KH Geburt mit Beleghebamme

MangiferaMangifera

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bearbeitet 18. 12. 2014, 23:41 in Geburtsberichte
Hallo zusammen :)

Da ich selbst so gern Geburtsberichte lese, will ich meinen hier auch mal einstellen um nicht nur zu "schnorren" ;) Ich hoffe ich bekomme noch alles zusammen. Ist ja doch Wahnsinn wie schnell man vieles vergisst, wo man doch denkt, man könnte das Geschehene nie vergessen.

Mein errechneter Termin war der 8.11.2012 aber ich war sehr überzeugt davon, dass unser Söhnchen später kommen würde. Immerhin hat er zur Hälfte indische Gene und Inder sind eigentlich nie pünktlich wie ich auf einer Indienreise erleben durfte ;). (das ist natürlich nur ein halb ernstgemeinte Klischee!)

Nun ja, 4 Wochen vor ET zogen wir um in meine alte Heimatstadt und die 4 Wochen war ich auch allein, da mein Mann noch am vorherigen Wohnort arbeitete (das blieb leider noch 9 Monate so). Ab dem 5.11. sollte er 4Wochen Urlaub haben und so sagte ich zu meinem Bauchbewohner immer wieder "Kind, egal wann du kommst, aber bitte bitte nicht vor dem 5.11.!"
Der Papa war ab dem 3.11. dann schon bei uns und so konnte nicht mehr so viel schiefgehen.

In der Nacht vom 4.11. auf den 5.11. schlug ich mir nach langer langer Zeit mal wieder die Nacht am Rechner um die Ohren und zockte ausgiebig :oops: Gegen *hüste* halb 3 machte ich den Rechner aus und dachte im hinlegen noch, wie dumm ich doch wäre so kurz vor der Geburt mir die Nacht um die Ohren zu schlagen statt vernünftig zu sein und schon mal vorzuschlafen. Aber im auf die Seite rollen dachte ich "Ach, wer weiß wie lange du das überhaupt noch machen kannst" und in dem Moment spürte ich ein Knacken in meinem Bauch, als würde eine Wasserbombe platzen. Was war das?!

Es wurde ein bisschen nass, aber kein Sturzbach. Aber an Ruhe war natürlich nicht zu denken. Also stand ich auf. Siehe da..noch mehr Nässe, wie starker Ausfluss aber mehr nicht. Hm...gut, also befragte ich den Teststreifen den ich von meiner Hebamme bekommen hatte. Der zeigte ein für mich herzlich wenig aussagekräftiges lila an. Grr...also den Gatten geweckt der nicht sehr erbaut war dass ich ihn aus dem Bett holte. "Das ist sicher nichts!" war die gebrummelte Antwort. Den Teststreifen fand er auch nachtragend und so sollte ich das verbliebene Reststückchen auch noch zum Testen nehmen. Nur lief da grade nix, also war der einfach rosa und der Teststreifen damit aufgebraucht.
Nach kurzer Bewegung lief es wieder und ich war nun endgültig nervös und rief meine Hebamme an mit dem schlechten Gewissen dass ich sie vielleicht völlig umsonst aus den Federn jagen würde.

Ich legte mich wieder ins Bett und wartete auf meine Hebamme ohne das großartig was passierte. Aber als sie an der Tür klingelte brach quasi der Damm und ich rief nach Tüchern. Mein Mann musste sich schier zerteilen um zum einen die Tür zu öffnen und gleichzeitig mir ne Küchenrolle zu reichen die ich mir zwischen die Beine klemmte. na, zumindest war nun klar das ich die Hebamme nicht umsonst gerufen hatte.

Ich blieb liegen denn mein Sohn wollte sich vorher nicht ins Becken bewegen und schwebte noch weit über den Dingen so dass ich eventuell liegend hätte ins KH fahren müssen. Er war aber immer noch so weit oben das keine Gefahr bestand und ich mich in aller Ruhe fertig machen konnte. Inzwischen war es halb 5 morgens.
Gegen halb 6 kam ich in der Klinik an. Von Wehen war nichts zu merken, auch im CTG nicht. Ultraschall war in Ordnung und ich bekam noch einen Zugang und dann ein Bett.
Meinen Mann schickte ich nach Hause zum schlafen. An Schlaf war nicht richtig zu denken bei mir. Ich war viel zu nervös und so ab 7 Uhr merkte ich dann auch Wehen..sehr unregelmäßig aber ich fand sie reichlich unangenehm.

Einen Geburtsvorbereitungskurs hatte ich nicht gemacht. Also hatte ich auch wenig Ahnung was ich mit den Wehen anfangen sollte. Aber sie waren, wie gesagt, sehr unregelmäßig.
Dann hab ich mich noch mit dem Assistenzarzt fast gezofft weil der unbedingt Blut abnehmen wollte, was ich nicht einsehen wollte, da ich bei meiner Aufnahme vor einigen Stunden ja grade erst Blut abgegeben hatte. Aber "da es hier ja steht, wird das schon richtig sein". Er lies sich nicht umstimmen. Ich fauchte noch das ich grade ne Wehe habe und er sich gedulden müsse und er dann gerne versuchen könnte aus dem Zugang Blut abzunehmen. Wenn es da nicht klappt, gibts auch kein Blut. Ich lass mich in ner Wehe nicht noch mit Nadeln traktieren, so.
(Unnötig zu sagen, das die Blutabnahme natürlich nicht nötig gewesen wäre wie ich später bestätigt bekam...)

Meine nette Zimmernachbarin brachte mir Frühstück mit. ich hatte auch nen Bärenhunger aber als ich das Essen sah, bekam ich nur ein wenig Obstsalat runter.

So gegen 9 Uhr kam meine Hebamme und untersuchte mich kurz, da war ich bei 2 cm und sie schickte mich zum spazierengehen. Netterweise kam meine Schwägerin um mich zu unterstützen und so tigerte sie mit mir gemeinsam über den Flur. Inzwischen hatte meine Hebamme mir gesagt wie ich am besten atmen sollte und ich kam nun mit den Wehen gut zurecht. Die kamen auch regelmäßig. Ich maß nicht in Minuten sondern in Stops pro Weg. Die Anzahl der Stops die ich einlegen musste häufte sich. Gegen 11 Uhr kam auch mein Mann und wir tigerten zu dritt über die Flure.
Das Veratmen der Wehen klappte super und ich konnte selbst in den Wehen noch an mir vorbeilaufenden Leuten zulächeln. Gegen halb 12 kam meine Hebamme wieder vorbei und schaute nochmal nach dem Muttermund und ich war bei 5 cm glaube ich. Sie ließ mir dann ein heißes Bad ein. Die Wehen wurden dort länger und stärker und ich versank in den Wehen ganz in mich selbst und konzentrierte mich auf die Atmung und so konnte ich sie weiterhin gut aushalten auch wenn ich mich nun doch etwas kräftiger an den Wannengriffen festklammerte. Aber war die Wehe vorbei, setzte ich sofort mein vorher kurz unterbrochenes Gespräch fort als wäre nichts gewesen. Wir lachten viel und es war eine nette Atmosphäre.
Nachdem die Wehen dann aber doch immer länger wurden, meinte meine Hebamme, ich könnte ja langsam mal aus der Wanne raus und wir sehen nochmal wo wir so stehen.
Aus der Wanne wäre ich fast nicht mehr rausgekommen. Es erschien mir ein Ding der Unmöglichkeit mein Bein soweit über den Rand zu heben. Ausserdem kam prompt in dem Moment wieder eine Wehe und ein starker Druck nach unten. Da meine Hebamme schon im Kreisssaal auf uns wartete, dachte ich nur "Nein...nicht hier so alleine mit meinem Mann im Badezimmer!" Nach der Wehe schnell raus aus der Wanne, zack! nächste Wehe. Also hab ich mich an meinen Mann gehängt und veratmet. Die Wehen fühlten sich nun doch nach nem anderen Kaliber an und ich tönte doch nun etwas lauter vor mich hin.
Im Kreisssaal angekommen waren wir dann bei 8 cm und meine Hebamme meinte, dass der Kleine schon kräftig drückt. Eindeutig will er geboren werden.

Nun war die Frage, wie es weitergehen sollte. Nach Meinung meiner Hebamme ging mir langsam ein wenig die Kraft aus und sie zählte mir die Optionen auf. Schmerzmittel, PDA, so weiter, oder vielleicht versuchen zu beschleunigen und den Rest wegzuschieben in der Wehe.

Nachdem ich ein Buch von Ina-Mey Gaskin gelesen hatte, wollte ich es eigentlich unbedingt ohne PDA und andere Schmerzmittel versuchen. Aber die Aussicht mit diesen Wehen eventuell noch zwei Stunden verbringen zu müssen, stimmte mich nicht so schrecklich optimistisch. Also entschloss ich mich dazu, zu versuchen den Muttermund in der Wehe wegzuschieben. Danach konnte man ja immer noch sehen was wird, wenn es nicht klappt. Ich muss sagen dass ich von dem Schieben gar nichts gemerkt habe. Und es gelang.

Also durfte ich nun ab der nächsten Wehe pressen. Und das war auch der Teil den ich später am unangenehmsten an der Geburt fand. Ich wollte eigentlich nicht liegen, befand mich aber in Seitenlage und war auch nicht in der Lage zu kommunizieren dass ich was anderes machen wollte. Die Wehen hab ich dann auch nicht mehr gespürt und hab so dann auf Kommando gepresst. Auch das typische Pressen mit Kopf auf die Brust, Luftanhalten fand ich irgendwie doof.

Ausserdem brannte das alles nun wie die Hölle und ich schrie (dachte ich zumindest) das ich reissen würde. Hat aber wohl keiner gehört. Überhaupt fand ich, dass ich total rumschrie. Auch das hab nur ich so empfunden *g* Die ganze Zeit über hielt ich mich daran fest dass, so wie das weh tat, ich den Kopf sicher schon geschafft hätte. In dem Moment sagte meine Hebamme "Ich seh schon den Kopf" Und ich dachte nur noch "Wie?! Nur sehen?!! Ich dachte der ist schon da, verdammte Axt".

Um 14:45 war unser kleiner Sohn dann auf der Welt. Der schönste Moment überhaupt als der Druck nachließ und ich spürte wie er rausrutschte. Was für eine Erleichterung! Und dann sagte meine Hebamme, ich sollte mich hinsetzen und meinen Kleinen hochnehmen. Das war so wahnsinnig schön ihn selbst hochzunehmen. Nein, ich hatte die Strapazen nicht vergessen, aber ich war erstmal mit allem ausgesöhnt.

Die Nabelschnur durfte auspulsieren und mein Mann nabelte den Kleinen ab.

Die Plazenta kam etwas später ohne Probleme. Leider hatte ich aber einen hohen Scheidenriss und einen kleinen Dammriss. Der Scheidenriss ging leider mit einer arteriellen Verletzung einher so dass ich merkte das das Blut in einem kleinen Schwall floss....nicht so gut. Das musste genäht werden...der Dammriss auch.
Den Teil hätte ich mir gern geschenkt. Zum ersten Mal fluchte ich, dass ich keine PDA hatte. Grade als der Dammriss genäht wurde. Nein, da will man keine Nadeln haben und dann brachte die Betäubung nicht mal wirklich was. ich merkte trotzdem jeden Stich und das rupfen des Nahtguts.

Ich konzentrierte mich so gut es eben ging auf meinen Kleinen der die ganze Zeit auf meiner Brust lag und versuchte die Näherei auszublenden.
Irgendwann war es überstanden (fühlte sich nach einer Ewigkeit an) und ich setzte mich etwas auf um den Kleinen das erste Mal anzulegen und er trank wie ein Profi.

Kurz darauf wurde schnell die erste Untersuchung gemacht bei uns im Kreisssaal. Volle Apgarpunktzahl bei 2550 Gramm, verteilt auf 49 cm.

Wir durfte noch etwas kuscheln und meine Hebamme ließ uns allein, meinte, ich könnte dann ja auch langsam versuchen aufzustehen wenn mir danach ist.
Sie war dann doch sehr überrascht, dass ich schon stand als sie wiederkam. Ein Beistellbettchen für den Kleinen hatte sie auch. Das war das erste und letzte Mal das er friedlich in dem Bettchen lag...

Kommentare

  • MangiferaMangifera

    192

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Danach hielt er davon nämlich gar nichts mehr. Das brachte mich schier zur Verzweiflung. "Alle" Kinder die ich sah, lagen brav in ihren Bettchen nur mein kleiner Spatz nicht! ich brauchte ihn nur über das olle Bettchen zu halten und er brüllte wie am Spieß!
    Aber, ich hatte ja gelernt das es wegen SIDS unglaublich wichtig wäre, das das Kind auf dem Rücken im eigenen Bettchen liegt!

    Bei jedem Gang zum Klo kam ich mir vor wie eine Rabenmutter weil mein Kind in seinem Bett liegen musste und brüllte was die kleinen Lungen hergaben.

    Zum Glück gab es eine ganz liebe, junge Schwester die in der ersten Nacht Dienst hatte. ich klagte ihr mein Leid und sie sagte "Ach, nehmen sie ihn doch zu sich! Er ist noch so klein, er will kuscheln und bei ihnen sein"
    Man, war ich erleichtert! So schlief mein Kleiner auf meiner Brust, mit meinem Herzschlag im Ohr. Und das sollte auch die ersten drei Monate zu bleiben.

    Das mit dem Stillen lief dann leider doch nicht so gut. Zwar trank er super aber er schnalzte dabei so gern mit der Zunge was für mich sehr unangenehm war und ich war in kürzester Zeit offen und wund...mit Blasen auf der Brustwarze...aua! Kommentar der Krankenschwester: "ja, das haben viele Frauen am Anfang".
    Ich biss mir schon immer in die Hand um nicht zu schreien wenn ich meinen Sohn anlegte.

    Wollfett und Multi-Mam-Kompressen waren meine Rettung, nachdem sich jemand erbarmte und mir davon was gab...

    Aber das wurde alles besser und wir haben letztlich 2 Jahre gestillt :)
  • JoellaJoella

    2,666

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Sehr schöner Bericht! Danke dafür.
  • EinhornEinhorn

    3,873

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Danke für den schönen Bericht.
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