Hallo zusammen, habe dieses tolle Forum gerade jetzt erst entdeckt – leider jetzt erst, aber besser spät als nie*g. Hätte ich die super Tips und Erfahrungsberichte schon bekommen, als mein Kleiner noch ganz „frisch“ war, wäre mir so mancher Heulkrampf erspart geblieben.
Hier möchte ich mein persönliches Still-Waterloo beschreiben, und ich hoffe, so manche, die das liest, fühlt sich ermutigt, das Stillen NICHT vorzeitig aufzugeben.
Mein kleiner Benjamin kam am 27.07.2010 mit 11 Tagen Übertragung per Notkaiserschnitt zur Welt. Und mit dem Kaiserschnitt fingen die Probleme schon an, meine ich. Im Nachhinein weiß ich, dass im Krankenhaus der Fehler gemacht wurde, mir den Kleinen nicht sofort zum Stillen anzulegen – ich kam erstmal auf die Wachstation – alleine, der Kleine wurde mit dem Papa schon auf Station vorgeschickt. Nach über einer Stunde kam ich dann auch endlich auf Station an, das Baby wurde mir aber erst nach ca 2 weiteren Stunden gebracht – angeblich check-up usw.
Durch den riesigen Medikamentencocktail, den wir beide bekommen hatte – erst 2 Tage Einleitungsversuch mit Wehen ohne ende, aber ohne Geburtsfortschritt, zum Schluss PDA weil ichs nicht mehr aushielt und zur OP hin natürlich dann Wehenblocker, war der Kleine so müde, dass er fast 2 Komplette Tage durchschlief – es vergingen also fast 3 Tage, bis er das erste mal angelegt wurde. :thumbdown:
Heute weiß ich, dass er eigentlich hätte geweckt werden müssen – hat mir nur niemand gesagt – diesen Satz könnte ich sooo oft schreiben. Nunja mir wurde dann schließlich gesagt, ich solle mich doch mal an die Milchpumpe setzen, um den Fluß überhaupt in Gang zu bekommen. Kurz und gut: ich war gute 5 Tage im Krankenhaus, setzte mich zwei bis dreimal täglich an die Pumpe um abends vielleicht 20 Gramm Milch „geschafft“ zu haben. Wie frustriert ich war – die anderen Mütter pumpten teilweise pro Sitzung zwei volle Flaschen ab – und das mehrmals täglich. Da hatte ich schon die ersten Zweifel, mein kind überhaupt stillen zu können. :sad:
Erschwerend hinzu kam, dass ich keine betreuende Hebamme hatte. Ich hatte mich zwar gleich, als ich wusste, dass ich schwanger bin, in einer Hebammenpraxis zu den Kursen angemeldet und bin dann auch davon ausgegangen, dass diese Hebamme mich auch nach der Entbindung betreut. Falsch gedacht: als ich sie zufällig (!) mal darauf ansprach meinte sie, sie wäre für meinen Wohnort nicht zuständig. Drückte mir eine Liste mit Hebammen in die Hand, die ich mal durchtelefonieren sollte. Mittleweile war es jedoch leider schon knapp 1,5 Monate vor dem Entbindungstermin – lange Rede, kurzer Sinn: ich habe geschätzte 30 Hebammen aus meiner Gegend angerufen – davon haben vielleicht 5 zurückgerufen, der Rest war überhaupt nicht zu erreichen –und von diesen 5 konnte mich keine aufnehmen. :erstaunt:
Ganz toll: erstes Kind, keine Familie im näheren Umkreis zur Unterstützung, keine Hebamme – so hab ich mir das vorgestellt. :flaming01:
Gut: wir kamen also nach einer knappen Woche zu Hause an. Das erste, was ich tat: im Internet nach Stillberatung suchen. LaLecheLiga, örtliche Stillberatung, Hebammentips – habe Bücher gelesen, meine Frauenärztin befragt. Habe mir sozusagen das Stillen selber beigebracht.
Ich bildete mir ein, dass es gar nicht sooo schlecht funktionierte – als wir nach einem Monat einen Kontrollbesuch mit dem Kleinen im KHS machten, hatte er ein gutes Kilo zugenommen – war doch ideal, also machte ich mir weniger Sorgen.
Dann begann der Stress mit einem Besuch bei meinen Eltern. Meine Mutter –ehemalige Säuglingsschwester – war überzeugt, der Kleine wöge zu wenig, wäre zu schmal und das heftige schreien wäre ein Zeichen, dass er nicht genug Milch bekommen würde. Ich hatte dagegen eher die Drei-Monats-Koliken im Verdacht – die sich später bestätigten.
Sicher – er war bis zum ca. 2. Monat kein wirklich dickes Kind – aber meine Mutter setzte mich mit ihrem ständigen „der hat bestimmt noch Hunger – du gibst ihm nicht genug“ wahnsinnig unter Druck. Ich vertraute mir selber nicht mehr, und vermutlich reduzierte sich dadurch die ohnehin nicht ausreichende Milch noch mehr. :thumbdown:
Meine Mutter war der Ansicht, ich solle zufüttern. Sie hätte es selber bei allen drei Kindern so gemacht, da sie auch nach ca 2 Monaten nicht mehr genug milch hatte. Weil ich echt mit den Nerven am Ende war und mein Kind ja auch schließlich nicht hungern sollte, begann ich Pre-Milch zuzufüttern. Allerdings las ich dann, dass das Zufüttern quasi der Beginn des Abstillens ist, da sie ich Brust ja auf die nachlassende Nachfrage einstellt. Ich achtete also darauf, den Kleinen auch vor jedem Fläschchen anzulegen – beidseitig. Ca 2 Wochen lang fütterte ich ihn somit zu fast 50% mit Muttermilch, den Rest bekam er aus der Flasche. Was mir jedesmal weh tat, ich fühlte mich als Versagerin :sad: – war ich doch nicht in er Lage, mein Kind satt zu bekommen. Zumal meine ältere Schwester ihren letzten Sohn bis zum ersten Lebensjahr voll gestillt hat – und ihre Zwillinge auch problemlos voll stillen konnte. Und bei mir sollte es nichtmal 3 Monate reichen? Das wollte ich nicht akzeptieren.
Ich probierte alles – angefangen von mehr trinken, STilltee trank ich sowieso jeden Tag zwei bis drei Tassen. Ich aß Fenchel, weil der wohl milchbildend sein soll, machte Brustmassagen, legte den kleinen regelmäßig an, setzte mich tagsüber und nachts sogar an die Milchpumpe – eine Stunde lang, mit meistens nicht mal 80 Gramm Ausbeute beiderseits – es war zum Heulen – ich war einfach nur fertig . Schlafmangel, Überforderung, Frustration – alles kam zusammen. Einmal war die Pumpe nicht korrekt eingestellt, und die Warze wurde so stark angesaugt, dass Blut austrat – ab diesem Tag war die Pumpe für mich Geschichte. Ich legte den Kleinen nur noch an, trotz höllischer Schmerzen beim Trinkenlassen, aber ich wollte es unbedingt schaffen, zumindest den Status quo zu halten.
Ich war nach knapp 2,5 Monaten fast schon bereit zu akzeptieren, dass ich wohl abstillen müsste. Sogar meine Kinderärztin sagte zu mir: „Es gibt eben Milchkühe, die geben 30 Liter am Tag und andere geben nur 10 Liter“ – bis ich dann von Stilltagen las – also das Kind über mehrere Tage konsequent jede Stunde anlegen, egal ob es sich von alleine meldet oder nicht. Das sollte mein letzter Versuch sein.
Was soll ich noch großartig sagen? Nach diesen Stilltagen kam die Milchbildung anscheinend endlich in Gang. Der Kleine entwickelte Pausbacken, dabei konnte man zusehen. Auch meine Mutter musste zugeben, dass er wirklich gut zunahm.
Wenn er jetzt quengelig ist, hat sie ein neues Steckenpferd: er wäre bestimmt wund, weil ich ihm den Poppes nicht genug eincreme. Außerdem findet sie es nicht normal, dass er mit über 5 Monaten nachts immer noch ca. 2 bis 3 mal gestillt werden will –wir – also ihre kinder – hätten mit 4 Monaten abends Zwiebackbrei bekommen – gegen 21 Uhr das letzte mal und hätten dann 8 bis 10 Stunden durchgeschlafen.
Ich kann dazu nur sagen: Zeiten ändern sich
Langer Bericht – aber zusammengefasst möchte ich allen Frauen, die ähnliche Probleme haben, ans Herz legen: lasst euch nicht reinreden. Es wird so schnell gesagt: sie haben nicht genug Milch, sie müssen zufüttern. Ich rate Euch: gebt euch und dem Kind eine Chance – versucht es immer und immer wieder. Es ist hart, es kostet nerven, aber wenn ihr stillen WOLLT, dann probiert es einfach immer wieder. Es stimmt wohl wirklich, dass fast jede Frau ihr Kind komplett stillen kann – und nur ganz ganz wenige, die das wirklich nicht können.
Lasst euch nicht entmutigen!
Kommentare
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Ich finde, deinen Bericht sollte sich jede durchlesen, die gerade ähnliches durch macht - es macht Mut, stark zu sein und auf sein Gefühl zu hören!!
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Ich frage mich nur immer: wenn die Rate der Frauen, die angeblich nicht genug haben, so hoch sein soll, ist es ein Wunder, dass die Kinder früher nicht reihenweise verhungert sind - denn da war ja die Errnährung der MEnschen eher noch schlechter, und längst nicht jeder konnte sich eine Amme leisten.
Verschwörungstheorien sind nicht mein Ding, aber ich glaube, dass da schon massiv von Hipp und Co. Stimmungsmache betrieben worden ist - irgendwer muss die Massen an Pre, 1er WAsweisichnoch- Milchen ja kaufen
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Im Prinzip könnten vermutlich 95 bis 98 Prozent aller Frauen problemlos ihre Kinder stillen, wenn sie die richtige Beratung und Unterstützung hätten.
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Ich merke gerade, dass ich immer noch damit zu kämpfen habe, dass ich bei meiner Großen so schnell aufgegeben habe. Hatte zwar definitiv genug Milch, die Kleine war aber gestresst, hatte eine starke Saugverwirrung. :sad:
Meinen Lütten stille ich nun immernoch und wer weiß....vielleicht, vielleicht stille ich irgendwann ja nochmal ein Baby. ;-)
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Ach ja und jemand hat mir neulich erzählt, ihr Kind hätte sich mit zwei Monaten selbst abgestillt und Brei gewollt... kein weiterer Kommentar. Manchmal wundert es mich schon, da macht man in der Schwangerschaft alle Untersuchungen mit, geht zum GVK, liest Bücher und das Stillen fällt dann trotzdem irgendwie hintenrunter, warum im Einzelfall auch immer.
Naja und zur Nahrungsmittelindustrie im weitesten Sinne: Ich glaube, da spielen viele Interesse eine Rolle, aber die gesunde Ernährung steht nicht wirklich im Vordergrund.
Jedenfalls finde ich es auch toll, dass du nicht aufgegeben hast - und stell weiter die Ohren auf Durchzug, was die klugen Ratschläge angeht.
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Ich hab mich auch gegen die Familie durchsetzen müssen und hoffe unsere Generation macht es als Omas einfach besser!!!
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Gegen die Familie muss ich mich auch heute noch durchsetzen. Meine Tochter isst nämlich grundsätzlich zu wenig, weil ich sie ja stille ... :scratch.:
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Deine Mutter erinnert mich an meine - die hat mir in der Zeit auch das Leben noch viel schwerer gemacht.
Soll ich mal ehrlich sein: Bei meiner hatte ich oft echt den Eindruck es ist EIFERSUCHT: Weil Sie es damals nicht geschafft hat, braucht es auch niemand anderer. Sie hat damals abgestillt, weils ja sooo anstrengend war bei der Hitze, etc. blabla ich bin auch gross geworden, ausserdem kann sie, wenn die Kleine ein Flascherl kriegt, sie einfach zu sich nehmen übers Wochenende (egal ob ich das will!?) u. braucht mich nicht dauernd. :flaming01:
Weisst was ich noch gehört habe: Ich werde schon sehen, ich ruiniere mir die ganze Brust... :flaming01:
Leider habe ich das ganze auch erst beim 2ten Kind gecheckt. :sad: Bei Ersten haben sie mich erfolgreich nach 4 Wochen vom stillen abgebracht - daran habe ich heute noch zu knabbern, wo meine Grosse auch recht krank ist. Ich mache mir da rießen Vorhaltungen deswegen.
Ich kann nur JEDEN empfehlen seinen WEg zu gehen u. wenn man stillen will, sich von nichts u. niemandens reinpfuschen zu lassen. :fungif52:
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Ich glaube das ist es ganz, ganz oft- meine Mama hat das damals sogar mal zugegeben. Sie meinte sie beneide mich um die Innigkeit, Nähe und Exklusivität der Stillbeziehung- sie hat sich bei mir nach drei Wochen vom KiA zum Abstillen überreden lassen. Ich bin dankbar, dass sie diesen ehrlichen Moment hatte. So konnte ich spätere spitze Bemerkungen und Sticheleien viel besser einschätzen.
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Ja, ich auch. Vor allem weil sie sonst eigentlich nicht über Gefühle spricht. :fungif52:
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Es gibt übrigens ein sehr schönes Faltblatt von der AFS für Großeltern von Stillkindern:
http://www.afs-stillen.de/upload/faltbl ... eltern.pdf
Mach dir bitte kein Vorwürfe, du hast dein Bestes gegeben und mehr war unter den Umständen einfach nicht möglich. Klar würdest du heute manches anders machen. Aber das geht mir mit meinem Ältesten genau so. Aber zu der Zeit ging es eben für dich nicht anders. Man lernt im Laufe der Zeit immer mehr dazu, entwickelt sich, natürlich denkt man dann manchmal "ach hätte ich doch damals, vielleicht wäre es dann heute anders". Aber das bringt einen nicht weiter, man kann es immer nur so gut machen wie man es in genau diesem Moment kann. Und dann sollte man auch nicht mit Selbstvorwürfen zurück blicken, wenn man später neue Erkenntnisse, Kraft, Durchsetzungsvermögen und was noch alles hat.