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LAUF — Frauen haben ab Januar in Lauf erstmals die Möglichkeit, ihr Baby ambulant in einer „Geburtspraxis“ zur Welt zu bringen. An der Nürnberger Straße 18, direkt gegenüber der PZ im „Jost-Haus“, entsteht zurzeit ein „Zentrum für Geburtshilfe und Frauenheilkunde“, das ab Januar vom Gynäkologen Dr. Dieter Nathrath sowie von den beiden Hebammen Ina Rußner und Veronika Bräunig-Lemke geleitet wird.
Diese Form der unmittelbaren, auch räumlichen Zusammenarbeit von Gynäkologen und Hebammen ist für Lauf und Umgebung ein völlig neues Modell. „Das Gesundheitssystem befindet sich in einer Zeit des Umbruchs, in der es kein Kastendenken mehr gibt, sondern vielmehr Wert auf eine integrierte Versorgung gelegt wird“, meint Dieter Nathrath. Er als Arzt wisse genau, dass er sich auf Diagnosen erfahrener Hebammen hundertprozentig verlassen könne. Umgekehrt kann er künftig schnell zu Rate gezogen werden, wenn in der Hebammenpraxis ein Problem auftaucht.
Die Idee zu der Kooperation entwickelte sich mehr oder weniger zufällig im Lauf des Jahres. Da war auf der einen Seite Geschäftsmann Klaus Jost, Vorsitzender der Jost AG, in dessen Gebäudekomplex in der Nürnberger Straße nach dem Abbau der EDV-Abteilung ein ganzes Stockwerk leer stand. Ein Allgemeinarzt, ein Zahnarzt, eine Physiotherapie- sowie eine Logopädiepraxis haben sich hier bereits seit längerem niedergelassen. Für Vermieter Klaus Jost stand daher schnell fest: „Ich mache daraus ein echtes Gesundheitszentrum.“
Voller Elan machte er sich auf die Suche nach Partnern stieß dabei auf den Gynäkologen Dieter Nathrath, der seit 1980 in Lauf praktiziert und der seine bisherige Praxis in der Burggasse ohnehin räumen muss. Er wird künftig von der Frauenärztin Rita Schmiedel aus Bayreuth unterstützt. Schließlich konnte man die beiden Hebammen Veronika Bräunig-Lemke und Ina Rußner „ins Boot“ holen, die als langjährige „Beleghebammen“ im Laufer Krankenhaus bereits unzähligen Kindern auf die Welt geholfen haben. „Die Idee einer eigenen Geburtspraxis hat schon einige Zeit in meinem Hinterkopf geschlummert“, erzählt Ina Rußner.
Den letzten Ausschlag gab für sie und ihre Kollegin Veronika Bräunig-Lemke allerdings die Umstellung des Hebammensystems am Laufer Krankenhaus, wie die beiden ganz offen zugeben. Dort ist es für Frauen seit Oktober nicht mehr ohne weiteres möglich, ihre eigene Hebamme mit zur Entbindung zu bringen. Stattdessen leitet – wie etwa in Nürnberger Kliniken – im Normalfall die Hebamme die Geburt, die gerade Dienst auf der Station hat.
Im Laufer Krankenhaus war man zunächst auch nicht gerade begeistert über die ambulante Konkurrenz. „Inzwischen gibt es zwei Meinungen“, sagt Dieter Nathrath. „Wir haben in den letzten Tagen gute Gespräche mit den Krankenhaus-Verantwortlichen geführt und eine Einigung gefunden, zum Beispiel, was die Zusammenarbeit bei Notfällen angeht.“
Während Ina Rußner und Veronika Bräunig-Lemke angesichts ihrer Selbstständigkeit noch nicht wissen, ob ihre Verträge mit dem Krankenhaus weiterlaufen, bleibt Dieter Nathrath auf jeden Fall Belegarzt am Laufer Klinikum. Er stellt seinen Patientinnen völlig frei, ob sie im Krankenhaus oder ambulant entbinden möchten. Umgekehrt kann und soll das ambulante Geburtszentrum auch von Patientinnen anderer Gynäkologen und Hebammmen genutzt werden. „Ich habe da ja kein Monopol drauf“, schmunzelt Dieter Nathrath.
Grundvoraussetzung für die ambulante Entbindung ist jedoch – das betonen der Gynäkologe und die beiden Hebammen ausdrücklich – dass sich bei der Schwangeren keine medizinischen Probleme abzeichnen. „Es liegt nicht in unserem Interesse, solche Situationen heraufzubeschwören. Deshalb sind ausführliche Vorgespräche sehr wichtig.“ Steht von vornherein fest, dass ein Kaiserschnitt gemacht werden muss, bleibt ohnehin nur die Option Krankenhaus. Und was passiert, wenn es bei der Schwangeren nun doch unerwartet zu Komplikationen kommt? „Bei einer guten Vorselektion liegt die Rate der Frauen, die kurzfristig doch ins Krankenhaus müssen, bei nur fünf Prozent“, weiß Nathrath, der mit der Horrorvision von der fast verblutenden Frau aufräumt. „Meist sind das einfach Fälle, in denen die Geburt stagniert.“
Auf 380 Quadratmetern laufen zurzeit die Umbauarbeiten für Nathraths Praxis und das ambulante Geburtszentrum. Letzteres wird unter anderem über zwei Kreißsäle, eine Geburtswanne, einen Raum zur Geburtsvorbereitung sowie ein Zimmer verfügen, in dem sich die Frauen nach der Entbindung noch ein paar Stunden ausruhen können, bevor sie direkt nach Hause gehen. „Wir kalkulieren für das erste Jahr mit rund 70 und für das zweite Jahr mit etwa 100 Geburten“, schätzen Ina Rußner und Veronika Bräunig-Lemke. Das erste Baby soll bereits im Januar an der Nürnberger Straße das Licht der Welt erblicken...
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Kommentare
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uuiiiiii, maaandy!!! :knutsch01: