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Visitenkarten für Mütter Mein Kind, mein Buggy, meine Karte
Hausfrau und Mutter und stolz darauf: Moderne Frauen begreifen die Mutterschaft als Beruf - und zücken am Sandkasten ganz professionell die "Mamicard".
Sie lebt in der Großstadt Hamburg. Sie geht in ihrem Beruf als Designerin auf. Sie ist stilbewusst. Außerdem ist Alex Schlomka "Mama von Lili". Das steht auf ihrer Visitenkarte, die sie anderen Eltern und potentiellen Babysittern auf dem Spielplatz oder im Kindergarten in die Hand drückt. Name und Alter ihrer fünfjährigen Tochter sind ebenfalls vermerkt, mit dem Zusatz "mein Hasenmädchen". Designt hat Schlomka das Kärtchen selbst.
Solche Mamicards sind in Großbritannien angeblich der letzte Schrei. Schlomka und ihre Kollegin Billy König haben sie nach Deutschland geholt.
"Man muss netzwerken"
Eine Visitenkarte für Mütter? "Wir waren uns erst nicht sicher, ob das hier funktionieren würde", sagen die beiden. Gedacht seien die Karten für "modebewusste, kommunikative Mütter, die sich gerne viel verabreden" - und nicht unbedingt aufs Geld achten müssen. Denn 50 Mamicards kosten stattliche 49 Euro.
Schlomka und König bedienen mit ihrer Erfindung eine Klientel, die das Zukunftsinstitut im hessischen Kelkheim "Latte-macchiato-Familie" getauft hat. "Das sind junge Leute, die versuchen, urbanen Lifestyle und Familienleben unter einen Hut zu bringen", sagt Andreas Steinle, Geschäftsführer des Zukunftsinstituts. "Als Eltern wollen sie nicht auf ihren bisherigen Lebensstil verzichten."
Was für eine Mutter auf dem Land nicht nötig ist, weil sie die anderen Eltern ohnehin kennt, ist dabei in der Großstadt das A und O: "Man muss sich organisieren, netzwerken, gerade auch, weil man überall auf fremde Leute trifft", sagt König, 40 Jahre, ebenfalls Designerin.
Latte macchiato - das Heißgetränk, das als Namensgeber für die moderne Mutti herhalten muss, steht laut Zukunftsforscher Steinle gerade für diesen "städtischen Lifestyle". Im Duden-Wörterbuch der Szenesprachen wird der Titel mit einem klischeetriefenden Eintrag gewürdigt. Dort heißt es unter dem Stichwort "Latte-macchiato-Mama": "Moderne Mütter sitzen nicht mehr isoliert zu Hause und hüten ihr quäkendes Bündel. (...) Trendige Mamas verabreden sich zum Shoppen, hängen mit ihren Kindern stundenlang in Szenecafés rum und trinken Modekaffees."
"Cocktailbar und Elternschaft schließen sich nicht aus"
In Internetblogs wird das Phänomen "Latte-macchiato-Mama" heiß diskutiert. "Während sie die Babys in Cafés schieben, putzt die Putzfrau das Haus", mokiert eine Bloggerin.
Ästhetik und Design sind laut Zukunftsforscher Steinle die Leitlinien der Lifestyle-Mütter. Das gilt nicht nur für die Frauen selbst, sondern auch für die Ausstattung ihrer Babys. "Wer als Latte-macchiato-Familie etwas auf sich hält, fährt mit einem Bugaboo-Kinderwagen herum", sagt Steinle. Diese schicken Fahrgestelle sind nichts für den knappen Geldbeutel: Zu haben sind sie ab 800 Euro.
Für das neue Lebensgefühl sei das aber nicht entscheidend, meint Steinle, sondern vielmehr das Ausbrechen aus traditionellen Rollen. "Latte-macchiato-Eltern" aus der Großstadt zeigen seiner Meinung nach vor allem eins: "Cocktailbar und Elternschaft schließen sich nicht aus."
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Kommentare
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Wer kennt das nicht? Da ist das Kind auf der Welt und alle (kinderlosen) Freunde und Bekannte sind ganz begeistert und dann....
... weg.
Und man steht ohne Leute da. Dann muss man anfangen, zu "baggern". Man findet - glaube ich - nie wieder so viele neue Leute und Feunde, wie in den ersten Jahren nach der Geburt!
Und diese Freunde sind so wichtig! Ohne sie funktioniert doch gar nichts, wenn man die (nicht berufstätige) Oma nicht gerade zwei Straßen weiter wohnen hat!
Blöd finde ich diese Verbinung von Netzwerk und Bugaboo - Kinderwagen und Latte Macchiato!
Das ist doch Blödsinn. Dieses Neue-Freunde-Finden hat doch nichts mit Lifestyle zu tun, sondern ist schlichtweg eine Notwendigkeit.
Wenn ich eine Visitenkarte gehabt hätte, hätte ich sie benutzt und eingesetzt. Notfalls hätte ich sie mir selber gemacht! Meine Güte! Das kann inzwischen jeder mit einem Computer und einem Drucker.
Aber deshalb habe ich doch einen Ebay-gebrauchten-150-Euro-Kiwa geschoben! Und für Cafés hätte ich gar kein Geld gehabt!
Trotzdem bin ich nicht in meiner Wohnung versauert, sondern habe auf Teufel komm raus "genetzwerkt".
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Wenn du aber plötzlich völlig ohne dastehst ist das etwas ganz anderes!
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Und die andere Sache sind eben diese, wie hieß es, Latte-Dingsda-Mütter, was einfach schon mal von vorneherein nicht meine Welt ist. Aber ich lasse es jetzt besser, ich merke, was ich eigentlich sagen will kann ich gerade gar nicht so recht ausdrücken
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Ich weiß schon, was du meinst tinat. Du magst diese Mütter nicht, die nur Mütter sind, damit sie was zum Vorzeigen haben.
Aber vom Prinzip her ist die Idee mit der Visitenkarte nicht schlecht. Für die Mütter aus der Krabbelgruppe habe ich mind. 1 Jahr gebraucht bis ich wusste wie sie heißen, vorher war das immer nur die Mama von xy. :biggrin: Mit der Karte hätte ich dann immer einen Anhaltspunkt. Ich lerne auch immer wieder Mütter z.B. auf dem Spielplatz kennen, die ich nett finde und dann sieht man sich nie wieder.
Andererseits würde ich wohl keine Visitenkarte zücken, da käme ich mir dann doch blöd vor.
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Abgesehen von der Frage ob und wie sinnvoll das Ganze ist : guckt mal den Preis!! 50 Karten sind ja nix.
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Aber nun wieder zur Grundidee. :fungif52: oder :thumbdown:
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Netzwerken mache ich auch, übers Internet, z.B. hier im Forum, über Kiga, Schule, Spielplatz. Wir standen nach der Geburt des Großen auch ziemlich alleine da, weil unsere "Freunde" uns plötzlich unflexibel schimpften. So gingen so ziemlich ALLE Kontakte zu Bruch. Auch heute haben wir noch nicht wieder viele Freunde, die meisten jedoch immer noch kinderlos und die die Kinder haben, sind eben mit uns auf einer Wellenlänge.
Auf die Idee Visitenkarten zu verteilen bin ich bisher noch nicht gekommen, und mich auf einer Vistenkarte auf Mama von xy und xyz zu reduzieren auch nicht. ;-)
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trotzdem habe ich das Ganze irgendwie auch ohne Visitenkarten hinbekommen ;-) ...
ich bin nicht der Typ, der einfach so fremde Mamas auf dem Spielplatz anquatscht ... bzw. mittlerweile geht das schon besser, aber als Joelle noch klein war, hab ich mich das gar nicht getraut .. da wär ich mir ja noch blöder vorgekommen, denen ne Visitenkarte in die Hand zu drücken ;-) ... ich bin halt in Krabbelgruppe, Babyschwimmen, Kinderturnen gegangen und hab da nach und nach Kontakte aufgebaut.
Fazit: Zettel und Stift haben immer gute Dienste getan, wenn es darum ging, Kontaktdaten auszutauschen ;-) ... und wenn ich das Bedürfnis gehabt hätte, Visitenkarten zu verteilen, hätte ich sie mir selbst ausgedruckt ;-)
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Aber so eine Geschäftsidee muss man schon fast bewundern, da kriegt so was normales wie eine Visitenkarte eine ganz neue Wendung und man kann fast 1€ pro Karte nehmen.