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loren
Haben Sie nicht auch schon mit dem Gedanken gespielt Ihr Kind in eine zweisprachige Krippe zu geben? Oder ihm möglichst früh Musikunterricht zu ermöglichen? Viele Eltern wollen die Talente ihrer Kinder nicht unentdeckt lassen und machen Frühförderung möglich. Wie Eltern die Balance zwischen Unter- und Überforderung finden, erklärt Erziehungswissenschaftlerin Prof. Margrit Stamm im Interview.
Manche Eltern übertreiben es mit der Frühförderung.
Wer sein Kind optimal fördern will, sollte auf seine eigene Intuition hören.
Heute sind die meisten Kinder Wunschkinder. Da ist es doch verständlich, wenn Eltern nur das Beste für Ihr Kind wollen. Stehen Ihnen trotzdem die Haare zu Berge, wenn Sie von zweisprachigen Krippen, Lern-DVDs oder Musikkursen für Babys hören?
Prof. Margrit Stamm: Diese gesellschaftliche Entwicklung, die Frühförderung betont, ist nichts schlechtes. Das Hauptproblem ist, dass viele Eltern ihre eigene Intuition verloren haben. Sie getrauen sich nicht, in sich zu hören und selbst zu bestimmen, was gut für ihr Kind ist.
Warum nicht?
In den letzten zehn Jahren haben Trends zu Globalisierung, Leistungswettbewerb und Rationalisierung der Arbeitsplätze dazu geführt, dass der Bildungsabschluss immer wichtiger geworden ist. Besonders bildungsnahe Eltern sind sensibilisiert. Sie wollen alles tun, um ihrem Kind Nachteile zu ersparen. Hinzu kommt, dass es im medizinisch-pädiatrischen Bereich Veränderungen gegeben hat. Entwickelt sich ein Kind nicht nach Tabelle, wird es therapiert. 60 Prozent der Vorschulkinder sind bereits in Therapie.
Aber gerade Eltern mit hoher Bildung müssten doch wissen, dass eine übertriebene Frühförderung zur Überförderung führen kann.
Wenn Sie Eltern fragen, werden die meisten antworten: «Nein, wir überfordern unser Kind nicht. Es macht ihm viel Spass.» Solche Eltern vergleichen sich sehr stark mit Eltern aus dem selben Milieu, in dem es einen unausgesprochenen Standard gibt: Man möchte nicht hinten anstehen und macht mit. Es ist fast nicht möglich gegen diesen Strom zu schwimmen. Zudem haben viele Eltern ein schlechtes Gewissen, weil sie beide berufstätig sind und zu wenig Zeit für das Kind haben.
Wenn das Kind in der Musikschule ist, verbringt es noch weniger Zeit mit den Eltern.
Viele Eltern glauben zu wenig Zeit zu haben, das Kind selbst zu fördern. Deshalb lassen sie ihre an speziellen Förderprogrammen, wie etwa der Musikschule, teilnehmen. Es vermittelt den Eltern, dass ihr Sohn oder ihre Tochter trotz ihrer Abwesenheit in seinen Kompetenzen gefördert wird.
Wann überfordern Eltern ihr Kind?
Das ist nicht so einfach. Jedes Kind entwickelt sich anders. Das eine kann man enorm fördern, das andere nicht. Eine gute Förderung können Eltern nur anhand ihrer Intuition feststellen: Ist mein Kind glücklich? Ist es im Gleichgewicht? Oder muss ich es antreiben? Wenn ja, wird es sich eventuell verweigern, es wird aggressiv oder bekommt psychische Probleme, die sich manchmal erst nach ein paar Jahren zeigen.
Es ist doch normal, dass Kinder keine Lust haben und Eltern sie antreiben müssen.
Ich würde hier zwischen dem Vorschul- und dem Schulalter unterscheiden. Ein Kleinkind lernt über das Spiel. Es ist gefährlich, Vorschulkinder unter Druck zu setzen. Sie verstehen nicht, warum sie sich durchbeissen sollen. Im Schulalter ist diese Frustrationstoleranz jedoch eine Fähigkeit, die ein Kind bereits erworben haben sollte. Auch hier ist die Intuition wichtig. Eltern sollten ein Fingerspitzengefühl dafür haben, ob es eine momentane Unlust ist oder ob ihr Kind über längere Zeit Schwierigkeiten hat, sich zu motivieren.
«Ziele müssen so gesteckt werden, dass deren Erreichung zwar anstrengend, aber nicht unmöglich sind», haben Sie einmal gesagt. Was meinen Sie damit?
Ich spreche von Kindern ab etwa vier bis fünf Jahren. Wenn ein sechsjähriges Kind beispielsweise im Hochsprung talentiert ist, schafft es einen halben Meter mühelos. Wenn Sie ihm keinen Anreiz setzen, wird es schon nach zwei Wochen keine Lust mehr haben, über diese Höhe zu springen. Sie müssen die Latte höher setzen, aber nur so hoch, dass das Kind sie noch erreichen kann. Wenn Sie die Latte auf einen Meter setzen, wird es nie darüber springen, weil das viel zu hoch ist. Aber vielleicht sind 60 Zentimeter eine gute Höhe. Das steigert die Motivation. Kinder sollten im Rahmen ihrer Möglichkeiten gefördert werden. Die Anforderungen sollten nicht zu banal sein, aber auch nicht so, dass sie dem Kind nicht entsprechen. Diese Balance müssen Eltern finden.
Glauben Sie, dass Eltern dieses Gefühl schon abhanden gekommen ist?
Nein. Es wird verstärkt Eltern geben, die sich die Frage stellen, ob sie ihre Kinder zu sehr unter Druck setzen. Es gibt viele pädagogische Konzepte, die der Fördereuphorie widersprechen. Zum Beispiel die Maria Montessori Pädagogik. Aber es wird immer Eltern geben, die ihre Kinder antreiben und davon überzeugt sind.
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Kommentare
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aber leider reden wir hier nicht nur von förderprogrammen, einige eltern sind nicht mehr in der lage mit ihren kindern zu kommunizieren, sie richtig zu deuten & zu verstehen. tendenz steigend, leider.
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Eltern können dies nicht, das nicht und überhaupt war früher alles besser... Wenn ich mal den Titel nehme "Eltern verlassen sich nicht mehr auf ihre Intuition", würde ich mal behaupten, daß das in den letzten Jahren deutlich besser geworden ist, als noch in den 60er 70er Jahren. Damals, als die Kinder direkt nach der Geburt weggenommen wurden, man sie zur Stärkung der Lungen schreien gelassen hat, den KiWa auf dem Balkon geparkt hat, damit man das Schreien nicht so hört, ein Klaps (oder auch mehr) schadet ja nicht und Stillen war eh out. "Verwöhn Dein Kind nicht so", die Sprüche kennen wir doch alle von Eltern, Schwiegereltern, Großeltern ... Damals wurde die Intuition doch regelrecht abtrainiert. Ich finde es einen großen Schritt, daß man von diesem abstrusen Umgang mit Kindern abkommen will. Die Intuition im Umgang mit Kindern hängt zum Teil von den Instinkten ab (das ist ja prima, wer kann schon ein Kind weinen lassen), aber zu einem großen Teil auch von dem, was man in der Kindheit selber erlebt hat. Um das zu "überwinden", brauchte ich schon das eine oder andere Buch und Forum, um "neue" Wege zu gehen oder bei Fragen Unterstützung von jemandem zu bekommen, der einen ähnlichen Weg versucht. Und natürlich rennt man immer auch mal zeitweise in die falsche Richtung.
Aber im Artikel geht's ja vor allem um Frühförderung. Zum Beispiel steht da, das 60% der Vorschulkinder bereits in Therapie sind. Ich gehe mal davon aus, daß es sich bei den meisten um Logopädie handelt. Ist das jetzt so schlimm, daß Sprachfehler vor der Schule angegangen werden, bevor das Kind Probleme mit dem Schreiben und Lesen bekommt? Und wird das wirklich nur von den ach so übervorsorglichen und besorgten Eltern vorangetrieben? Das ist doch Quatsch.
Was mich an dem Artikel extrem ärgert, die Dame stellt mal eben so eine These auf. Aus welchen Untersuchungen zieht sie diese Behauptung über die Motivation der Eltern? Daß mehr Kinder Kurse besuchen, ist eine Sache, das sind einfach zugängliche Daten. Aber wo steht, daß überbesorgte Eltern das nur aus dem Grund machen, daß die Kinder später mal bei der Globalisierung mitmachen können??? Jeder Satz fängt an mit "Viele Eltern glauben", "die Eltern vergleichen sich" und das beste ist noch "Wenn man Eltern fragt, sagen sie das Kind hat Spaß" nur um hinten an zu schreiben, daß die Eigenwahrnehmung der Eltern falsch ist und sie das nur machen, weil die anderen Eltern das auch machen :erstaunt: Na super. Alle Eltern in Therapie bitte...
Unser Großer wollte jetzt unbedingt zum Fußball (neben Kinderturnen und Schwimmen :erstaunt: ), jetzt steh ich mir noch zweimal die Woche die Beine in den Bauch (bzw. versuche den Kleinen zu bespaßen). Das würde ich mir gerne ersparen :oops: aber der Kerl möchte es gerne. Davor hat er immer auch schon mit Papa und Jungs auf dem Bolzplatz gekickt. Ganz ehrlich: da war er meist frustriert, weil alle anderen viel besser (älter) waren und er einfach nur das Gefühl bekommen hat, er kann's nicht (um mit den Worten des Artikels zu sprechen "da war die Latte zu hoch"). Jetzt ist er unter seinesgleichen und hat richtig Spaß. Und kriegt Aufgaben, die er mit etwas Anstrengung lösen kann.
Kati, ich mag Dich nicht persönlich angreifen und ich kenne auch viele kompetente und liebevolle Kita-Erzieherinnen, aber mit deren Intuition im Umgang mit Kindern ist ebenso da oder weniger, wie ich es bei "Miteltern" erlebe. Manche haben das, manche weniger. Die Ausbildung bringt auch nur theoretischen Hintergrund und den Umgang mit Kindern im KiGa, manchmal hab ich mir insgeheim schon gedacht "krieg Du erst mal selber Kinder ... ;-)". Und auch dort gibt es viele, die auf Förderung drängen, wenn bestimme Standards nicht erreicht werden.
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Ich glaube leider auch, dass es heutzutage noch viel schwerer für Eltern geworden ist. Früher gabs einige dumme Ideen, nicht alle werden sich dran gehalten haben. Heute gibt es eine Masse an dummen Ideen, da wid es dann schon schwierig. Eltern stehen mehr denn je unter Druck und manche ganz bedauerlichen Wesen sind sogar der Meinung das "absolute" Glück findet man, wenn man Kinder bekommt. Ich glaube nicht, dass Kinder mal so eben glücklich machen. Bei vielen Eltern hat man das Gefühl, sie haben eine klare Vorstellung wie das Kind zu funktionieren hat und versuchen es mit verschiedensten Mitteln in diese Rolle zu bekommen. Wenn dann das lang ersehnte Glück, das Gefühl "endlich vollständig" zu sein ausbleibt, ist der Frust groß. Ich möchte dafür plädieren, dass es auch sehr in Ordnung ist, kinderlos zu bleiben wenn man das möchte. Nur ist das eben nicht besonders anerkannt gesellschaftlich. "Sowas will doch kein gesunder Mensch." Doch, das gibt es.
Außerdem stehen Eltern doch oft wieder alleine da, nicht immer ist eine Oma im Hintergrund die den Eltern mal einfach etwas Freizeit beschaffen kann. Oft gehen beide Eltern arbeiten und der Alltag ist pure Jonglage von Terminen. Neben Kind und Arbeit wartet dann "der doch bitte perfekte Haushalt", die passenden 30 Minuten moderaten Sport, die entsprechend 15- 30 Minuten Sonne tanken zwischen 12-15 Uhr wegen Vit D, die frisch gekauften & gekochten Bioprodukte - aber bitte genau abgestimmt mit allen Fleisch, Fisch & Gemüsesorten, etc. pp. Arbeitszeiten & Verdienste sind nicht überall familienfreundlich, Krankheit & Fehlen wegen Krankheit des Kindes kann auch schon mal böse "bestraft" werden.
Nein, der Alltag ist nicht überall ein einfacher. Und sich dann von dem Sammelsurium der Ratgeber, sowohl menschliche als auch in Form von Büchern, Zeitschriften & Sendungen nicht verwirren zu lassen und zu seinem eigenen Stil zu stehen ist nicht einfach. Da wird dann doch vielleicht "geferbert" weil das Kind doch unmöglich im Elternbett schlafen kann. Töpfchentraining mit einem Jahr begonnen, sonst lernt das Kind das nie. Sprachtraining mit "Bildkärtchen" mit 2 Jahren begonnen, weil das Kind so wenig spricht...
In 3 Jahrgängen in der Krippe gab es noch keinen Jahrgang wo es "Prügelfrei" zuging. Meist waren 2 Kinder, Tendenz steigend, betroffen. Ferbern und "schreien lassen" ist ebenfalls in dem Ausmaß vertreten. Dann wäre da noch die Variante der "Überbehütung" und "Überversorung".
Ich finde es wenig sinnvoll darin zu graben ob es irgendwann einmal besser war, es führt zu keinem verwertbaren Ergebnis für die Kinder.
Ich persönlich habe mit meiner "Großen" Babyschwimmen besucht, und mein Brüllmonster hat in diesen 45 Minuten mal nicht gebrüllt. Das war Entspannung pur. Die zweite dann schon nicht mehr. Alle weiteren "Angebote" haben sie nicht erlebt. Keine Frühmusikalische Erziehnung, kein PEKIP, kein Kinderturnen, kein Verein, kein garnix. Ich hatte da einfach keine Lust drauf, es hätte mich gestresst. Wem das allerdings Spaß macht & wessen Kind positiv reagiert, der soll das doch bitte tun. Es schadet nicht, aber es wird auch nix besonderes "fördern". Es wird gut tun wenn man es genießt & wenn es das Kind genießt. Es schafft angenehme Momente und das ist doch super. Deswegen wird das Kind aber kein Göthe, Beethoven oder ähnliches.
Ich finde diesen "Irrglauben" dass man Kinder fördern muss gefährlich. Denn das bringt viele in Zugzwang. Man ist eine Rabenmutter wenn man das nicht macht.
Aber Frühföderung wird das Kind nicht intelligenter, besser oder schneller machen. Auch ohne besondere, oft auch kostenspielige Frühförderprogramme werden Kinder gesunde Erwachsene. (sofern das Elternhaus intakt ist und "normal" sozial /emotional tickt)
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Und da Erzieher und Eltern eben oft aus dem selben Holz geschnitzt sind kommt das einfach bei vielen gut an. Manche Eltern fodern es ein und halten Einrichtungen nur für gut, die auch "entsprechende" Födermaßnahmen vorzuweisen haben. Erzieher & Leitung stehen unter Druck (genauso wie Eltern), vielleicht muss man das doch lieber machen...? Und die Anbieter haben zu 99,9% ein wirtschaftliches Interesse. Grade mit "Kinderprodukten" verdient man Geld wenn man es richtig anstellt und wenig Interesse am wirklichem "Sinn" des Produktes hat, sonders der € wichtiger ist.
Warum wohl gibts Kinderschokolade? Monte, Fruchtzwerge & Co.? Und womit wirds beworben? Und was steckt dahinter? Sicher nicht das Wohl des Kindes....
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Sprachfehler etc waren früher eben nicht förderungsbedürftig, das wurde hin genommen. Heute geht man halt zur Logopädie. Entwicklungsverzögerungen werden heute früher erkannt und auch behandelt. Für mich ist das zum einen deutlicher FORTSCHRITT zum anderen sehe ich aber auch wieder die Gefahr, dass übertrieben wird und jede Kleinigkeit überbewertet wird, zu viel und zu schnell "gefördert",.....
hat alles zwei seiten
zu meiner Kindheit: ich war ganz einfach nicht bei der "Förderung" sondern wir hatten Musikunterricht, ich war beim Badminton in der Schule nachmittags, oder andere gingen zu Ballett oder Kinderturnen. Mein Baby und ich werden im Winter zum Babyschwimmen gehen und in 1 Jahr dann in den Musikgarten. Und er bekommt hier zuhause auch musikalische Erziehung. Finde ich gut und wichtig unabhängig davon was das nun "fördert" solange es uns Spaß macht und mein Zwerg etwas gefordert wird, beschäftigung hat
ansonsten bin ich der Meinung dass ich auch selber zuhause mit ihm viel machen kann, mir gehts auch eher darum dass er genug Kontakte zu Gleichaltrigen hat, und die suchen wir uns
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Ich war vor der Geburt SICHER, dass ich den Förderwahn nicht mitmache. Gelandet sind wir trotzdem im Pekip. Auf einmal fingen plötzlich fast alle Mamas um mich rum, Pekip oder Pikler Kurse zu besuchen. Da ist es schon sehr schwieirg dort nicht mit zumachen. Letztlich hat es sich als positiv entwickelt - nicht weil hier eine irrsinnige Förderung gemacht wurde - das ist mE nicht der Sinn von Pekip - sondern weil wir dadurch viele andere Eltern kennen gelernt haben und uns über die "Probleme" und Fragen super austauschen konnten. Für uns war das eher ein geführter Elterntreff mit professioneller Unterstützung. Kurz vor Pekip Ende haben wir mit Schwimmen angefangen. Ich denke ja, dass es meinem Sohn wirklich Spaß macht.
ch kenne auch keine Eltern, die ihre Kinder überfordern - meist gehen sie entweder schon in die Krippe und lernen dort, oder man geht halt in den Musikgarten und zur Krabbelgruppe - für Kontakte und vielleicht auch zur Förderung. Wichtig ist doch, dass diese Angebote spielerisch sind. Die Kleinen sind sehr begierig auf alles was sie interessiert. Sie lernen wie von selbst und wollen es auch.
Aber ich sehe das auch so: Mit "Kinderprodukten" lässt sich viel Geld verdienen und den Druck aufzubauen: Du machst nicht das Beste für dein Kind geht schnell. Andererseits gibt es gerade jetzt schon wieder ne Menge Bücher zum Thema Freies Spiel... Vielleicht sind wir ja hier wieder an einem "Wendepunkt"?
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Ich hätte da noch etwas passend zum Thema
http://eltern.t-online.de/mommy-wars-mu ... 9418/index
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von mir aus nicht.. Müßte ich mir dann auch schon wieder Gedanken machen, wenn mein Kind und/oder ich Lust auf viele Kurse habe?? Noch ne Norm? Pekip hab ich bei beiden Kindern gemacht, genau wie bei Kate war das bei mir vor allem auch Mamawohlfühlprogramm. Klar haben die Kurzen auch ihren Spaß gehabt, aber ich hab das offene Ohr der Kursleiterin und den Austausch und die Gesellschaft mit den anderen Müttern gebraucht.
Man muß sich das mal überlegen. Die meisten Mütter kriegen ihre Kinder heute nach einer Zeit der Berufstätigkeit oder im Studium. Sie sind gewohnt, den ganzen Tag unter (erwachsenen) Menschen zu sein. Und dann kommt das Baby und man ist durch das Baby schon sehr viel mehr Zeit an das Haus gebunden als vor der Geburt. Und Gesellschaft mit Erwachsenen kommt nicht wie vor der Geburt von allein, sondern man muß sie sich suchen. Wir wohnen zum großen Teil auch nicht auf dem Land, sondern in der Stadt. Nachbarn sind nicht immer auch Familien mit kleinen Kindern. Dann sitzt man dann da zu Hause und es fällt einem die Decke auf den Kopf. Wo könnte man besser Frauen in der gleichen Situation kennenlernen als eben bei den Babykursen? Mit den Mädels vom Pekip vom Großen unternehme ich heute noch viel. Die Kinder sind gut befreundet. Wenn ich die und die Frauen, die ich durch meine Hebi kennengelernt habe, nicht gehabt hätte, wäre es mir in der Zeit ziemlich übel gegangen. Und nur eine zufriedene Mama kann entspannt mit dem Kind umgehen.
Das Babyschwimmen (leider nur mit dem Großen) hat auch mir Spaß gemacht und zum Kinderturnen bin ich u.a. auch gerne gegangen, weil die Kinder beim Rumtoben Spaß hatten und ich mich mit den anderen Müttern austauschen konnte. Und mich am Spaß meines Kindes an der Bewegung freuen konnte. Musikkurs haben wir nicht gemacht, aber ich bin mir sicher, das es auch den Mamas vor allem auch um die Freude mit dem Kind was zu erleben geht. Es ist oft einfacher, so was "draußen" zu machen, als allein zu Hause, wo schon der nächste Wäscheberg oder das ungeputzte Klo wartet... Und es ist auch einfacher, die Angebote von einer erfahrenen Kursleiterin wahrzunehmen, als sich selber in irgendwelchen Büchern anzulesen, was man machen kann oder am Ende Instrumente oder Turngeräte zu kaufen. Vielleicht kriegt man ab dem dritten Kind ja Übung und kennt den Kram, aber viele haben ja nur ein oder zwei Kinder.
Umgekehrt gilt das natürlich genauso: wenn Baby das zu viel wird, wird es sich melden! Die Mamawellness ist ziemlich schnell zu Ende, wenn das Kind überfordert ist. Ich glaube, das reguliert sich selbst. Ich wäre sicher nicht zum Babyschwimmen gegangen, wenn mein Kind dort gebrüllt hätte. So viel Intuition braucht es da wirklich nicht.
Soweit meine Hintergründe, andere würden es vielleicht "förderwahn" nennen ...
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Sind das noch Kinder oder schon kleine Büromenschen, die immer und überall ihren Timer mitschleppen?
Wir waren unter anderem auch in Babyschwimmen, Kinderturnen(in der Zeit vorm Kindergarten) und im Schwimmkurs(das waren 10 Wochen montags nach dem Englisch). Auch machen wir jetzt spielerisches Englisch(immer montags nachmittags). Aber ich habe das alles auf einen Tag in der Woche beschränkt. An den restlichen Tagen darf mein Kind Kind sein. Mein Kind ist ausgeglichen und kein hektisches "Nerverl".
Aber montags Leichtathletik, dienstags Englisch, mittwochs Ballett, donnerstags Chorprobe, freitags zur Tante und da dann schwimmen. Muß so der Wochenplan einer 7jährigen ausschauen, die gerademal die 1, Klasse hinter sich hat? Ihr Bruder hat es übrigens einfacher, der ist knapp 10 und ging nur in Englisch und ins Fußballtraining. Jetzt geht er nur noch ins Fußballtraining. Gut zwar auch 2x die Woche, aber trotzdem eben nur eines.
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Mal ganz abgesehen davon, daß diese Angebote heutzutage sicher viel spielerischer und kindgerechter als früher gemacht sind.
Es gibt Extreme und es gibt alle Varianten dazwischen. Meiner Meinung nach können die Eltern zusammen mit ihrem Kind am besten entscheiden, was das Richtige ist. Und wenn das Kind Spaß dran hat und mit Programm sogar ausgeglichener als ohne ist, warum nicht?
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Danach Babyschwimmen - das hat meinem Sohn unheimlich viel gebracht was Wassergewöhnung angeht und auch das "Loslassen" können, sich vertrauensvoll schwimmen lassen. Und ich fand das schon gut weil der Trainer Elias total super motiviert hat und er so wirklich sämtliche Ängste vor Wasser absolut abgelegt hat. Die sind einfach nicht mehr da.
Aber danach hat uns die Förderung gefehlt! Mit 4 Jahren war er dann erst in einem Tanzkurs, der nett war aber nicht so top. In der Zeit hätte ich lieber versuchen sollen ihm mehr Kontakte zu Gleichaltrigen zu ermöglichen. Habe ich aber stumpf nicht hinbekommen. Seit er 5 ist geht er zum Kinderturnen und zum Schwimmen und jetzt erst hab ich den Eindruck, das er wirklich ausgeglichen ist. Er braucht den Sport und ich gebe zu, ich kann das körperlich nicht mit machen. Wir gehen täglich spazieren und wir fahren wöchentlich Fahrrad, aber mehr schaffe ich körperlich nicht. Das ist dann schon was anderes, wenn er so einen Sport mit viel Spaß und Gleichaltrigen mit ausgebildeten Lehrern macht.
Von einem 5 Tage die Woche Programm halte ich allerdings auch nichts. Aber danke an die Schreiberin, sorry kann grad den Namen nicht erscrollen, die sagte das das Eltern Bashing nervt. Das kann ich ja so unterschreiben. :happy273: Weil genau das führt ja dazu das die Leute immer unsicherer werden. Und meistens ja dann auch nur die, die sich eh schon Gedanken machen.
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Mit der Intuition hat das für mich noch einen anderen Aspekt: Selbst wenn die Mütter/Eltern in den 60ern und 70ern sicher viele hanebüchene Sachen gemacht haben, konnten sie aber ziemlich sicher sein, dass die allermeisten anderen Eltern das genauso gemacht haben, da fiel dann das ewige Vergleichen und Hinterfragen weg. Und weil es damals auch mehr Kinder gab, war die Chance größer schon mal ein Baby auf dem Arm gehabt zu haben oder vielleicht sogar versorgt zu haben, bevor man selber Kinder bekam. Noch ein Punkt mehr, der Sicherheit gab. Ich kann mich noch so gut daran erinnern, dass die Kinderkrankenschwester im Babyzimmer es noch extra angemerkt hat, dass man mir das ja gar nicht zeigen müsste, wie ich meine neugeborene erste Tochter anziehen soll. In der Spielgruppe, die ich mal geleitet habe, wurde dafür dann von einer externen Referentin erklärt, woran man erkennt, dass ein Baby müde ist....