Hallo liebe Forumsmitglieder,
ich muss heute was loswerden, das mir echt auf dem Herzen liegt. Vielleicht könnt ihr mir noch einen Rat geben, wie ich damit umgehen soll. Mein Freund – seit nunmehr drei Jahren – hat keine abgeschlossene Ausbildung. Er ist allerdings berufstätig. Er wird als Hilfskraft bezahlt, arbeitet jedoch in einer verantwortlichen Tätigkeit in der Maschinenproduktion/Endabnahme. Seit wir zusammen sind, war das immer mal wieder Thema zwischen uns. Ich habe ihn darin bestärkt noch eine Ausbildung zu machen und er hat immer mal wieder Interesse gezeigt, das aber immer wieder ohne Folgen verebbte. Es gibt wohl mehrere Ausbildungsberufe die ihn interessieren, den Beruf, den er im Moment ausübt schließt er aber kategorisch aus (Externenprüfung wäre in rund zwei Jahren eventuell möglich). Trotzdem arbeitet er weiter in diesem Beruf und kloppt ohne Ende Überstunden um auf ein passables Einkommen zu kommen. Er ist 27 Jahre alt, hat mal ein Berufsgrundschuljahr Metall mit überdurchschnittlichen Noten abgeschlossen, hat Fachoberschulreife und eine abgebrochene Lehre zum Radio- und Fernsehtechniker hinter sich (aber wohl vor fast acht Jahren).
Und jetzt....ich muss zugeben, ich bin langsam echt wütend auf ihn und weiß nicht mehr weiter. Das soll ja unsere gemeinsame Zukunft sein und bei ihm hängt alles am seidenen Faden. Geht die Firma pleite, was letztes Jahr fast passiert wäre, steht er auf der Straße als Ungelernter (was ihm sicher unangenehm wäre, denn er verheimlicht es sogar vor Freunden). Er ist fleißig, verantwortungsbewusst...aber dieses Thema ist ihm völlig egal. Seine Eltern unterstützen diese Haltung :flaming01: auch noch.
Manchmal denke ich tatsächlich über eine Trennung nach, weil ich es mir nicht mehr angucken will.
Eure Meinung ist gefragt. Bin ich eine verbissene Eislaufmutti für ihn (ich lasse ihn damit zum Teil monatelang in Ruhe, aber dann überkommt es mich wieder)?
Oder sollte ich vielleicht sogar mehr Druck machen?
Eure ratlose
Annika
Kommentare
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Ich würde Dich also darin bestärken Druck zu machen, das er sich irgendwie absichert mit Abendschule, Ausbildung oder so. Je älter er wird, umso schwerer ist es ja auch einen Platz zu bekommen.
Für mich wäre es druchaus ein Trennungsgrund gewesen, wenn er weiter so planlos in den Tag gelebt hättte (fein bei Hotel Mama all inclusive, die haben das nämlich auch immer unterstützt und hätten ihn gern weiter durchgefüttert), denn nur von meinem Gehalt hätten wir keine Familie gründen können.
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ich bin froh, dass ich meine Reaktionen bei dir wiederfinden kann. Manchmal denke ich, dass auch bei uns ein Umzug der richtige Weg sein könnte, da seine Eltern ihn wirklich ausbremsen, auch wenn er schon lange nicht mehr dort wohnt. Ihre erste Reaktion auf eine mögliche Ausbildung war nur: "Du hast doch einen Job, setz das nicht aufs Spiel."
Vielleicht ziehen wir irgendwann in meine Heimatstadt zurück (könnte sowieso in zwei, drei Jahren anstehen). Er wird aber über ein erneutes Gespräch heute abend nicht drumrum kommen...hoffe es nützt was.
Edit: Bist du denn mit der neuen Situation zufrieden?
Annika
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natürlich hängt das mögliche zweite Kind (das ich mir schon noch wünsche) irgendwie auch von dieser Planung ab. Wenn er jetzt was neues anfangen würde, würde ich da auch gerne noch mal zurückstecken und dieses Thema verschieben um ihn nicht zu belasten. Wenn sowieso alles immer so bleiben soll wie jetzt von seiner Seite, na dann sehe ich keinen Grund warum ich darauf Rücksicht nehmen sollte (bin dann sowieso weiter der Hauptverdiener und arbeite auch jetzt mit Kind) und würde schon gerne in den nächsten zwei Jahren...aber das ist auch ein Zukunftsthema..
Annika
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Ich hab auch im Kopf, dass du hier schon gepostet hast, dass du dich in deine Ausbildung total reinhängst und noch nebenbei gearbeitet hast... hoffe ich verwechsle dich nicht... Ich finde auch so ein 'Gefälle' innerhalb der Beziehung schwierig, also einer der macht und tut und zukunftplant und sich Gedanken macht etc. Vermutlich wird für dich irgendwann auch der Druck zu groß, wenn du dir immer auch seinen Kopf zerbrechen musst.
Aber wie du das nun konkret ändern kannst... mmhh... Ich glaube, es ist schon gut, wenn du mit dir selber klar wirst, was so dein Mindestanspruch ist. Mit dem Druck machen ist es ja so ne Sache. Vermutlich klammert er das Thema nicht aus, weil er keinen Bock hat, sonder weil es ihm unangenehm ist und er keine - für sich passende - Lösung sieht. Klassische Vogel-Strauß-Politik ;-) . Er hätte bestimmt gerne ein Ausbildung, aber dazu müsste er ja auch vor sich und eurem Umfeld zugeben, dass er das in der Vergangenheit nicht auf die Kette gekriegt hat. Solange er das ausblendet und alles gut geht (seine Firma also nicht pleite geht), kann er das Gesicht wahren...
Ich würde glaube ich versuchen, ihm klar zu sagen, was dein Problem damit ist (damit es eben ich so Eislaufmutti-mäßig kommt) und ihm deine Hilfe anbieten. Aber auch klar machen, dass es für dich eine Grundvoraussetzung ist, dass er SELBST die Verantwortung dafür und somit auch für seine Familie übernimmt... oder so ähnlich ;-)
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Ein Umzug bringt oft neue Impulse, ich wünsch Dir alles Gute fürs Gespräch! Sachlich argumentiert in einem ruhigen Moment müsste doch eine Einigung möglich sein, ihm sollten ja Deine Zukunftspläne(2.Kind etc) auch wichtig sein.
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Liebe Sopie,
das ist ein Aspekt, den ich so noch nie so klar erkannt habe! Dankeschön :fungif52:
Es würde ja "rauskommen", wenn er jetzt plötzlich eine Ausbildung machen würde. Und er ist jetzt dort auch irgendwie unersetzbar, soweit man das sein kann.
Du erinnerst dich richtig, ich studiere und arbeite nebenher, schreibe dieses Jahr meine Diplomarbeit und wäre sozusagen nächstes Jahr frei für neue Pläne (bin im Job inzwischen auch schon ganz gut etabliert).
@Claudinchen: Darf ich fragen wie alt dein Mann ist? Käme für ihn denn noch eine Ausbildung in Frage?
Liebe Grüße
Annika
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Ich kann mich den anderen nur anschließen: Eine Ausbildung halte ich (gerade heutzutage) für sehr wichtig - egal, wie gut er in seiner Firma etabliert ist.
Ich kann hierzu nur die Erfahrung meines Vaters beisteuern:
Er hat 1963 nach der Schule eine Ausbildung zum Stahlbauschlosser begonnen aber nicht abgeschlossen, weil er damals seine Mutter und Schwester mit ernähren musste, und in einem Stahlbaubetrieb (wo schon sein Vater und sein Bruder gearbeitet hatten) als ungelernter Arbeiter anfangen konnte - dort hat er mehr verdient als in der Ausbildung. Aus heutiger Sicht ziemlich blöd, aber damals lockte das Geld.
Er hat dann fast 40 Jahre in der Firma gearbeitet, war quasi unersetzbar, hat aber nie sonderlich viel verdient, weil er eben keine Ausbildung hatte. Er hat jeden Samstag schwarz in der Firma gearbeitet, damit das Einkommen passabel war (meine Mutter hatte zwar eine Ausbildung, aber damals nicht mehr gearbeitet seit mein Bruder und ich geboren waren - er war also Alleinverdiener).
2003 kam dann die Insolvenz - die Firma war pleite, mein Vater stand auf der Straße, und hatte mit seinen 55 Jahren überhaupt keine Chance mehr, irgendwo einen Job zu kriegen. Er war dann arbeitslos und bekam eine Weile Harz IV, bis die Frührente durch war. Andere Kollegen von ihm, die im gleichen Alter aber mit Ausbildung waren, sind überwiegend in anderen Betrieben untergekommen!
Was ich damit sagen will: Es gibt nie eine Garantie dafür, dass die Firma bestehen bleibt (die Firma meines Vaters lief bis 5 Jahre vor Ende richtig gut!), und dann wird's richtig schwer, woanders unter zu kommen - umso schwerer, je älter er wird natürlich!!
Mit 27 ist er noch jung genug, um eine Ausbildung machen zu können. Hat er keine Möglichkeit, in seinem jetzigen Betrieb neben seinem Job eine Ausbildung zu machen?
Ich würde ihm wohl auch in einem ernsten GEspräch klar machen, wie wichtig Dir das ist, dass die Verantwortung für Eure Familie nicht nur auf Deinen Schultern liegt, sondern dass Du das mit ihm teilen möchtest. Vielleicht kannst Du ihn in kleinen Schritten ranführen, dass Ihr gemeinsam guckt und überlegt, evtl. mal zusammen zum Arbeitsamt geht und Euch erkundigt, welcher Bereich für ihn überhaupt in Frage kommt und wie das konkret ablaufen könnte?
Wenn ihm das unangenehm ist vor anderen, muss er ja nicht sagen, dass er eine Ausbildung macht. Er könnte ja auch einfach eine neue Arbeitsstelle angefangen haben!
Mein Mann bspw. hat damals nach 7 Semestern sein STudium abgebrochen und eine Ausbildung bei der Polizei angefangen. Klar, die Leute, die er vorher schon kannte, wussten das, aber wenn er jemanden neu kennen lernte, hat er auf die Frage, was er macht, immer nur geantwortet "Ich bin bei der Polizei" und auf genauere Fragen eher ausweichend, so dass es den Anschein machte, er arbeite dort ganz normal, und nicht, dass er noch in Ausbildung war. Und ich denke, je älter man ist, umso mehr Schamgefühl (oder wie man es auch nennen mag) - wenn auch unbegründet - ist dabei ... erfahrungsgemäß bei Männern mehr als bei Frauen.
Das kannst Du ja auch ruhig ansprechen - ob das so ist, und dass Du das verstehst, etc. ... ich denke, das tut ihm auch gut, wenn er merkt, dass Du Dir da auch Gedanken machst, wie er sich dabei fühlt.
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:baby14:
Ich liebe hier anscheinend schon wieder jemanden, der meine Zukunftspläne inklusive Kinderwunsch irgendwie unverschämt findet (darüber haben wir heute nicht geredet, aber das ist nunmal ein großes Thema seitdem). Drei Jahre zusammen, das letzte Mal waren es glaube ich vier bevor es losging. Ich will eine Zukunft als Familie, gemeinsame Verantwortung, gemeinsame Freude an Kindern. Vielleicht unterstelle ich ihm auch was (er ist ja nicht der andere), aber ich glaube er hält mich hin. :oops:
Das geht so: Im Moment ist aber sehr ungünstig, Mach mal (endlich) dein Studium fertig, mit zwei Kindern kriegst du keinen Job mehr...
Und heute mal wieder das Ausbildungsthema:
Ich kümmere mich mal drum, ich ruf mal bei meiner alten Schule an und frag nach dem Zeugnis (das leider verschwunden ist), dann kann man sich ja mal bewerben (kurzes Aufblicken von der aktuellen Beschäftigung). Ich: Ist dir das wichtig, oder eher so halbwichtig? Er: "Eher halbwichtig"... Aha, O.K. Es ging übrigens um freie Lehrstellen zum 1. August!
Da kann man ja mal anrufen und sich mal irgendwann drum kümmern und irgendwann was tun und solange mal so weitermachen und mal seiner Freundin sagen sie soll sich mal nicht aufregen und erst mal ihr Studium beenden und ihre Rechnungen schreiben bevor sie sich beschwert...
Bähhhhhh...gemein.
:baby14: :flaming01:
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Grundsätzlich stimmt es ja zwischen uns und ich kann auch nicht in seinen Kopf gucken, was ihn genau daran hindert etwas zu ändern.
...Habe gerade eine studierte Germanistin getroffen, die im Moment aufstocken muss um krankenversichert zu sein...
Liebe Grüße
Annika
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Kann ich so nicht bestätigen ... im Gegenteil: Wenn Du Dich mit einem Kind bewirbst, geht jeder davon aus, dass Du irgendwann noch ein zweites bekommst. Wenn Du aber schon 2 Kinder hast, wird eher davon ausgegangen, dass die Familienplanung abgeschlossen ist und Du nicht mehr schwanger wirst.
Ich hatte jedenfalls keine Schwierigkeiten, nach dem Studium mit 2 Kindern einen Job zu kriegen - und wir haben bewusst das 2. Kind während des Studiums "produziert", eben aus oben genanntem Grund.