Einstellung zur Organ- und Gewebespende

bearbeitet 7. 06. 2015, 12:23 in Plauderecke
Gemeinsame Pressemitteilung des Bundesministeriums für Gesundheit und der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) vom 01.06.2015:


Erste Ergebnisse der aktuellen BZgA-Repräsentativbefragung

Berlin/Köln, 01. Juni 2015. Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) hat heute ihre aktuelle Umfrage "Einstellung, Wissen und Verhalten der Allgemeinbevölkerung zur Organ- und Gewebespende in Deutschland" veröffentlicht.

Dazu erklärt Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe: "Nahezu zwei Drittel der Menschen in Deutschland sagen, dass sie zu einer Organspende grundsätzlich bereit sind. Trotzdem stirbt alle 8 Stunden ein Mensch, weil kein passendes Organ zur Verfügung steht. Denn viele halten weder ihren Willen schriftlich fest, noch teilen sie ihre Entscheidung ihren Angehörigen mit. Deshalb ist der Organspendeausweis so wichtig. Jeder sollte sich informieren, bewusst entscheiden und mit der eigenen Familie darüber sprechen. Denn diese Entscheidung kann Leben retten."

Dr. Heidrun Thaiss, Leiterin der BZgA, betont: "Jeder Dritte in Deutschland hat seine Entscheidung zur Organ- und Gewebespende in einem Organspendeausweis festgehalten. Das muss uns Ansporn sein, Bürgerinnen und Bürger weiterhin gut zu informieren und sie damit zu unterstützen, ihre persönliche Entscheidung zur Organ- und Gewebespende zu treffen, diese mit ihren Angehörigen zu besprechen und sie dann auch zu dokumentieren."

Die aktuelle Befragung zeigt eine weitgehende Akzeptanz und eine noch höhere Bereitschaft zur Organ- und Gewebespende als in den vergangenen Jahren. 80 Prozent der Befragten stehen einer Organ- und Gewebespende positiv gegenüber, 71 Prozent der Befragten sind grundsätzlich damit einverstanden, dass man Ihnen nach ihrem Tod Organe und Gewebe entnimmt. 2013 waren es 68 Prozent.

Auf die Frage nach den Motiven für eine Organ- und Gewebespende sagen 64 Prozent aller Befragten, dass sie anderen Menschen helfen wollen. Für 45 Prozent ist die Entlastung ihrer Angehörigen eine wichtige Spendenmotivation. 12 Prozent der Befragten lehnen eine Organ- und Gewebespende ab, weil sie den Missbrauch durch Organhandel fürchten und 9 Prozent aus Angst, dass medizinisch nicht mehr alles für sie getan würde, wenn ein Organspendeausweis vorliege.

Seit 2012 steigt in Deutschland die Zahl der Personen, die einen Organspendeausweis ausgefüllt haben: Hatten 2012 lediglich 22 Prozent ihre Entscheidung zur Organ- und Gewebespende in einem Ausweis dokumentiert, waren es 2013 schon 28 Prozent. Dieser Trend setzt sich in 2014 fort - inzwischen besitzen 35 Prozent der Befragten einen Organspendeausweis.

Die große Mehrheit (86 Prozent), die einen Organspendeausweis ausgefüllt hat, stimmt einer Organ- und Gewebespende zu. 7 Prozent benennen eine andere Person, die im Todesfall über eine Organ- und Gewebespende entscheiden soll. Lediglich 4 Prozent dokumentieren ihren Widerspruch im Organspendeausweis.

Die Ergebnisse zeigen ebenfalls, dass bereits 46 Prozent aller Befragten ihren Angehörigen ihre persönliche Entscheidung zur Organ- und Gewebespende mitgeteilt haben.

Das Transplantationsgesetz schreibt vor, dass Krankenkassen und Krankenversicherungsunternehmen ihre Versicherten alle zwei Jahre über die Organ- und Gewebespende und über den Nutzen und die Möglichkeiten des Organspendeausweises zu informieren haben. Versicherte sollen auf diesem Weg motiviert werden, ihre persönliche Entscheidung zur Organ- und Gewebespende im Organspendeausweis zu dokumentieren. Zum Zeitpunkt der BZgA-Umfrage erinnern sich 43 Prozent der Befragten, dass sie das Informationsschreiben ihrer Krankenkasse oder ihres Krankenversicherungsunternehmens mit einem beigefügten Organspendeausweis erhalten haben.

Information und Aufklärung sind weiterhin in großem Umfang nötig. Denn mehr als die Hälfte der Befragten (57 Prozent) fühlt sich zum Thema Organ- und Gewebespende weniger gut bis schlecht informiert. Die BZgA hält deshalb ein breites Informationsangebot unter http://www.organspende-info.de bereit. Zudem setzen das Bundesministerium für Gesundheit und die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung im Herbst 2015 die gemeinsame Informationskampagne fort. Sie steht unter dem Motto "Mein Ausweis - meine Entscheidung! Nachdenken. Darüber reden. Entscheiden."

Die bundesweite Repräsentativbefragung "Einstellung, Wissen und Verhalten der Allgemeinbevölkerung zur Organ- und Gewebespende 2014" der BZgA wurde von Juli bis September 2014 unter 4.002 Bürgerinnen und Bürgern im Alter von 14 bis 75 Jahren durchgeführt.

Ein Informationsblatt mit ausgewählten Studienergebnissen steht zum Download unter http://www.bzga.de/presse/daten-und-fakten/



Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung
Pressesprecherin: Dr. Marita Völker-Albert
50819 Köln
Telefon: 0221 8992-0 / Durchwahl: -280
Fax: 0221 8992-300 / - 201

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Kommentare

  • MangiferaMangifera

    192

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Hm, ich finde es beruhigend dass sich die Wogen nach dem Skandal in der Göttinger Klinik wohl etwas geglättet haben und die Bereitschaft zur Spende steigt.
    Ganz nachvollziehen konnte ich nicht, warum nach diesem Skandal so viele ihren Spendenausweis vernichtet haben. Hätte der Arzt die Organe meistbietend verkauft, klar, dann hätte ich das nachvollziehen können. Aber er hat ja "nur" seine Patienten auf der Liste nach vorn geschummelt. Die Organe sind immer noch an Personen gekommen, die diese dringend brauchten. Wenigstens hab ich das so verstanden.

    Allerdings muss ich zugeben, dass ich derzeit auch nicht im Besitz eines Spenderausweises bin. Etwas das ich mit meinem Mann mal thematisieren muss.

    ich stelle ausserdem mal eine gewagte These in den Raum: Ich glaube, die Spendenbereitschaft wäre um einiges größer, wenn sie nicht anonym wäre, man also wüsste wem man mit der Spende hilft.
    (Ich verstehe aber, warum es so gehandhabt wird wie es hierzulande läuft ;) )

    Gruß,
    Mangifera
  • JoellaJoella

    2,666

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Wir haben beide Spendeausweise. Obwohl ich gestehen muss, dass ich nicht weiß wo meiner ist... vermutlich im Geldbeutel. :scratch.:

    Vor Kurzem hatte ich ein Gespräch mit jemandem, das mich einigermaßen sprachlos gemacht hat. Wir haben uns über Organspendeausweise unterhalten und dann kam die Aussage: "Nein, das hab ich nicht. Ich kann meine Organe doch nicht spenden, ich will nicht sterben." Das war eine ernst gemeinte Aussage, die ich mit den Fakten nicht entkräften konnte. Diese Angst saß derart fest, dass meine Erklärungsversuche gar nicht richtig angekommen sind. :shock:
  • MangiferaMangifera

    192

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Ich glaube, diese Angst ist bei vielen ganz fest verwurzelt dass die Ärzte quasi nur darauf lauern einen auszuschlachten und sich, wenn sie wissen, man ist Organspender, nicht mehr darum kümmern dass man die beste medizinische Versorgung bekommt sondern einen lieber krepieren lassen.
    Dabei ist, soweit ich das beurteilen kann, kein Gedanke ferner als der dass man Organe gewinnt wenn der Patient stirbt.
  • bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Was?? Das kann man ja kaum glauben, Es gibt doch genug Informationellen dazu.
  • EinhornEinhorn

    3,873

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Mein Mann und ich haben Organspendeausweise. Er schon seit einigen Jahren, ich noch nicht so lange. War abgeschreckt von den Skandalen und hatte immer hin und her überlegt.
  • bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Und wie ist Eure Einstellung zur DKMS? Knochenmark spenden?
  • maxi37maxi37

    5,192

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    das würd ich sofort machen, wenn ich dürfte. aber auf Grund einer chronischen Erkrankung darf ich mich nicht typisieren. lassen. Aber durch Spenden, das zum Beispiel eine Typisierung bezahlt wird, helfe ich eben an anderer Stelle.
  • EinhornEinhorn

    3,873

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Auf der DKMS Datei sind wir auch registriert.
  • JoellaJoella

    2,666

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Wir ebenfalls.
  • NaseweisNaseweis

    5,435

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Ganz ehrlich, ich habe auch Angst und kann mir sowas gerade gar nicht vorstellen. Denn wenn man spendet ist man noch nicht tot.
    Mal angenommen Ich würde Organe meiner Kinder spenden, würde aber wissen es lebt noch und stirbt dann jetzt beim entnehmen der Organe. Ich weiß nicht. Mir dreht es den Magen um . Das wissen ich bin in diesem Moment nicht bei meinem Kind. Oder auch ich für mich....Ich weiß es nicht. Finde das tatsächlich ganz schwierig. ...
    Vielleicht bin ich auch falsch informiert, aber mir macht es angst.
  • EinhornEinhorn

    3,873

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Man ist Hirntot, nur die Maschinen halten Einen am "Leben".
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