HI,
hoffe das passt hier, sonst bitte verschieben, aber ichw usste nicht genau wohin....
War heute im Eiscafe und am Nachbartisch saßen ein paar Mütter mit ihren kleinen Bays. Und wenn sie über ihre Kinder gesprochen haben dann immer nur - er ist so jähzornig... er ist immer böse und haut nach mir.... sie ist immer unglücklich, weil sie immer so guckt.... sie ist nie zufrieden.... er ist nur wütend...
so ging das in einer tour. Ich glaube die halbe stunde die ich mein eis gegessen haben, haben diese mütter kein positives wort über ihre kinder verloren. geschätzt waren die kinder max 3 monate alt.
Ich finde das ganzschön erschreckend. denn ich frage mich, wie kann eine mutter eine gute gesunde tiefe bindung zu ihrem kind aufbauen/haben, wenn sie es immer nur negativ betrachtet. klar sind die ersten wochen anstrengend, aber die kleinen kennen doch noch gar keine emotionen...
Oder waren diese Mütter nur die ausnahem? *hoff*
lg ed
Kommentare
875
Das ist echt traurig. Ich hätte sie glaub ich gefragt warum sie um Himmels willen Kinder bekommen haben. Die armen Kleinen!
763
Vielleicht ist die Bindung in dem Fall tatsächlich nicht geglückt. Oder sie sind es so gewohnt, weil sie selbst in so einer Umgebung aufgewachsen sind - bzw. sich dieses Umfeld selbst schaffen.
Ich meine schon, dass die Kleinen bereits Emotionen kennen (sie erfahren ja bereits im Bauch wenn die Mutter Freude, Liebe, Leid, Trauer, Angst... empfindet) - sie selbst handeln aber nicht aus Vorsatz, d.h. sie können nicht "böse" sein - abgesehen davon, dass diese Art der Bewertung immer nur im Kopf des anderen entsteht!
Ich kann's nicht ab, wenn Menschen so über ihre Kinder (oder andere Menschen generell) sprechen. Finde es tut ihnen einfach nur Unrecht und frage mich wie diese Beziehung bitte weitergehen soll, wenn der "Start" schon derart verläuft (wobei ich darüber lieber gar nicht erst nachdenken will - es wird mich nur traurig machen).
3,507
7,471
Ich finds traurig und hab mir vorgenommen, das wirklich NIE zu sagen, zumindest nicht in der Häufigkeit. Ein Kind ist selten Böse, sondern muss einfach lernen. So sehe ich das.
763
Bevor ich zu irgendeinem Kind sage, dass es "böse" (oder "lieb"/"brav") ist sollte ich meine eigene Vorstellungen überdenken, v.a. was ich HINTER diesen Begriffen verberge und ob ich mich nicht anders ausdrücken könnte.
Die Mutter mit dem Schlägel vom Xylophon.. wenn ein anderer Erwachsener ihr den Schlägel mit genau der gleichen Wortwahl weggenommen hätte - wie hätte sie wohl reagiert? Uncool! :thumbdown:
5,435
Natürlich ist ein Baby/Kind nicht böse, aber ich glaube das ist die Art der Ausdrucksweise in der Gesellschaft. Jedes Kind was nicht friedlich schläft und macht wie man es überall hört, ist gleich 'böse und aggressiv'.
Ich denke du meinst, warum so viele negativ über ihre Kinder sprechen und das positive aussen vor lassen. Ja das ist eine gute Frage...wohl einfach, weil sich negative Erfahrungen oftmals besser einprägen wie positve...
763
Das Baby ist nicht anstrengend. Es ist ein Baby das viele Bedürfnisse äußert. Den Bedürnissen nachzukommen kann von einer Betreuungsperson als anstrengend empfunden werden. Es liegen Welten zwischen den Aussagen: "Du bist anstrengend!" und "Ich bin so geschafft, weil ich versuche allen Bedürnissen meines Kindes nachzukommen." Und deswegen ist auch niemand "böse".
Die Art der Ausdrucksweise in der Gesellschaft kann ruhig überdacht und verändert werden. Das passiert nicht irgendwo - wir sind alle selbst verantwortlich für den Umgangston der zwischen uns und unseren Kindern, Partnern, Freunden, Verwandten, Bekannten, Kollegen.. etc. herrscht.
Positive Erfahrungen bewusst wahrnehmen wirkt dem einprägen der negativen Bewertung von Situationen entgegen. Bloß: mit negativ Presse lässt sich doch viel mehr Gerede (=Aufmerksamkeit) machen, nicht?
1,208
Abert wenn eine Mutter erzählt wie Jähzornig, böse und unglücklich das Kind ist und das es auch noch seine mutter verachtet weil es nach ihr schlägt (unkoordinierte Bewegungen werde als solches ausgelegt) - dieser Mutter gebührt die Aufmerksamkeit, das Mitleid und das Gespräch und die Hilfe...
Wir sollten uns wirklich gedanken darüber machen, wie unsere Gesellschaft tickt.
Lg ed
5,435
Auch das mit negativer Presse stimmt, die Lösung mit positive Schlüsse aus allem zu ziehen liegt nahe und da kann man sich selber auch immer nur wieder dazu auffordern, mal zu versuchen es so zu sehen. Aber dennoch für zb depressive/gestresste auch nicht immer einfach.
Die Mutter die du jetzt beschrieben hast, ed, ist sicher eine Ausnahmen (leider)und dennoch einmal zuviel, ich selber konnte solche Aussagen zum Glück noch nicht hören.
Von Kindern älteren Alters, dafür schon, allerdings war da auch offensichtlich gerade dabei das Kind ein anderes zu beißen (nur zb beispiel).
Da aber formt dann die Gesellschaft uns, indem ein Gegenüber schon 'schreit' : Meine Güte ist ihr Kind aggressiv. 'Ohne zu wissen, das auch dieses Verhalten normal ist!
Ja was macht man da?
7,471
763
Es erfordert ein radikales Umdenken aus der (gesellschaftlich/kulturell antrainierten!) Masche der Schuldzuweisung an andere sowie Bewertung und Beurteilung von anderen auszubrechen. Ich kann es mir einfach machen und andere für meine Gefühle/Handlungen verantwortlich machen. Ein krasses Beispiel, das ja viele Menschen in ihrer Kindheit erlebt haben ist schlicht: "Ich schlage dich, weil du mich wütend gemacht hast!" Ein nicht ganz so krasses Beispiel ist: "Du bist Schuld daran, dass ich so viel essen muss!" (weil zB jmd besonders gut gekocht oder den Teller so voll geladen hat) Zu einem Menschen (egal welchen Alters!) zu sagen: "Du bist böse!" empfinde ich nicht nur als wertend, herabsetzend und verurteilend, sondern gleichstufig mit dem "schlagen" als verbalen Hieb (gegen die Psyche eines Menschen). Solche Worte werden geglaubt wenn sie oft genug gehört werden - insbesondere wenn es die eigenen Eltern (oder ein Elternteil) sagen.
Das Verhalten eines anderen Menschen mag der Auslöser für Frustration/Wut/Ärger sein, ist aber nicht die Ursache. Insofern ist auch kein anderer Mensch an unseren ureigenen Emotionen schuld. Für die eigenen Gefühle und Handlungen sind wir selbst verantwortlich - auch wenn's uns nicht immer schmeckt (insbesondere bei "negativen" Emotionen wie zB Wut, wenn wir darauf "trainiert" wurden diese als schlecht/falsch anzusehen und zu unterdrücken). Wut ist nicht besser oder schlechter als zB Freude - unsere Reaktion darauf ist eine andere. Die Ursache für zB Ärger/Wut ist also nicht gleich dem Auslöser des Gefühls. Der Auslöser kann sein, dass jmd wütend wird, weil zB ein Kind viel weint. Die Ursache der Wut ist dann gar nicht das viele Weinen an sich, sondern zB die eigene Müdigkeit (das Gefühl nie mehr eine ruhige Minute zu haben), ein Gefühl der Unzulänglichkeit (weil man nicht rausbekommt wieso es weint, das Weinen nicht beenden kann, alle Versuche fehlschlagen.."weil man sich deswegen vll selbst bewertet als "schlecht" oder "unfähig") und Hilflosigkeit, die Angst, dass das nie besser wird.. es gehen auf jeden Fall binnen Sekundenbruchteilen viele Gedanken durch den Kopf, die die Wut entstehen lassen. Das zu erkennen erfordert allein schon ein loslösen vom "althergebrachten" Denken. Es gibt einem selbst die Verantwortung zurück, die man sonst an andere abgeben könnte. Außerdem macht es verletzlich sich Angst einzugestehen bzw. diese vor anderen zuzugeben. Etwas, das wir übrigens schon daran sehen können wie selbstverständlich Menschen wegen körperlichem Unwohlsein/Krankheiten zu Ärzten gehen, sobald es aber an die geistige Gesundheit geht wird auf der Stelle getreten, negiert, über alle Maße versucht "die Kontrolle zu behalten" und "allein damit fertig zu werden".
Es ist also viel leichter zu sagen "Mein Kind ist böse" (oder anstrengend, oder aggressiv..) als die eigenen Gefühle zu benennen.
Noch einfacher ist es andere Menschen (bzw deren Kinder) so zu verurteilen/bewerten. Wenn ein fremdes Kind beißt/kratzt/haut (insbesondere wenn dann das eigene Kind betroffen ist!) fährt es sich leichter aus der Haut und "beschuldigt" es sich leichter die anderen Eltern oder das Kind indem man sie bewertet als "unfähig" oder "aggressiv". Ich sage es fällt "leichter", weil es die Wut herauslässt, die in dem moment das dominierende Gefühl ist, d.h. an der Oberfläche liegt. Ich treffe hier keine Aussage darüber ob diese Wut gerechtfertigt ist oder nicht! Darum geht es nicht. Die Wut ist da. Der Auslöser war, dass ein Kind ein anderes gebissen hat. Die Ursache der Wut sind aber dahinter liegende Gedanken, zB dass wir es als verletzend, grenzüberschreitend und ungerecht empfinden (weil unsere Gesellschaft sich darauf geeinigt hat, dass man "sowas" nicht tut und wir in diesem Sinne erzogen wurden) zu beißen (zu hauen oder zu kratzen). Es kann auch die Angst dahinter liegen, dass dieses Kind immer wieder beißen wird, niemals aufhört, ein Schläger wird, auf die schiefe Bahn gerät u.ä. Der "Schnellschuss" das Kind als aggressiv (oder böse) zu bezeichnen liegt also nahe, ist aber wie gesagt eine voreilige Reaktion. Nachdem die Wut dann verraucht ist, fühlt sich niemand richtig "gut", denn man ist vll in Streit geraten und hat auch sich selbst nicht von der besten Seite gezeigt - oder einem wird klar wie "unfair" man sich (zB gegenüber einem Kind) geäußert/verhalten hat.
Die Gesellschaft erkennt diese schnellen Reaktionen eben so an. Es ist fast schon verpönt sich Zeit zu nehmen bevor man reagiert. Ich finde das gerade im Umgang mit Kindern (die ja die Gesellschaft der Zukunft gestalten werden) problematisch und generell im Umgang mit Menschen suboptimal. Ich habe das Recht mir Zeit zu nehmen um meine Gefühlswelt kennenzulernen und so zu reagieren wie ich reagieren möchte - nicht wie es mich "im Affekt" dazu treibt. Letzteres kann nämlich mitunter sehr gefährlich werden.
Deswegen sage ich, dass wir die Wahl haben und unser Umgang mit uns selbst, unseren Kindern, Partnert usw.- den Grundstein legt.
Die Gesellschaft treibt mich nicht dazu jmd der ein voreiliges Urteil über mein Kind (oder sein eigenes!) fällt, marke: Dieses Kind ist aggressiv! (oder eben: "Mein Kind ist böse!") darin zu bestätigen. Das ist meine Entscheidung. Ich kann das überhören (also gar nicht darauf eingehen/reagieren), ich kann dem zustimmen oder ich kann das Gespräch in eine andere (nicht verurteilende) Richtung lenken, indem ich zB sage: "Ich verstehe, dass das auf den ersten Blick so wirken kann - insbesondere wenn man nur genau diese Situation gerade mitbekommen hat. Mein Kind fühlte sich gerade überfordert/verängstigt/bedrängt und wusste sich nicht anders zu helfen." oder aber (um nicht zu viel von sich preiszugeben, solange man nicht sicher ist ob der andere es verstehen/annehmen kann) nachfragen wie es zu dieser Aussage kommen kann. zB (bei "aggressiv"): "Ich verstehe, dass das auf den ersten Blick so wirken kann. Haben Sie Erfahrungen mit aggressiven Kindern/Menschen gemacht?" oder im Fall von "böses Baby": "Was sind deine Erfahrungen? Fühlst du dich überfordert, weil er/sie oft weint?" Daraus entwickeln sich wesentlich bereicherndere Gespräche, solange mindestens einer der Gesprächführenden seine Emotionen beachtet und die dahinterliegende Ursache erkennt. Bringt mehr als Schuldzuweisungen, Rechtfertigungen, Wut und Ärger (beiderseits!)
Zwischen "Kind ist anstrengend" und "Kind ist böse" sehe ich nur einen Unterschied in der Wortwahl.