Erziehung als Modeerscheinung

PinoahPinoah

1,977

bearbeitet 28. 12. 2010, 14:00 in Kummerkasten
Ja, nun muss ich mal was loswerden. Ist eigentlich nicht mein Kummer, sondern der meines Partners. Dieser hat mich aber stark berührt.
Heiligabend waren wir mit den Kindern bei den Schwiegereltern, welche mir ja seit der Geburt unseres Sohnes immer wieder mal extrem auf die Nerven gehen. Eben ein klassischer Generationskonflikt, wie einige von Euch ihn in mehr oder minder ausgeprägter Form kennen.
Ich hatte mir für den heiligen Abend vorgenommen, jegliche Kommentare von den lieben Schwiegereltern zu ignorieren und an mir abprallen zu lassen und unfaire Kommentare meiner Tochter gegenüber galant abzuwenden. Gesagt, getan. Hat soweit auch gut funktioniert und ich glaube, die beiden haben sich auch ein wenig zusammengerissen...Weihnachten zuliebe. (wie scheinheilig...von uns allen)
Irgendwann am Abend bemerkte ich allerdings, dass mein Freund ziemlich angespannt wirkte und teilweise sehr gereizte Antworten gab. Darauf habe ich ihn, wieder zu Hause, angesprochen. Er erzählte mir dann von einem kurzem Gespäch mit seiner Mutter. Es ging natürlich mal wieder um das Thema Kindererziehung und dass die jungen Leute heute ja alles anders machen.
Kurzes OT: Mein Freund hat nach der Geburt unseres Sohnes das Buch "Die neue Elternschule" gelesen. In diesem Buch werden Themen, wie Stillen, körperliche Nähe, nicht-schreien-lassen mit wissenschaftlich fundiertem Hintergrund mit Quellenangaben dargelegt. Also ganz die Sprache meiner Schwiegereltern. ;-)
Jedenfalls hat mein Freund seiner Mutter die Art, wie wir mit den Kindern umgehen versucht, näher zu bringen und dabei das besagte Buch erwähnt. Daraufhin erwiderte meine Schwiegermutter mit abwinkender Hand, dass sie sich nicht für irgendwelche Bücher und neue Erkenntnisse interessiere und dass die Kindererziehung von heute einfach nur eine Modeerscheinung ist, die auch schnell wieder verschwindet.
Mir ist schon lange klar, dass es nix bringen wird, mit den Schwiegis darüber zu reden warum, wiso, weshalb wir mit den Kindern so umgehen, wie wir es tun; dass da einfach null Interesse besteht, sich unsere Sicht der Dinge überhaupt anzuhören...aber ich galaube, meinem Freund war das bisher nicht so klar und es hat ihm einen ziemlichen Dämpfer versetzt. Der Arme... :tröst: Naja, dafür habe ich mit meinem Weihnachtsgeschenk für ihn voll ins Schwarze getroffen. Da war er wieder happy. :happy273:

Aber: MODEERSCHEINUNG??? :traurig08: Zum Glück bin ich eine moderne Frau und gehe mit der Mode. :grin: Mädels, wir liegen voll im Trend. ;-)

Kommentare

  • najonajo

    1,083

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Ach Mensch, das ist ja heftig, daß es nicht ansatzweise Bereitschaft gibt zuzuhören bzw. Dinge aus Eurer Sicht zu betrachten!
    Ich persönlich glaube ja nicht, daß die von Dir beschriebene Art Kinder zu erziehen eine Modeerscheinung ist- wir werden in 20-50 Jahren sehen, wer recht behält ;-) .
  • NaseweisNaseweis

    5,435

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Ich weiss nicht. Modeerscheinung klingt jetzt natürlich hart ausgedrückt bzw das falsche Wort. Aber sind ja viele, dass sie denken, früher war alles besser und so.
    Aber ich denke dennoch, dass die Erziehung sich wieder verändern wird, durch neue Erkenntnisse usw. Ist bis jetzt ja immer so gewesen. Die heutige ist anders wie damals und die damalige nochmal anders wie noch früher usw.
    Intolerant ist es natürlich dennoch so wie sie sich geben.
    Schön finde ich allerdings, dass dein Mann sich so dafür einsetzt und die Meinung vertritt :-) und so lang ihr euch da einig seid, sollen die doch denken was sie wollen. Es ist natürlich ärgerlich und trifft einen schon ganz schön, wenn immer gleich abgewunken wird und nicht mal versucht wird, einen zu verstehen....
  • NiennaNienna

    7,124

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Das Verhalten an sich finde ich :thumbdown:

    Die Aussage mit der Modeerscheinung allerdings liegt vielleicht gar nicht so daneben.
    Wie Naseweis schon schrieb, die Erziehung unterliegt auch einem gewissen Wandel. Unsere Eltern haben es anders gemacht als ihre Eltern, wir machen es anders als unsere Eltern und unsere Kinder werden sicher genau so viel Energie dafür verwenden, es anders zu machen, als wir.
    Ich glaube, dass es nicht die alleinseligmachende Wahrheit in der Erzeihung gibt. Und wer weiß, vielleicht gelten einige Dinge, die wir gerade als das Nonplusultra empfinden, in zwanzig Jahren als großer Fehler und total rückständig?
  • JullaJulla

    5,464

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Das sehe ich auch so, ABER die Schwiegereltern scheinen ja der Meinung zu sein, dass nur unsere Art der Erziehung eine Modeerscheinung ist, während ihre Erziehung beständig ist. Unsere Art von Erziehung wird damit ja automatisch als minderwertig angesehen.
    Ich denke, ich würde sie mal darauf aufmerksam machen, dass auch ihre Erziehung nichts als eine Mode ist ;-)
  • tinattinat

    11,944

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Ich würde mal einen Exkurs zur Kindererziehung im Mittelalter geben... dann im viktorianischen Zeitalter... etc. Und dann mal undezent darauf hinweisen, dass die Vorstellung der Kindererziehung IHRER Generation ziemlich stark von gewissen Ideologien geprägt wurde. Danach würde ich das Thema dann abhaken. Aber irgendwie muss ja zu Weihnachten alles raus, oder wie... :scratch.:
  • PinoahPinoah

    1,977

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Naseweis schrieb:
    Aber ich denke dennoch, dass die Erziehung sich wieder verändern wird, durch neue Erkenntnisse usw. Ist bis jetzt ja immer so gewesen. Die heutige ist anders wie damals und die damalige nochmal anders wie noch früher usw.
    und:
    Nienna schrieb:
    Wie Naseweis schon schrieb, die Erziehung unterliegt auch einem gewissen Wandel. Unsere Eltern haben es anders gemacht als ihre Eltern, wir machen es anders als unsere Eltern und unsere Kinder werden sicher genau so viel Energie dafür verwenden, es anders zu machen, als wir.
    Da gebe ich Euch absolut recht; das sehe ich ganz genau so. Ähnlich habe ich es meiner Schwiegermutter gegenüber auch schon mal erwähnt, dass wir heute natürlich vieles anders machen und ich davon ausgehe, dass unsere Kinder es in 20-30 Jahren wieder ganz anders halten.
    Ich gehe allerdings eher davon aus, dass es so ist, wie Julla sagte:
    Julla schrieb:
    ABER die Schwiegereltern scheinen ja der Meinung zu sein, dass nur unsere Art der Erziehung eine Modeerscheinung ist, während ihre Erziehung beständig ist
    Ich bin mir ja nicht mal sicher, ob dieses Verhalten intolerant ist. Ich gehe eher davon aus, dass die Beiden einfach gar nicht in der Lage sind, die Dinge aus anderen Blickwinkeln zu betrachten. Vielleicht liegt`s am Alter? (Ende 50)
    OT: Wobei...ich habe schon mehrere Diskussionen zwischen ihnen und ihren beiden Söhnen beobachtet und hatte dabei immer das Gefühl, dass die Söhne sagen können, was sie wollen, es zählt eh nur die Meinung der Eltern und die Meinung der Söhne wird regelrecht abgewertet. OT aus.
    Ich durfte mir ja auch schon Kommentare anhören, wie: "Das ist nicht gut für Kinder, so lange bei den Eltern zu schlafen. Siehst ja, wie Deine geworden sind..." :scratch.: Hä???
    Ich bemerke mittlerweile, dass mir eine gute Hornhaut auf meinen "Schwieger-Ohren" wächst. Bei einigen Kommentaren zu meiner Großen sollte ich vielleicht doch mal auf den Tisch hauen, z.B. bei:"Wenn Du nicht hörst, gibt´s Haue!" oder:"Na, wir müssen Dir wohl mal wieder etwas Liebe entziehen, wenn Du so zeterst." :eek01: (Natürlich "nur" angedroht.) :eek01:
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