Wir haben vor ungefähr 2 Wochen unseren engsten Familienfreund durch einen tragischen und sinnlosen Unfall verloren. Die ersten Tage des Schocks und der Unfassbarkeit liegen hinter uns. Vor uns liegt am Freitag die Beerdigung. Es tut allerdings gut, nach lange 3 Wochen endlich nochmal an einen Punkt des offiziellen Abschiedes anzukommen.
Bisher haben wir es unserer Großen, die auch eine freundschaftl. Beziehung zu unserem Freund hatte, noch nichts erzählt. Wir haben am Sonntag vor Schulstart von seinem Tod erfahren und beschlossen, dass sie erstmal wieder in der Schule ankommen soll, bevor wir mit ihr reden. Ich kannte da ihre neue Lehrerin auch noch gar nicht. Nun haben wir das Gespräch auf das kommende Wochende verlegt, weil genau ein Tag nach der Beerdigung bei uns das alljährliche Stadtfest stattfindet und meine Tochter dort Ihren großen Auftritt mit der Showtanzgruppe hat. Die Angst, dass sie es per Zufall anderswo erfährt sitzt uns im Nacken. Aber wir haben das jetzt so entschieden.
Nun meine Frage: Wer von Euch hat Erfahrungen über Trauergespräche mit Kindern, wenn eine nahestehende Person gestorben ist? Kennt jemand von Euch auch vllt. ein gutes Buch dazu?
Ich fühle mich da gerade ein wenig unbeholfen, weil ich emotional selbst stark involviert bin. Deshalb bin ich echt über jeden Hinweis von Euch dankbar.
Kommentare
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Ich glaube, ehrlich und geradeheraus ist am Besten. Sie soll ruhig merken, dass du sehr traurig bist! Dann weiß sie auch direkt, dass sie selber auch traurig sein darf, also dass das in Ordnung ist.
Aber wäre es nicht besser, sie auf die Beerdigung mitzunehmen, damit sie sehen und begreifen kann, was da passiert? Das wäre vielleicht zur Verarbeitung sehr gut, sonst hat sie hinterher noch falsche Vorstellungen im Kopf und macht sich irgendwelche schräge Gedanken...
Ich denke, Du wirst überrascht sein, wie gut und natürlich Kinder mit Trauer umgehen. Für Sie ist das ganz etwas anderes, als für uns.
Ich würds nicht weiter aufschieben. Die Gelegenheit, nochmal einen Schowtanz mitzumachen, wird wiederkommen, die Gelegenheit, von dem Freund mit der ganzen Familie zusammen Abschied zu nehmen, nicht mehr.
:sad:
Nach meiner ersten Fehlgeburt, die Adrian volle Pulle mitbekommen hat, weil er daheim war, als es passierte (Er wusste auch, dass ich ein Baby im Bauch hatte), haben wir ihn auch mit auf die improvisierte "Beerdigung" genommen. Er hat einfach gefragt: Warum ist Mama traurig? Und dann hab ich ihm alles erklärt. Das war die erste von 1000 Fragen zum Thema, die folgten.... :shock:
Ich würde ihr einfach sagen: Er ist tot, die Informatiojn sacken lassen und auf ihre Fragen warten. Sie wird sich wahrscheinlich genau die Information erfragen, die die vertragen und verarbeiten kann.
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ihr habt meine Anteilnahme. Ich neige dazu mir immer vorzustellen wie es mir gehen würde, wenn uns so etwas passiert. Das tue ich nicht bewusst, es kommt einfach so. :sad: Mir ginge es besch***en, denn ich liebe unsere besten Freunde sehr, sie sind schon wie Familie für mich. Es tut mir so leid, dass ihr nun euren Freund gehen lassen müsst.
Meine Eltern haben mich auf Beerdigungen immer mitgenommen (sofern ich einen persönlichen Bezug zu den Menschen hatte). Das war auch gut so, gut für mich, denn (sehr) junge Kinder bekommen dort zwar die Traurigkeit mit, sind aber vom Geschehen nicht so überfordert. Es ist einfach nur etwas das zum Leben (der Erwachsenen) dazu gehört. Es kommen Fragen, ja, aber das passiert ja in jeder neuen Situation. Ich sehe es wie tesoro: es ist ganz wichtig, dass Kinder daran teilhaben, Abschied-nehmen auch beobachten können und für sich selbst davon ein Bild haben. Dann ist es nicht mehr so abstrakt und macht weniger Sorge/Angst. Bücher können euch später evtl. beim Fragen beantworten helfen, aber ich glaube wenn man aus seinem Herzen heraus kindgerecht spricht, dann hat man auch einen guten Weg gewählt.
Mir wurde nie etwas durch Themenbücher erklärt, daher kann ich dir da (noch) keine Titel nennen.
Ich würde die Kinder wie gesagt einweihen, es gehört zum Leben dazu und dann schwinden auch deine Bedenken, dass sie es anderweitig erfährt (was schon irgendwie schlimm wäre), denn diese Sorge brauchst du neben der Trauer doch nun wirklich nicht.
Ich drück dich, wenn du magst! :tröst:
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Ich überlege grad ob es nicht besser wäre es ihr vor der Beerdigung zu sagen, dann könnte sie entscheiden ob sie mitkommen möchte oder nicht... wenn die Beerdigung aber vorbei ist, hat sie keine Möglichkeit mehr... mit 7 Jahren kann man ihr es schon zumuten. Anders könnte es sein das sie es euch "übel" nimmt, weil sie sich nicht verabschieden konnte - ist nur so mein Gedanke.
Als unsere Tochter damals gestorben ist, war die Große 3 und Sohnemann fast 2 Jahre und beide waren bei der Beerdigung dabei.
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Wisst Ihr, meine Tochter hat gerade noch eine weitere Verarbeitungsbaustelle. Ihre Großmutter väterlicherseits hat Krebs und wird heute operiert. Mit dieser Situation gehen wir total offen um. Das Thema Tod ist dabei bisher nicht angeschnitten worden. Ich spüre dennoch, wie tief bewegt sie ist.
Die Entscheidung, meine Tochter nicht zur Beerdigung mitzunehmen, hat (leider) auch etwas egoistische Gründe. Es besteht einfach die Möglichkeit, dass meine Tochter, sobald sie sich unter den vielen Menschen unwohl fühlen würde; ihr irgendwas nicht geheuer wäre, mit unbeirrter Bestimmtheit von mir fordern würde, mit Ihr den Friedhof zu verlassen. Das würde sie notfalls mit klammern, schreien, etc. einfordern, würde nicht mit sich reden lassen und andere Personen hätten in solch einem Moment eh keine Chance, an sie heranzukommen. Ich mag nicht den Teufel an die Wand malen; ich habe ähnliche Situationen mit ihr in der Vergangenheit einfach öfter erlebt. Und bisher war es für mich auch keine Hürde, entsprechend darauf einzugehen. Ich gehe wirklich gern auf die Bedürfnisse meiner Kinder ein und stelle meine ggf. hintenan. Nur DIESES MAL ist es für mich einfach total wichtig, diesen offiziellen Abschied ganz und gar miterleben zu dürfen, gerade weil es sich um einen so plötzlichen und tragischen Todesfall handelt. Mein Partner und ich hatten beschlossen, mit unserer Großen sehr zeitnah nach der Beerdigung mit ihr zusammen zum Grab zu gehen und mit Ihr eine kleine Privatzeremonie zu improvisieren. Vllt. kommen auch noch andere Freunde von uns mit.
Ihr habt wirklich recht, hinter dieser Tanzaufführung sollte ich mich wirklich nicht verstecken.
Ich danke Euch für Eure ehrlichen Worte und Anregungen.
P.S. Das ist doch mal wieder typisch Sozialpädagoge:"Gibt es über dieses Thema ein Buch?" ;-) *mitderHandaufdieStirnklatsch* Natürlich machen es einfache persönliche Worte auch. :fungif52:
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Liebe Grüße
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Kene Ahnung, wie da die Ressourcen sind. Bei uns würde so etwas funktionieren, was nicht für jeden so sein muss.
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Du selbst kannst wohl am besten Entscheiden, was ihr gut tut. Aber schone sie nicht zu sehr, evtl ist sie dann noch sauer weil ihr es nicht vorher erzählt habt.
Du wirst das schon machen! Auch ohne irgendein Buch. Ich seh das wie die anderen, du wirst die richtigen Worte finden!
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In ganz besonderen Situationen muss ich bei meiner Tochter, aufgrund spezieller Wesensmerkmale, die leider in Richtung Selbstregulationsstörung gehen, andere Maßstäbe ansetzen.
Verdammt, mir läuft die Zeit davon... :scratch.:
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Ich finde die Idee von Mäusle gar nicht schlecht.
Ich habe meiner Tochter als voriges Jahr mein Onkel gestorben ist es ihr am nächsten Tag nach der Schule erzählt.Sie konnte auch frei entscheiden ob sie mit wollte zur Beerdigung. Nun ist das bei euch auch ne Besondere Situation versteh ich auch. Aber ich denke wenigstens erzählten vor der Beerdigung wär o.k. Wenn du sie nicht mitnehmen möchtest aus den Besonderen Gründen dann kannste es ja mit der "Privat"Trauerfeier machen. ABER sie erfäht dann nicht erst davon wenn alles vorbei ist, denke schon das sie euch das übel nehmen würde.
Drück Dir die Daumen das du den richtigen Weg findest!!!
LG Jeannette
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Wir haben mit meiner Tochter dann doch erst mach der Beerdigung über den Tod unseres Freundes gesprochen. Das habe ich aus dem Bauchgefühl heraus so gemacht und es fühlte sich alles ziemlich stimmig an. Es gab Tränen, viele Fragen, wunderschöne Fantasien über Wiedergeburt. Natürlich wurden wir auch gefragt, warum wir ihr es erst jetzt erzählen. Diese Frage klang allerdings nicht anklagend, sondern verwundert. Und auch das konnten wir erklären und besprechen. Dann malte sie ein kunterbuntes Abschiedsbild und wir haben es gemeinsam zum Grab gebracht und uns das Meer von Blumengestecken angesehen und gemeinsam gelesen, von wem die Blumen waren.
Auf dem Heimweg meinte meine Tochter noch zu mir: "Mama,wenn das nächste Mal einer stirbt, dann will ich auch mitkommen zur Beerdigung. Das muss ich mir unbedingt ansehen. Wer ist denn der Nächste, der stirbt?" :scratch.: :scratch.: :scratch.:
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weiß nicht wie ich es so richig ausdrücken soll, aber ich wollte dir sagen das ich es schön finde das ihr für Euch den richtigen Weg gefunden habt.
LG Jeannette