Grundschule / Inklusion / Behinderte Kinder

Silke76Silke76

1,109

bearbeitet 16. 07. 2011, 09:42 in Unsere "Grossen"
Hallo zusammen!
Bin auch mal wieder da :sunny:
Da das hier dass mit Abstand größte Sammelsurium von Mütter Wissen ist, dass mir je unter gekommen ist ... :happy273: hätte ich da mal eine FRage:
Hat jemand Erfahrungen im Bereich "Behinderte Kinder in der Regel Grundschule"?
Egal ob Verweise auf Literatur oder Seiten im Internet (die man auch als "Nicht-Fachmann" versteht). Schön wären auch Erfahrungsberichte, vielleicht auch negative?
Ansonsten gerne eure Meinung...
DANKE

Kommentare

  • bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Ich leite die Frage mal intern weiter :cool: . Vielleicht meldet sich auch noch eine Userin mit Erfahrung.
  • Snoopy82Snoopy82

    7,740

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Zuerst mal die Frage: Um welche Art von Behinderung geht es? Lernbehinderung? Körperliche Behinderungen? Geistige Behinderung?

    Beruflich habe ich bisher nur teilweise mit dem Thema Inklusion zu tun gehabt. Da ging es normalerweise um Kinder mit dem Förderschwerpunkt "Emotionale und soziale Entwicklugn"; um lernbehinderte Kinder oder Kinder mit Teilleistungsstörungen.
    Hier gibt es seit einigen Jahren das Modell, dass die früheren Förderschulen sich jetzt "Kompetenzzentren" nennen und die Lehrer von dort mit einigen Stunden in den Regelschulen (zu 90% in den Grundschulen) beratend tätig sind, bzw. auch teilweise Förderung übernehmen.

    Meine Erfahrungen:
    Vom sozialen Standpunkt her gesehen ist die Idee toll ... alle Kinder lernen gemeinsam, helfen sich gegenseitig und profitieren voneinander!
    In der Praxis sieht es allerdings leider so aus, dass die Regelschullehrer nicht für den Unterricht mit lernbehinderten Kindern ausgebildet sind, bzw. eine Klassenstärke von 25-30 Kindern mit einer Lehrerin nicht geeignet ist für Inklusion. Die paar Förderstunden, die die Kinder wirklich bekommen sind ein Witz. Die Kinder laufen halt so mit.

    Die Schulen, mit denen ich zu tun hatte, waren allerdings alle bis vor ein paar Jahren noch ganz normale Regelgrundschulen und wurden dann von jetzt auf gleich umgestellt, dass sie im Rahmen der Inklusion auch Kinder, die früher auf eine Förderschule gegangen wären, in der Regelschule verbleiben. Vor der Umstellung gab es einige wenige GU-Schulen (=gemeinsamer Unterricht), die auch eigene GU-Lehrer an der Schule hatten. Da war dann maximal ein GU-Kind in einer Regelklasse, und die GU-Lehrerin hatte jeden Tag Stunden in der Klasse, um das Kind zu fördern - das hat besser funktoiniert, wenngleich auch hier eigentlich die Klassen zu groß waren.


    Es gibt allerdings auch Schulen, die seit Jahren nach dem Prinzip der Inklusion auch mit behinderten Kindern arbeiten, wo es gut funktioniert. Aber eine Umstellung von heute auf morgen, dass die ganz normalen Regelschulen die Aufgaben der Förderschulen mit übernehmen sollen, das ist problematisch.


    Das sind jetzt meine persönlichen Erfahrungen mit Inklusion - in der Theorie ne super Sache, in der Praxis (zumindest hier) noch nicht gut umgesetzt.

    Literatur müsste ich nachgucken - ich hab sicher etwas darüber. Da wäre es aber eben auch wichtig zu wissen, um welche Art der Behinderung es geht und was genau Deine Fragen wären.
  • JoellaJoella

    2,666

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Besonders viel beitragen kann ich nicht, da es auch hier eher Einzelfälle sind. Tatsache ist, dass das in der Lehrerausbildung fehlt. Aber es gibt durchaus Lehrkräfte, die das trotzdem super machen und wo es auch prima läuft, für alle Beteiligten. Ich kenne einen Fall, liegt allerdings schon etwa 15 Jahre zurück, der wirklich sehr positiv war. Ein Junge mit Down-Syndrom war in einer ganz normalen Regelschule, damals 2.Klasse. Er hatte eine Lernbegleiterin und bekam für ihn angemesenes Unterrichtsmaterial zur Verfügung gestellt. Die Lehrerin hat aber schon damals viel in Freiarbeit, Wochenplan etc. gearbeitet, so dass individuelles Lernen gut möglich war. Es war sehr schön zu sehen, wie die anderen Kinder auf diesen Jungen eingegangen sind, wie sie ihn unterstützt haben, bei seinen Aufgaben geholfen, ihm die Materialien in den Schulranzen zurück gepackt oder mal was für ihn gesucht was er nicht gefunden hat, gemeinsam gespielt haben...
  • Susanne67Susanne67

    4,797

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Ich finde die Idee auch grundsätzlich toll, auch für die Regelkinder, die sehr viel über Verantwortung, Respekt, Toleranz und gegenseitige Hilfe lernen werden) und es wird bei uns auch wohl vernünftig umgesetzt. Victoria wird ab nächstem Schuljahr in eriner jahhrgangsübergreifenden Klasse sein, (1. und 2. Schuljahr), die auch GU-Klasse ist (GU= Gemeinsamer Unterricht) Die Klassenstärke wird von 29 auf 21 abgeschmolzen und es werden maximal 3 GU-Kinder in der Klasse sein, dafür aber bei 80% der Stunden eine zweite sonderpädagogische Lehrkraft in der Klasse sein, die sich nicht nur um die GU-Kinder kümmert, sondern um alle. Da wird die Situation auf jeden Fall besser sein als bei fast 30 Kindern und nur einer Lehrerin.
  • Silke76Silke76

    1,109

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Ok, schon mal vielen lieben Dank für die Infos.
    Also bei uns wird es so sein, dass 17 Regelkinder und 4 Kinder mit geistiger Behinderung (2 Down Syndrom, ein Autist, das vierte weiß ich jetzt nicht) in der Klasse sein werden. Es wird unterrichtet von einer Grundschullehrerin und von 1.75 Sonderschullehrern (die aus einer Behindertenschule kommen und somit Erfahrung haben). Sind das vernünftige "Eckdaten" für ein solches Projekt?
    Das soll jetzt nicht egoistisch klingen, aber mich beschäftigt eben auch die Frage, ob es Nachteile für die Regelkinder haben könnte? Herrscht da nicht viel Unruhe, naja wahrscheinlich nicht mehr als in einer Klasse mit 30 Regelkindern auch...
    Möchte mich einfach vorher informieren, kann mir so eine Unterrichtsform einfach schwierig vorstellen.
    Danke schonmal.
    Grüße
  • JoellaJoella

    2,666

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Meiner Erfahrung nach ist es für Regelkinder kein Problem. Im Gegenteil, auf der sozialen Ebene profitieren sie mächtig davon. Das Lernen der Bildungsplaninhalte findet genauso statt wie in einer Jahrgangsmischung. Individuell. Jedes Kind wird da abgeholt wo es steht, wird so gefördert und gefordert wie es das Kind braucht, mit den Materialien die passen. Es gibt dafür auch spezille Unterrichtswerke, die dieses individuelle Lernen unterstützen.
    WIe weit ein Kind dann hinter den anderen zurück ist, oder ob es sich mit ganz anderen Inhalten beschäftigt ist letztlich egal. Die Verantwortung das durchzuorganisieren liegt bei der Lehrerin, bzw. dem Konzept, das die Schule dazu ausgearbeitet hat. Mit dem steht und fällt so eine Sache.
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