Kindern fällt es oft schwer, Werbung als solche zu erkennen – besonders im Internet. Online sind vor allem bei Instagram und YouTube Werbeformate entstanden, die selbst für Erwachsene nicht immer erkennbar sind. SCHAU HIN!, der Medienratgeber für Familien, empfiehlt, Kindern Werbeformen zu erklären und sie zu werbefreien Seiten und Apps zu führen.
Erfolgreiche Social-Media-Stars mit vielen Fans bei Facebook, Instagram und Youtube bekommen häufig Produkte, Reisen und anderes geschenkt (oder auf Nachfrage bereitgestellt), um diese dann auf ihren Profilen zu zeigen. Das soll die oft jungen Zuschauer zum Kauf animieren – deswegen werden diese modernen Promis auch „Influencer“ genannt. „Wenn Kinder und Jugendliche sehen, dass ihre Idole ein Shampoo anpreisen oder bestimmte Kleidung tragen, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass sie die gleichen Produkte haben wollen, weil sie davon ausgehen, dass es sich um echte Vorlieben ihrer Stars handelt“, sagt Iren Schulz, SCHAU HIN!-Mediencoach. Firmen bezahlen entsprechend, je nach Zahl der Follower und Reichweite, hohe Summen, damit sie in Videos und Posts der Influencer auftauchen.
Besonders Kinder im Vor- und Grundschulalter können noch nicht sicher zwischen redaktionellen und werblichen Inhalten unterscheiden. Erst mit zunehmender Erfahrungen und fortschreitendem Alter werden die Erkennungsmerkmale für Werbung, wie klare Kennzeichnung oder Platzierung, erlernt. Das Erkennen von Werbung geht aber nicht zwangsläufig mit einem Verständnis für die Intention einher. Zwar ist das Wort Werbung oftmals bekannt, gerade für junge Kinder sind die ökonomischen Hintergründe und Motive noch nicht ersichtlich. „Deshalb empfehlen wir Eltern, sich ausreichend Zeit zu nehmen, um diese komplexen Prinzipen zu erklären“, so Schulz. Auch ältere Kinder brauchen noch Unterstützung, wenn es um die Werbestrategien ihrer Online-Stars geht.
Drei wichtige Tipps für Eltern: Erklären: Früh über verschiedene Werbeformen wie Produktplatzierungen, Banner, Pop-Ups und Gewinnspiele und über dahinterstehende wirtschaftliche Absichten sprechen. Tipps dazu gibt es auch beim Internet-ABC. Begleiten: Gemeinsam mit den Surfanfängern ein eigenes Nutzerkonto einrichten, Sicherheitseinstellungen aktivieren und altersgemäße, möglichst werbefreie Kinderseiten und -Apps zeigen. Regeln vereinbaren: Mit dem Kind besprechen, welche Seiten und Apps es nutzen kann und deutlich machen, dass es sich bei Problemen immer an die Eltern wenden kann, z.B. wenn es über Werbung auf eine ungeeignete Seite gelangt ist.
„Einfach machen“ dürfen Influencer und Werbetreibende übrigens nicht. Jahrelang wurde diskutiert, inwiefern Schleichwerbung kenntlich gemacht werden muss. Influencer müssen bezahlte Produktplatzierungen inzwischen kennzeichnen, oft geschieht das durch den Hinweis „Ad“ oder „Sponsored Post“. „Die Kennzeichnungen sind aber nicht unbedingt auffällig, sie werden auch von Erwachsenen schnell übersehen“, sagt Schulz. Dass Kinder und Jugendliche mit Influencer-Marketing in Berührung kommen, ist wahrscheinlich: 88 Prozent der Jugendlichen nutzen YouTube mindestens mehrmals pro Woche, 63 Prozent täglich (JIM-Studie 2017). 55 Prozent aller Kinder sehen zumindest selten Videos im Internet an – bei den Jüngsten sind es 29 Prozent, bei den Ältesten bereits 82 Prozent (KIM-Studie 2016).
Quelle: Pressemeldung der Initiative „SCHAU HIN! Was Dein Kind mit Medien macht.“ vom 30.1.2018