Wollte mal fragen, ob es vielleicht jemandem ähnlich geht wie mir und wie Ihr euch entscheiden würdet.
Folgende Sachlage:
Im November habe ich unser Wunschkind verloren, der Kinderwunsch ist aber immer noch da, vielleicht sogar stärker. Damals hätte es ganz gut gepasst, weil ich sowieso keine Arbeit hatte und auch finanziell entsprechende Unterstützung da gewesen wäre. Jetzt ist es so, dass es in meiner Verwandtschaft keiner wirklich gut heißen würde, wenn ich wieder schwanger wäre, weil ich ihnen allen zu sehr finanziell abhängig von meinem Freund bin. Der ist blind und wird natürlich nicht so leicht einen neuen Job finden, falls er mal gefeuert werden sollte. Ich selbst habe jetzt ab September einen Ausbildungsplatz, an dem mir viel liegt und der mich 300 Euro im Monat kostet. Ist eine schulische Ausbildung zur Ergotherapeutin. Dort darf ich maximal 60 Fehltage haben, was ja im Falle einer Schwangerschaft eher schwierig einzuhalten wäre aufgrund dieser Rahmenbedingungen.
Wir beide wünschen uns aber so extrem ein Kind, dass wir wirklich alles dafür tun würden. Es ist uns sehr, sehr wichtig, aber bei mir schaltet sich da eben der Verstand mit ein.
Nur merke ich wie es mir das Herz vor Glück, Trauer und vielleicht auch Neid zerreißt, wenn ich meine Nichte oder meinen kleinen Neffen auf dem Arm habe. Oder auch mal andere kleine Kinder. Es ist ein so intensives Gefühl, dass ich kürzlich wirklich für mehrere Stunden einfach nur noch weinend in meinem Zimmer saß. Und da hat hauptsächlich der Schmerz dafür gesorgt. Der Schmerz, dass ich keinen kleinen Sonnenschein habe, obwohl ich mir das schon seit ich etwa 10 Jahre alt bin extrem wünsche. Damals war es halt noch unrealistisch und ich hatte so einfach noch viel mit jüngeren Kindern und auch Kleinkindern zu tun, wodurch das noch ein Stück weit verdrängt wurde. Aber mittlerweile ist das einfach wirklich extrem.
Manchmal frage ich mich sogar, ob das nicht schon krankhaft ist. Gut, ich würde niemandem sein Kind wegnehmen und würde auch damit leben können, wenn ich nie ein Kind bekäme, aber es würde mich nicht gut gehen damit. Ich merke einfach, dass es von Tag zu Tag schwerer wird, damit zu leben. Und das, obwohl ich ja wirklich mit meinen 20 Jahren noch sehr jung bin. Als ich erfahren habe, dass eine Freundin von mir mit Zwillingen schwanger ist, fand ich das einfach nur ungerecht, weil sie immer gesagt hat, dass sie überhaupt keine Kinder möchte.
Auf jeden Fall: Bei mir arbeiten grad total Gefühle und Verstand gegeneinander und ich weiß einfach nicht was ich tun soll. Soll ich verhüten und damit auch ein Stück weit meinem Freund Schmerz zufügen? Oder soll ich das Risiko eingehen und dann ggf. dem Direktor der Schule schonend beibringen was Sache ist? Ich meine, den Vertrag hab ich schon und es gäbe bestimmt auch da Lösungsmöglichkeiten. Aber, ob es klug ist, es wirklich darauf anzulegen? Irgendwie kommen mir drei Jahre so unglaublich lange vor, dass es in der Zeit einfach nicht wirklich sinnvoll wäre, andererseits hab ich auch noch so viel Zeit...
Wie würdet ihr euch entscheiden? Was würdet ihr machen? Ich weiß, keiner kann mir sagen was ich machen soll. Aber vielleicht hilft es mir auch einfach, wenn ich von anderen höre wie sie sich entscheiden würden. Oder jemand bringt noch Aspekte, die ich noch gar nicht gesehen habe.
Auf jeden Fall wäre ich wirklich froh, wenn ihr mir sagen würdet was ihr darüber denkt.
Kommentare
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Dann lohnt sich das Warten, denn die richtigen Rahmenbedingungen machen wirklich alles sehr viel leichter. Und dabei denke ich nicht nur an euch, sondern eben auch an das Kind...
Ist aber schwer. Ich weiß, was ne Fehlgeburt ist und auch, was heftiger Kinderwunsch ist und weiß, dass der Verstand da oft ganz anderer Ansicht ist, als das Herz.
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Ich kann dir keinen Rat geben. Denn ein Kinderwunsch lässt sich nicht ausschalten und ich kenne diese Verzweiflung (alle werden schwanger nur ich nicht) seeeehr gut. Ich hoffe du findest für dich eine Lösung!
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Früher haben sich die Menschen nicht so viele Gedanken über das Kinder kriegen gemacht, egal wie die Rahmenbedingungen waren. Ich finde in der heutigen Zeit machen wir uns viel zu viele Gedanken um das ganze drum und dran. Lösungen und Wege gibt es immer, man muss nur genau schauen.
Jetzt fängst Du Deine Ausbildung an, wie wird es aussehen wenn Du Schwanger wirst.
Kannst Du unterbrechen ? Eine Ausbildung halte ich schon wichtig abzuschließen!
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du bist 20 und hast doch alle zeit der welt. bin mir sicher das hast du schon öfter gehört und es hilft dir gerade gar nicht. aber ich spreche aus persönlicher erfahrung. ich bin ganz jung mutter geworden und habe schule und ausbildung mit kind absolviert. na sicher es geht...aber es ist deutlich schwerer und ich empfehle es nicht. es geht nicht darum, dass man abends nicht weg kann oder oder oder.
wenn man lernen will und muss, kann man immer nur hoffen, dass das baby nicht krank wird, abends gut schläft und man nicht selber zu kaputt ist, sich noch hinzusetzen.
och merke das auch jetzt im studium. es ist deutlich stressiger und anstrengender als jemand der 20 ist und keine kinder hat.
geh nochmal in dich und schau wo deine tatsächlichen prioritäten (im moment jedenfals) liegen.
eine ausbildung ist essentiell und schon in 3 jahren vorbei. dann ist einfach eine bessere ausgangsposition da, gerade auch finanziell.
ich persönlich würde erst die ausbildung machen und dann dem kiwu nachgeben. aber ich bin auch ein absoluter kopfmensch und meine entscheidungen sind immer rational.
ich wünsche dir zeit zum nachdenken und einen starken partner der, egal wie du dich entscheidest, hinter dir steht.
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Ich muss sagen, ein Kind ohne abgeschlossene Ausbildung ist schon heftig. Vor allem wenn man eine Ausbildung hat, kann man sich (sofern das finanziell geht) halt doch den Luxus gönnen, mal 1-2 Jahre (oder auch länger) zuhause zu bleiben. Ich persönlich bin kein Mensch der momentan Arbeit brauchen würde, ich genieße es sooo sehr mit meinem Baby zuhause zu sein. Ich könnte mir nicht vorstellen, nebenbei noch Ausbildung etc zu wuchten. Klar gehts, aber wie halt ;-) ich denk den Punkt musst schon auch einkalkulieren.
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ich habe in 9 jahren schulerfahrung zwei frauen während der ausbildung schwanger erlebt. die eine frau (25J.) ist nach 8 wochen wieder eingestiegen und konnte das kind bei ihrer mutter betreuen lassen. stillen fiel dann weg, da sie nicht häufig genug pumpen konnte und zusätzlich noch lange fahrtwege (1-1,5h pro strecke) hatte. trotzdem hatte sie weiterhin viele fehlzeiten, da sie selbst auch häufiger krank war, so dass sie ein jahr ranhängen musste. die andere frau (36J.) ist gerade schwanger und wird ihre ausbildung im september abschließen. das baby wird im mai kommen. der partner wird elternzeit nehmen, damit sie die prüfung absolvieren kann. sie wird es schaffen, da bin ich mir sicher.
ich persönlich wäre auch eher dafür noch abzuwarten und zuerst die ausbildung abzuschließen, damit du was in der tasche hast und auch einfach noch mehr erfahrung sammeln kannst.
es geht ja jetzt nicht nur aktuell um deinen/euren kinderwunsch, sondern auch darum, welche form des aufwachsens ihr eurem kind ermöglichen wollt. eure finanzielle grundsicherung ist dabei nur eine sache. wenn du dein kind bedürfnisorientiert betreuen willst und du bspw. stillen willst, würde das nicht einfach werden, das zu organisieren. du müsstest regelmäßig pumpen, wenn du außer haus bist, die milch kühl lagern und immer was zu hause auf vorrat haben. wer würde denn das kind betreuen ? da dein freund eine sinnesbehinderung hat, ist das eine zusätzliche herausforderung, wenn er das kind betreuen sollte in deiner abwesenheit. habt ihr eltern, die euch ggf. vor ort unterstützen würden ?
ich kann deinen schmerz und deine verlustgefühle nachempfinden. es tut weh und man fühlt sich verwundbar, reagiert sehr sensibel und möchte vieles auch vergessen oder gar ungeschehen machen. vllt. kannst du dich ja auch mal bei einer familienberatungsstelle (profamilia, etc.) erkundigen, welche anregungen und gedanken die zu eurer situation haben.
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Aber ich tendiere momentan tatsächlich dazu, dass ich noch warte. Egal wie schwer es fällt, aber es wäre wahrscheinlich wirklich nicht so gut, jetzt ein Kind zu bekommen. Ich werde auch die nächsten Tage noch mit meinem Freund darüber sprechen, weil es ja trotz allem eine gemeinsame Entscheidung sein muss. Ich will ja auch nicht über seinen Kopf hinweg einfach sagen, dass ich jetzt verhüten werde. Er soll zumindest mitreden können und seine Argumente anbringen.
Vielleicht klappt es auch nach der Wartezeit dann einfacher - das letzte Mal mussten wir über ein Jahr warten...
Mal sehen was bei dem Gespräch herauskommt. Es wird in jedem Fall eine Entscheidung sein, die sehr weitreichend ist.
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Und danke nochmal für all Eure Antworten.
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Dieses Gefüghl der Ungerechtigkeit kann ich sehr gut nachvollziehen, das hatte ich auch sehr stark in der Kiwu-Phase. Das lag aber auch daran, dass ich dem Gefühl phasenweise zu sehr nachgegeben habe und mich nicht emotional so abgeschottet habe, wie es mnötig gewesen wäre. Krass gesprochen, ich habe mich reingesteigert. Als ich das erkannt hatte, habe ich versucht dies durch Ablenkung abzustellen und es hat funktioniert. Vielleicht wäre die Auzsbbildung ein super Baby, auf das Du Dich konzentrieren könntest, um Dich von dem anderen baby abzulenken. Bei Dir kommt sicherlich die Trauer um Euerure Sternenkind hinzu, ohne Frage. Aber lass nicht zu, dass die Trauer Dich überwältigt, sondern bleibe Frau deiner Entscheidungen.
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ich denke, dass das eine gute und richtige entscheidung ist ! viel erfolg für die ausbildung :fungif52: !
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