Hallo!
Da ich in Spanien lebe und Marlies mich darum gebeten hatte, schreieb ich euch kurz auf, wie hier unser Vorbereitungskurs abläuft.
Also, ich lebe in einem Madrider Vorort von ca. 40.000 Einwohnern. Wir haben ein Gesundheitszentrum mit 2 Hebammen (eine morgens und die andere nachmittags). Meine Hebamme, Lola, macht den Vorbereitungskurs. Es gibt 3 Kursgruppen, eine morgens, eine nachmittags und eine abends, die jedoch schon voll war. In einer Gruppe sind höchstens 18 Frauen. Ich bin in der Nachmittagsgruppe. Wir haben jeden Montag von 16-18 Uhr, insgesamt 10 Montage.
Gestern war der erste Tag. Wir waren 10 Frauen, davon kamen 4 mit ihren Partnern.
Erst stellten wir uns alle vor und sagten, was wir von diesem Kurs erwarten.
Lola hat uns dann einen sogenannten Studentenplan für die nächsten 9 Montage vorgestellt. Gestern haben wir über unsere Ängste gesprochen, haben Atemübungen gelernt, die wir bei den Wehen dann anwenden sollen. Wir haben auch Gymnastikübungen gemacht, die wir jeden Tag etwa 15 Minuten zu Hause machen sollten. In den nächsten Wochen werden wir über männliche und weibliche Geschlechtsorgane reden, einen Film ansehen über eine Geburt von einer englischen Frau, einen Film über „Das Wunder des Lebens“ (ein sehr guter Film, den ich bereits kenne). Hier wird von der Befruchtung bis zur Geburt der gesamte Ablauf dokumentiert. Man hatte einer Frau eine Minikamera in die Gebärmutter eingebaut, die den Prozess also gefilmt hat. Ist sehr interessant.
Weiterhin werden wir im Kurs über die Geburt selbst reden. Über die Rückenmarkspritze zum Beispiel. Gestern sagten bereits 3 Frauen, dass sie auf jeden Fall diese Spritze haben möchten. Ich bin eigentlich nicht so dafür. Ebenso werden wir über evt. Komplikationen reden und wie der Frauenarzt dann handeln kann. Die Geburt selbst verläuft hier in Spanien im Krankenhaus immer auf diesem Gynäkologenstuhl. Leider gibt es noch keine Alternative dazu.
Ach ja, was mein Freund sehr wichtig fand: Wir haben eine kleine Puppe im Kurs, Manolito (ha ha), an der lernen wir dann Windel wechseln usw. Von den 4 Männern, die anwesend waren, haben 3 (mein Freund eingeschlossen) noch nie Windeln gewechselt und auch noch nie ein Baby gehalten. Das wäre also auch ein Punkt.
Interessant waren dann auch viele praktische Erfahrungen der Hebamme, die sie uns schilderte, aus anderen Gruppen oder von Geburten, bei denen sie geholfen hatte usw. Das lockerte auch alles ein wenig.
Wahrscheinlich habe ich vieles auch vergessen. Falls ihr interessiert seid, schreibe ich halt jeden Montag auf, was wir so gemacht haben.
Ein Vergleich zu Deutschland fände ich ganz interessant. Vielleicht hat jemand ja Lust, zu schreiben, wie der Kurs bei euch so abläuft.
Ciao
Kadu
Kommentare
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Es waren 8 Kursabende à 2 Stunden.
Jeder Kurs begann eigentlich mit 30-45 Min "klönen" und das war auch der wichtigste Teil für mich ;-) Jede hat ihre Wehwechen geschildert und Fragen gestellt und die Hebamme (oder andere Kursteilnehmerinnen) haben geantwortet. Jede Lektion wurde mit Entspannungs- oder Lockerungsübungen beendet.
Dann hatten wir Themen wie:
1. Was verändert sich in der Schwangerschaft? Wie kann ich meinen Körper unterstützen? --> Schwangerschaftstee wurde empfohlen, einige Übungen gezeigt
2. Wie geht eine Geburt vor sich, was passiert da im Körper? Mit einer Puppe wurde die Geburt durch ein Skelettbecken vorgezeigt und erklärt, was gerade im Kind und in der Mutter vorgeht.
3. Geburt: Wie kann ich den Körper vorbereiten? Dammmassage, Heublumenbad etc wurde vorgestellt. Welche Schmerzmittel gibt es unter der Geburt?
4. Besichtigung vom Kreisssaal, Vorstellen diverser Geräte, Erklären wie eine Wassergeburt vor sich geht etc..
5. Partnerabend: Wie kann einem der Partner unterstützen. Üben von "Wehen veratmen"
6. Problemgeburten: Glocken- und Zangengeburten, Kaiserschnittgeburt
7. Wochenbett. Was passiert da mit dem Körper? Welche Mittelchen können helfen? Wochenbettdepression etc.
8. Stillen Was sind die Vorteile / Nachteile. Was wenn Stillen nicht klappt. Fragen ums Stillen wurden beantwortet - die Hebamme hat auch von ihrer Erfahrung mit 3 Stillkindern erzählt.
Das waren ungefähr die Themen und ich persönlich war froh, dass wir nicht Hächeln über alle Massen geübt hatten (so wie man das immer wieder in Filmen sieht ;-) ) sondern, dass sehr viele Eventualitäten angesprochen wurden.
Zu der PDA: Ein Spruch unserer Hebamme ist mir geblieben, da er sich bewahrheitet hat: "Seid auf alle Überraschungen vorbereitet, keine Geburt verläuft so, wie man sich das vorgestellt hat. Frauen, die unbedingt Wassergeburten wollten, wollten um keinen Preis ins Becken, als es so weit war. Und so geht das mit allem, nehmt es wie es kommt."
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Danke für deine Schilderung.
Es ist immer interessant zu sehen, wie Länder wie Deutschland oder Schweiz immer wieder auch natürliche Methoden einbauen, was hier leider viel zu kurz kommt. Wir haben weder über Tees noch Salben noch ähnlichem gesprochen. Als wir über die Geburtsschmerzen sprachen, sagte ich, dass es Methoden gäbe, diese Schmerzen zu überwinden, wie zum Beispiel eine gute Vorbereitung mit Tees usw. Daraufhin meinte auch die Hebamme, dass wir im Kurs Atemübungen und Entspannungsübungen lernen würden, die uns dabei helfen sollten.
Sie erwähnte auch den Dammschnitt, der hier allgemein praktiziert wird. Ich fragte dann auch, ob es denn immer nötig sei, denn vielleicht gäbe es ja natürliche Mitteln, um dies zu verhindern. Daraufhin sagte sie lächelnd, dass sie mit einer deutschen Kollegin in Verbindung stehe, die ihr von irgendwelchen Scheidenwickeln mit Kaffeeresten berichtet habe. (Ich hatte das nicht ganz verstanden). Und dann meinte sie aber, dass diese deutsche Kollegin aber leider nicht nähen könne.
Also ich meinerseits versuche immer, mich auch über natürliche Methoden zu informieren, damit ich dann eine Alternative habe. Aber wer weiss, vielleicht werde ich dann doch so panisch, dass ich nach einer Spritze schreie, was ich aber nicht hoffe.
Deine Themenpunkte aus deinem Kurs haben wir zum Teil auch. Doch leider keinen Besuch zum Kreissaal.
Viele Grüsse
Kadu