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Einen besonders schlechten Ruf hat bei Greenpeace der Pangasius: Dieser Zuchtfisch aus Vietnam steht im neuen Einkaufsratgeber der Umweltorganisation auf der Roten Liste und sollte demnach nicht gekauft werden. Ausgenommen ist nur Pangasius aus ökologischen Aquakulturen, den Zuchtfarmen, wenn er etwa mit dem Naturland-Zertifikat ausgezeichnet ist. Die Kritik richtet sich gegen den Einsatz von Antibiotika und Chemieprodukten bei der Aufzucht und deren Folgen für Fisch und Umwelt.
Nun liegt aber in Deutschland gerade Pangasius immer häufiger auf dem Teller, der Absatz hat sich im vergangenen Jahr verdoppelt. Daher ist die Fischindustrie entrüstet: "Die Einschätzung von Greenpeace ist nicht mit Fakten belegt. Außerdem ignoriert sie, dass es Zertifikate wie das Marine Stewardship Council (MSC) für den Pangasius gibt, die eine nachhaltige Fischzucht garantieren", sagte Fischverbandslobbyist Dieter Keller. Doch auch Fischexperte Keller muss zugeben, dass Fehler gemacht werden - wie beispielsweise beim Rotflossenwels. Dieser neue Fisch sollte in Deutschland auf den Markt kommen. Doch bei genauer Prüfung der Behörden entpuppte sich der Neuling als alter Bekannter. Es war eine Pangasius-Züchtung, nur in einer anderen Form, aber zu deutlich höherem Preis. Aus der Neueinführung wurde dann doch nichts.
Doch Greenpeace hat viel mehr Fische mit einem Warnhinweis versehen: Außer Karpfen und Forelle kann der Einkäufer praktisch keine Art ohne Bedenken auswählen: Aal und Rotbarsch sollten gar nicht auf den Teller kommen, Scholle, Kabeljau und Lachs hält Greenpeace ebenfalls für eine schlechte Wahl. Auch von Sardinen oder Seeteufel sollte der Kunde die Finger lassen.
Häufig sind die Bestände leer gefischt oder stark bedroht. Die Fangmethode etwa mit schweren Schleppnetzen zerstört die Meeresböden, und die Beifangmenge ist besonders hoch. Das ist Fisch, der zwar mitgefangen, dann aber meist ungenutzt und tot wieder ins Meer gekippt wird. Greenpeace untersuchte 80 Fischarten und 380 Fischereibetriebe.
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Die Fischindustrie hält diese Aussagen für pauschal und wenig hilfreich. Angaben zu Fischbeständen seien verzerrt dargestellt, weil es unterschiedliche Mengen in unterschiedlichen Gebieten gebe. Kabeljau zum Beispiel sei reichlich in der Nordostarktis vorhanden, in der Nordsee dagegen nicht. Dennoch habe Greenpeace ihn auf "Rot" gesetzt. Außerdem fehle immer wieder der Verweis auf Zertifikate wie das MSC, bemängelt die Industrie. Dies weise den Fisch im Laden als Ware aus nachhaltigem Fang aus.
Deutschland sei Weltmeister der MSC-Siegel, nirgends gebe es mehr dadurch gekennzeichnete Fischprodukte zu kaufen. Greenpeace-Biologin Iris Menn kontert damit, dass das MSC-Zertifikat auch Fischereibetriebe auszeichne, die nachweislich noch nicht ökologisch einwandfrei arbeiteten.
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