zuerst der Geburtsbericht meiner ersten Tocher:
Jetzt heiße ich Sophie Marie, während meiner Reise wurde ich von allen liebevoll Mariechen genannt. An einem heiligen Karfreitag habe ich mich, nach reiflicher Überlegung, dazu entschlossen bei den beiden mein Leben zu beginnen. Die beiden waren mitten im Umzug und haben wohl nicht wirklich so schnell mit mir gerechnet, denn in der Wohnung fehlt eindeutig ein Kinderzimmern. Aber für ihren großen Neuanfang konnte ihnen ja nichts besseres passieren, als wenn ich mich zu ihnen geselle.
Mama erfuhr als erstes von mir und erzählte es sofort Papa, als er von seinem ersten Arbeitstag nach hause kam. Sichtlich erschöpft und mit einem bisschen mulmigem Gefühl ,freute er sich aber doch sehr über mein kommen.
Nachdem in der Frauenarztpraxis festgestellt wurde dass ich unterwegs bin, aber die sich nicht so richtig freuten, ist Mama mit mir im Mai zur Hebammenpraxis gegangen, wo sich eine lustige, nette, rothaarige Frau sehr mit Mama freute. Es stellt sich heraus, dass sie Gertrud heißt und von nun an immer öfter mit ihren kalten Händen Mamas Bauch betastet und ich mich nicht mehr bewege, bis sie wieder weg ist. Mama ist mit Gertrud sehr glücklich, denn diese hat immer tolle Trips, gibt ihr Sicherheit, Humor und bestärkt Mamas Urvertrauen in das Leben und die Geburt. Abwechselnd sind wir nun bei der Frauenärztin und der liebevollen Betreuung von Gertrud. Im August haben sich Mama und Papa dann dazu entschlossen, dass ich bei uns zu hause zur Welt kommen soll, die Frauenärztin war nicht wirklich begeistert, akzeptierte aber diese Entscheidung. Ich hab mich sehr darauf gefreut, meinen Teil dazu beigetragen indem ich mich mit dem Kopf nach unten in die richtige Position brachte. Mama ist es mit mir immer sehr gut gegangen, nur manchmal, wenn sie etwas gegessen hat, was ich gar nicht mochte, hab ich es wieder nach oben geschoben. Papa war sich von Anfang an nicht sicher, ob er bei meiner Geburt dabei sein will, deswegen haben wir noch Oma organisiert, damit Papa draußen warten kann.
Am 28.12.2010 (ich wollte weder ein Christkind noch ein Silvesterknaller sein) hab ich beschlossen mein Leben in der Welt zu beginnen. Morgens um 7.00h hat Mama auf dem Klo eine rötliche helle Flüssigkeit entdeckt , aber gewartet bis Papa unter der Dusche ist. Dann hat sie Gertrud angerufen, die sagt sie kommt bald und Papa ist dann, ohne mein Vorhaben zu wissen, zur Arbeit gegangen. Gertrud ist um 10.00h gekommen und hat Mama untersucht. Als sie wieder weg war, setzte ich nochmal ein Signal. Die Wehen beginnen ganz langsam um 11.30h. Um 13.45h sind die Wehen dann stärker und Mama ruft Gertrud an, weil sie nicht mehr allein sein will. Die kommt dann auch gleich. Papa kommt kurz danach heim und ist ganz aufgeregt als er Gertrud´s Auto sieht und weiß dass es nun los geht. Gertrud untersucht Mama nochmal, der Muttermund ist 1 cm offen und die Wehen sind schmerzhaft. Gertrud verabschiedet sich nochmal. Nun sind wir drei allein, Mama sitzt in der Dusche und lässt sich heißes Wasser über den dicken Bauch laufen, das macht die Wehen etwas erträglicher und mir gefällt es auch sehr gut, obwohl ich lieber gebadet hätte. Papa sitzt vor ihr auf dem Boden und redet ganz lieb mir ihr. Um 18.10h ruft er Gertrud an, mit den Wehen läuft alles ganz prima, aber die beiden wollen nun nicht mehr mit mir allein sein. Als sie da ist, untersucht sie Mama, der Muttermund ist nun 5-6 cm offen, mir geht es gut, und sie ist mit allem sehr zufrieden. Papa holt Gertrud´s Tasche aus dem Auto und sie richten zusammen das Wohnzimmer her, eine Geburtskerze brennt für mich und alles riecht gut nach Geburtsöl.
Um halb acht wird nun Oma und Irene (unsere 2. Hebamme) verständigt, die dann auch bald kommen. Der Muttermund ist nun vollständig offen. Jetzt kann es losgehen, doch was macht Mama? Sie verkrampft etwas, sie war die ganze Zeit so sehr entspannt, hat jedes Zeitgefühl vergessen und war ganz eins mit mir. Jetzt denkt sie (ihre Schwäche) und hat Angst die Kontrolle abzugeben und kann sich nicht mehr auf meine Geburt konzentrieren. Sie hat ein wenig Angst, wie sie im Nachhinein merkt. Die Wehen sind nun sehr schmerzhaft für Mama, obwohl Papa die ganze Zeit fest mit hilft. Um 21.00h machten wir den ersten Pressversuch. Mama kann meinen Kopf schon mit den Fingern spüren, aber nun geht es nicht mehr weiter, wir machen eine Pause. Mama ist ziemlich am Ende ihrer Kräfte, konzentriert sich nur noch auf den Schmerz und leider nicht auf mich. Die Wehen werden schwächer und ich warte und warte. Mir geht es gut, aber was ist mit Mama los? Mama sagt, sie hat keine Kraft mehr, alle reden leise, liebevoll mit ihr und geben ihr Mut, doch sie ist wie blockiert. Es ist jetzt 22.30h, eine lange Zeit mit den Wehen für Mama. Die Hebammen und Oma beratschlagen in der Küche, Papa ist immer bei Mama und hält sie fest in seinen starken Armen. Mama bekommt Globulis, aber nichts passiert. Um 23.00 beschließen alle zusammen, dass wir den letzten Teil ins Krankenhaus in Immenstadt verlegen. Gertrud verabschiedet sich, sie muss noch zu einer anderen Hausgeburt, die wir aber kurze Zeit später auch im Krankenhaus treffen. Irene kommt mit uns. Im Krankenhaus haben wir großes Glück und werden von Hebamme Sabine empfangen. Irene darf bleiben, Mama und Papa sind sehr froh darüber. Mama bekommt einen Wehentropf und dann geht’s auch gleich los. Die Wehen werden immer stärker und Mama presst und drückt, Papa bleibt bei uns, redet mit Mama und hält ihre Hand. Irene hält die andere Hand, Sabine leitet die Geburt und ich gebe mein Bestes. Der Arzt lehnt an der Wand, weil er längst begriffen hat ,dass er hier nicht gefragt ist. Oma ist vor dem Kreißsaal, denn mittlerweile ist Onkel Chris eingetroffenen. Er hat sich große Sorgen um uns gemacht, weil wir im Krankenhaus sind und ist uns mit Proviant heimlich nach gefahren.
Mit einigen festen Presswehen komme ich um 1.20 Uhr ohne Mama zu verletzen (Sabine hat auch mit geholfen) zur Welt. Papa hat mich als erster gesehen und ist total gerührt, stolz und überglücklich. Er ist ein Held, das sehe ich jetzt schon. Er ist die ganze Zeit dabei gewesen und hat sogar meine Nabelschnur durchgeschnitten. Dann hat mich die Sabine zur Mama auf die Brust gelegt, wo ich ganz ganz lange bleiben durfte. Ich hab gleich mal nach der Milch gesucht und eine große Portion davon getrunken. Mama ist glückseelig und drückt mich eng an sich. Alle sind verzaubert von mir und ich war sichtlich begeistert von diesem Empfangskomitee. Wer da alles da war: Mama und Papa, Irene und Sabine, der Doktor, Oma und mein lieber Onkel, fast wie bei einer türkischen Familie. So viel Menschen im Kreißsaal sind wohl nicht üblich. Erst nach 1 1/2 Stunden ist Sabine gekommen und hat mich gewogen, gemessen und untersucht. Sie hat mich angezogen und ins Familienzimmer gebracht, wo wir drei zusammen bis zum morgen geschmust haben. Mama und Papa sind da auf die Idee gekommen mich Sophie zu nennen. Um 8.00h sind wir dann heim gefahren
Daheim hab ich geschlafen, Mama und Papa haben zusammen gefrühstückt . Trotz Gertruds Bitte, die Zeit zu dritt zu genießen, kam bald der erste Besuch von Onkel, Tanten, Omas und Opas, jeder wollte mich, wenn auch nur kurz, sehen. Ich hab dass sehr genossen, den Rummel um mich, wie ich das heute auch noch mag wenn was los ist.
Auch so kann eine Hausgeburt enden. Hauptsache ist doch dass alle glücklich und gesund sind.
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