Hallo!
Einige von euch wissen vielleicht noch aus älteren Beiträgen, dass mein Kleiner mit Herzfehler zur WElt kam. Die Ärzte wissen bis heute nicht wie es sich weiter entwickeln wird. Deshalb sind wir weiterhin alle 6 Wochen zur Kontrolle in der Klinik (nur ambulant).
Wir hatten nach der Geburt eine wunderschöne, intensive und wirklich optimale Kennenlernphase. Ich hab mich selten so glücklich und vollkommen gefühlt wie in den ersten beiden Tagen. Die U2 hat dem ein jähes Ende gesetzt, da der kleine Spatz ja sofort in die Kinderklinik gebracht wurde. Da mein Großer immer sehr sensibel reagiert, haben wir uns entschlossen, dass ich nicht mit in der Kinderklinik bleibe (wäre die ersten Tage sowieso nicht gegangen wegen Intensivstation), sondern dass wir täglich vormittags hinfahren und so zurückkommen, dass wir den Großen vom Kindergarten abholen können.
Es war damals die einzig sinnvolle Entscheidung und trotzdem plagt mich nach wie vor das schlechte Gewissen. Ich kann es nicht so richtig an etwas festmachen, aber ich habe das Gefühl, dass mein Kleiner seit er vom Krankenhaus zuhause ist (sind ja inzwischen schon fast 5 Monate) anders auf mich reagiert als in diesen beiden ersten Tagen.
Deshalb zweifle ich ständig an dieser Entscheidung und habe Angst, dass ich damit sein Urvertrauen kaputt gemacht habe. Auch die Angst vor jedem weiteren Krankenhausaufenthalt schwebt immer im Raum. Einmal war es seither noch notwendig, ihn in der Klinik zu lassen. Ein Glück nur für eine Nacht. Aber das war schon schlimm genug.
Ich weiß noch nicht so richtig wie ich mit diesem schlechten Gewissen umgehen soll.
Kommentare
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Ich sage mal so, wenn man mehrer Kinder hat, muss man manchmal für sich Entscheidungen und Kompromisse treffen, bei denen man zuerst denkt, sie sind nicht ganz richtig. Aber ich glaube, dass da dein Unterbewusstsein da ganz schnell und richtig gehandelt hat! Dein Gefühl hatte dir gesagt, mein grosser brauch mich da nun mehr und ich glaube nicht, dass dich dieses Gefühl getäuscht hatte.
Ich denke, dass du vielleicht auch nur meinst, dass dein kleiner dadurch anders ist, weil du eben mit dem schlechten Gewissen ihm gegenüber kämpfst.
Dein Instinkt wird dir aber damals das richtige gesagt haben und daran musst du glauben :tröst:
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Ich glaube selbst wenn ich nochmal die Wahl hätte, würde ich es wieder so machen. Trotzdem lässt sich dieses Gefühl nicht abstellen eine schlechte Mutter zu sein, mein Kind in einer sehr entscheidenden Zeit allein gelassen zu haben. Dazu dann noch die verständnislosen BLicke all der Mütter die bei ihren Kindern im KH geblieben sind und die überraschten Blicke der Schwestern, die wohl auch nicht verstanden haben wie ich den kleinen süßen Kerl allein im KH lassen konnte.
Mein Mann musste mich jeden Tag regelrecht zur Abfahrt zwingen. Ich wollte mein Baby einfach nicht hergeben. Wir haben diese Zeit ein Glück überstanden und momentan sieht es auch so aus, als wäre sein Zustand stabil, aber an diesen Ereignissen ahb ich schon ziemlich zu knabbern.
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Aber das ist natürlich in diesem Sinne nicht ganz richtig. Dein Baby ist noch sehr klein gewesen zu der Zeit und dein grosser hat schon viel verstanden! Und ich bin da deiner Meinung, das in dem Moment der Grosse dich mehr gebraucht hat! Zumal dein Kleiner ja nicht alleine dort gewesen ist, sondern für die Nacht! Du konntest die Situation nicht ändern, du konntest nur "Schadensbegrenzung" machen.
Du hast eine Entscheidung treffen müssen, welche nicht leicht ist, aber eben eine verlangt hat und du hast gesehen, dass dein Grosser dich mehr gebraucht hat.
Du siehst jetzt natürlich nur, was daraus geworden ist, aber wenn du dir mal ein wenig vorstellst, was wäre, wenn es andersrum gewesen wäre, dann könnte man die Gedanken soweit spinnen, das dein Grosser wahrscheinlich die grössere Probleme damit hätte, damit umzugehen.
Hört sich jetzt vielleicht ganz blöd an, aber dein Baby wird sich später nicht daran erinnern, dein Grosser aber schon. Ich hoffe du weisst wie ich das nun meine.
Vor allem musst du dir sagen, allein gelassen hast du dein Zwerg nicht. Aber du kannst dich auch nicht zweiteilen :tröst:
Edit: Was ich noch sagen wollte, ihr habt eine schwere Situation und es ist schön zu lesen, das soweit alles stabil ist. Ich finde es aber sehr schön, das du aber genauso an deinen anderen Sohn denkst, wie er damit umgeht usw. Ich habe schon mitbekommen, das durch ein krankes Kind, die gesunden Kinder ja oftmals dann "alleine" damit da stehen und keiner so wirklich guckt, wie ergeht es dem Kind damit? Wie kommt es damit klar usw. Du kannst richtig stolz auf dich sein :sunny:
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Ich glaube auch, dass so ein kleiner Zwerg, der noch gar nicht viel versteht und mitbekommt, das vielleicht auf die Dauer besser wegsteckt, als ein größeres Kind und ich glaube, dass deine Prioritäten richtig gesetzt waren. Bei solchen Sachen muss man auf sein Bauchgefühl hören.
Ich meine, welche Wahl hattest Du schon? Pest oder Cholera?
Beide Alternativen waren bescheuert und manchmal ist das Leben einfach sch****.
Du hattest keine Schuld an der Situation, sondern hast nur so gut reagiert, wie du konntest. Mehr kannst Du von Dir nicht verlangen.
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Gib Deinen beiden Kindern soviel Liebe wie Du kannst und stelle Dich jeden Tag, so gut es eben möglich ist, als vertrauenswürdige Mama in ihren Dienst , sei ihr Fels in der Brandung, ihre Wurzel im Leben - und vor allem schalte Dein schlechtes Gewissen ab. Kinder spüren so etwas und das kann sie wirklich verunsichern. Pack Dir den Kleinen so oft eas geht auf den Bauch oder ins Tuch und gib ihm soviel Innigkeit, wie Du kannst. Und das er in den ersten beiden Tagen anders auf Dich reagiert als nach dem KH-Aufenthalt, das ist wohl ganz normal. Kinder kommen auch erst einmal im Leben an und müssen sich akklimatisieren. Das muss nichts mit dem KH zu tun haben. Also Tu Dir und Deinen Kindern den Gefallen, hak das Nachkarten ab und schau nach vorne. Genießt die gemeinsame Zeit und verdirb sie nicht mit negativen Gefühlen. u hast überhaupt keinen Grund dazu.
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Es ist tatsächlich so, dass unser Großer uns dringend gebraucht hat. Er hat sich unser Baby genauso sehr gewünscht wie wir. Schon lange bevor ich schwanger war, hat er immer wieder gefragt wann "er endlich ein Baby bekommt." Für ihn war das sehr verwirrend, dass "sein Baby" mit dem Hubschrauber in ein anderes Krankenhaus gebracht worden ist.
Heute sind die beiden ein Herz und eine Seele. Lars kümmert sich rührend um Jona. Freiwillig. Jona fängt immer an vor Freude zu zappeln wenn er Lars sieht. Jona kichert fast nie, aber wenn lars Quatsch für ihn macht dann lacht er richtig laut los. Ich weiß nicht, ob das auch so wäre wenn mein Großer derart hätte zurück stecken müssen, kaum ist das Baby da.
Wahrscheinlich waren wirklich auch die missbilligenden Blicke der anderen maßgebend. Der erste Arzt, der den Kleinen auf der Intensivstation betreut hat, mit dem wir das erste Gespräch dort geführt haben, sah das absolut sachlich. Er hat nur gemeint wir sollten uns überlegen wie wir das handhaben wollen, hier sein könnten wir, wenn gewünscht, rund um die Uhr. Er hatte keinerlei Vorbehalte, sondern hat uns alles offen gelassen. Die ersten drei Tage haben wir uns dann so eingerichtet und dann wurde er auf Normalstation verlegt. Für uns war das natürlich eine riesige Erleichterung und Freude. Aber die Schwestern und Ärzte dort und vor allem auch die anderen Mütter dort, hatten weniger Verständnis dafür, dass nicht einer von uns da bleibt. Und ich hatte natürlich viel mehr Gelegenheit mit adneren Müttern ins Gespräch zu kommen und ehrlich gesagt hatte ich kein gutes Gefühl, mein kleines Schätzchen in einem Zimmer mit einem anderen Baby und dessen Mutter. Das war ein ganz komisches Gefühl.
Aber wie auch immer, ihr habt absolut Recht. Ich hatte kaum eine andere Alternative und vorbei ist es sowieso schon. Also Blick nach vorn und weiter geht's. :baby124:
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Ich finde aber trotzdem, dass du das nicht verdrängen solltest. Die Frage, die du Dir im zweiten Schritt stellen soltest, ist die Folgende:
Wen hat die Zeit im KH mehr traumatisiert? Dein Kind oder vielleicht doch eher dich selbst?
Das war doch betimmt eine echte und auch jetzt noch ehr belastende Krisensituation für Dich und Du scheinst ja auch wirklich noch Schwierigkeiten damit zu haben. Du solltest Deine Fragen und Probleme nicht verdrängen, sondern darüber sprechen. Hast Du jemanden, der mal über Deine Gefühle und Probleme in dieser Zeit (Und eben nicht die deines Kindes), mit Dir sprechen kann und zwar ohne Vorbehalte und ohne Vorurteile?
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Schreiben geht einfacher. Deshalb auch dieser Thread hier. So etwas ist dann immer meine Möglichkeit eben doch darüber zu "reden". Das hilft mir dann wieder soweit in die Spur zu kommen, dass ich wieder alleine klar komme damit.
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Ich denke auch, dass du mehr von der Abwesentheit deines Babys bist als der Kleine, bzw dass du darunter leidest, dass du eine Entscheidung treffen musstest. Ich hätte mich wohl ganz genauso entschieden. Alleine das gute Verhältnis zwischen deinen Kindern zeigt dir doch, dass deine Entscheidung gut getroffen hattest.
Vor allem glaube ich ganz sicher, dass du die Blicke der Schwestern und der anderen Mütter falsch interpretierst.
Als mein Sohn nach der Geburt 5 Wochen auf der Intensivstation lag sahen wir viele Kinder und Mamas kommen und gehen. Eine Mutter war dabei die Zwillinge zur Welt gebracht hatte und 50km vom KH entfernt lebte. Sie hatte einen Säugling zu Hause, der andere lag "bei uns" im Zimmer. Wir Mütter haben sehr mit der Frau gefühlt, denn sie konnte ihre Tochter immer nur abends kurz besuchen wenn der Mann wieder von der Arbeit zurück war, auch die Schwestern haben sich wirklich sehr bemüht und die Kleine viel herumgetragen um ihr Körperkontakt zu geben. Eines Abends bekam die Mutter des Mädchens einen richtigen Nervenzusammenbruch und schluchzte, dass alle glauben würden sie sei eine schlechte Mama, weil sie ihr Kind so lange alleine ließe. Niemand glaubte das und trotzdem fühlte die Mutter sich schuldig :sad:
Was ich sagen will: Das Umfeld ist nicht immer so böse wertend wie man es durch die eigenen Augen sieht. So wenig wie dich hier jemand verurteilt hat es wohl jemand damals im KH getan. Viel schlimmer wiegt das Urteil das man selbst über sich fällt :tröst:
Alles Liebe und Gute für dich! :tröst:
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Vermutlich habe ich auch viel reininterpretiert was die Blicke der anderen in dieser Situation betrifft. Trotzdem kamen eben auch erstaunte Nachfragen "Wie? Du willst nicht hier bleiben?"... "Ach, ein zweites Kind, hm, naja, ok." Aber vielleicht hab ich auch da den Tonfall missverstanden.
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Das kenne ich auch allzugut!
Schreiben fällt mir leicht (wenngleich es manchmal sehr wirr ist) aber meine Gedanken und Gefühle auf den Tisch zu bringen is verdammt schwer. Lieber heule ich allein ins Kissen und fühl mich schlecht dabei.
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