Stockholm – An vielen Kliniken ist es üblich, die Nabelschnur sofort nach der Geburt abzuklemmen. Dem Neugeborenen wird dadurch ein beträchtliches Blutreservoir der Plazenta entzogen. In einer randomisierten klinischen
Studie im Britischen Ärzteblatt (BMJ 2011; 343: d7157) verminderte die frühzeitige Abnabelung die Ferritin-Werte und erhöhte die Anämierate im Alter von vier Monaten.
Die intrauterale Plazenta ist nach der Geburt noch prall mit Blut gefüllt. Wird das Neugeborene über 3 Minuten etwa 10 Zentimeter unter das Niveau des
Uterus gehalten, erhält das Neugeborene über die pulsierende Nabelschnur eine ordentliche autologe Bluttransfusion, die laut Ola Andersson vom
Krankenhaus in der schwedischen Stadt Halmstad
(Provinz Halland) das Blutvolumen des Kindes um ein Drittel steigern kann.
In vielen Kliniken wird das Neugeborene von diesem Reservoir abgeschnitten. Die Nabelschnur wird sofort durchtrennt, oft wird auch die Nachgeburt durch Zug an der Nabelschnur beschleunigt. Dies soll den Blutverlust der Mutter verringern.
Evidenzbasiert ist diese Praxis laut Andersson jedoch nicht, da randomisierte klinische Studien weitgehend fehlen.
Einen derartigen Vergleich hat Andersson jetzt zusammen mit Magnus Domellöf von der Universität Umeå durchgeführt. 400 Neugeborene der Klinik in Halmstad wurden auf eine sofortige Abnabelung innerhalb von 10 Sekunden nach der Geburt oder auf eine verzögerte Abnabelung randomisiert. Bei der verzögerten Abnabelung warteten die Gynäkologen, bis die Nabelschnur nicht mehr pulsierte oder mindestens 3 Minuten. Die Hebamme hielt das Kind nach der
Geburt für 30 Sekunden auf ein Niveau 20 cm unter der Placenta. Danach wurde das Kind bis zur Abnabelung auf den Bauch der Mutter gelegt.
Ergebnis: Im Alter von 4 Monaten unterschieden sich die Hb-Werte in den beiden
Gruppen nicht. Die verzögert abgenabelten Kinder hatten jedoch fast doppelt so
hohe Ferritin-Werte (117 μg/l vs. 81 μg/l). Nur ein von 193 Kindern hatte einen Eisenmangel gegenüber 10 von 189 der früh abgenabelte Kinder.
Auf 20 Kinder kommt laut den Berechnungen von Andersson und Domellöf eines,
dem durch das einfache Manöver der verzögerten Abnabelung ein Eisenmangel
erspart wird (Number needed to treat). Unklar bleibt allerdings noch, ob der
Eisenmangel, der in Europa bei Kindern keineswegs selten ist (Prävalenz: 26 Prozent in einer Studie, 3 bis7 Prozent haben eine Anämie) sich negativ auf die Entwicklung auswirkt.
Dies ist vorstellbar, da Eisen nicht nur für die Bindung von Sauerstoff im Hämoglobin benötigt wird. Es ist laut den Autoren auch von essenzieller Bedeutung für die Myelinisierung, Dendritogenese, Neurotransmitterfunktion und den Energiestoffwechseln in Nerven- und Gliagewebe.
© rme/aerzteblatt.de
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Kommentare
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Einzige Ausnahme: bei Frauen mit Blutgruppen Resusfaktor negativ. Da wird gleich abgenabelt.
Ich bin Rhesus negativ. Dennoch war es laut meiner Hebamme kein Problem, erst abzunabeln, wenn die NS auspulsiert hat. Wir haben ja dann spontan doch sofort die NS durchgeschnitten, weil die NS so kurz war, dass ich mein Baby nicht bis zur Brust auf den Arm nehmen konnte. ;-)
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Ich denke, selbst, wenn das im Krankenhaus nicht üblich wäre, würde ich drauf bestehen, dass es so gehandhabt wird (wobei wir wieder beim Thema "Geburtsplan" wären)!
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Einfach genial! Sie ist die stolzeste grosse 8 Jährige die man sich vorstellen kann. ;-) Ich denke diese positiven Erfahrungen haben den Geschwistern nochmal zusätzlich einen ganz besonderen Zusammenhalt gegeben.
http://i37.photobucket.com/albums/e97/N ... G_0192.jpg
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Vergessen: Vll. magst Du meinen Geb. Bericht lesen - ich glaub´der wird Dir gefallen...... ;-)