Herumstreunende Kinder - einmischen?

Julla

Hallo,

direkt ein heißes Thema ist es nun nicht, aber in die Plauderecke passte es irgendwie auch nicht.

Wir wohnen am Rande des Ruhrgebiets in einem eher dörflichen Stadtteil mit eigenem Zentrum und durchführender Hauptverkehrsstraße. Heißt: Schon städtisch, aber alles sehr behütet, bessere Wohngegend. Nun ist mir in letzter Zeit aufgefallen, dass es hier zwei Mädchen gibt, die (zumindest außerhalb der Schulzeit) fast den ganzen Tag durch den Ort streunen. Das erste Mal aufgefallen ist es mir vor ein paar Wochen. Da war ich mit Johans bester Freundin und ihrer Mutter auf dem Spielplatz und die beiden Mädchen kamen dazu. Sie sind wirklich sehr nett, aber ich hatte direkt das Gefühl, dass sie "zu anhänglich" sind. Vielleicht wisst Ihr, was ich meine. Die beiden waren sehr um Kontaktaufnahme auch zu uns bemüht. Später waren wir auf dem Gemeindefest unserer Kirche und dort tauchten sie auch auf und schlichen den ganzen Tag um Grill- und Getränkestand. Schließlich fragten sie uns sogar, ob wir ihnen eine Bratwurst und etwas zu trinken kaufen. Wir waren ziemlich verunsichert, fanden es irgendwie nicht in Ordnung, ihnen einfach eine Bratwurst zu kaufen, mal davon abgesehen, dass das ja bei zwei Mädels auch ins Geld schlägt und dann noch was zu trinken dazu. Weil Mittagszeit war, hab ich den beiden vorgeschlagen, doch mal nach Hause zu gehen, weil es dort doch sicher etwas zu essen gibt. Die beiden verneinten das. Die Oma von Johans Freundin hat den beiden dann Wasser gekauft, damit sie wenigstens etwas trinken, denn es war sehr heiß.
Seitdem sehe ich die beiden hier ständig. Sie sind auf dem Spielplatz (was ich okay finde, das werden meine in dem Alter sicher auch dürfen), aber auch hier auf dem Marktplatz (der außerhalb der Marktzeiten schlicht ein vielbefahrener Parkplatz ist) in etwas siffigen Ecken, in denen sonst die Penner herumhängen. Sie streunen durch die Einkaufsstraße usw. Ich hab kein gutes Gefühl dabei.

Die Mädchen sehen sehr unterschiedlich aus, sind sicher keine Geschwister, auch wenn sie das behaupten. Neulich hab ich sie im Freibad getroffen, da war eine Frau dabei, die meiner Meinung nach vom Alter aussieht, als wäre sie zu alt, um die Mutter einer von beiden zu sein. Die Frau kam mir bekannt vor und nun ist mir aufgefallen, dass die schräg gegenüber von uns wohnen. Es war mir entfallen, weil wir die Vorhänge unseres einen Wohnzimmerfensters immer zuziehen, weil die ständig an ihrem Fenster hingen und bei uns reinschauten :oops:
Jedes Mal, wenn wir nun rausgehen, um mit dem Auto wegzufahren, hängen die beiden Mädels draußen am Marktplatz herum und fragen uns aus.

Heute hab ich sie mal ausgefragt: Sie sind 6 und 8 Jahre alt. Die 6jährige spricht sehr schlecht, wir haben den Verdacht, dass es mit den Zähnen zu tun hat. Die Mutter (?) wirkt eigentlich eher normal, oder wie soll ich sagen, hmmm, unteres Niveau normal? :oops: Irgendwie passt das für mich alles nicht so richtig.

Was würdest Ihr tun? Ich hab gedacht, erstmal unseren Pastor drauf anzusprechen, ob er die Familie kennt. Aber mir ist auch nicht wohl dabei, dass die immer auf diesem Parkplatz herumhängen. Mir tut es irgendwie leid, dass die auf dem Parkplatz spielen und nebenan ist unser (versteckter) Garten. Andererseits, ich hoffe, dass wird mir jetzt nicht negativ ausgelegt, möchte ich sie auch nicht ständig in unserem Garten und damit auf Dauer vermutlich auch zwangsläufig in unserer Wohnung haben. Als nächstes wollen meine Kinder dann auch noch ständig durch den Ort streunen :oops:

Was würdet Ihr machen? Findet Ihr es legitim, die Frau mal anzusprechen? Was würdet Ihr sagen? Wir grüßen uns immerhin schon.

Anonymous

Ich glaube, ich würde mich auf jeden Fall einmischen und empfinde die doch eher penetrante Form der Kontaktaufnahme als Hilferuf..! Die Idee mit dem Pastor finde ich gut und dann würde ich wohl bei der Frau/Mutter (bist Du Dir sicher, dass die beiden Mädchen dort wohnen?) mal ganz beiläufig und eher spassig fallen lassen, dass die Mädels ja immer auf Achse sind. Sind nicht gerade Schulferien? Dann kann es natürlich auch gut sein, dass ihnen einfach langweilig ist und vielleicht tagsüber nicht mal jemand zu Hause ist? Fällt mir nur gerade so beim Schreiben ein..!

Kurzum: ich würde das auf jeden Fall weiterverfolgen, muss ja nicht intensiv oder staatstragend sein, aber sich mal ein bisschen umhören kann ja nicht schaden ;-)

Anonymous

Den Pastor ansprechen finde ich eine gute Idee aber die Mutter... Ja klar eigentlich schon aber wie und was sagt man da ? Schwierige Geschichte. Geschwister müssen sich übrigens nicht immer ähnlich sehen. 2 verschiedene Väter können viel ausmachen, das siehst Du ja an meinen Beiden ;-)

Julla

Nee, da hast Du schon recht. Es sind da wohl mehrere Sachen, die zusammen kommen. Es war erst eher ein Gefühl, dass es eher so eine "Mädchensache" ist zu behaupten, dass sie Geschwister sind. Dann das unterschiedliche Aussehen (die eine sieht sehr orientalisch aus und zwar so, als wären beide Elternteile orientalisch und die Frau und das andere Mädchen überhaupt nicht). Dazu die unterschiedlichen sprachlichen Fähigkeiten (das 8jährige orientalisch aussehende Mädchen spricht absolut klar und akzentfrei, das 6jährige Mädchen so, dass ich es manchmal echt nicht verstehe). Gestern sagten sie außerdem, sie hätten sich auf dem Marktplatz getroffen, das spricht ja dafür, dass sie nicht zusammen wohnen.

Außerdem erzählte mir die Mutter von Johans Freundin, die zu dem Zeitpunkt noch nichts von dieser Frau wusste, neulich, sie hätte die Mädchen mit Eltern im Freibad gesehen und die Eltern seien nach einer Weile einfach nach Hause gegangen und hätten die Mädchen dort gelassen, obwohl beide nicht schwimmen können :shock: Ich kam mit meinen Kindern aber später und habe dann diese Frau, die schräg gegenüber wohnt, gesehen und war damit etwas beruhigt. So ganz sauber war die Sache trotzdem nicht, denn die Frau saß auf der Liegewiese zwar mit Sicht aufs Nichtschwimmerbecken, aber ich glaub ehrlich gesagt nicht, dass sie vernünftig hätte eingreifen können, wenn denen etwas passiert wäre. Ich weiß nicht, ob sie sich vielleicht darauf verlassen hat, dass wir eingreifen, wenn ihnen etwas passiert :scratch.: Wenn ich das noch mal sehe, muss ich da noch mal genau nachhaken. Ich bin mir bei den Mädels meist nicht so ganz sicher, was wahr ist und was nicht.

Anonymous

In dem Alter phantasieren sich Kinder schon die Eigene Welt zurecht. Was Du erzählst klingt schon nach Vernachlässigung aber nicht nach einer Gefährdung, die ein Eingreifen des JA ermöglichen. So bleibt Dir der Apell an die Vernunft oder die Akzeptanz, so schwer es auch fällt...

Julla

Das seh ich genauso. Auf die IDee, das Jugendamt zu informieren, wäre ich jetzt auch nicht gekommen. Die Mädels sind wirklich höflich nach ihren Möglichkeiten, halt ein bisschen aufdringlich, aber wirklich sehr nett. Sie wirken auch nicht verkommen oder so, es ist ja auch ein gepflegter Stadtteil hier, man hat nicht zu befürchten, dass die Kinder irgendwo mit Spritzen spielen oder so. Die treiben sich halt stattdessen auf dem Gemeindefest herum ;-)
Die sind hier nicht gefährdet (von der Gefahr, dass sie von irgendjemandem mitgenommen werden, mal abgesehen). Sie haben einfach zu viel Verantwortung für ihr Leben, ihre Aufdringlichkeit werte ich schon auch so. Sie scheinen aber relativ gut damit klarzukommen. Mein Mutterherz schreit schon ein wenig auf, wenn ich das so sehe, deswegen frag ich mich, wie ich da helfen kann, ohne selbst hineingezogen zu werden. Nach der Mittagszeit werd ich mal unseren Pastor anrufen.

edit: Wobei mir gerade einfällt, dass sie mal erwähnt haben, dass sie in der Schulzeit zur Nachmittagsbetreuung ins Jugendzentrum gehen, das heißt ja wohl, dass sich da jemand kümmert.
Wie dem auch sei, ich ruf mal unseren Pastor an und der kann ja dann ggf. noch mal die Sozialpädagogen im Jugendzentrum anrufen und sie noch mal drauf aufmerksam machen, vielleicht haben die eine Möglichkeit, auf die Eltern einzuwirken.

Anonymous

Hast Du eigentlich das Gefühl, das sie selbst Hilfe brauchen oder eher das Gefühl helfen zu wollen? Manchmal stimmen diese beiden Punkte gar nicht überein ;-)

Julla

Hmmm, ich will ja eigentlich gar nicht helfen :oops: Jedenfalls will ich mich nicht für die Mädels verantwortlich fühlen. Ich will die nicht hier zum Mittagessen haben (falls es stimmt, dass die nichts kriegen, was ich aber eher nicht glaube), ich will die auch nicht in meinem Garten haben, denn mir ist das ehrlich gesagt zu anstrengend und ich will ihnen auch keine Bratwurst kaufen, weil es mir zu teuer ist. Und das ist ja kein genereller Standpunkt bei mir, ich helfe ja durchaus gerne, wenn ich den Eindruck hab, dass das irgendwie nachhaltig ist.
Ich finde aber (und ich glaube, dass ich damit ganz richtig liege), dass sie, auch wenn sie nicht unglücklich wirken, zu viel auf sich selbst gestellt sind. Das kanns ja irgendwie nicht sein, dass die sich an jeden Ranhängen, der ein bisschen nett zu ihnen ist, oder? Die Mutter von Johans Freundin hat erzählt, dass sie die im Freibad irgendwann echt wegschicken musste, weil die komplett von ihr bespaßt werden wollten.

Wenn unser Pastor nun sagt, dass er die Damen im Jugendzentrum anruft und ich vielleicht noch die Rückmeldung bekomme, dass sie das schon im Auge haben, dann bin ich zufrieden und kann mich auch abgrenzen. Aber so lange ich den Eindruck hab, dass sich niemand kümmert, hab ich nicht so richtig Ruhe und hab dann auch immer ein schlechtes Gewissen, wenn ich ihre Aufdringlichkeit abwehren muss.
Ich WEIß ja nicht, ob sie wirklich nichts zu Mittag bekommen oder es nur behaupten.

War die Antwort zufriedenstellend? ;-)

edit: Vielleicht sollte ich noch hinzufügen, dass ich hier in der Gemeinde Presbyterin bin und im Ausschuss für Kinder- und Jugendarbeit. Ich fühl mich da schon ein wenig in der Pflicht. Ich glaub, ich lad die mal zum Kindergottesdienst ein...

Anonymous

Klar doch ;-)

Julla

So, wollte nur berichten, dass ich beim Jugendzentrum angerufen und mit der Sozialarbeiterin dort gesprochen hab. Sie konnte mir versichern, dass die Kinder mit Abstrichen versorgt sind. Sie kriegen auf jeden Fall ausreichend zu essen und zu trinken, haben genug Kleidung und Schulsachen und sind normalerweise ganztags in der Betreuung im Jugendzentrum. Sie konnten aber nun länger nicht hingehen, weil sie Läuse hatten. Ich geh dann mal meine Kinder absuchen... :roll:

Die Problematik, dass sie zu zutraulich und (gerade) zu sehr auf sich allein gestellt sind, sehe ich ganz klar immer noch, aber da kann ich ja nun irgendwie auch nichts machen. Zumindest werden sie bald hoffentlich wieder in die Betreuung gehen.

Anonymous

ICh hoffe die Krabbelviecher haben Euch verschont. Hatten die Kinder denn direkten Kontakt ( Also Köpfe zusammenstecken oder Kopfbedeckungstausch ? ) mit den Beiden ? Grenzt Euch ab, das verkraften die Kinder garantiert ohne Schaden zu nehmen

Julla

Nee, so dicht nicht. sie haben auf dem Spielplatz zusammen gesessen und im selben Loch gebuddelt. Ich hab auch nichts gefunden ;-)

Anonymous

Die Läuse krabbeln rüber, die machen keine großen Sprünge also entwarnung. Btw. würdest Du sie auch eher in einer Woche bemerken als jetzt.

Julla

Nee, das ist schon so ca. 2 Wochen her ;-)
Aber die Läuse machen mir auf jeden Fall schon mal die Entscheidung leicht, die Kinder nicht in unseren Garten einzuladen :erstaunt: ;-)

Anonymous

;-) :biggrin:

Snoopy82

Mir fiel bei Deinem Beitrag spontan meine Kindheit ein ... wir wohnten in einer Wohnsiedlung mit wenig Kindern. Es gab 4 andere Kinder in meinem Alter, und wir waren (außerhalb der Schulzeiten ganztägig, sonst nachmittags nach den hausaufgaben) immer draußen unterwegs ... wir haben mit den Fahrrädern oder zu Fuß die Siedlung "erkundet" und haben den Leuten, die uns begegneten alle möglichen Lügen aufgetischt, weil es uns einfach Spaß gemacht hat, die Leute zu veräppeln ;-) Wir waren ziemlich kontaktfreudig, würde ich sagen, und sicher auch manches Mal aufdringlich ... aber wir wären z.B. nie mit irgendwem mitgegangen, der uns angesprochen hätte!
Einmal haben wir an fremden Haustüren geklingelt und gesagt, wir wären so arm, ob sie uns etwas Geld geben könnten.
Und wenn es hier ein Grillfest gegeben hätte, wo wir ein paar Grillwürstchen hätten schnorren können, hätten wir wohl auch behauptet, wir würden zu Hause nichts zu Essen kriegen ;-)
Kleine Kinder fanden wir übrigens auch super - als meine Nachbarin ein Baby bekommen hat, standen wir anfangs täglich bei ihr auf der Matte :oops: ;-) ... mag also sein, dass sie bei Dir noch etwas aufdringlicher sind, weil sie mitgekriegt haben, dass Du 2 kleine Kinder hast, die sie einfach süß finden.

Wir kamen übrigens alle aus ganz normalen Elternhäusern und wurden von unseren Eltern gut versorgt ;-) ... wir hatten einfach Spaß daran!

Klar ist es gut, einmal mehr hinzugucken ... ich würde wohl auch ein Auge drauf halten, und ich finde es gut, dass Du im Jugendzentrum nachgehört hast!
Gleichzeitig wollte ich Dir mit dem Beitrag nur sagen, dass vieles, was Dir aufgefallen ist, für mich erstmal gar nicht ungewöhnlich klingt, sondern nach ganz normalen, phantasievollen, (etwas anstrengenden) Kindern, die gerne und viel draußen sind.

Julla

Also :biggrin: Das hört sich tatsächlich ganz ähnlich an, aber ich glaub trotzdem, dass das dann im Reallife wahrscheinlich ganz anders aussah. Ich glaube, dass man durch Kleidung, Sprache, Verhalten usw. einen ganz guten Eindruck bekommt und dass die beiden trotzdem noch mal ganz anders wirken. Und eine ganze Gruppe von Kindern in dem Alter finde ich z.B. auch normaler, wenn aber nur 2 zusammen herumstromern, wirkt das auf mich schon eher wie Vernachlässigung.

Wir sind früher übrigens auch den ganzen Tag herumgestromert, waren aber auch zu viert und waren im Ort auch einfach bekannt.

Snoopy82

Naja, ob unsere KLeidung nach ein paar Stunden noch gut aussah, sei dahin gestellt - aber sie war zumindest der Jahreszeit angemessen ;-) ... Zur Sprache: Ja, das stimmt ... da hört man schon Unterschiede!! ;-) ... Allerdings schriebst Du doch glaube ich, dass die eine auffällig ist, die andere ganz normal, oder? Muss auch nicht zwingend was heißen ... eins der Nachbarsmädchen bei uns hatte eine Sprachbehinderung, die deutlich zu hören war (Außenstehende konnten sie kaum verstehen) ...

Ich hoffe, das kommt hier nicht falsch rüber - ich sehe das grundsätzlich genauso wie Du und ich denke schon, dass Du das richtig einschätzt, dass da vermutlich etwas wenig nach den Mädels geguckt wird!! Ich will halt nur einwerfen, dass man eine andere Sicht der Dinge nie völlig ausschließen sollte!

Julla

Deswegen hätte ich ja auch nie das Jugendamt eingeschaltet ;-)
Und ich denke trotzdem, dass man Unterschiede meist erkennt, das sind viele Kleinigkeiten, die man teilweise vielleicht auch nur intuitiv erfasst und die aber zusammen ein Bild ergeben.