Hallo zusammen,
ich bin ganz neu hier und sehr froh dieses Forum gefunden zu haben! Meine Stillgeschichte möchte ich gerne teilen, da sie etwas kompliziert ist, aber letztlich (erstmal) gut ausgeht.
Es fing damit an, dass ich am 23.2. mit der Diagnose EPH-Gestose/Präeklampsie ins KH eingewiesen wurde. Dies war meine erste Schwangerschaft, die ich wegen meiner Abschlussarbeit an der Uni gar nicht richtig wahrnehmen und genießen konnte. Ich war null auf Kind eingestellt. Das Krankenhaus war für mich der Horror, denn ich brauche meine Freiheit. Dort fühlte ich mich eingesperrt und das bisschen Blutdruck messen hätte ich zu Hause auch können. Ich war fest entschlossen nach 2 Tagen wieder zu gehen.
Am 28.2. war ich, da mein Zustand sich rapide verschlechtert hatte, immer noch dort. Bei der Visite morgens um 8 Uhr sagten die Ärzte mir dann, dass am Nachmittag mein Kind geholt werden würde. Ich war erleichtert, obwohl das bedeutete, dass mein Söhnchen ganze 8 Wochen zu früh auf die Welt kam und ich meinem persönlichen Feindbild, dem Kaiserschnitt, nicht entkommen konnte. Um 7 Uhr hatten meine Eltern angerufen und gefragt ob sie wiederkommen sollen (am vorangegangenen Wochenende waren sie zu Besuch, es sind immerhin einige 100km zu fahren). Ich hatte abgelehnt, da es am Vortag noch hieß, es würde nichts gemacht werden. Jetzt, eine gute Stunde später, rief ich meinen Papa an und erzählte ihm vom Entschluss der Ärzte. Es war klar, dass er zusammen mit meiner Mutter die Arbeit mal Arbeit seinlassen und sofort ins Auto steigen würden. Mein Freund kam kurz nach der Visite vorbei, sodass ich es ihm auch direkt sagen konnte.
Am Abend (21:40 Uhr) war es dann soweit. Mein Söhnchen wurde mir 2 Monate vor der Zeit aus dem Bauch geholt und lediglich schnell an mir und meinem Freund vorbei getragen. Mir sind da echt die Tränen gekommen. So ein kleines Krümelchen, gerade mal 1480g! Er musste auf die Intensiv und ich war nur froh, dass ich im selben KH praktisch auf der gleichen Etage nur durch eine Tür zur Intensiv getrennt, lag. Allerdings wurde ich in der Nacht und am kommenden Morgen so mit Medikamenten zugedröhnt (irgendeine noch nicht ganz Krankenschwester hat einen Fehler gemacht und mir ein auf Morphin beruhendes Medikamentenspray hingestellt ohne es mir zu sagen. Ich war bis in den späten Nachmittag total benommen), so dass ich lange nicht zu meinem Baby konnte. In der ganzen Zeit kamen Menschen zu mir, die wollten dass ich irgendwelche Zettel ausfülle und Unterschreibe (Standesamt, mein Freund, der ohne meine Erlaubnis offiziell nicht zum Kind durfte, etc.). Irgendwann standen auch einige Schwestern vor mir und wollten mir ein Medikament verabreichen, dass meine Milch versiegen lassen würde. Ich verstand zwar nicht was sie genau wollten, roch aber Gefahr und wehrte mich mit einem eher gekrächzten 'ich will aber stillen!'. Nach einigen Wiederholungen verstanden sie mich dann auch und ließen mich in Ruhe.
Ich vermisste meine Eltern, die ja während der OP gewartet haben, aber jetzt am Tag danach einfach nicht auftauchten, und mein Baby. Habe viel geweint, weil ich benommen und verwirrt und überfordert war. Irgendwann wurde alles gut: mein Freund war da, meine Eltern kamen und mir wurden diverse Dinge aus dem Körper gezogen, sodass ich ganz unverkabelt endlich zu meinem Kind konnte! Und wie er da so im Brutkasten lag, ganz klein und zerbrechlich, bereute ich meine Erleichterung darüber, dass man ihn geholt hatte.
Er war insgesamt knapp 5 Wochen im Krankenhaus, zum Glück nur etwa 1 Woche im Brutkasten. Danach hieß es Wärmebettchen und irgendwann war es dann auch nicht mehr Intensiv, sondern normale Kinderklinik. Beatmet werden musste er zwar nicht, aber die Ernährung lief über Magensonde und irgendwann kam dann Fläschchen hinzu. Anfangs nur so 10g, am Ende dann bis zu 80g! Ob ich einen so kleinen Knirps hätte stillen können bzw. dürfen, habe ich gar nicht gefragt. Er war ja zu schwach um die 10 oder 20g aus dem Fläschchen zu trinken. Später, in der Kinderklinik, habe ich dann irgendwann erste Stillversuche unternommen, da war er aber schon wenige Tage vor Entlassung. Für mich hieß es also etwa 5 Wochen lang: abpumpen und hinbringen. Ich war ganz stolz, als bereits beim ersten Pumpversuch am Tag nach der OP Kolostrum floss. Die Schwestern hatten mir gesagt, dass nicht unbedingt direkt was kommt und ich nicht enttäuscht sein solle. Habe mich richtig gefreut als ich dann nach dem ersten Versuch schon ein Fläschchen mit etwa 5g abliefern konnte! Der Milcheinschuss ging auch völlig an mir vorbei. Nach etwa 3 Tagen kam einfach weniger gelbe Milch, völlig schmerzfrei. Ich hielt mich auch ganz streng an das was ich von den Schwestern gezeigt bekomme habe: Brustmassage und wie ich die Milchpumpe einzusetzen hatte. Nach insgesmt 5 Tagen wurde ich entlassen, mein Söhnchen blieb wie gesagt noch eine Weile. Zu Hause hatte ich erstmal Hilfe von meiner Mutter, musste mich also um nichts kümmern. Trotzdem war das eine sehr schwere Zeit. Ich hatte die Schwangerschaft einfach so hingenommen und plötzlich überschlugen sich die Ereignisse derart. Dennoch, die Zeit der ewigen Krankenhausfahrerei (wir haben kein Auto, also immer schön lange Wege mit Bus & Bahn) lehrte uns frischgebackene, total unvorbereitete Eltern viel.
Nach 5 Wochen durften wir unseren Sohn endlich mirnehmen. Meine Eltern waren wieder gekommen, sodass wir tatsächlich mit dem Auto vorfahren konnten. Das Bahngegurke hätte ich mit dem inzwischen (und trotzdem gerade mal) 2260g leichten Knirps eh nicht mitgemacht.
Zu Hause sollten wir noch FMS zur Milch mischen, d.h. er bekam zunächst mal 2 weitere Wochen das Fläschen. Die Stillversuche in der Kinderklinik haben letztendlich nur mit Stillhütchen einigermaßen geklappt.
Wir hatten also die ganze Palette durch: Magensonde - Flasche - Stillhütchen! Ob er so noch an die Brsut direkt gehen würde? Meine Hebamme ermutigte mich. Irgendwann gab es häufiger Brust (mit Hütchen) statt Flasche (mit FMS) und er nahm trotzdem gut zu. Die Hebamme meinte ich solle das FMS weglassen und Vollstillen. Sie meinte auch ich bräuchte kein Stillhütchen. Sie argumentierte genau entgegengesetzt zu den Schwestern der Kinderklinik, die mit mir die Stillversuche gemacht haben, was das Stillhütchen anging. Ich glaube ihr aber, wahrscheinlich, weil ich lieber ohne Hütchen stillen wollte als mit. Und dann begann ein Alptraum, denn mit Hebamme klappte das Anlegen, ohne Hebamme klappte es gar nicht. Ich hatte zweimal einen Milchstau und war mehrfach kurz davor alles an den Nagel zu hängen, also weiterhin abzupumpen. Nur kann ich ganz schön verbissen sein, wenn mir etwas am Herzen liegt. Und ich wollte stillen. Ganz, ganz arg. Mein Freund versuchte mich zu unterstützen, indem er mir gut zuredete. Dann nahm ich noch eine Stillberaterin zur Hilfe. Und plötzlich war der Knoten geplatzt! Nach der Stillberatung, obwohl sie mir eigentlich nichts Neues mehr erzählt hatte, klappte es. Ich weiß nicht warum.
Das war vor ca. 3 Wochen. Manchmal reißt es jetzt noch ein, aber insgesamt klappt es endlich. Am vergangenen Donnerstag hat der Kinderarzt noch das Zungendbänchen des Kleinen durchtrennt. Da war es dann erstmal wieder schwierig, weil der Krümel sich umgewöhnen musste, aber nun trinkt er tatsächlich besser als vorher. Obwohl er vorher auch ordentlich zugenommen hat. Wir sind jetzt bei gut 4kg!
Unsere Reise war zwar lang (von Magensonde zu Flasche, zu Flasche/Stillhütchen-Kombi und letztendlich zur Brust), aber erfolgreich. Und ich bin so froh und glücklich darüber durchgehalten zu haben! Jetzt muss es nur noch so klappen, dass es halbwegs intutiv wird, denn ein Weilchen dauert es schon noch bis ich ihn richtig angelegt habe. Aber das sind nun wirklich ganz kleine Probleme im Vergleich zu dem was wir alles durch hatten! :sunny:
Kommentare
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Und was für eine Geschichte...das hat mich echt berührt und ganz unbekannt freue ich mich sehr für Euch!
Ich freue mich auf regen Austausch.
Alles Liebe
Mia
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wir haben es selber durchleben müssen....mein sohn war auch zu früh aber nicht so früh wie dein sohn und wir mussten auch kämpfen für das stillen....ich freu mich so das ihr es auch geschafft habt denn das ist ein harter und langer weg den ihr gemeistert habt!!! einfach toll :happy273:
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Super bewegende Geschichte. Aber ich freue mich für/ mit Euch, dass alles gut geworden ist und es jetzt so super klappt! :happy273: :fungif52:
Geniess die intensive Stillzeit! :sunny:
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Ich bin total gerührt von Eurer Geschichte und wünsche Euch eine harmonische Stillzeit. :sunny:
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Das Söhnchen hat jetzt leider eine böse Bauchweh-Phase und tut mir außerordentlich leid. Zum Glück hilft auf Mamas Bauch liegen meistens. Hoffe das sind diese berühm-berüchtigten 3 Monats Koliken, dann wäre es nämlich bald rum!
Danke für die vielen guten Wünsche und natürlich für das Lesen unserer Geschichte!
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Du kannst ihm auch hin und wieder mit Kümmelöl den Bauch im Uhrzeigersinn massieren. Das wirkt oft erleichternd.
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Morgen bekomme ich eine Tragetuchberatung! Freue mich schon riesig und hoffe, dass es dann auch klappt, denn sonst werde ich nie wieder zu irgendwas kommen, das nicht auch im halbsitzen/halbliegen erledigt werden kann.
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Sonst kannst du auch mal Kümmelzäpfchen probieren? Carum carvi von WALA.
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Was die Blähungen angeht,die Kümmelzäpfchen (alle meine 4 Jungs hatten diese Koliken) helfen wirklich gut,die hatte ich auch,genau wie das Kümmelöl zur Bauchmassage.Ferner gibts noch den Fliegergriff, dabei liegt der Kopf des Kindes Richtung Ellenbogen,der Bauch auf dem Unterarm und die Hand kann zwischen den Beinen des Babys im Windelbereich festhalten.Durch den Druck des Unterarmes gehen die Winde leichter ab und mit der anderen Hand kann man sanft den Rücken streicheln und umherlaufen.
Wenn ich den Bauch mit Kümmelöl eingerieben habe,immer leicht im Uhrzeigersinn,hab ich kurz Pause gemacht und die Beinchen leicht gegen den Bauch gedrückt.Wenn ich Abführprobleme habe hilft auch am Besten Bewegung-damit der Darm in Gang kommt und die Luft entweicht hat sich das bei uns als hilfreich erwiesen.
Sorry...muß stillen..bis später :zgf:
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Bei uns läuft es inzwischen echt super mit dem Stillen. Der Kleine wird ja demnächst 4 Monate alt und ich bin so froh, dass ich stillen konnte und es noch tue so schnell nimmt mir das (hoffentlich) auch keiner! Dank Tragetuch und Sling hab ich auch meine Mobilität zurück und die Blähungen von Junior sind auch endlich Geschichte! Seiner Verdauung hat sich nach guten 3 Monaten an diese Welt angepasst und seither sind auch diese elenden Koliken vorbei. Bis auf Beinchen andrücken hat bei uns leider nichts so wirklich geholfen, dafür habe ich die Erfahrung gemacht, dass es herzlich egal ist, was ich esse. Zu Beginn war ich ja vor lauter verunsicherung nur noch auf Brot, Butterkäse und Milch runter. Hat nicht viel gebracht außer Mangelerscheinungen. Das habe ich dann (auch dank euch!) begriffen und langsam angefangen wieder normal zu essen, sodass ich nun schon seit Wochen wieder richtig gut zulangen kann. :happy273: