschock", andere haben vielleicht das Stillen nur angefangen, weil man das eben so macht und jetzt haben sie ihre "Pflicht" erfüllt - und die allerwenigsten nutzen eine Stillberatung, selbst wenn sie völlig panisch sind, weil sie meinen, die Milch lässt nach oder sie bald vor Erschöpfung zusammenbrechen.
Ich finde das schon ziemlich komisch, einerseits hat man den Eindruck, die Mütter heute sind eher überinformiert, zerbrechen sich über das richtige Babyphone und die Wahl des Babyschlafsacks den Kopf, die Kinderzimmer sind in der 20. Woche fertig - aber beim Stillen fehlen oft wirklich Basisinformationen und wenn man ihnen schreibt, dass gewisse Dinge, wie der scheinbare Milchrückgang in der 12. Woche einfach normal sind, wollen sie es erst mal nicht glauben.
Ich bin da immer etwas ratlos, ich kann und will ja nicht für andere entscheiden, wie sie mit ihren Kindern umgehen, andererseits finde ich vieles, was ich da lese wirklich falsch.
Wie seht ihr das? Ist das jetzt nur mein Eindruck, dass Stillberatung etwas ist, von dem man zwar weiß, was man aber nicht in Anspruch nimmt, warum auch immer?
Neugierige Grüße
Katrin
Kommentare
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ich erlebe das gerade mit meiner schwägern, die mit anfang 20 quasi zwischen den fronten steht. ihre mutter ist mitte/ende 40 und versucht sich sehr stark in die pflege, ernährung und betreuung des babys (4 wochen alt) einzubringen, was meine schwägerin durchaus etwas nervt. sie hört dann von mir wiederum dinge ganz anders als sie sie von ihrer muttert hört und das verunsichert sie schon, wobei sie eher auf mich hört ;-).
meistens sind es ja nur die frauen, die sich ohnehin schon informieren, die dann die stillberatung auch nutzen. andere wiederum suchen sicherlich auch mehr flexibilität und unabhängigkeit und sind vllt. innerlich auch froh, dass es probleme gibt, um einen vorwand zu haben, nicht (mehr) zu stillen. gleichzeitig gibt es aber auch viele frauen, die sich hilfe holen und alles probieren, es aber doch nicht läuft und sie dann verzweifelt aufgeben. ich denke, eher andersherum wird ein schuh draus: es gibt keinen echten rückgang sondern einen mehrbedarf, auf den sich mutter und kind eben erst wieder einstellen müssen. ist hier gerade auch so ;-).
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nur ganz kurz zu deinem Kommentar zum Zitat: Ich höre jedenfalls so um die Zeit, wenn das Kind etwa drei Monate ist , immer wieder die Aussage "die Milch reicht nicht mehr, muss ich zufüttern?" Deswegen hatte ich ja auch "scheinbar" geschrieben.
Was du mit deiner Schwägerin beschreibst, kenne ich auch gut, jeder sagt was anderes und da soll man dann selbstbewusst zu dem stehen, was man sich vorher mal überlegt hat. Irgendwie scheint so ein Wust an Halbwissen, veraltetem Wissen und schlicht falschen Informationen zu existieren - und da kann ich es schon gut verstehen, wenn man den Weg des geringsten Widerstands geht und z.B. eben Flasche gibt.
Alles in allem wird die Stillbereitschaft wohl ziemlich aufgerieben, wenn man als Neu-Mutter unsicher ist, definitive Informationen fehlen und man seit Wochen nicht mehr durchgeschlafen hat.
Viele Grüße
Katrin
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oft kommt auch noch der enorme Druck von außen hinzu. In vielen Köpfen ist es immer noch verankert, dass man schon mit 3 oder 4 Monaten zufüttern kann, viele Opas und Omas und auch andere Außenstehende bauen diesen Druck bei den jungen Mamas auf. Viele sind nicht darüber informiert, dass man erst ab dem 6. Monat mit Beikost beginnen sollte. "Steht doch nach dem 4. Monat drauf..." höre und lese ich immer wieder. Die eigenen Eltern, Tanten etc und die Babynahrungsindustrie und deren Werbung haben da einen großen Einfluss drauf. Viele wissen es schlicht nicht besser und ja, stillen ist manchmal auch unangenehm und vielleicht auch mal unbequem. Ein Kind dann mit einer Flasche abzufüttern mit einer "toll sättigenden" Milch abzufüttern kann dann natürlich schon bequemer sein, vor allem wenn man dann noch von außen hört: "Siehste, ich hab es Dir doch gesagt, das Kind wird von Deiner Milch einfach nicht satt." Das verunsichert natürlich zusehends. Was ich mir in dieser Hinsicht schon den Mund fusselig geredet hab, erklärt hab, Bücher empfohlen hab, Infomaterial der AFS rausgegeben hab und nachher wurde wieder von den Angehörigen (auf die man halt doch meist mehr hört) wieder verunsichert.
Diesen "scheinbaren" Milchrückgang wird es immer wieder geben und zwar eben in Schubzeiten, wenn die Kinder einfach wieder mehr brauchen. Mehr Milch, mehr kuscheln, mehr Zuwendung, weil sie durch diese Sprünge eben auch sehr verwirrt sind. Viele sind dann wieder verunsichert, weil der schöne 3 oder 4 Stunden Rhythmus, den die ältere Generation immer noch predigt, wieder da hin ist und das Kind wieder jede Stunde an die Brust will. Ich weiß nicht wie oft ich mir anhören durfte: "Ja sag mal, stillst Du schon wieder? Deine Milch reicht wohl nicht, was?" ... und immer dieser bohrende Unterton. :roll:
Mittlerweile hab ich da ein dickes Fell, auch dass mir quasi nachgesagt wurde, dass ich nicht normal wäre, denn ein Kind über einem Jahr braucht man nicht mehr zu stillen... über das steh ich alles drüber. Aber viele können das halt nicht und geben diesem Druck sehr früh nach, füttern Flasche und fangen früh mit Breichen an.