Liebes Forum,
Vor sechs Jahren habe ich Euch von der Geburt unserer großen Tochter Dora berichtet. - Ein Notfallkaiserschnitt, weil sie die Nabelschnur wir "ein Fallschirmspringer seinen Fallschirm kreizweise über der Brust hatte". Diesmal habe ich auf eine natürliche Geburt gehofft, aber leider ist Lilo stecken geblieben... Aber ich erzähle von Anfang.
Nachdem meine letzte Schwangerschaft und Geburt in England stattfand, war ich neugierig über die Unterschiede zwischen England und Deutschland. Ich fand zwar die Betreuung während der Schwangerschaft hier sehr viel angenehmer, da frau sich aussuchen kann, wo sie hingeht und nicht für alles zum Krankenhaus muss (mangels nierdergelassener Gynäkologen in England). Aber mir fehlten die vielen kompetenten Hebammen, weil ich leider keine Vorsorgehebamme gefunden habe. Hier in München werden diesen Monat nämlich Unmengen von Babys geboren und die Hebis haben alle Hände voll zu tun. Außerdem fand ich die vielen Ultraschalle ein wenig übertrieben. Zu Beginn hatte ich immer Angst, dass der Gyn doch etwas findet. (Das ist natürlich blöd, aber so war es.) Für die Geburt habe ich mir lange Gedanken gemacht, ob ich in den Dritten Orden gehe (angeblich das allerbeste Krankenhaus in München zum Gebären). Ich hatte dort schon in der 8. SSWoche einen Termin ergattert. Die Sache war nur, die Taxisklinik ist zu Fuß fünf Minuten von meiner Wohnung entfernt und hat einen fast ebensoguten Ruf... Letztlich habe ich den Dritten Orden abgesagt und bin in die Taxisklinik. Ob das nun ein Fehler war, werde ich nie herausfinden. Sicher ist, dass sie dort während der Geburt alle sehr nett und freundlich und wohl auch kompetent waren.
Lilo lag ein klein wenig schräg und der Kopf rutschte nicht ins Becken. Daher kamen auch keine Wehen. Ich hatte bei Dora 11 Tage über den Termin gewartet und wurde dann eingeleitet. Die Einleitung hat bei mir gut funktioniert das letzte Mal. Ich war diesmal daher eher gewillt, früher einzuleiten - so nach etwa 7-8 Tagen über dem ET. Allerdings versuchten eine ansonsten sehr nette Ärztin und der Oberarzt mich nach 6 Tagen über dem ET zum geplanten Kaiserschnitt zu überreden. Das war echt übel. Erst da wurde mir klar, dass ich diesmal noch viel viel weniger einen Kaiserschnitt wollte, als beim letzten Mal. Diesmal wusste ich ja, was mich erwarten würde. Und das obwohl ich Doras Geburt trotz allem in positiver Erinnerung habe. Ich bin ja dankbar, dass sie schnell geholt werden konnte, als ihr Herz bei den starken Wehen runtergegangen war. Ich hatte mir einen Termin für den geplanten Kaiserschnitt aufdrängen lassen und die Ärztin hat da schon bemerkt, dass ich dem nicht wirklich zustimmen konnte. Sie hat mir sogar noch gesagt, ich solle noch mit meiner Gyn darüber sprechen. Ich habe mich auch hier im Forum erkundigt. Es gab keine zwingende Indikation für einen geplanten Kaiserschnitt. Am nächsten Tag bin ich dann ins Krankenhaus, um den Termin wieder abzusagen. Dazu habe ich mich mit allen Argumenten gewappnet und hoffte, dass ich unter neuem Druck nicht gleich in Tränen ausbreche. Ohh Wunder - ich gelangte an eine supernette Ärztin, die mir sofort zustimmte. Sie war schon von den KollegInnen vorgewarnt worden. Sie war super verständnisvoll und hat meinen Kaiserschnitttermin sofort in einen Termin zur Einleitung der Geburt umgewandelt. Dabei fügte sie allerdings hinzu, dass man normalerweise Frauen über 40 am ET und nicht acht Tage später einleitet, weil in dem Alter die Rate der Stillgeburten steigt. Das wäre nun wirklich nicht nötig gewesen. Trotz bestem CTG habe ich mir danach natürlich Gedanken gemacht! Vor allem war das Krankenhaus so mit Gebärenden überlastet, dass ich gar keinen Termin zur Einleitung bekam. Der Donnerstag verstrich... Schließlich wurde mir am Freitagmorgen mitgeteilt, ich dürfe um 10 Uhr kommen. Da war ich 9 Tage über dem ET. Dann musste ich aber doch noch warten und wurde zum Mittagessen erstmal wieder heim geschickt, weil mein Bett noch nicht frei sei (sehr gut! Das Essen zu Hause ist definitiv besser!). Die Nadel welche mir morgens schon gelegt worden war, war weniger schön.
Am Nachmittag musste dann noch der Fußboden trocknen. Aber dann kam endlich ein CTG und noch einmal warten und dann wurde ich gegen 15 Uhr endlich eingeleitet. Das war definitiv ein sehr unangenehmer Akt und zwar unangenehmer als die Methode in England. In England wurden die Prostaglandine in Form einer kleinen Pille unten eingeführt und hier war es ein Gel. ABER das Gel hat bei mir keine Überreaktion hervorgerufen. Ich hatte nicht eine Riesenwehe, sondern sie kamen in Wellen. Ich brauchte dann auch keine weiteren Maßnahmen. Meine Wehen kamen dann von alleine und ich fand sie erträglich. Zurerst sind wir immer im Krankenhausgarten spazieren gegangen und ich habe auch ein paar Yogaschritte gemacht, die wehentreibend sein sollen. Das hat sehr gut funktioniert. Ich habe meinen Partner dann auch heimgeschickt, weil das Gewarte ja langweilig ist und er sich besser um unsere Tochter kümmern sollte.
Gegen 22 Uhr war dann mal der Herzschlag des Babys schlecht und es kam schon wieder ein Kaiserschnitt ins Gespräch. Ich musste im Kreissaal am CTG bleiben. Aber glücklicherweise war das CTG danach immer ok. Meinen Partner, der dazwischen wieder gekommen war, habe ich zum Schlafen wieder heimgeschickt. Ich durfte im Kreissaal sogar in meinem bequemeren Krankenhausbett von oben schlafen, dass sie schon heruntergeholt hatten. Nachts konnte ich die Wehen gut veratmen und auch morgens brauchte ich kein Oxytocin. Die Fruchtblase übte den Druck aus, den eigentlich der Kopf des Babys hätte erzeugen sollen. Sie kam sogar ein bisschen raus. Am Samstag gegen 12 Uhr 30 oder so wollte die Hebamme mal fühlen, wo das Köpfchen ist. Dabei ist die Fruchtblase geplatzt. Danach wurde es echt unangenehm. Der Kopf war nämlich immer noch etwas schräg oben am Beckenrand. Jetzt drückte der Schädel des Babys direkt auf meine Beckenknochen. Nachdem ich zuerst alle Wehen veratmen konnte, war dieser Schmerz wirklich schlimm. Die Hebamme meinte auch, dass das die schmerzenden Knochen seien und sich das nicht so einfach veratmen lasse. Jetzt habe ich bei jeder Wehe geschrien. Ich habe versucht den Kopf in den Geburtskanal zu bekommen, indem ich aufgestanden bin, indem ich mich auf die Seite gebeugt habe... Leider hat das alles nichts geholfen. Stehen, liegen, bewegen.... Die Ärztin meinte, dass sie nicht auf meinem Bauch Druck ausüben wollten, weil die Gefahr bestünde, dass dann die alte Narbe vom ersten Kaiserschnitt aufplatzen könne. Nach einiger Zeit meinten sie, dass ich ja noch eine Stunde probieren könne, aber irgendwann sollten wir das Baby besser per Kaiserschnitt holen, da es ja irgendwann gestresst werde. Bisher ging es dem Baby noch gut. Inzwischen waren in den anderen Zimmern schon fünf Kinder geboren worden. Es war wirklich viel los in der Nacht und an dem Morgen. Um 13 Uhr oder 13 Uhr 30 so etwas habe ich dann endlich doch dem Kaiserschnitt zugestimmt.
Da diesmal das Baby nicht in Gefahr war, fand ich die Entscheidung viel schwieriger. Sicher, ich hatte wirklich große Schmerzen und der Kopf hat sich keinen Zentimeter bewegt, von daher musste es wohl sein. Aber ich wollte mir einfach nicht noch einmal den Bauch aufschneiden lassen. Die Hebamme und Ärzte meinten, ich kenne das ja schon in machten sich an die Vorbereitung. Aber das letzte Mal war es ein Notfall und keine Zeit zur Vorbereitung. Außerdem bekam ich in England Morphium (jedenfalls hinterher) und vorher auch etwas Sedierendes. Mir war in England alles egal und ich war ganz ruhig nach dem ersten Schreck. Diesmal habe ich alles mitbekommen und es ging auch nicht so schnell. In England durfte ich nur in letzter Minute doch wach bleiben und ich kann mich an den Stich in den Rücken gar nicht erinnern. Die Sache ist jetzt auch sechs Jahre her… Diesmal habe ich mich echt angestellt. Ich war überzeugt, dass ich bei dem Geruckel vom OP-Tisch falle und als die Gabe das wehenhemmenden Mittels unterbrochen wurde, als ich auf den Tisch gestiegen bin, fingen die Wehen und damit auch die Schmerzen in meinem Becken sofort wieder an. Die Ärzte, Schwestern und Hebammen hatten echt Mühe mich zu beruhigen. Die Anästhesieschwester hat mich dann mit „Denken sie an einen Strand und das Meer…“ beruhigt. Ich habe mich dann auch bei ihr bedankt und mich für die Anstellerei entschuldigt. Aber die meisten haben nicht verstanden, dass es mir in dem Moment nicht um den Verlust eines natürlichen Geburtserlebnisses ging, sondern darum, dass ich mich nicht aufschneiden lassen wollte.
Als Lilo endlich draußen war, hat sie nicht geschrien, was mich zur besorgten Nachfrage bewog. Aber ich wurde gleich beruhigt. Mir wurde mitgeteilt, dass es ein Mädchen sei. Sie war 54 cm lang und wog knapp 3400 gr. Dora war 50 cm lang und wog 2750 gr. Da ich selbst nur 1,57 m groß bin, konnte das lange Baby wohl den Ausgang nicht finden… Dabei hätte sie da doch mehr Platz gehabt, sich auszustrecken.
Der Heilungsprozess war diesmal leider auch unangenehmer, weil ich noch dazu eine Bronchitis hatte und mich nicht flach hinlegen konnte. Ich habe auch so gehustet, dass die OP-Narbe stärker weg getan hat. Tja und das Morphium in England vor sechs Jahren war echt angenehm. Allerdings hat Dora in den ersten zwei Tagen auch deutlich mehr geschlafen als Lilo. Aber da kann sich Dora heute nicht mehr daran erinnern. Ich durfte dann vier Tage nach der Geburt nach Hause. Es bestand noch die Gefahr, dass ich eine Entzündung entwickle, da ich dann noch eine kleine Einblutung hatte – vermutlich von der Bewegung durch die Bronchitis. Aber glücklicherweise ist dann alles gut verheilt. Jedenfalls fühlt es sich jetzt drei Wochen später so an.
Die Nachsorge in der Klinik war dann wirklich sehr nett. Vor allem angesichts des Hochbetriebs. Anscheinend waren alle Kliniken in München zur Zeit von Lilos Geburt total überlastet. Dabei hat es vor neuen Monaten hier keinen Stromausfall gegeben. Das Essen war allerdings nicht sehr genießbar. Das war in England besser – obwohl ich da auch weitgehend von zu Hause versorgt wurde. Ob ich in dem anderen Krankenhaus von dem dort angeblich zahlreicheren und besser aufeinander abgestimmten Hebammenteam noch einen Trick erfahren hätte, wie das Baby doch noch in die richtige Position bewegt werden hätte können, weiß ich nicht. Das will ich jetzt auch gar nicht wissen. Denn der Muttermund war 10 Zentimeter offen – der Weg wäre frei gewesen!!! So ein Pech!
Lilo ist ein liebes kleines Baby, das fleißig trinkt. Nur leider hat sie ziemlich häufig Bauchweh. Das gibt sich hoffentlich bald.
Schöne Grüße und viel Erfolg an alle noch Gebärenden
Susanne
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