Ich weiss eigentlich noch gar nicht genau, wohin ich mit diesem Thread will, aber ich muss es mal kurz aufschreiben und vielleicht fällt Euch ja was Wichtiges dazu auf oder ein ;-)
Johann geht ja morgens immer in die Krippe. Es sind ja nicht soo viele Kinder dort (ca. 12 mit den Babys), davon ca. 4 in seinem Alter und etwas älter. Besonders mit einem Mädchen ist er sehr gut befreundet und spielt auch sehr gerne mit ihr, allerdings ist dieses Mädchen SEHR dominant. Sie ist quasi die "Chefin" in der Krippe, diktiert die Kinder, auch die älteren, nach Belieben (was natürlich von den Erzieherinnen auch versucht wird einzuschränken), so natürlich auch Johann. Heisst: er wird von ihr umgarnt, geküsst, geherzt, aber eben auch gehauen, herumkommandiert, gebissen und zu allem möglichen Unfug angestiftet. Ihn scheint das nicht sooo sehr zu stören, er spielt gerne mit ihr, erzählt daheim viel von ihr und ihr Gehaue oder ihre Bisse hat er meist schon wieder vergessen. Das bekomme ich nur mit, wenn es mir die Erzieherinnen erzählen oder er eben mit einem Zahnabdruck auf dem Arm o.ä. heimkommt.
Nun erzählt mir die Erzieherin heute, dass sie letzte Woche in ihrer wöchentlichen Teamsitzung beschlossen haben, die beiden, also Johann und das Mädchen, etwas zu trennen. Die Beziehung wäre für beide sehr stressig. Für Johann, weil er eben ständig unter die Räder kommt und so gar keinen Raum hat, sich zu entwickeln, aber auch für das Mädchen, weil sie ja quasi mit seiner "Betreuung" dauerbeschäftigt ist. Gut, finde ich ja schön, dass sie sich Gedanken machen und das hört sich für mich auch gut an. Das heisst ja nicht, dass sie sich nicht mehr sehen, sondern einfach, dass beide auch mal mit anderen Kindern spielen und so die Beziehung etwas gelockert wird.
Tja, und dann gehe ich da raus und dann fängt natürlich das Gedankenkarussell an..! Hm, er war ja in letzter Zeit morgens eigentlich viel anhänglicher als auch schon. Hat er ganz eigentlich Angst vor dem Mädchen, meint aber, dass ich es ja "gutheisse" (ich hab halt immer hervorgehoben, dass sie auch da ist etc., weil ich dachte, es freut ihn) und er deshalb da durch muss?
Hm, ich sage ihm ja eigentlich schon immer, dass er sich doch wehren soll und ganz laut "Nein" sagen soll, wenn sie ihn wieder mal piesackt, aber müsste ich das vielleicht mit ihm üben und nicht einfach so stehenlassen? Überfordert ihn das nicht zusätzlich, wenn ich auch noch irgendwas "Abstraktes" wie "wehr dich doch" von ihm fordere?
Hm, mit anderen Kindern auf dem Spielplatz hat er auch schon mal mehr gespielt und jetzt eigentlich gar nicht mehr. Ich dachte, das ist halt eine Phase, aber vielleicht mag er schon gar nicht mehr mit anderen Kindern spielen, weil er Angst hat, dass die ihn auch piesacken? Er gibt mittlerweile auch etwas sofort sein Spielzeug her und ich dachte eigentlich, dass er das Prinzip "tauschen" vestanden hat, aber vielleicht hat er schlicht keine Lust, auch noch nachmittags zu streiten?
Ihr seht, ich komme vom hundersten ins tausendste..!
Eigentlich finde ich, dass er sehr selbstbewusst ist und schon gut sagen kann, was geht und was nicht. Bei uns kann er das zumindest sehr gut, aber auch bei anderen Erwachsenen. Bei anderen Kindern vielleicht nicht sooo sehr, aber das hab ich eigentlich immer für normal gehalten, weil er ja als Einzelkind auch einfach sehr viel mit Erwachsenen zu tun hat..! Er ist auch eher an Kindern interessiert, die älter sind und macht gerne nach, was die so machen. Das finde ich ja auch nicht schlimm - solange er Spass hat und es ihm gut geht, ist das doch ok so..!
Naja, wie schon eingangs gesagt, ich weiss eigentlich gar nicht genau, was ich hören will (oder nicht ;-))oder ob ich Tipps brauche, aber manchmal kann es ja auch schon ganz nützlich sein, solche Dinge aufzuschreiben ;-)
Kommentare
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Wir Erwachsenen neigen dazu Kinderngefühle mit unseren Empfindungen zu vergleichen, vergessen jedoch das sie die Welt gar nicht mit unseren Augen sehen und dadurch anders Enpfinden können als wir es täten in ihrer Situation. Vielleicht ist das bei den erziehern auch so und Johann steckt diese Dominanz viel entspannter Weg als wir uns vorstellen können. Vielleicht ist es aber auch so, das er daheim das Ganze nicht mehr schlimm findet weil die Situation ja vorbei ist.
Man könnte auch überlegen das Mädchen mal einzuladen und zum einem Beobachten wie Johann auf den Vorschlag reagiert und wenn er vorbehaltlos und ohne zögern begeistert ist, das Mädel einladen und eigene Beobachten bei deren Umgang machen...
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Hm, ich schreib einfach mal was mein Bauchgefühl dazu meint...
Nur weil die Krippe handelt, muß das ja nicht gleich heißen, dass er leidet. Wenn das Mädel so dominant ist und Johann ständig von ihr den Weg geebnet bekommt, dann ist das vielleicht auf Dauer einfach nicht so gut für seine Persönlichkeitsentwicklung. Wenn er sich Erwachsenen gegenüber gut behaupten kann, so könnte er es vielleicht genauso gut Kindern gegenüber, wenn dieses Mädel ihn nur mal lassen würde. Verstehst du was ich meine?
Mit dem was du geschrieben hast, hab ich mich sehr an meine Kindheit erinnerst gefühlt. Allerdings war ich ein eh schon sehr schüchternes Kind. Jedenfalls als ich damals mit 3 in den Kindergarten kam, hat man mir ein wirklich liebes Mädel an die Seite gestellt, sie wohnte bei uns in der Nachbarschaft und sollte im Kiga einwenig auf mich "aufpassen" Es entwickelte sich auch eine tolle Freundschaft daraus, auch ausserhalb des Kigas. Aaaaber das Mädchen meinte es mit dem "aufpassen" etwas zu gut. Es wurde gespielt, gemacht und getan was sie sagte und ich hab immer alles so gemacht wie sie es wollte. Wenn nicht, dann gab es Streit, aber meist hat sie es dann immer wieder geschafft mich zu untergraben. Ausser diesem Mädchen hatte ich dann auch nur sehr wenig andere Freunde.
In der Grundschule haben uns dann die Lehrer getrennt. Ich durfte nicht mehr neben ihr sitzen und wurde statt dessen neben ein anderes schüchternes Mädchen gesetzt. Das hat mir dann auch wirklich gut getan und ich fing an meinen Freundeskreis zu erweitern.
Weißt du, Ich hab unter diesem Mädchen nicht gelitten. Es war eine super tolle Freundschaft und ich hab gerne mit ihr gespielt, aber dennoch hab ich immer gespürt, dass sie die Oberhand hat und ab und an hatte ich den Drang mich gegen sie behaupten zu müssen, kam aber nie gegen sie an. Wäre ich nicht so viel mit ihr zusammen gewesen, wäre ich vielleicht ein nicht so schüchternes Kind und Teenie geworden. Vielleicht, vielleicht aber auch nicht. Sicherlich hat sie mir aber auch in so manchen Situationen, in denen ich ängstlich und überfordert war den Rücken gestärkt.
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Ja, das habe ich ihm auch mal vorgeschlagen, da war er nicht sooo begeistert, aber auch nicht abgeneigt. Geht aber eigentlich so oder so nicht, weil das Mädchen von morgens bis abends in der Krippe ist..! Und ehrlich gesagt wüsste ich auch gar nicht, ob ich mit ihr so gut zurecht käme - die hält ja schon beide Erzieherinnen plus 2 Praktikantinnen auf Trab ;-) ER mag sie eben sehr gerne und kommt von den Kindern am besten mit ihr zurecht. Da gibt es z.B. einen fünfjährigen Jungen, der einen Kopf grösser und fast 2 Jahre älter ist, der ihr nur aus dem Weg geht, damit er nicht unter die Räder kommt..!
Ja, so ähnlich schätze ich die Beziehung schon auch ein. Nur dachte ich eben überhaupt nicht daran, dass ihn das belasten könnte, zumal er eben nie sagt, dass er nicht mit ihr spielen will oder so. Im Gegenteil! Ich frage ja schon immer, wie es so war, was sie gemacht haben etc. und er erzählt auch gerne und viel und nicht nur die schönen Sachen. Also, wenn irgendwas passiert ist, was ihm nicht gepasst hat, erzählt er das auch!
Uaah, DAS will ich gar nicht hören ;-)! Naja, nun werde ich mal sehen, wie es sich entwickelt. Bis zur Schulzeit dauert es so oder so nicht - sie lebt in einem ganz anderen Stadtteil und mit dem Kindergartenstart ab nächstem Sommer trennen sich die Wege dann auch..!
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Aber ich denke, das ist der Punkt. Es muss nichts konkretes passieren, was ihm nicht passt, sondern es ist so ein diffuses Gefühl, der Unterlegene zu sein. Das ist manchmal praktisch, manchmal aber auch bedrückend. Ich denke nicht, dass er das unbedingt schon verbalisieren kann.
Und ich denke auch, dass das prägend ist und dass mich das auch geprägt hat. Ich bin immer wieder in solche Freundschaften geraten. Ursache und Wirkung ist sicher schwer zu klären, vielleicht ist man schüchtern und sucht sich deswegen solche Freunde oder man hat ständig solche Freunde und wird dadurch schüchtern, keine Ahnung. Aber ich denke schon, dass es gut ist, ihm einfach mal die Chance zu geben, dort auszubrechen.
Meine Eltern sind mit uns übrigens umgezogen, als ich 16 war und das war für mich wirklich ein aha-Erlebnis. Mein Klassenlehrer hat mich nämlich auch direkt 2 anderen Mädchen aus der Klasse an die Hand gegeben, erstaunlicherweise waren die aber selbst total schüchtern. Das war echt eine schwierige Phase für mich, ich hab mich total entwurzelt gefühlt dadurch, dass ich durch den Umzug von meiner dominanten Freundin getrennt war und dann auch noch ausgerechnet an solche Mädels geraten bin. Aber nach ein paar Wochen hab ich mich quasi befreit gefühlt und hab auch nach ein paar Monaten den Kontakt zu meiner alten Clique abgebrochen. Mir hat der Umzug echt die Chance gegeben, mal aus dieser Statistenrolle rauszukommen. Trotzdem hab ich manchmal das Gefühl, für immer und ewig geprägt worden zu sein. Vielleicht wälze ich aber auch nur die Verantwortung ab ;-)
Ich finde, Du solltest Dir jetzt nicht zu viele Gedanken darüber machen und den Erziehern einfach vertrauen, dass sie Johanns Wohl im Auge haben. Sie scheinen ja wachsam zu sein.
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Aberaberaber, das ist doch meine Spezialität - mir zu viele Gedanken zu machen..! Aber Du hast ja recht! Allerdings mache ich mir ja weniger darüber Gedanken, wie sie es in der Krippe handhaben. Das finde ich schon gut so. Eher über mich mach ich mir Gedanken, dass ich mir da noch nie Gedanken drüber gemacht habe. Äh, ja, q.e.d. ;-)
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Also - langer Rede, kurzer Sinn ;-) Ich denke, so eine Trennung tut Johann gut! Und mach dir nicht Gedanken über dein Denken ;-) manchmal muss einem einfach jemand eine Situation erstmal aus einem anderen Blickwinkel aufzeigen!
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Die Trennung der beiden läuft ja jetzt schon seit 10 Tagen, aber ich merke eigentlich keinen grossen Unterschied. Nuancen vielleicht, aber ich habe nicht den Eindruck, dass er jetzt unglücklicher oder befreiter wäre..! Dafür stürzt mich das Ganz irgendwie in ein Dilemma..! Also, das mit dem Sich-Wehren-Können/Sollen/Dürfen..! Heute z.B. auf dem Spielplatz hatte sich ein Junge seinen Ball geschnappt. Also, wir haben es nicht gesehen, sondern erst bemerkt, als Johann Ball spielen wollte. Er rennt also auf den Jungen zu, krallt sich den Ball sehr energisch, der Junge hält ihn fest, Johann zieht, bekommt den Ball. Mein erster Impuls war, ihm zu sagen, er solle doch den Jungen zuerst fragen, ob er seinen Ball wiederhaben kann. Der zweite Gedanke war: ich kann ihm ja nicht sagen, er solle sich wehren und dann sofort einschreiten, wenn er mal auf seinem Recht beharrt..! Schwierig, schwierig..!
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Also lange Rede kurzer Sinn, ich finde es gut das er sich seinen Ball wiedergeholt hat. Wenn er älter ist kann er das ja dann auch netter sagen ;-)
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Vielen Dank auf jeden Fall für Eure Unterstützung :-)