Er entgleist mir total

maeuschensb

Hallo,
ich bin total verzweifelt.
Ich gehe seit dem 1. März wieder arbeiten. 20 Stunden in der Woche, aufgeteilt von Montag bis Donnerstag.
Meine kleine Tochter (knapp 15 Monate) ist in dieser Zeit bei meinen Eltern und hat es super verpackt. Anfangs hat sie sich etwas schwer getan bei meinen Eltern zu bleiben, inzwischen klappt das richtig gut.

Mein Sohn allerdings entgleist mir total. Er ist jetzt vier Jahre alt und geht schon in den Kiga seit er 16 Monate war. Ich bin zwischen den Kinder auch arbeiten gegangen.
Für ihn hat sich relativ wenig verändert. Ich bringe ihn jeden Morgen in den Kindergarten, so wie auch vorher. Abgeholt wird er aber Montag bis Donnerstag von meinem Vater und bleibt dann auch bei meinen Eltern bis ich nach Hause komme. Bei meinen Eltern ist er relativ lieb (wie ein normaler 4jähriger sag ich mal) und sobald ich nach Hause komme geht es rund. Er ist frech, hört nicht zu wenn ich mit ihm reden möchte, hört nicht auf das was ich sage, ärgert seine Schwester bis sie fast weint und fängt wie wild an durch die Wohnung zu rennen und rumzuschreien.
So geht das dann den ganzen Nachmittag und Abend bis er dann schließlich ins Bett geht.


Meinen Haushalt muss ich ja nun auch in der Zeit machen, in der ich beide schon bei mir habe. Auch das führt immer wieder zu Ärger, da mein Sohn meint ich müsse den ganzen Nachmittag mit ihm verbringen.
Alleine spielen (das hat er vorher viel gemacht) ist gar nicht mehr möglich, er schmeisst nur sein Spielzeug durchs Zimmer oder verwüstet das Zimmer seiner Schwester.

Mach ich was falsch?

Simone1893

Nein, du machst nichts falsch.
Dein Sohnemann macht gerade eine recht normale Phase durch!
Ich höre immer wieder, dass Kinder nach einem langen Betreuungstag "durchknallen". Nimm es als "Kompliment"- nur bei dir kann er durchdrehen. Es ist eine schwere Zeit und du musst die Kleine auch schützen und deine Arbeit auch noch machen, da ist es einfacher, wenn alle funktionieren.
Gib ihm die Möglichkeit zur Auszeit, zum ausrasten. Überlege dir gut, welche Konsequenzen du für
sein Verhalten aushandelst und dann zieh das auch durch. Bleibe klar und bleibe bei deinem Kind, versuche rauszufinden, wie du ihn aus der Spirale rausholen kannst z.B. mit einer Mamazeit nur für ihn.
Vielleicht kannst du mit gemeinsamen Aufgaben (und zwar wirklich echte Aufgaben z.B. Spülmaschine ausräumen oder beim kochen helfen- echte Arbeit keine Alibiaufgaben) ein wenig Qualitätszeit für euch rausholen.
Betone immer wieder wie wichtig er für das funktionieren des Alltags ist.

Das Wichtigste ist: trag es mit Humor! Nimm es nicht persönlich, zeig ihm dass du für ihn da bist. Aber:
Überschütte dein Kind nicht mit vielen Worten, bleibe klar in deinen Aussagen ("wenn"... "dann") ist zwar
pädagogisch nicht schön und klingt nicht nach rosaroten Wolken, aber das brauchen Kinder in dieser Phase.

tesoro

Kann ich nur unterschreiben. Klare Ansagen! Bin ich auch ein Fan von inzwischen.

Noch ein paar Gedanken:

Mit 4 machen die Kinder wieder einen Entwicklungsschub durch. Alle Kinder.
Und... es hat NICHTS damit zu tun, dass Du wieder arbeiten gehst. Mach Dir bitte kein schlechtes Gewissen!

Aber vielleicht spürt er zusätzlich, dass Du aufgeregt bist wegen des beruflichen Wiedereinstiegs und dass Du Deine Routine und/oder Gelassenheit noch nicht wiederhast.
Kinder spiegeln unsere Emotionen, d.h. wenn ich total nervös bin, kannst Du wetten, dass Adrian hier am Teller dreht. Die ersten Wochen meiner Schwangerschaft waren hier daheim Katastrophenalarm! Er hat einfach gespürt, wie emotional aufgewühlt ich war und hat hier regelmäßig den großen Zampano gemacht.
Das war schon immer so bei ihm und ist nicht immer... praktisch... Aber man kann dran nix machen, außer versuchen, irgendwie wieder Gelassenheit und Ruhe in die Sache zu bringen.

Hast Du irgendwo Feriräume für Dich? Kannst Du Auszeiten machen? Dich entspannen?

Wenn Du etwas ruhiger wirst, kann es gut sein, dass sich Die Situation mit Deinem Kind auch wieder entspannt.
Das hab ich hier schon so oft erlebt!

maeuschensb

Die klaren Ansagen bekommt er und es wird auch durchgezogen was angedroht wurde.

@simone1893: Bis jetzt geht er nur von halb acht bis halb eins in den Kiga. Ab August ist er dann bis drei halb vier dort. Wird das dann noch mal schlimmer?
Die Auszeit möchte ich ihm geben und lasse ihn bei schönem Wetter draußen spielen und bleibe mit der Maus drinnen oder er darf in seinem Zimmer "ausraten", aber will das immer da machen wo ich gerade bin oder seine Schwester.
Und dann kommen die "wenn....dann"-Sätze, die dann auch durchgezogen werden.
Es nicht persönlich zu nehmen fällt mir ziemlich schwer :sad:

@tesoro: Das schlechte Gewissen war schon häufig da, obwohl es ja Quatsch ist.
Er merkt auf jeden Fall dass ich unter Stress stehe und ich meine Routine und Gelassenheit noch nicht wiedergefunden habe.
Freiräume bzw. Auszeiten habe ich unter der Woche nicht. Ich gehe um 7.20Uhr aus dem Haus, komme gegen 14Uhr von der Arbeit und habe sofort beide Kinder. Mein Mann kommt meist erst gegen 18 Uhr nach Hause und dann machen wir die Kinder bettfertig und bringen sie anschließend schlafen. Und dann mache ich noch die Sachen im Haushalt, die am Tag liegen geblieben sind.

tesoro

Ähm, mäuschen, Dein Tagesablauf ist etwas sehr krass!

Kannst Du Dir vielleicht eine Haushaltshilfe leisten?
Das hat mir seeeeehr geholfen.

maeuschensb

Leider können wir das nicht.
Da mein Mann noch Unterhalt für seinen Sohn aus erster Ehe zahlen muss, sind 300 Euro schon jeden Monat weg von seinem Gehalt. Und ab August kommt noch mal ne harte Zeit, da der Elternbeitrag für Majas Kiga-Platz 220 Euro kosten wird.
Ich wünsche mir eigentlich nichts mehr als jemanden, der mir hire unter die Arme greifen kann :sad:

tesoro

Und wie sieht es mit längeren Betreuungszeiten im Kiga aus?

Also ich weiß, das darf man leider heutzutage oft ja nicht mal erwähnen, dass man das Kind in "fremde Hände" gibt, um sich selber Organisationsfreiräume und Auszeiten zu verschaffen... und wenn du jetzt schon ein schlechtes Gewissen hast, dann weiß ich nicht, was du von dem Vorschlag hälst, aber mit zwei Stunden mehr am Tag wäre Dir sehr geholfen und damit (das darf man nicht vergessen) auch Deinen Kindern!

Oder Du machst einen Deal mit einer anderen Mama: Heute sind sie bei mir, morgen sind sie bei Dir!

Mit guten Netzwerken lässt sich besser organisieren!

Ich habe das sehr lange so gemacht und das hat wunderbar funktioniert! Sonst hätte ich mein Studium/Haushalt am Ende gar nicht auf die Kette gekriegt.

Man muss da ein bisschen kreativ werden, aber wenn man eingesehen hat, dass es für die ganze Familie wichtig ist, sich selber auch wichtig zu nehmen, dann geht das!

maeuschensb

Ab August sind ja beide im Kiga und ich habe für beide 45 Stunden die Woche, heisst ich kann sie von 7.30 bis 16.30 im Kiga lassen. Werde nicht die volle Zeit in Anspruch nehmen, aber Haushalt machen wenn die beiden noch im Kiga sind.
Die Zeit bis dahin muss ich halt irgendwie überbrücken.

Simone1893

Klar möchte er ausrasten wo ihr seid, sonst ist es ja langweilig.
Vielleicht kannst du das ausrasten in besondere Kanäle lenken z.B. ein Boxsack oder ein Wutkissen zum richtig draufhauen... (wobei das meist nicht funktioniert wenn die Kinder mal im ausrasten "drin" sind)
Bleib bei deinen klaren Ansagen!!! Dein Sohn muss lernen, das ein Nein immer ein Nein bleibt egal wie sehr er tobt. Das gleiche gilt für deine Versprechen- was du ihm versprichst musst du halten.
Mach klare zeitliche Ansagen, hilf ihm Zeit anhand von visuellen Hilfsmitteln einzuschätzen z.B. Sanduhren. Bsp: Ich brauche 10 Minuten um die Küche aufzuräumen (wenn du mir hilfst bin ich schneller!)- dann können wir drei Runde UNO miteinander spielen.
Überdenke sein Spielzeugangebot, oft hilft es den Kindern "Frei"raum zu geben in Form von klar strukturierten Räumen, die nur minimal ausgestattet sind. Rituale und Symbole geben den Kindern (gerade in einem vollen Terminplan) einen festen Anhaltspunkt.

Ich hoffe ich hab nix vergessen und denk immer an das Mantra der gestreßten Mütter: "esistnureinePhaseesistnureinePhaseesistnureinePhaseesistnureinePhaseesistnureinePhase" ;-)
Liebe Grüße
Simone (ebenfalls gestreßte Mama! Zitat Elisabeth vom Montag: "Wenn du noch einmal mit mir schimpfst bin ich nicht mehr dein Kind, nur noch Papa sein Kind" der übliche Ärger bevor wir in den Kindergarten fahren!)

Simone1893

tschuldigung: habs vergessen:
ich glaube nicht, dass eine längere Betreuungszeit das ausrasten noch verschärft; die Kinder sind meist in der Kita die liebsten Kinder und brauchen das ausrasten daheim als seelischen Ausgleich in einer Umgebung, in der sie bedingungslos geliebt werden.

awa

Was sagt er denn, warum er daheim so "ausrastet", wenn ihr mal an einem friedlichen Tag bzw. Moment darüber sprecht (zB am Wochenende, wenn die allgemeine Stimmung gut ist)?

Simone1893

Wie geht es euch den???

maeuschensb

@awa: Er sagt nur dass er es nicht weiß. Mehr kriegen wir aus ihm nicht raus, will aber auch nicht so doll bohren.

@Simone1893: Zur Zeit hält es sich im Rahmen. Habe das Gefühl, dass es sogar ein bischen besser wird. Ich für mich halte jetzt immer den 6.7. im Auge, dann habe ich drei Wochen Urlaub und denke dass es danach nur besser werden kann. Wenn ich dann auch entspannter bin, da beide dann ja im Kiga sind.